Staat (Geschichte)
Die Geschichte des Staates bzw. der ersten Staatsentstehung reicht bis in die Urgeschichte zurück. So entstanden die ersten Staaten im vierten Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien (Uruk) und in Ägypten (Naqada).
Zwar wird das Indus-Tal ebenfalls als eine Wiege der Zivilisation genannt, doch die ersten Staaten der Indus-Kultur entstanden erst im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr..
Inhalt
Was ist ein Staat
Ein Staat ist ein Zentrum von politischer Macht. Im heutigen Kontext wird Staat als Gewaltmonopol verstanden. Demnach können staatliche Institutionen Gesetze beschließen (Legislative), gesetzliche Bestimmungen durchsetzen (Exekutive) und deren Einhaltung überwachen (Judikative). In der klassischen Staatstheorie wird diese Gewaltenteilung als ein Merkmal eines Staates betrachtet.
Weitere Merkmale eines jeden Staates sind das Staatsvolk, das Staatsterritorium und die Staatsregierung, wobei letzteres ein Teil der Exekutive (ausführende Gewalt) ist.
Da die Nationalstaaten, welche wir heute haben, erst im 19. Jahrhundert gegründet worden – gab es in früheren Staaten kein einheitliches oder homogenes Nationalvolk. Stattdessen waren die meisten Staaten sogenannte Vielvölkerstaaten. Historisch werden diese als Reiche bezeichnet.
Zwar gab es in den meisten historischen Reichen kein homogenes Volk mit gleicher Sprache, Kultur oder anderen Identitätsmerkmale -aber dennoch einen einheitlichen Staatsapparat. Demnach lässt sich Staat, im historischen Sinn, als ein Verwaltungsapparat verstehen. Dieser Verwaltungsapparat herrschte über ein bestimmtes Gebiet (Staatsterritorium) und an dessen Spitze stand eine gewisse Herrschaftsstruktur (König, Kaiser, Fürst).
Damit ein Staat funktionierte, mussten alle Einwohner daran glauben – dass dieses System sinnvoll ist. Glaubt ein Großteil der Bewohner nicht an die Sinnhaftigkeit ihres Staates und des Verwaltungsapparates, kommt es zu Konflikten. Diese können sich in sozialen Unruhen, Revolutionen und Bürgerkriegen äußern.
Weshalb wurden Staaten gegründet
Den Großteil der Geschichte lebten Menschen als Jäger und Sammler in Stämmen. Und diese Stämme waren isoliert voneinander. Und so ein Stamm konnte eine bestimmte Größenordnung nicht übersteigen.
Man geht davon aus, dass in so einem Stamm etwa 150 Menschen zusammenleben konnten, ohne dass größere Probleme entstehen sollten. Jeder kannte den anderen und konnte die zwischenmenschlichen Beziehungen seiner Stammesgenossen einordnen. Um sich in einer Stammesgesellschaft zurechtzufinden, musste jedes Mitglied wissen – wie Mitglied A zu Mitglied B steht, wer mit wem ein Kind hat usw.
Doch diese zwischenmenschlichen Verflechtungen haben eine Obergrenze. Denn irgendwann kann man sich nicht mehr jeden Angehörigen und dessen Beziehungen zu anderen Menschen merken. Dennoch muss man in so einer Stammesgesellschaft mit jedem Mitglied zusammenarbeiten können. Man muss sich aufeinander verlassen können, nicht im falschen Bett landen oder einen Streit mit einem einflussreichen Mitglied beginnen.
Und weil die Leistung des menschlichen Gehirns begrenzt ist, funktioniert eine Gesellschaft ab einer gewissen Bevölkerungsanzahl nicht mehr. Dann wird sich, ganz von allein, eine Anzahl von Mitgliedern ausgliedern und einen neuen Stamm gründen. So ist es im Tierreich, wo die Rudelgröße ebenfalls mit den kognitiven Fähigkeiten der Individuen verknüpft ist und so ist es auch in der Menschheitsgeschichte gewesen.
