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Königreich Neapel


Das Königreich Neapel war ein Staat in Süditalien, welcher zwischen 1302 und 1816 existierte. Die Hauptstadt des Staates war Neapel. Entstanden ist das Königreich, nachdem das Königreich Sizilien in ein Festland-Sizilien (Neapel) und ein Insel-Sizilien (Palermo) aufgeteilt wurde. Grund der Teilung war, dass in Palermo 1282 ein Volksaufstand gegen die Herrschaft von Karl I. von Anjou (Frankreich) geführt wurde.

Steckbrief

Königreich Neapel, Von MapMaster - Eigenes Werk, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by/3.0" target="_blank">CC BY 3.0</a>

Königreich Neapel


Königreich Neapel
andere Bezeichnungen:Regnum Neapolitanum (lateinisch)
Regno di Napoli (Italienisch)
Regno 'e Napule (Neapolitanisch)
Hauptstadt:Neapel
Amtssprachen:Italienisch und Latein
Religion:Katholizismus
Bevölkerung:um 1600 etwa 3 Mio.
Regierungsform:absolute Monarchie (Erbmonarchie)
Gesellschaftsform und Wirtschaftssystem:Feudalismus
Entstehung:1302 (Spätmittelalter) durch den Frieden von Caltabellotta, welcher die Vesperkriege enden ließ
Untergang:1816 (in der Moderne als Teil der Neuzeit)
Vorgänger:Königreich Sizilien
Nachfolger:Königreich der beiden Sizilien
Erster König:König Karl I. von Anjou
Letzter König:Ferdinand IV. (König von Neapel), welcher zugleich König von Sizilien (Ferdinand III.) und König beider Sizilien (Ferdinand I.) war
Teilreiche:Neapolitanische Republik (1647 - 1648)
Parthenopeische Republik (1799 - 1799)
Französisches Königreich Neapel (1806 - 1815)
Währungen:Tarì
Tornesel
Dukat
Neapolitanische Lira
Cavallo

Königreich Sizilien, Von MapMaster, <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/" target="_blank">CC BY-SA 3.0</a>

Königreich Sizilien

Wie entstand das Königreich Neapel

Das Königreich Neapel wurde als Folge der Vesperkriege (1282 – 1302) gegründet. In diesen Kriegen erhoben sowohl Frankreich als auch Aragonien (Spanien) einen Anspruch auf das Königreich Sizilien.

Die Vesperkriege endeten mit dem Friedensvertrag von Caltabellotta (31. August 1302). In diesem Vertrag wurde die Teilung des Königreichs Sizilien in einen Inselteil (Sizilien) und einen Festlandteil (Königreich Neapel) beschlossen.

Vorgeschichte bis 1268

Bis 1302 gehörte Neapel und ganz Süditalien zum Königreich Sizilien. Regiert wurde das Königreich von Karl I. von Anjou, welcher aus der französisch-königlichen Dynastie der Kapetinger stammte. Sein Bruder war Ludwig IX. von Frankreich.

Zuvor gehörte Sizilien den Staufern, einem Adelsgeschlecht aus Schwaben. Denn Kaiser Heinrich VI. (Staufer) heiratete 1186 die sizilianische Prinzessin Konstanze I. von Sizilien, wodurch die deutschen Staufer in Besitz des Königreichs kamen.

Mit dem Tod von Kaisers Friedrich II. aus Staufen (1250) fiel das Heilige Römische Reich in eine Krise, welche der französische König Ludwig IX. und der Kirchenstaat ausnutzte.

Zur damaligen Zeit war Papst Clemens IV. das Oberhaupt des Kirchenstaates. Und der aus Frankreich stammende Papst hatte Angst davor, dass sich das Königreich Sizilien endgültig mit dem Heiligen Römischen Reich vereinen könnte. Deshalb stimmte er den französischen König darauf ein, die letzten Staufer – während der Reichskrise – aus Süditalien zu vertreiben.

