Konstantinopel
Konstantinopel ist eine frühere Bezeichnung für die Stadt Istanbul, welche in der heutigen Türkei liegt. Dorische Griechen wanderten um 660 v.Chr. von ihrem Mutterland ab und gründeten die Provinz Byzantion. Im Jahr 330 n.Chr. wurde die Provinz zur Hauptresidenz von Konstantin dem Großen, dem damaligen Kaisers des römischen Reiches. Durch den neuen Regierungssitz erhielt die Stadt ihren neuen Namen „Konstantinopel, zu Ehren des Kaisers.
Im Jahr 395 n.Chr. kam es zur Teilung des Römischen Reiches und Konstantinopel wurde zur Hauptstadt des Oströmischen Reiches, später als Byzantinisches Reich bezeichnet. Die Osmanen eroberten im 15. Jahrhundert die Stadt und gliederten diese in ihr Weltreich ein. Zwischen 1453 und 1923 galt Konstantinopel als Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Als am 29. Oktober 1923 das Reich durch die türkische Republik ersetzt wurde, verlor Konstantinopel seine Hauptstadtstellung und Ankara wurde zur neuen Hauptstadt der Türkei.
Inhalt
Steckbrief
Bedeutung: | Residenzstadt im Römischen Reich (bis 395 n.Chr.) Hauptstadt des Oströmischen Reiches (bis 476 n.Chr.) Hauptstadt des Byzantinischen Reiches (bis 1453) Hauptstadt des Osmanischen Reiches (bis 1922) |
Heute: | Istanbul (seit 1930) |
Lage: | Bosporus (heutige Türkei) |
Gründung: | 11. Mai 330 durch Konstantin den Großen |
Fläche: | 6 km², 14 km² Stadtmauer |
Wann wurde Konstantinopel gegründet
Im Jahr 330 n. Chr. gründete der römische Kaiser Konstantin die Stadt Konstantinopel als neue Reichshauptstadt. Als Standort wählte er das griechische Dorf Byzanz, welches am Bosporus lag. Diese Meerenge verbindet Europa und Asien miteinander. Dadurch war die neue Stadt, leichter zu verteidigen als Rom. Konstantinopel war eine christliche Stadt und sollte die religiöse Präferenz des Kaisers widerspiegeln. Wie Rom bestand auch Konstantinopel aus sieben Hügeln, die in 14 Bezirke unterteilt waren.
Sie war Hauptstadt des Oströmischen Reiches, welches später als Byzantinisches Reich bezeichnet wurde.
Welche Bedeutung hatte Konstantinopel für die Geschichte
Da das Weströmische Reich 476 n. Chr. unterging, blieb lediglich Ostrom als Machterbe des Römischen Weltreichs übrig. Somit begriffen sich die Kaiser von Konstantinopel bzw. des Byzantinischen Reiches selbst als politische Nachfahren der römischen Kaiser.
Da die Stadt am Bosporus sowohl nach Asien als auch nach Europa reichte, hatte sie eine strategische Bedeutung. Im Frühmittelalter (also nach 476 n.Chr.) begann die Christianisierung in Europa. Und in den 630-er Jahren begannen islamische Araber damit, den Nahen Osten, Nordafrika und Zentralasien zu unterwerfen. Konstantinopel war für das christliche Europa ein Bollwerk im Osten, um die islamische Expansion fernzuhalten.
Wie bezeichneten sich die Einwohner Konstantinopels
Historiker bezeichnen die Einwohner als byzantinisch. Die Franken und Italiener jener Zeit nannten die Einwohner einfach „die Griechen“. Aber die Einwohner Konstantinopels bezeichneten sich selbst weiterhin als Römer und sahen ihre Kaiser als die buchstäblichen Nachfolger von Augustus, Marcus Aurelius und Konstantin.
Was war besonders an Konstantinopel
Mit seinen beeindruckenden Stadtmauern war Konstantinopel praktisch unüberwindbar. So konnte die Stadt bspw. ein Gotenheer abwehren, welches sich nach der Schlacht von Adrianopel (378 n. Chr.) näherte. Nach dem Aufkommen des Islams verlor das byzantinische Reich einen Großteil seines Territoriums im Nahen Osten und in Nordafrika. Doch Konstantinopel erwies sich als unüberwindbarer Fels, welcher den muslimischen Armeen standhalten konnte.