Soziologen und Psychologen beschreiben die zwischenmenschlichen Verflechtungen als soziale Bindung. Und je mehr Bindungen ein Mensch eingeht, desto schwächer werden die sozialen Bindungen zu jedem einzelnen Individuum seiner Gruppe. Und bei 150 Leuten sind die sozialen Bindungen so schwach, dass sich einige Gruppenmitglieder loslösen.
Ein Staat versucht nun, diese Obergrenze zu überschreiten. Dies gelingt nur, wenn Regeln aufgestellt werden, an welche sich alle Mitglieder halten. Die Aufgabe des Staates ist es dann, einen Verwaltungsapparat zu installieren, welcher die Einhaltung der Regeln überwacht. Nur dadurch wird ein friedvolles Miteinander garantiert, welches jenseits der 150er-Marke möglich ist.
Warum, Wie und wann entstanden Staaten
In der Steinzeit gab es die unterschiedlichsten Kulturen. Jedes Tal wurde von Menschen bewohnt, welche ihre eigene Kultur hatten. Sie sprachen eine eigene Sprache, welche die Nachbarn im anderen Tal nicht kannten.
Und auch ihre Religion und ihr ganzes Glaubenssystem unterschied sich stark von dem benachbarter Stämme. Demnach folgten sie auch anderen Praktiken, hatten andere Sitten, Bräuchen und dachten anders. Ihr ganzes Wertesystem unterschied sich. Sie hatten andere Ängste und Sorgen, verehrten verschiedene Flussgeister und sonstige Schutzpatrone.
Hatte ein Stamm bspw. eine kollektive Angst vor Bären, kann dies etwa 100 km weiter ganz anders gewesen sein. Dort könnte wohlmöglich ein Braunbär als Schutzpatron verehrt worden sein. Dass es diese Unterschiede in der Weltanschauung gab, lag daran – dass sich im Tal A ganz andere Geschichten über Bären erzählt worden, als im Tal B. Und so gab es unterschiedliche Glaubenssysteme und davon abgeleitet auch unterschiedliche Regeln und Ordnungsprinzipien.
Die Welt funktionierte in den Stammesgesellschaften wunderbar. Doch dann geschah während der Mittelsteinzeit etwas Außergewöhnliches. Einzelne Menschen begannen damit, nicht mehr mit der Erde zu leben, sondern auf ihr. Diese Menschen erkannten, dass man Pflanzen nicht sammeln muss, sondern auch anbauen kann. Und sie erkannten, dass man Tiere nicht jagen muss, sondern als Vorrat halten kann.
Die Gesellschaft von Naturmenschen, welche etwa 2,5 Mio. Jahre lang überdauerte, war allmählich vorbei. Die Menschheit entwickelte sich zu Kulturmenschen, welche Tiere und Pflanzen züchten. Demnach wurde der Mensch, welcher bis dahin lediglich Naturgüter konsumiert hatte, zum Produzenten von Nahrung.
Staatsentstehung als Folge der Neolithischen Revolution
In der Geschichte wird der Übergang vom Jäger und Sammler zu Ackerbau und Viehzucht als neolithische Revolution bezeichnet. Das Adjektiv neolithisch bedeutet übersetzt: jungsteinzeitlich. Denn die neolithische Wende geschah zu Beginn und während der Jungsteinzeit.
Jene Wende begann zuerst im Nahen Osten und der Levante, weil dort die besseren Klimabedingungen herrschten. Dieses Gebiet wird von Historikern als fruchtbarer Halbmond bezeichnet, bezieht den Nahen Osten, Ägypten und auch Mesopotamien mit ein.
Durch Ackerbau und Viehzucht gelang es den Bauern auf dem Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes, diverse Nahrungsüberschüsse zu produzieren. Dies hatte zur Folge, dass es zu einem massiven Bevölkerungswachstum kam. Und ein paar Jahrhunderte später hatte sich die Bevölkerung verdoppelt.