Anjou-Zeit ab 1268

Karl von Anjou (Bruder des französischen König) eroberte 1268 schließlich Süditalien für die Franzosen. Die Entscheidungsschlacht fand am 23. August 1268 bei Benevento statt. In dieser Schlacht wurde Manfred, der Sohn von Kaiser Friedrich II., getötet. Dieser war der letzte Stauferkönig in Sizilien gewesen.

Manfreds Sohn war Konrad der Junge (Konradin). Dieser versuchte Sizilien für die Staufer zurückzuerobern, wurde aber in der Schlacht bei Tagliacozzo gefangengenommen und am 29. Oktober 1268 in Neapel hingerichtet. Mit ihm starben die Staufer im Mannesstamm aus.

Bereits 1266, also zwei Jahre vor der Eroberung, hatte Papst Clemens IV. den französischen Prinzen (Karl von Anjou) zum König von Sizilien (rex Siciliae) ausrufen lassen.

Unter Karl von Anjou wurde das Haus Anjou-Sizilien gegründet. Aber Karl konnte den Gegensatz der Städte und des feudalen Adels (Landadel) nicht in Einklang bringen. Wie in Frankreich üblich, wurde der Adel beschnitten (Absolutismus). Außerdem wurden weitere Kriege geführt, wodurch die Steuern stark angehoben wurden.

Der italienische Philosoph Dante Alighieri bezeichnete die Anjou-Zeit als „böse, angevinische Herrschaft“.

Vesperaufstand von 1282

Wie üblich im Mittelalter konzentrierte sich die Politik der herrschenden Klassen nicht nur auf Eroberungen, sondern vielmehr auf Diplomatie und dem Schließen von Allianzen. Und so betrieben auch die Staufer eine Heiratspolitik, um ihre Dynastie zu festigen und zu bewahren.

Deshalb heiratete Konstanze von Hohenstaufen am 15. Juli 1262 den König von Aragon (Peter III. von Aragón). Diese Ehe war ein Versuch der Staufer gewesen, ein Machtbündnis mit den Spaniern einzugehen.

Während der Anjou-Zeit wurden die Oppositionellen immer wieder von Konstanze und den Aragonesen unterstützt. Und schließlich brach 1282 in Palermo der Vesperaufstand gegen das Haus Anjou-Sizilien aus.

Der Vesperaufstand begann während der Vesper am Ostermontag des 30. März 1282 in Palermo. Ein französischer Soldat legte seine Hände respektlos um eine junge Adlige und gab als Vorwand an, diese durchsuchen zu wollen. Daraufhin verteidigte der Ehemann der Adligen seine Frau, stahl das Schwert des Soldaten und tötete ihn.

Dies war der Funke, welcher die Revolte gegen die Franzosen auslöste. In der darauffolgenden Nacht wurde eine regelrechte Jagd auf Franzosen gemacht, welche sich in den nachfolgenden Tagen über die ganze Insel ausbreitete.

Zeit der zwei Sizilianischen Könige

Die Rebellion schwappte von Palermo auf Messina über. Und am 28. April 1282 war Messina in der Hand der Rebellen. Diese forderten die aragonesische Krone um Peter und Konstanze auf, sie beim Aufstand zu unterstützen. Daraufhin landete am 30. August 1282 der aragonesische König in Trapani (Sizilien). Er reiste nach Palermo und ließ sich dort zum König von Sizilien ausrufen.

Fortan gab es zwei Könige von Sizilien: Peter III. von Aragon bestieg den Thron von Sizilien als Peter I.. Der französische Karl von Anjou behielt allerdings seine Besitztümer auf dem Festland und bezeichnete sich selbst auch als König von Sizilien. Letzteres wurde später zum Königreich Neapel.

