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Wiedergeburt der Antike


Die David-Figur von Michelangelo (entstanden zwischen 1501 und 1504 in Florenz) wählt den Kampf zwischen David gegen Goliath als antikes Motiv, Bildquelle: Nina_Hartwood/shutterstock.com

Die David-Figur von Michelangelo (entstanden zwischen 1501 und 1504 in Florenz) wählt den Kampf zwischen David gegen Goliath als antikes Motiv, Bildquelle: Nina_Hartwood/shutterstock.com


Als Wiedergeburt der Antike wird die Zeit der Renaissance beschrieben, welche im 14. Jahrhundert in Südeuropa (Italien) begann. Als Wegbereiter der antiken Wiederentdeckung werden die italienischen Philosophen Dante Alighieri (1265 – 1321), Giovanni Boccaccio (1313 – 1375) und Francesco Petrarca (1304 – 1374) genannt.

Steckbrief

Name:Renaissance (französisch: = Wiedergeburt)
Ab wann:etwa 1420
Auslöser:Entwicklung der Linearperspektive
Merkmale:Selbstporträt (Entdeckung des Selbstbewusstseins), Skulpturen nach antikem Vorbild und mit antiken Motiven, Architektur des römisch-antiken Vitruv wird zur Vorlage von Bauwerken der Hochrenaissance, Malerei mit antiken Motiven

Was bedeutet Wiedergeburt der Antike

Die italienische Renaissancezeit wurde von den oben genannten Humanisten geprägt, welche in der Antike eine vergangene Epoche voller geistiger Errungenschaften sahen. Diese sollte durch den Humanismus wiederentdeckt und wiederbelebt werden.

Der Humanismus war eine Geisteshaltung und ein Weltbild – welches den Menschen in den Mittelpunkt stellte. Das neue Menschenbild stand klar zum Gegensatz des Mittelalters, in welchem der Mensch lediglich ein Geschöpf Gottes war und einem übergeordneten Gottesziel diente.

Im humanistischen Weltbild konnte die Menschheit entscheiden, wie und wodurch das Individuum seine Fähigkeiten optimal entfalten sollte. Und der Auftrag der Humanisten war die optimale Entfaltung sämtlicher Fähigkeiten des Menschen, insbesondere die geistigen Fähigkeiten.

Sowohl Antike, Mittelalter, Neuzeit und Renaissance sind Begriffe, welche die Humanisten des 14. und 15. Jahrhunderts erstmalig verwendeten. Auch die Geschichtseinteilung, wie wir sie heute kennen, wurde in dieser Zeit erstmalig festgelegt. Die Zeit der Frührenaissance wird daher auch als Renaissance-Humanismus bezeichnet.

Warum sollte die Antike wiedergeboren werden

Die Humanisten begriffen das zurückliegenden Jahrtausend als eine Zeit der Barbarei. Mit dem Untergang des Weströmischen Reiches (476 n.Chr.) zerfiel, laut Humanisten, auch die geistige Schaffenskraft des Menschen.

Laut den Humanisten sollten sämtliche Errungenschaften des Römischen Reiches und des antiken Griechenlands wiedererweckt und weiterentwickelt werden. Diese Errungenschaften betrafen vor allem die Architektur, die Philosophie und Naturwissenschaft, aber auch die schönen Künste.

Selbst der gotische Baustil des Mittelalters wurde von Renaissance-Künstlern als barbarisch oder als zu deutsch („maniera tedesca“) bezeichnet. Durch die Kunst der Antike wurde die „maniera buona“ (der gute Stil) wiedergeboren.

Gemälde von Raffael in den Vatikanischen Museen, Italien. Berühmtes Wandfresko Schule von Athen (entstanden 1510 bis 1511), Philosophen Aristoteles und Platon in der Mitte, Bildnachweis: Viacheslav Lopatin / Shutterstock.com

Gemälde von Raffael in den Vatikanischen Museen, Italien. Berühmtes Wandfresko Schule von Athen (entstanden 1510 bis 1511), Philosophen Aristoteles und Platon in der Mitte, Bildnachweis: Viacheslav Lopatin / Shutterstock.com

Wie geschah die Wiedergeburt der Antike

Etwa um 1420 wurde in Florenz die Linearperspektive entwickelt, welche zum entscheidenden Bruch mit der künstlerischen Tradition des Mittelalters führte. Fortan konnte ein dreidimensionales Gemälde auf flachem Untergrund gezeichnet werden. Die Stadt Florenz diente dabei als Motiv. So wurde die Stadt zum Motiv, zur Wiege der Renaissance und zum Zentrum der Renaissance-Kunst.

Dass Florenz zur Kulturhauptstadt Europas aufstieg, lag auch daran, dass die Stadt die Heimat von Dante Alighieri und Giovanni Boccaccio war. Diese waren einflussreiche Philosophen und gelten als Begründer des Renaissance-Humanismus.

Giovanni Boccaccio kam nach Florenz, um dort eine Kaufmannslehre zu absolvieren und Dante Alighieri war florentinischer Herkunft. Dass Florenz bereits eine einflussreiche Kaufmannsgilde besaß, zu welcher Boccaccio dazugehören wollte, lag an den Medici. Diese Familie erlebte ihren Aufstieg durch Giovanni de Medici (1360 – 1429), welcher zum Bankier des Gegenpapstes Johannes XXIII. (Amtszeit 1410 bis 1415) wurde. Mit dem Aufstieg der Medici stieg auch Florenz zur Wirtschaftsmetropole auf und zog willige Kaufleute, wie Giovanni Boccaccio, an.

Wie äußerte sich die Wiedergeburt der Antike

Die Renaissance-Humanisten forderten eine Rückbesinnung auf die Antike, welche im Schlagwort „Ad fontes“ (deutsch: zu den Quellen) zusammengefasst wurde. Man wollte sich auf die griechischen und lateinischen Texte zurückbesinnen. Dadurch wurde Latein (antike Rom) und Griechisch (antike Griechenland) zur Bildungssprache erhoben. Diese Bildungssprache ist heute noch in der Medizin, Anatomie und sämtlichen Naturwissenschaften erhalten.

Dadurch, dass im Mittelmeerraum (insbesondere Italien) noch zahlreiche Bauwerke der Antike erhalten waren und sind, blickte die nordeuropäische Kulturwelt fortan nach Süden. Die geistigen und herrschenden Eliten unternahmen Italienreisen, um diese Bauwerke zu bestaunen. Die Wiedergeburt der Antike war demnach auch eine Wiedergeburt des antiken römischen Baustils und der römischen Kunstwelt. Die Kunstinteressierten nahmen die Eindrücke mit zurück in ihre Heimatländer und verbreiteten dort dieses Wissen und neue Weltbild.

Fortan wurden Skulpturen erschaffen, welche die griechisch-römische Götterwelt thematisierten. Gemälde enthielten antike Motive und Symbolik (Reitstandbilder) und die Idealstadt (La città ideale) entwickelte sich zum Lieblingsthema vieler Renaissance-Theoretiker.