Doch die neolithischen Ackerbauern mussten sich weiterhin versorgen. Gleichzeitig wurde Ackerfläche knapp, da die Bevölkerung angestiegen war. Somit waren die Ackerbauern im Nahen Osten gezwungen, neue Ländereien zu erschließen.
Und so wanderten die jungsteinzeitlichen Bauern vom Mittelmeerraum nach Norden. Dort trafen sie auf Stämme von Jägern und Sammler, welche sicherlich nicht bereitwaren, ihr Jagdgebiet aufzugeben.
Aber so ähnlich, wie bei den Indianern in Amerika, waren die Ackerbauern – aufgrund der Nahrungsüberschüsse – längst in der Überzahl. Und so konnten sie die steinzeitlichen Jäger und Sammler verdrängen oder einfach töten.
Die Kultur der Landwirtschaft breitete sich in den nächsten Jahrtausenden über Europa, Asien und Nordafrika aus. Irgendwann erkannte man, dass die Bevölkerungszahl in dieser Gesellschaft extrem groß ist und das Miteinander nicht einfach funktioniert.
Um die Komplexität einer stetig wachsenden Bevölkerungszahl zu überwinden, mussten Institutionen erschaffen werden – welche das Miteinander regeln. Und so entstanden, während der Bronzezeit, die ersten Staaten in Mesopotamien und Ägypten. Jene Staaten werden, in der Geschichtswissenschaft, auch als Hochkulturen oder als erste Zivilisationen bezeichnet.
Welche Gesellschaftssysteme gab es vor dem Staat
Eine Gesellschaft ohne politisches Klassensystem und ohne institutionalisierter Regierung wird als Anarchismus bezeichnet. Die Anarchie ist der Zustand einer solchen herrschaftslosen Gesellschaft. So eine Gesellschaftsordnung wird als segmentär bezeichnet. Das bedeutet, dass es keine zentralen politischen Institutionen gibt. Stattdessen wird so eine Gesellschaft von gleichrangigen Gruppen (Clans) geleitet. Eine politische Kaste, Klassen, Stände oder Schichten existieren nicht.
In der Altsteinzeit (Jäger und Sammler) war der Anarchismus wohlmöglich die gängige Form des Miteinanders. Als dann, im Zuge der neolithischen Revolution der Besitz entstand, bildeten sich Häuptlingsherrschaften.
Die Häuptlinge wurden ernannt, weil sie besonders großes Ansehen innerhalb des Stammes genossen. Dieses Ansehen kann bereits über Besitztümer erworben worden sein, aber auch durch kluges Handeln oder weise Voraussicht. In einer Gemeinschaft wählt man instinktiv den zum Anführer, bei dem man glaubt, dass dessen Führung das eigene Überleben erhöht.
Würden staatliche Strukturen heute wegfallen, würden sich die Menschen wieder in Clans zusammenfinden. Der Chef des Clans wäre dann derjenige, bei dem die meisten Clanmitglieder glauben, dass ihr eigenes Überleben durch diese Person am besten gesichert wäre. Demnach würde ein heutiger Häuptling für ausreichend Nahrung sorgen, Störenfriede – welche das Überleben der Gruppe gefährden – verbannen. Und der Häuptling würde die Gruppe vor anderen Clans beschützen können.
Im Zuge von weiteren Bevölkerungsanstiegen und der damit verbundenen Expansion (Ackerflächen) wurde das vorstaatliche Häuptlingssystem irgendwann durch ein System mit Institutionen und Verwaltungsapparat ersetzt.
Was war der erste Staat der Geschichte
Die ersten Staaten der Welt entstanden in Mesopotamien, in Ägypten, in China und in Südamerika.
Region Sumer in Mesopotamien
Mesopotamiens Staaten waren Stadtstaaten und entstanden zuerst im Süden des Zweistromlandes. Diese Region wird in der Geschichtswissenschaft als Sumer bezeichnet. Die Ethnie, welche in Sumer lebte, werden als Sumerer bezeichnet. Und diese Sumerer gelten als Erfinder der Schrift (Keilschrift), des Geldes (Gerstengeld) und eines funktionierenden Staatsapparates.