Die inner-sizilianischen Kriege dauerten weiterhin an. Papst Martin IV. kritisierte die Selbstkrönung Peters scharf, exkommunizierte den König von Aragon und erklärte seine Herrschaft für unwirksam. Doch diese Maßnahme war bedeutungslos. Und deshalb rief Martin zum Kreuzzug gegen Peter auf. Der Aragonesische Kreuzzug endete mit dem Tod Martin IV. (1285) und dem Friedensvertrag von Anagni.

In diesem Friedensvertrag verzichteten die Aragonesen auf ihre Ansprüche in Sizilien zu Gunsten der Franzosen. Dafür wurde Jakob II. von Aragonien (Sohn Peter III.) vom Kirchenbann befreit. Sein Bruder Friedrich, welcher lange Zeit als Statthalter von Palermo eingesetzt wurde, hielt sich jedoch nicht an die Vereinbarung. Es gelang ihm eine Opposition gegen Karl II. von Anjou (Sohn Karl I. von Anjou) in Palermo aufzubauen.

In den neueren Kämpfen musste sich Friedrich gegen eine Allianz von Papst Bonifatius VIII. (Kirchenstaat), Karl II. (Festlandsizilien) und seines Bruders (Jakob II. von Aragon) behaupten.

Frieden von Caltabellotta

Letztlich wurde die Sizilianische Frage erst durch den Friedensschluss von Caltabellotta am 31. August 1302 geklärt. In dem Friedensvertrag wurde festgehalten, dass Festlandsizilien (Königreich Neapel) an Karl II. von Anjou geht und dass das Inselsizilien den Aragonesen gehört. Regierender König auf der Insel wurde Friedrich II. von Sizilien.

Welche Bedeutung hatte der Papst für das Königreich Neapel

Das Königreich Neapel entstand 1302, da dessen König durch den Papst legitimiert worden war. Aber das Gebiet war seit etwa 200 Jahren ein Lehen des Papstes. Noch im 11. Jahrhundert eroberten die Normannen das südliche Italien.

Der damalige Papst war Leo IX., welcher in den Nordmännern zunächst nur Ungläubige sah. Angeführt wurden die Normannen von Robert Guiskard und Richard von Aversa. Papst Leo IX. entschloss sich entschieden gegen die Ungläubigen vorzugehen und erbat sich militärische Hilfe von Kaiser Heinrich III..

Trotz der Allianz mit dem römisch-deutschen Kaiser schaffte man es nicht, die Normannen aus Süditalien zu vertreiben. Stattdessen eroberten die Nordmänner das Gebiet Kalabrien und verdrängten dort die byzantinische Armee.

Im Jahr 1059 vollzog der Papst eine Kehrtwende und ging auf die Normannen zu. Bei der Synode von Melfi bestätigte Papst Nikolaus II. die Gebietsansprüche der Normannen. Aber er machte sie zu Lehnsleuten. Dadurch wurde Robert in den Stand des Herzogs von Apulien, Kalabrien und Sizilien erhoben.

Der Schachzug des Papstes hatte zur Folge, dass die Normannen das besetzte Sizilien (Insel) erobern würden. Und dort herrschten die Sarazenen, ein arabisch-muslimischer Volksstamm. Für die Normannen hatte die Erhebung den Vorteil, dass ihre Nachbarn sie akzeptieren würden. Gleichzeitig mussten sie das päpstliche Banner tragen und Abgaben an den Heiligen Stuhl entrichten.

Bis 1072 eroberten die Normanen die sizilianische Insel. Als 1073 das Gerücht aufkam, dass Robert Guiskard tot sei, setzte der Papst ein Schreiben auf, in welchem stand – dass das Lehen an die Person gebunden sei – welche es vom Papst bekommen habe. Demnach war das Lehen nicht erblich. Und so blieb es auch.

Dieser Lehnsanspruch bestand für das gesamte Gebiet des königlichen Siziliens vor 1302 und wurde auf das königliche Neapel sowie das königliche Sizilien nach 1302 übertragen. Demnach bestand im Mittelalter eine ganz besondere Verbindung zwischen Kirchenstaat und dem Königreich Neapel.

