Spätmittelalter
Das Spätmittelalter bzw. das späte Mittelalter ist, innerhalb der europäischen Geschichtseinteilung, die letzte Epoche des Mittelalters (Großepoche). Diese Epoche folgt auf das Hochmittelalter und beginnt etwa im Jahr 1250. Auf das Spätmittelalter folgt die frühe Neuzeit ab 1492 als erste Teil-Epoche der Neuzeit (Großepoche).
Charakteristisch und typisch für das Spätmittelalter sind die Pestausbrüche ab 1347, der Hundertjährige Krieg (1337 – 1453) zwischen Frankreich und England, der Aufstieg des Osmanischen Reiches, die Kirchenspaltung von 1378 (Großes Schisma), der Untergang des Byzantinischen Reiches (1453) und der Beginn der Renaissance in Italien ab 1350. Letztere wird in einiger Literatur auch als Zwischenzeit zwischen dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit bezeichnet, obwohl es sich nicht um eine „klassische“ historische Epoche, sondern eher um eine Geistes-, Kunst- und Kulturepoche handelt.
Inhalt
- 1 Steckbrief
- 2 Wann begann das Spätmittelalter
- 3 Wann endet das Spätmittelalter
- 4 Was passierte Spätmittelalter
- 4.1 Hungersnot, Elend und Bevölkerungsrückgang
- 4.2 Judenverfolgung
- 4.3 Aufstieg der Hanse
- 4.4 Aufstieg von Familien-Dynastien
- 4.5 Templerprozesse
- 4.6 Hundertjährige Krieg
- 4.7 Umzug des Papstes nach Frankreich
- 4.8 Große Schisma
- 4.9 Johanna von Orleons
- 4.10 Aufstieg der Osmanen und Untergang von Byzanz
- 4.11 Renaissance
- 5 Was wurde im Spätmittelalter erfunden
- 6 Chronologie der Ereignisse des Spätmittelalters
Steckbrief
Name: | Spätmittelalter |
Bedeutung: | letzte historische Teilepoche des Mittelalters (Großepoche) |
Vorgänger: | Hochmittelalter |
Nachfolger: | Frühe Neuzeit |
Beginn: | etwa 1250 durch Umwälzungen im Agrarwesen (Feudalsystem) und den dadurch entstandenen ersten Katastrophen (Große Hunger 1315-17) |
Ende: | 1492 durch die Entdeckung Amerikas |
Ereignisse: | -Große Hunger (1315-17) -Schwarze Tod (1346-53) -Templerprozesse (1307-12) -Hundertjährige Krieg (1337 – 1453) -Großes Schisma (1378) -Eroberung Konstantinopels (1453) -Entdeckung Amerikas (1492) |
Wann begann das Spätmittelalter
Das Spätmittelalter begann etwa 1250 mit dem Auslaufen des Hochmittelalters. Das charakteristische Merkmal des Hochmittelalters war ein Aufblühen des Handwerks mit Zünften, die Kreuzzüge und die damit verbundene Blütezeit des Rittertums. Im Spätmittelalter folgte auf die hochmittelalterliche Blütezeit eine Phase von Hungernöten, sozialen Konflikten und Pestepidemien. Die erste größere Hungersnot ereignete sich zwischen 1315 und 1317, hatte aber weitreichende Folgen bis ins Jahr 1322.
Ursachen dieser Hungernöte lagen in der Agrarwende, welche ab etwa 1250 einsetzte. Im Zuge des Bevölkerungsanstiegs im Hochmittelalter wurde ein Wirtschaftsaufschwung erreicht, welcher dazu führte, dass eine Landflucht einsetze und die Urbanisierung in den Städten zunahm. Dadurch veränderte sich das Feudalsystem mit Frondienst und Abgabensystem nachträglich. Die gestiegenen Bevölkerungszahlen forderten zudem, dass auch ertragsarme Böden beackert wurden. Als es dann ab 1315 zu langen Wintern kam, blieben die Ernteausfälle aus. Erschwert wurde die kritische Ernährungslage durch Starkregen ab 1315 mit Überschwemmungen.
Wann endet das Spätmittelalter
Das Spätmittelalter endet durch den Übergang zur Neuzeit. Hier werden mehrere Ereignisse herangezogen, wobei die Entdeckung Amerikas (1492) das gängigste Epochenereignis ist.