Während Konstantinopel dem Islam im Osten die Stirn bot, entwickelte sich in Frankreich und Westeuropa die westliche Zivilisation. Man kann sagen, Konstantinopel war das Bollwerk in Europa gegen die Islamische Expansion. Doch die islamischen Araber eroberten weite Teile des Byzantinischen Reiches und schwächten es immer mehr.
Gegen Ende des Mittelalters war die Macht von Byzanz dann stark geschwunden. Konstantinopel, das das orthodoxe Christentum praktizierte, war während des Vierten Kreuzzugs im Jahr 1204 an katholische Ritter gefallen, was eine fast 60-jährige katholische Herrschaft einleitete, bevor ein orthodoxer Kaiser den Thron zurückerobern konnte.
Warum wurde Konstantinopel von den Arabern erobert
Am 29. Mai 1453 fiel Konstantinopel an die osmanischen Türken. Der Fall dieser großen Stadt bedeutete das Ende des Byzantinischen Reiches. Denn sämtliche byzantinischen Gebiete waren bereits geografisch von Konstantinopel getrennt.
Die Eroberung Konstantinopels ermöglichte, dass die Armeen des Islam zum ersten Mal von Asien nach Europa vordrangen. Den Osmanen war etwas gelungen, was islamische Araber seit 500 Jahren erfolglos probiert hatten. Somit hatte die Eroberung Konstantinopels nicht nur eine strategische, sondern auch eine spirituelle Bedeutung. Die Stadt wurde zum Prestigeobjekt erklärt, deren Eroberung gleichzusetzen war mit dem Sieg des Islams über die Christenheit.
Das Erbe dieser Eroberung ist noch heute in der gesamten islamischen Welt präsent. Die Stadt Konstantinopel hatte jahrhundertelang einen starken Einfluss auf die islamische Vorstellung. Eine Armee nach der anderen hatte es nicht geschafft, sie einzunehmen. Dadurch wurde die Stadt zu einem Mythos gegen das Vordringen des Islams. Und in den Köpfen der Islamisten wurde die Stadt zum Mittelpunkt des Widerstands gegen ihre Religion und ihren Gott.
An jenem Dienstagmorgen vor mehr als 500 Jahren, als die Stadt schließlich fiel, stand eine Mondsichel am Himmel. Heute gedenken islamische Nationen in aller Welt des militärischen Sieges von 1453 mit Mondsicheln auf ihren Flaggen. Und der osmanische Eroberer Mehmed II. wurde anschließend zu einer Ikone erklärt.
Pest
Dass Konstantinopel erobert werden konnte, hatte Ursachen. Und zwar war Konstantinopel auch immer eine Handelsstadt gewesen. Und in Handelsstätten tummeln sich Handelsschiffe und Schiffsratten – welche diverse Krankheitserreger einschleppen. Schon im 6. Jahrhundert wütete die Pest in Konstantinopel. Zwischen 541 und 549 n.Chr. tötete die Pest etwa ein Fünftel der Bevölkerung Konstantinopels.
Diese große Pestwelle im Frühmittelalter wird als Justinianischen Pest bezeichnet. Benannt wurde die Epidemie nach Kaiser Justinian – welcher selbst daran erkrankte. Von Konstantinopel ausgehend wurden die Pesterreger über Schiffsratten ins Mittelmeer verfrachtet. An den Zielhäfen in Europa breitete sich die Pest aus und tötete etwa 25 Mio. Menschen.
Mitte des 14. Jahrhunderts kam eine zweite Pestwelle auf, welche das Bild des Mittelalters – welches wir heute haben, prägen sollte. Diese Pestwelle wurde als der Schwarze Tod bezeichnet. In Konstantinopel starb bei dieser Epidemie etwa die Hälfte der Bevölkerung. Das schwächte das Reich extrem.
Hinzu kam, dass zu Beginn des 15. Jahrhunderts die osmanischen Türken praktisch die gesamte heutige Türkei erobert hatten. Somit war das byzantinische Reich nur noch ein Schatten seiner selbst und bestand aus einigen verstreuten Gebieten und Inseln außerhalb von Konstantinopel. Diese Außengebiete waren nicht mehr mit der Hauptstadt verbunden und sollten in den Folgejahren wieder geografisch eingegliedert werden-
Mehmed II.