Sowohl Geld als auch Schrift sind Speichermedien für Informationen. So kann man in Schriftzeichen diverse Informationen haltbar und somit speicherbar machen. Genau auf die gleiche Weise funktioniert Geld. Denn auch Geld speichert Vermögenswerte, Handelsprozesse und auch Schuldenwerte. Mittels der Haltbarmachung von Informationen konnten die Sumerer einen Staats- und Verwaltungsapparat aufziehen.
Parallel dazu entwickelten die Sumerer eine Mathematik. Dadurch wurde Buchhaltung möglich, was unabkömmlich für die Verwaltung der sumerischen Staat war.
Als erste Stadtstaaten in Sumer werden Uruk, Ur, Kisch, Lagasch, Eridu und Nippur genannt. Diese entstanden im 4. Jahrtausend v. Chr..
In der klassischen Geschichtseinteilung entspricht dieser Zeitraum der frühen Bronzezeit. Im Verständnis der sumerischen Staatenwelt gilt der Stadtstaat Uruk als eine Hegemonialmacht, welcher politische Macht auf umliegende Stadtstaaten in Sumer ausübte.
Aufgrund dieser Führungsrolle wird Uruk oftmals auch als eigenes Reich betitelt. Folgt man diesem Gedanken wird Uruk als erster souveräner Staat der Welt genannt. Von Historikern wurde allerdings angeführt, dass Eridu der älteste Stadtstaat in der sumerischen Staatenwelt ist. Denn die Tempelanlagen von Eridu entstanden im 6. Jahrtausend v. Chr. und die Uruk-Zeit begann erst etwa 3.500 v.Chr.
Naqada in Oberägypten
Als zweite Wiege der Zivilisation wird Ägypten genannt. Die Geschichte Ägyptens reicht ähnlich lange zurück, wie die der Sumerer. Auch in Ägypten wurde die Schrift (Hieroglyphenschrift) parallel zur sumerischen Keilschrift erfunden. Da das Alte Ägypten über 4000 Jahre existierte, unterteilt die moderne Forschung dessen Geschichte in Reiche.
Anders als im üblichen Kontext entspricht der ägyptische Reichsbegriff eher einem Zeitraum und keinem Territorium. Immer dann, wenn die Königsmacht in Ober- und Unterägypten gleichermaßen bestand, wird der Reichsbegriff verwendet. So gab es das Alte Reich, das Mittlere Reich und das Neue Reich. Die Zeit, als Ober- und Unterägypten geteilt waren, wird als Zwischenzeit bezeichnet.
Die erste Reichseinigung geschah etwa 2700 v.Chr.. Dadurch wurde das Alte Reich begründet. In der Zeit davor existierten allerdings schon Staaten, welche als Stadtstaaten souverän regiert wurden. Diese Zeit wird als Prädynastik (vor den eigentlichen Dynastien) bezeichnet. Und etwa zeitgleich zur mesopotamischen Bronzezeit entwickelte sich in Oberägypten die Naqada-Kultur.
Auch die Naqada erfanden ein Schriftsystem (Hieroglyphenschrift), etwa zeitgleich zur sumerischen Keilschrift. Auch hier diente die Schrift als Speichermedium, um einen Verwaltungsapparat aufzuziehen. Und so gründeten die Naqada im 5. Jahrtausend v. Chr. acht Proto-Staaten.
Zentren waren Abadijeh, Naqada, Edfu oder Inerty. Das religiöse und wohlmöglich auch das politische Zentrum war Nechen (griechisch: Hierakonpolis). Aus diesen Häuptlingstümern entstanden später die Gaue, welche in der ägyptischen Geschichte als Verwaltungsbezirke dienten.
Region Henan in China
Um 2200 v.Chr. wurde die Xia-Dynastie in China begründet. Sie gilt als erste Dynastie und Staatsform der chinesischen Geschichte. Überliefert sind 17 Könige aus 13 Generationen, wobei die Existenz der Xia-Dynastie durchaus umstritten ist.