- 1350/1420: Beginn der Renaissance in Italien (Florenz)
- 1453: Durch die Eroberung Konstantinopels geht das Byzantinische Reich unter. (Ein mögliches Ende des Mittelalters und Beginn der Neuzeit)
- 1492: Christoph Kolumbus entdeckt Amerika. Durch die Entdeckung der Neuen Welt verändern sich die Machtverhältnisse in Europa entscheidend und es entstehen Kolonialreiche. Auch dieses Ereignis wird als Ende des Spätmittelalters gesehen.
- 1517: Martin Luther veröffentlicht in Wittenberg seine 95 Thesen, wodurch es in Europa zu Kriegen zwischen Katholiken und Protestanten (Lutheranhänger). Der Thesenanschlag und die Reformationszeit werden ebenfalls als Ende des Mittelalters und Beginn der Frühen Neuzeit gewertet.
Was passierte Spätmittelalter
Typisch fürs Spätmittelalter sind Elend und Verderben, welche zu einem Bevölkerungsrückgang führten. Neben Epidemien, Naturkatastrophen gab es auch politische Umwälzungen, welche dazu führten, dass das Osmanische Reich als Großmacht im Mittelmeerraum aufstieg und das Byzantinische Reich als christliche Großmacht – neben dem Heiligen Römischen Reich – abstieg.
Hungersnot, Elend und Bevölkerungsrückgang
Zu Beginn des Spätmittelalters ging die mittelalterliche Warmzeit in die Kleine Eiszeit über. Es wurde dementsprechend kälter, was zu Ernteausfällen und Hungersnot führte. Beim Großen Hunger zwischen 1315 und 1317 starben in einigen Regionen mehr als 20 Prozent der Bevölkerung.
Zwischen den Jahren 1346/47 und 1353 durchrollt Europa eine Pestwelle, welche ursprünglich in China (1331) beginnt, durch Handel nach Sizilien vordringt und sich von dort ausgehend nach Norden bis nach Grönland und Island erstreckt. Allein durch die Pest sterben 25 Mio. Menschen.
Betrug die Weltbevölkerung zu Beginn des 14. Jahrhunderts noch etwa 360 bis 432 Millionen Menschen, schrumpfte die Zahl zum Ende des Jahrhunderts auf schätzungsweise 350 bis 374 Millionen.
Judenverfolgung
Aufgrund der Pest fanden im Jahr 1349 vielerorts Judenpogrome statt, da man die Juden als Brunnenvergifter bezichtigte. In Basel starben bei einem Pogrom etwa 50 Menschen, in Speyer etwa 400 Juden, in Straßburg und in Köln mehrere tausend Juden. Unter den Ermordeten waren auch Frauen und Kinder. Vielerorts wurden neben den gezielten Judentötungen auch Zwangskonvertierungen vorgenommen.
Aufstieg der Hanse
1344 wird die Hanse als Städtebund gegründet und so wurde die ursprüngliche Kaufmannshanse zur Städtehanse. Dies hatte den Vorteil, dass Konflikte zwischen einzelnen Städten überwunden wurden, was der bisherigen Kaufmannshanse viel Kraft gekostet hatte. Innerhalb der Hansestädte erlangte Lübeck eine Vormachtstellung. Zwischen 1350 und 1400 stieg die Hanse zur Großmacht im Ostseeraum auf.
Als Dänemark das schwedische Schonen eroberte und damit den Handel im Ostseeraum blockierte, kam es zwischen 1361 und 1370 zu den Hansekriegen, welche die Hanse letztlich gewann. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der Höhepunkt der Hanse erreicht.
Aufstieg von Familien-Dynastien
In Frankreich regierten die Kapetinger, welche die Merowinger und Karolinger des Frühmittelalters ablösten. Aus den Kapetingern ging das Haus Valois als Seitenlinie hervor, welche mit Philipp VI. ab 1328 ihren ersten französischen König stellten. Aber aus den Kapetingern ging auch das Haus Anjou-Plantagenêt – als weitere Seitenlinie – hervor. Diese stellten die Könige von England.