Im Jahr 1451 trat Mehmed II. die Nachfolge seines Vaters an und wurde osmanischer Sultan. Nach seiner Ernennung zum Sultan begann Mehmed sofort mit einem neuen Bauprogramm für seine Marine. Sein unmissverständlicher Plan war die Eroberung Konstantinopels. Dies hatten sämtliche Sultane vor ihm nicht geschafft, wodurch sich der osmanische Anführer selbst ein Denkmal setzten konnte.
Anfang 1453 rückte Mehmed mit einem Heer von 100.000 bis 200.000 osmanischen Soldaten ins byzantinisches Gebiet ein und begann am 6. April mit der Belagerung der Stadt.
Konstantin XI. war letzter byzantinischen Kaiser. Er regierte seit 1449. Und Konstantin wusste, dass die Verteidigungsanlagen des Reiches, darunter mehr als 12 Meilen Mauern, allein nicht ausreichten werden.
Während der Monate April und Mai wurden sowohl von den Osmanen als auch von den Byzantinern Aktionen gestartet, wobei jede Seite versuchte, sich einen Vorteil gegenüber der anderen zu verschaffen. Mehrere osmanische Angriffe auf die Stadtmauern verliefen erfolglos. Gleichzeitig trugen die byzantinischen Blockadeaktionen gegen die osmanische Flotte dazu bei, dass nur wenig Hilfe in der Stadt ankam.
Beide Seiten tauschten Friedensvorschläge aus, aber keine Seite konnte sich einigen. Die Osmanen waren entschlossen, Konstantinopel einzunehmen, während die Byzantiner entschlossen waren, es zu halten.
Am 26. Mai beschlossen Mehmed und seine Generäle, einen Großangriff zu starten und begannen mit den Vorbereitungen. Die Elitetruppen des Sultans waren die Janitscharen. Dies waren muslimische Soldaten, die ausschließlich aus entführten christlichen Jungen bestanden und jahrelang als Stoßtrupps für die Armeen des Sultans ausgebildet worden waren. Diese wurden in Reserve gehalten und warteten darauf, den letzten Schlag zu führen.
Fehlende Unterstützung aus Europa
Am 27. Mai 1453 traf eine kleine Flotte venezianischer Schiffe in Konstantinopel ein und informierte Konstantin, dass keine Hilfstruppe unterwegs seien. Konstantinopel musste sich selbst verteidigen. Am nächsten Abend, dem 28. Mai, wurde in der Hagia Sophia, der großen Kathedrale von Konstantinopel, ein rührseliger Gottesdienst abgehalten.
In den frühen Morgenstunden des 29. Mai begann der osmanische Angriff mit christlichen Söldnern, die im Dienste des Sultans standen. Während sich die Verteidiger der Stadt aufreihten, um die osmanische Flut aufzuhalten, starteten die Janitscharen ihren Angriff, eroberten die Mauern und überwältigten die byzantinischen Soldaten. Konstantin XI., der 88. römische Kaiser nach byzantinischer Rechnung, starb in einem letzten, galanten Angriff gegen die Osmanen.
Wozu führte der Fall Konstantinopels?
Mehmed erklärte Konstantinopel bald zu seiner neuen Hauptstadt. Durch die Eroberung drang der Islam endgültig in Osteuropa ein. In den nächsten 2 Jahrhunderten fürchtete das christliche Europa, dass der Islam tief in den Kontinent eindringen werde. Und zweimal drangen osmanische Heere nach Europa vor und belagerten Wien – zuerst 1529 und dann 1683.
Der Fall von Konstantinopel hatte weitgreifende Folgen für Europa. Viele Griechen und andere Balkanvölker flohen aus Angst vor dem Tod oder der Zwangskonvertierung zum Islam nach Westen über die Adria nach Italien. Viele dieser Flüchtlinge nahmen enorme Reichtümer an antiker Kunst und Wissen mit und trugen dazu bei, die Renaissance zu entfachen und den Humanismus (Renaissance-Humanismus) wieder zu beleben.