In der chinesischen Mythologie werden sogenannte Urkaiser genannt, welche auf den Schöpfungsmythos folgen. Nach diesen Urkaisern soll Yu der Große, die Xia-Dynastie begründet haben. Er wird in der chinesischen Mythologie als Volksheld verehrt, da er ein System entwickelt hat, um die Überschwemmungen zu nutzen. Dadurch wurde die Grundlage für den Wohlstand der chinesischen Zivilisation geschaffen.
Die Xia-Dynastie hatte ihr Kernland in der Provinz Henan. Im chinesischen Kaiserreich (ab der Quin-Dynastie) blieb Henan bedeutend. Denn gleich zwei Städte aus Henan wurden abwechselnd zu Hauptstädten des Kaiserreichs erklärt (Luoyang und Kaifeng).
Staatengründung der Indus
Als vierte Wiege der Zivilisation wird die Indus-Kultur genannt. Auch diese entstand während der Bronzezeit. Das Verbreitungsgebiet der Indus war weitaus größer als Mesopotamien und Ägypten zusammen. Denn die Kultur breitete sich entlang des ganzen Indusflusses – im heutigen Indien, Afghanistan und Pakistan – aus.
Mehr als 150 Städte entstanden am Ufer des Indus. Besonders war, dass die Stadtplanung einheitlich erfolgte. Im Umkreis von etwa 1000 km glich die Konstruktion einer Stadt genau der anderen. Für die Indus-Kultur wird eine Schrift angenommen, welche um 2500 v. Chr. entstand.
Caral in Südamerika
Der Stadtstaat Caral entstand etwa 2500 v. Chr. in einem Tal in Peru. Die Einwohnerzahl von Caral war eher gering. In seiner Blütezeit lebten in Caral etwa 1000 Menschen.
Die Bewohner des Caral-Tales lebten vom Fischfang, da die Küste des Pazifiks nur etwa 25 km entfernt ist. Da bei der Ausgrabung auch Baumwollsamen identifiziert worden, geht die Forschung davon aus – dass Baumwolle angebaut wurde, um Fischernetze herzustellen.
Die gesamte Talregion von Caral ist mit Bewässerungskanälen durchzogen, was auch den Anbau von Gemüse ermöglichte.
Jericho im Nahen Osten
Jericho (Palästina) wird als älteste Stadt der Welt bezeichnet. Eine erste Besiedlung ist auf das 10. Jahrtausend v. Chr. belegt. Man geht davon aus, dass die Stadt mehrfach besiedelt und mehrfach wieder verlassen wurde. Dass Jericho ein eigener Stadtstaat war, wird nicht angenommen.
Im Altertum gehörte die Stadt zum Land Kanaan, welches in der Bibel erwähnt wird. In der mittleren Bronzezeit wurde Jericho von den Hyksos besiedelt. Und laut biblischer Geschichte nahmen um 1400 v.Chr. die Israeliten das gesamte Land Kanaan und somit auch Jericho ein.
Welcher Staat war der erste in Europa
Als erste Staat Europas wird der minoische Staat auf Kreta genannt. Der Hauptort war wahrscheinlich Knossos. Spuren von Siedlungsresten reichen bis ins 7. Jahrtausend v. Chr. zurück. Erste Paläste entstanden um 2000 v.Chr., weshalb man davon ausgeht – dass sich Herrschaftsstrukturen (Staat) erst zu diesem Zeitpunkt bildeten.
Weshalb es auf Kreta plötzlich zum Bau von Palästen kam, bleibt ungeklärt. In der Forschung geht man davon aus, dass die Minoer diverse Handelsbeziehungen nach Ägypten und den Nahen Osten unterhielten und dadurch staatlich geprägt worden.
Die minoischen Kultur auf Kreta wurde im 15. Jahrhundert v. Chr. durch das mykenische Königtum (Mykene, griechisches Festland) abgelöst. Beide Palastkulturen gelten als Vorgängerkulturen des antiken Griechenlands.