Königreich Neapel im Mittelalter

Unter Clemens V. wurde 1309 das Papsttum nach Avignon verlegt. Jener Papst kam gebürtig aus der westfranzösischen Provinz Gironde und machte eine pro-französischer Kirchenpolitik, welche unter dem Einfluss von König Philipp IV. von Frankreich stand. Im selben Jahr starb Karl II. von Anjou. Sein Nachfolger als König von Neapel war sein Sohn Robert. Dieser wurde auch Robert der Weise genannt, da er als Förderer von Kunst und Wissenschaft bekannt war. Unter ihm steigt Neapel zur Hegemonialmacht in Italien auf.

Mit dem Tod von Robert (1343) begann der Abstieg Neapels, da der geeignete Erbe fehlte. Fortan mischte sich Papst und Kirchenstaat ein, ernannten Gegenkönige, was letztlich zu den Erbfolgekriegen am Ende des Spätmittelalters führte. Während dieser Zeit versank das Königreich Neapel zeitweise in chaotische Zuständen (Anarchie).

Aufstieg zur Hegemonialmacht

Unter König Robert den Weisen (1309 – 1343) erreichte die angevinisch-neapolitanische Dynastie ihren Höhepunkt. Dies gelang ihm durch Einfluss und Diplomatie. Denn in der italienischen Staatenwelt gab es zwei große politische Fraktionen. Diese waren die Guelfen und Ghibellinen.

Erstere waren Anhänger des römisch-deutschen Kaisers und letztere waren Anhänger des Papsttums. Grund für diese Lagerbildung war, dass man sich uneins war, welche Macht vom Papst oder vom Kaiser ausgehen sollte (seit Investiturstreit von 1075).

Robert stellte sich auf Seiten des Papstes. Schon bald kontrollierte er die Guelfen (Welfen) und wurde Oberhaupt des Welfenbundes gegen den Kaiser. Das Königreich Neapel stieg unter ihm zur Hegemonialmacht in Italien auf. Zudem kontrollierte Robert die Signoria (Regierung) in den norditalienischen Staaten.

Kaiser Heinrich VII. strebte eine Restauratio imperii (Herstellung alter Rechte) an und zog im Frühjahr 1312 nach Rom. Im römischen Kampf gegen den Kaiser beteiligte sich Robert und wurde von Heinrich zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde niemals vollstreckt, da Heinrich VII. ein Jahr später verstarb.

Kunstförderung

In Neapel förderte Robert diverse Philosophen, wie Francesco Petrarca oder Giovanni Boccaccio. Zu den geförderten Künstlern gehörten Tino di Camaino, Simone Martini und Giotto di Bondone. Durch dieses Mäzenatentum wurde das Königreich Neapel zu einem Vorbereiter des Humanismus und der Renaissancekunst (Protorenaissance).

Handelsmacht

Während der Regierungszeit Robert des Weisen wurde auch der Handel verstärkt, die Hafenanlagen von Neapel erneuert, wodurch die Stadt deutlich belebt wurde. In der Folge ließen sich dort Geldwechsler und Bankiers nieder, welche aus umliegenden Republiken (Florenz, Venedig) in den Standort Neapel investierten. Einige Historiker nennen Neapel als belebteste Stadt Italiens während des Spätmittelalters.

Konflikt mit Trinacria

Gleichzeitig wurde der Konflikt mit dem aragonesischen Sizilien ab 1313 wieder aufgenommen. Denn das sizilianische Parlament bestätigte, dass Friedrich III. von Sizilien nicht nur Herrscher von Trinacria (Inselsizilien) sei, sondern auch über das Festland. Sein Sohn Pietro (Peter II. von Sizilien) wurde als Erbe des Gesamtreiches bestätigt. Der Konflikt mit Trinacria hielt noch nach Roberts Tod an.