Durch die gemeinsamen Kapetinger-Wurzeln entwickelte sich in Frankreich und England ein Thronstreit, welcher in den Hundertjährigen Krieg mündete.
Eine weitere wichtige Herrscherdynastie des Spätmittelalters war das Haus Habsburg, welche 1273 erstmalig den römisch-deutschen Kaiser (Rudolf I. ) stellten. Bis dahin waren die Habsburger lediglich eine Regionalmacht mit Sitz auf der Habsburger Schlossburg.
Um das Haus Habsburg von einem Grafen- in einen Fürstenstand zu erheben, vergab Rudolf I. die Herzogtümer Österreich und Steiermark als Lehen an seine Söhne Albrecht I. und Rudolf II. Weiterhin verheiratete er seine Tochter mit Wenzel II., welcher König von Polen und Böhmen war. Durch seine Kaiserjahre wurde der Grundstein für den Aufstieg der Habsburger gelegt, welche in der Folge mehrere römisch-deutsche Könige und Kaiser stellten, sowie zum König von Spanien und Portugal aufstiegen und zu Königen in Übersee-Kolonien werden sollten.
Templerprozesse
Ab 1307 begannen die Templerprozesse in Frankreich, welche durch König Philipp IV. (genannt der Schöne) vorangetrieben wurden. Der Grund für die Verhaftung der Templer war, dass Philipp IV. den Schatz und das Vermögen des Templerorden einziehen wollte, um die riesigen Staatsausgaben zu decken. Angeklagt wurden die Tempelritter allerdings wegen Blasphemie und Häresie (Ketzerei).
Unterstützt wurde der König durch Papst Clemens V., welcher bereits vor den Prozessen versuchte, den Templerorden mit dem Johanniterorden zu vereinen.
Die Templerprozesse dauerten bis 1312 an und hatten die Auflösung des Templerordens zur Folge. Der Großmeister und seine rechte Hand wurden zwei Jahre nach Prozessende auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Hundertjährige Krieg
Der Hundertjährige Krieg war ein Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und England. Nachdem der französische König Karl IV. im Jahr 1328 starb, erlosch mit ihm die direkte Linie der Kapetinger. Auf dem französischen Thron folgte Philipp VI. – aus dem Haus Valois – einer Seitenlinie der Kapetinger.
Der englische König Edward III. – aus dem Haus Anjou-Plantagenêt (ebenfalls Kapetinger-Seitenlinie) beanspruchte den französischen Thron ebenfalls. Es kam zwischen 1337 und 1453 zum Hundertjährigen Krieg zwischen Franzosen und Engländern, in welchen sich auch andere europäische Staaten einmischten. Der Krieg endete mit einem Sieg der Franzosen.
Umzug des Papstes nach Frankreich
Aufgrund der Templerprozesse zog Papst Clemens V. im Jahr 1309 nach Frankreich um. Der Amtssitz des Papstes befand sich für die nächsten Jahrzehnte (bis 1376/77) nicht mehr in Rom, sondern in Avignon. Fortan verfolgten einige Päpste mehr französische Interessen als römisch-deutsche (Heilige Römische Reich). Insgesamt 7 Päpste residierten in Avignon, bevor Papst Gregor XI. nach Rom zurückkehrte.
Große Schisma
Ein Jahr nachdem Papst Gregor XI. nach Rom zurückkehrte, starb er. In der Folge bestimmten die Kardinäle zwei Päpste, einen für Rom und einen für Avignon. Dadurch kommt es zur Kirchenspaltung – dem Großen Abendländischen Schisma – ab 1378.
Johanna von Orleons
Eine berühmte Figur des Spätmittelalters und des Hundertjährigen Krieges ist das französische Bauernmädchen Johanna von Orleons (Jeanne d’Arc), welche angibt, göttliche Visionen zu empfangen und sich mit Gottes Hilfe gegen die englische Invasion stellt. Sie erreicht zwar das Ende der englischen Belagerung von Orleans, wird aber später auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Aufstieg der Osmanen und Untergang von Byzanz
Die Osmanen eroberten 1326 die Stadt Bursa an der Küste des Marmarameeres (Mittelmeer). Dadurch hatte ihre Seeflotte einen Zugang zu Griechenland, zum Bosporus, sämtlichen Mittelmeerinseln, Bulgarien und den Balkan. Fortan erfolgten Eroberungszüge, wodurch das Osmanische Reich zur Großmacht am Bosporus (heutige Türkei) aufstieg und das Byzantinische Reich zur Regionalmacht schrumpfte.