Auf welchen Grundlagen existiert ein Staat
Einen Staat kann man nicht sehen, nicht anfassen und nicht hören. Er ist demnach nicht mit den Sinnesorganen begreifbar. Zwar gibt es geografische Grenzen, in denen sich ein Staat befindet – aber diese beruhen auf Verträge. So ein Staat ist demnach kein physisches Objekt. Aber was ist es dann?
Verträge
Ein Staat und auch die Verträge, auf denen ein Staat basiert – sind Konstruktionen des Glaubens. Wir alle glauben daran, dass dieser Staat existiert und dann existiert er auch. Wenn der Staat heute pleitegeht, dann nimmt dieser Staat neue Kredite und Schulden auf. Somit kann er weiter existieren. Wenn sämtliche Gebäude im Staat zerstört werden, baut der Staat diese wieder auf.
Wenn sämtliche Menschen in diesem Staat sterben, werden neue geboren und der Staat existiert weiterhin. Und selbst wenn der Staat seine Grenzen und sein Territorium verliert, existiert er rechtlich ebenfalls weiter.
Aber wenn in Verträgen beschlossen wird, dass dieser Staat aufhört zu existieren – dann ist dieser Staat aufgelöst. Dann ist es egal, ob dort noch Menschen wohnen und ob dieser Staat eine geografische Fläche verwaltet. Denn die Bürger im Staat bekommen einfach eine neue Staatsangehörigkeit zugewiesen. Und die geografische Fläche erhält einen neuen Namen.
Auf diese Weise zerfiel das Reich der Deutschen (Regnum Teutonicum, Teil des Heiligen Römischen Reiches) nach 1806 in viele kleine Königreiche und Fürstentümer. Die Menschen bezeichneten sich als Preußen, Bayern, Österreicher oder Schwaben.
Und 1871 hatte man beschlossen, diese deutschen Staaten wieder zu vereinen, woraus das Deutsche Kaiserreich hervorging. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Kaiserreich zu einem Deutschen Reich, welches bis Ende des Zweiten Weltkriegs bestand. Und nach dem Krieg gab es die deutsche Zweistaatenlösung mit BRD und DDR.
Doch schließlich kam es zur Wiedervereinigung. Und die BRD annektierte die Bezirke der DDR und integrierte diese in sein Rechtssystem. Alle Verwaltungseinheiten der DDR schlossen Verträge mit der Bundesrepublik und übernahmen deren Rechtskanon, Wirtschaftssystem und dessen Staatsapparat.
Auf die gleiche Weise wurden Jugoslawen zu Serben, zu Bosniern, Nordmazedoniern usw. Und genauso wurden die englischen Siedler zu Amerikanern, nachdem die USA gegründet wurde.
Glauben
Wie eben beschrieben, existiert ein Staat zunächst immer auf dem Papier. Denn ein Staat ist nichts weiter als ein Sammelsurium von Rechtsverträgen.
Aber damit dieses System wirklich funktioniert, müssen Menschen an diese Rechtsverträge glauben. Denn auch Rechte sind nichts weiter als lose Beschlüsse und Verordnungen. Erst wenn die Menschheit an diese Rechtsverträge glaubt, werden sie Teil einer kollektiven Wirklichkeit. Ansonsten sind geografische Grenzen wertlos und Staatsbürgerschaften hinfällig.
Will man also einen Staat stürzen, muss man das Glaubenssystem der Menschen angehen. Man muss Narrative einsetzen, welche die Glaubfähigkeit von bestehenden Staatsverträgen unterwandert. Hat man die Mehrheit der Menschen davon überzeugt, dass dieser Staat kein rechtmäßiger Staat ist – wird der ganze Rest irgendwann zur Formsache. Die Geschichte zeigt, dass diese Formsache oftmals mit blutiger Gewalt (Revolution, Bürgerkrieg, Putsch) erzwungen wird. Eine wirkliche Ausnahme war die friedliche Revolution von 1989 in damaligen DDR.