Am 29. Mai 1453, nach zweimonatiger Belagerung, konnten die Osmanen – unter Führung Mehmed II. – die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel erobern. Der Untergang Konstantinopels und des Byzantinischen Reiches bildet einen Wendepunkt in der Weltgeschichte. Fortan war Rom alleinige Hauptstadt der Christenwelt, der Landweg nach Asien war blockiert und das Zeitalter der europäischen Expansion begann.
Renaissance
(siehe Hauptartikel: Fragen und Antworten zur Renaissance)
Die Renaissance war eine kulturelle Blütezeit, welche im frühen 15. Jahrhundert in Florenz begann. Wegbereiter waren Gelehrte und Philosophen, welche eine neue Geisteshaltung anstrebten, die als Humanismus bezeichnet wird. Die Humanisten entwarfen ein neues Menschenbild, versuchten die Barbarei des Mittelalters zu überwinden und strebten die Wiederbelebung der Antike an.
Der Mensch stand im Mittelpunkt des Geschehens, sollte nicht länger als ein Geschöpf betrachtet werden, welches einem Gottesziel folgt und stattdessen seine geistigen Fähigkeiten vollends entfalten. In dieser Zeit entstand die klassische Geschichtseinteilung mit Antike, Mittelalter und Neuzeit. Die Wiedergeburt der Antike geschah in der Philosophie, Naturwissenschaft, Kunst und Architektur.
Was wurde im Spätmittelalter erfunden
Die bahnbrechendste Erfindung des Spätmittelalters war der Buchdruck mit beweglichen Lettern durch Johann Gutenberg. Dadurch konnte Wissen schneller verbreitet werden, weshalb der Buchdruck als eine Schlüsseltechnologie der Renaissance gesehen wird.
Weitere Erfindungen des Spätmittelalters waren Fortschritte in der Navigation, wie der Kompass, Fernrohr und Sextant. Dadurch wurde es möglich, die Weltmeere zu bereisen, um den Seeweg nach Indien zu finden. Denn im Spätmittelalter blockierten die Araber und Osmanen den alten Landweg in den Orient (Seidenstraße), weshalb die Suche nach alternativen Routen begann.
Chronologie der Ereignisse des Spätmittelalters
Datum | Ereignis |
---|---|
1249 | Abschluss der Reconquista in Portugal, wodurch sich Grenzverläufe ergeben - die heute noch Bestand haben. Portugals Grenzen sind somit die ältesten in Europa. |
1252 | Die Mameluken stürzen in Ägypten die Ayyubiden-Dynastie. |
1258 | Die Mongolen erobern Bagdad |
1261 | Die Griechen erobern Konstantinopel zurück und beenden somit das Lateinische Kaiserreich |
1270 | In Äthiopien wird durch Menelik I. die Salomonische Dynastie gegründet. Das Reich von Aksum wird zum Kaiserreich Abessinien. |
1273 | Der Habsburger Rudolf I. wird zum neuen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wodurch die Zwischenherrschaft (Interregnum) endet. |
1281 | Die Japaner wehren die Mongoleninvasion ab. Dabei geriet die Seeflotte der Mongolen in ein Sturm, welchen die Japaner als göttlicher Wind (Kamikaze) bezeichneten. Durch die Abwehr und den Sturm erliegen die Expansionsbemühungen der Mongolen im Osten. |
1282 | Bei der Schlacht auf dem Marchfeld siegt Rudolf I. (deutsche König) gegen die Böhmen (Ottokar II.). Durch den Sieg wurden Teile Österreichs erobert, wodurch Rudolf den Grundstein für die territoriale Machtentfaltung der Habsburger für die nächsten Jahrhunderte legte. |
1290 | Die Sklavendynastie in Indien endet, welche zwischen 1206 und 1290 die ersten Sultane von Delhi stellte. Begründer der Sklavendynastie war Qutb-ud-Din Aibak, welcher als türkischer Sklave einen wesentlichen Anteil an der Eroberung Nordindiens hatte, weshalb ihn der Ghuridenherrscher (Muhammad von Ghur) zu seinem Stellvertreter machte. Nach dem Tod Muhammad von Ghur wurde der ehemalige Sklave zum ersten Sultan von Delhi. |
1291 | Die Mameluken erobern Akkon, wodurch der letzte Stützpunkt im Heiligen Land an die Araber fällt. |
1299 | Osman Gazi, ein Vasall der Rum-Seldschuken, bekommt einen Herrschaftsanspruch in Bithynien (Kleinasien) zugewiesen. Dort begründet er die osmanischen Dynastie, welche nach seinem Tod (1326) rasch territorial expandieren wird. Osman Gazi gilt als Begründer des Osmanischen Reiches. |
1301 | In Ungarn erlischt das Geschlecht der Arpaden. Letzer König der Arpaden war Andreas III. Nach ihm herrschten bis 1918 stets Ausländer über die Länder der Stephanskrone. |
1309 | Der Papst verlegt seinen Amtssitz von Rom nach Avignon (Südfrankreich). Das avignonesische Papsttum dauert bis 1376/77 an. |
1309 | Der Deutschritterorden verlegt seinen Amtssitz von Venedig auf die Marienburg, welche fortan der Hauptsitz des Deutschordensstaates sein soll. |
1312 | Der französischen Königs Philipp IV. löst den Templerorden auf. Zuvor kam es zu den Templerprozessen (seit 1307). Zwei Jahre nach der Auflösung wurde der Großmeister des Ordens Jacques de Molay und Geoffroy de Charnay - ein hochrangiger Tempelritter - öffentlich hingerichtet (Scheiterhaufen). |
1314 | Mit der Wahl des Wittelsbacher Ludwig IV. von Bayern und dem Habsburger Friedrich (der Schöne genannt) wurden wieder zwei Thronfolger als deutsche Könige gewählt. Letztlich setzte sich der Wittelsbacher durch und wurde ab 1328 auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. |
1328 | In Frankreich folgt auf die Kapetinger das Haus Valois, welches eine Nebenlinie des französischen Königsgeschlechts der Kapetinger bildet. Gleichzeitig beanspruchte der englische König Eduard III. - aus dem Haus Anjou-Plantagenêt - ebenfalls den Thron - was den Hundertjährigen Krieg auslösen wird. |
1339 | Beginn des Hundertjährigen Krieges (bis 1453) zwischen dem englischen König (Haus Anjou-Plantagenêt) und dem Französischen Thronfolger (Haus Valois), In beiden Ländern wächst das Nationalbewusstsein, was die Grundlage für die spätere Nationalstaatenbildung sein wird. |
1346 | Stefan Dušan lässt sich zum ersten serbischen Kaiser krönen, wodurch das mittelalterliche Serbien zur Großmacht aufsteigt. Die Nemanjiden-Dynastie, zu welcher Stefan gehört, wird zur militärisch, politisch und kulturell dominierenden Macht des Westbalkans. |
1347 | Beginn der ersten Pestwelle, welche von Sizilien bis Norwegen zieht und in sämtlichen Ländern Europas enorme Bevölkerungsverluste bewirkt und soziale Unruhen auslöst. |
1348 | In Prag entsteht die erste Universität nördlich der Alpen |
1353 | Bern schließt sich der Eidgenossenschaft an und gehört damit zu den Acht Alten Orten der Schweiz. |
1356 | Kaiser Karl IV. erlässt die Goldene Bulle, wodurch das wahlberechtigte Kurfürstenkolleg aus sieben bevorrechtigten Königswählern besteht. |
1368 | In China wird die Mongolenherrschaft (Yuan-Dynastie) gestürzt. Der neue Kaiser wird Hóngwu, welcher die Ming-Dynastie begründet - welche bis 1644 die Herrscher im Kaiserreich China stellen wird. |
1370 | Im Frieden von Stralsund wird ein Bündnis der Hansestädte mit dem dänischen König Waldemar IV. geschlossen. Das Bündnis markiert den Höhepunkt der Macht des hansischen Städtebunds im Ostseeraum. |
1377 | Papst Gregor XI. verlegt den Amtssitz von Avignon zurück nach Rom |
1378 | Nach dem Tod von Papst Gregor XI. küren die Kardinäle zwei Päpste als Nachfolger, wobei einer in Rom bleibt und der andere nach Avignon (Südfrankreich) zurückkehren soll. Die konkurrierenden Papstansprüche führten zur zweiten Kirchenspaltung (siehe 1054, morgenländische Schisma) innerhalb der katholischen Kirche, welche als Großes Abendländisches Schisma bezeichnet wird. |
1386 | Der Vertrag von Windsor ist ein Bündnis zwischen Portugal und England, welches niemals aufgekündigt wurde und somit das älteste diplomatische Bündnis in Europa ist. Das Bündnis bestätigte den Thronanspruch der portugiesischen Herrscherdynastie (Haus Avis), welche durch Johann I. - aus dem Ritterordens von Avis heraus - im Jahr 1385 gegründet wurde. |
1386 | Durch Heirat der polnischen Königin Hedwig und dem litauischen Großfürst Jagiello entsteht eine Personalunion zwischen dem Königreich Polen und dem Fürstentum Litauen. Diese Personalunion (Polen-Litauen) wird bis zur Teilung Polens bestehen bleiben. |
1386 | Die Habsburger scheitern in der Schlacht bei Sempach beim Versuch, die Eidgenossenschaft der Acht Orte zu unterwerfen, weshalb die Schweiz unabhängig bleibt. |
1389 | Murad I. (Osmane) stirbt bei der Schlacht auf dem Amselfeld beim Versuch die Serben zu unterwerfen. |
1393 | Die Osmanen erobern die bulgarische Hauptstadt Tarnowo (Tarnowgrad) und entthronen den letzten bulgarischen Zaren (Iwan Srazimir). |
1395 | Timur Lenk besiegt die Goldene Horde (Mongolen), begründet die Dynastie der Timuriden, welche das Timuridenreich in Zentralasien bis 1507 beherrschen. |
1402 | Timur Lenk besiegt die Osmanen bei Ankara und nimmt den Sultan gefangen. Dadurch wird der Untergang des Byzantinischen Reiches nochmals aufgeschoben. |
1410 | Der Deutschritterorden unterliegt bei der Schlacht von Tannenberg einer Militärunion von Polen und Litauen. Dadurch wird das Bündnis zwischen beiden Staaten bekräftigt. Die Schlacht bei Tannenberg gehört zur nationalen Heldengeschichte Polens und Litauens, da in der Folge Polen-Litauen zur Großmacht aufstieg und der Ordensstaat (Preußen) abstieg. |
1415 | Der römisch-deutsche König Sigismund überlässt dem Burggrafen von Nürnberg (Haus Hohenzollern) die Mark Brandenburg. Damit beginnt die Herrschaft der Hohenzoller in der Mark, in Brandenburg und dem späteren Preußen. |
1415 | Die Portugiesen erobern die Straße von Gibraltar und die Stadt Ceuta in Nordafrika. Diese Eroberung bildet den Auftakt für die portugiesischen Entdeckungsreisen im 15. Jahrhundert und der daraus resultierenden portugiesische Kolonialgeschichte. |
1415 | Die Engländer greifen Frankreich erneut an und erreichen einen bedeutenden Sieg bei der Schlacht von Azincourt. |
1420 | Durch den Vertrag von Troyes müssen die Franzosen den Herrschaftsanspruch der Engländer im Thronfolgekrieg (Hundertjährigen Krieg) anerkennen. Allerdings gibt es eine Gegenregierung durch Karl VII., welche im Süden des Landes anerkannt wird. |
1429 | Das Bauernmädchen Jean d'Arc aus Lothringen berichtet von einer göttlichen Vision zur Befreiung Frankreichs und erreicht die Aufhebung der Belagerung von Orleans durch die Engländer. |
1431 | Die Thai (Königreich Sukhothai) erobern die Hauptstadt des Khmer-Reiches (Angkor) und übernehmen in der Folge viele kulturelle Errungenschaften der Khmer. |
1437 | Kaiser Sigismund stirbt. Die Nachfolge tritt sein Schwiegersohn Albrecht II., aus dem Haus Habsburg an. Dieser wandelt die Thronfolge des römisch-deutschen Königs von einer Wahlmonarchie in eine Erbmonarchie um, wodurch die Habsburger bis 1740 an die Spitze des Reiches bleiben werden. |
1438 | Pachakutiq Yupank wird neuer Anführer der Inka. Unter ihm gelingt die größte Machtentfaltung des Inkareiches. |
1453 | Der osmanische Sultan Mehmed II. erobert Konstantinopel und stürzt die Byzantiner endgültig. Der Untergang des Byzantinischen Reiches wird in der Periodisierung der Geschichte als ein Epochenereignis gewertet, welches das Mittelalter enden ließ und die Neuzeit beginnen lässt. |
1453 | Der Hundertjährige Krieg endet mit der Kapitulation von Bordeaux. Die unterlegenen Engländer beherrschen auf dem Festland nur noch Calais. |
1454 | Der Frieden von Lodi stabilisiert die italienischen Kleinstaatenwelt (Mailand, Neapel, Florenz, Venedig, Papsttum) |
1455 | Johann Gutenberg entwickelt den Buchdruck mit beweglichen Lettern, welcher als Schlüsseltechnologie der Renaissance gilt, da fortan Textdokumente schneller gedruckt und verbreitet werden können. Die Ideen der Renaissance-Humanisten verbreiten sich von Italien ausgehend nach Norden. |
1457 | Die Polen besetzen die Marienburg, weshalb der Deutschordensstaat seinen Amtssitz nach Königsberg verlegen muss. Die Region um Königsberg wird zu späteren Zeiten als Ostpreußen bezeichnet. |
1466 | Der Deutschordensstaat muss weitere Gebiete an Polen abtreten. Das Königsberger Gebiet wird dem polnischen Königreich als Lehen unterstellt. (2. Thorner Frieden) |
1467 | Ausbruch eines Bürgerkrieges in Japan |
1468 | Der albanische Nationalheld Georg Kastriota (Skanderbeg) stirbt. Mit seinem Tod sterben auch die Bemühungen zur Befreiung des Balkans von der Türkenherrschaft der Osmanen. |
1472 | Durch einen Sieg bei der Schlacht von Alexin beendet Iwan III. die Tatarenherrschaft über Russland. |
1474 | Isabella von Kastilien und Ferdinand V. von Aragon (Ehepaar) treten gemeinsam die Regierung in Kastilien an und ebnen so den Weg für die Einigung Spaniens. |
1479 | Im Vertrag von Alcacovas stecken Portugal und Kastilien ihre Interessenkonflikte im Atlantik ab und einigen sich darauf, dass die Spanier die Kanaren bekommen und Portugal alle weiteren Entdeckungen in Afrika. |
1480 | Beim Stehen an der Ugra standen sich die Mongolen und die Russen wochenlang am am Fluss Ugra gegenüber, ohne dass es zu einer Kampfhandlung kam. Aus bisher nicht geklärten Gründen zog die Große Horde ab, was das Ende der mongolischen Herrschaft über Russland bedeutete. Durch die Ereignisse an der Ugra und dem Sieg über die Tataren (1472) begann der Aufstieg des russischen Reiches. |
1485 | In England stürzt Heinrich VII. (Haus Tudor) das Haus York und beendet die seit 1455 andauernden Rosenkriege. |
1487/88 | Der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Dias umschifft das Kap der Guten Hoffnung. |
1490 | Matthias Corvinus stirbt. Er war König von Ungarn, aber auch Wegbereiter des sich verbreitenden Humanismus in Osteuropa. |
1492 | Die Reconquista auf der Iberischen Halbinsel kommt zum Abschluss, nachdem Granada als letzte islamische Festung kapitulierte. Nach der Reconquista geben Königin Isabella von Kastilien und Ferdinand V. von Aragon die Entdeckung des Seewegs nach Indien an Christoph Kolumbus in Auftrag. |
1492 | Christoph Kolumbus landet am 12. Oktober auf Guanahani, einer Insel von San Salvador und glaubt den Seeweg nach Indien gefunden zu haben. Tatsächlich hat er Amerika und somit eine Neue Welt entdeckt. Die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus markiert das Ende des Mittelalters und den Beginn der Neuzeit. |