Der Konflikt mit Inselsizilien wurde erst 1372 mit dem Vertrag von Avignon beigelegt. Unterzeichner waren Friedrich IV. von Aragon und Johanna von Anjou. Als Vermittler diente Papst Gregor XI.

Konflikt zu Ungarn

Robert der Weise setzte zunächst seinen Sohn Karl als Kronprinzen für das Königreich Neapel ein. Aber Karl von Kalabrien starb im Alter von 19 Jahren, weshalb seine Tochter Johanna I. von Anjou nachrückte.

Dass Robert seine Enkelin testamentarisch als Thronerbin bestimmte, war nicht unumstritten. Denn in Ungarn regierte Karl I. Robert aus dem Haus Anjou, ein Sohn von Roberts älteren Bruder. Und dieser Neffe Roberts stellte ebenfalls Thronansprüche. Um diesen Konflikt zu entschärfen, heiratete Johanna I. im August 1333 den ungarischen Prinzen Andreas von Ungarn (Cousin zweiten Grades).

Mit dem Tod Roberts (1343) bestieg seine Enkelin den Thron von Neapel. Entgegen von Roberts testamentarischen Wünschen setzte der Papst einen Vormund für Johanna ein. Damit verdrängte er zugleich den Regentschaftsrat der Königin.

Johannas Ehemann Andreas von Ungarn drängte darauf, ebenfalls König von Neapel zu sein, was ihm allerdings Johanna verwehrte. Gleichzeitig entwickelte sie eine Zuneigung zu ihrem Cousin Ludwig von Tarent. Auf Drängen des ungarischen Königs verfügte Papst Clemens VI. 1345, dass Andreas zum König von Neapel gekrönt wird und übertrug ihm sämtliche Regierungsgewalt.

Am 18. September 1345 wurde Andreas von Ungarn in Aversa ermordet. Königin Johanna wusste vom Mordanschlag, welchen Ludwig von Tarent verübt hatte. Am 22. August 1347 heiraten Johanna und Ludwig von Tarent. Währenddessen stellte der ungarische König Ludwig, Bruder des verstorbenen Andreas, eine Armee auf.

Am 3. November 1347 fiel Ludwig I. von Ungarn, unter dem Vorwand seinen Bruder rächen zu wollen, in Italien ein. Johanna und ihr Ehemann flohen in die Provence und setzten sich dort einem kirchlichen Scheinverfahren aus, welches die Hintergründe des Mordanschlages klären sollte.

Am 12. Juni 1348 wurde Johanna vom Papst begnadigt, da sie ihm die Stadt Avignon verkaufte – welche bisher zu ihren Besitztümern gehörte. Den Frieden mit Ungarn erkaufte sich Johanna durch eine Zahlung von 300.000 Goldflorin.

Konflikt mit dem Papst

Das Königreich Neapel war ein Lehen des Papstes. Und somit war der König von Neapel auch dem Papst verpflichtet. Als sich 1309 Papst Clemens V. nach Avignon absetzte, verloren die italienischen Stadtstaaten zunehmend Einfluss auf das Papsttum.

Das Avignonesische Papsttum dauerte bis 1376 und insgesamt 7 Päpste residierten im französischen Avignon. Erst Papst Gregor XI. verlegte 1376 seine Residenz wieder zurück nach Rom, wodurch das Avignonesische Papsttum endete. Sein Nachfolger wurde 1378 Papst Urban IV., welcher die französische Dominanz brechen wollte.

Im Kardinalskollegium waren zur damaligen Zeit hauptsächlich französische Kardinäle vertreten, wodurch Frankreich einen hohen Einfluss auf das Papstamt hatte.

Nach der Konklave erweiterte Urban IV. das Kollegium um weitere 29 Kardinäle, von denen lediglich zwei aus Frankreich stammten. Viele Kardinäle gingen daraufhin nach Frankreich und stellten dort mit Unterstützung von König Karl V. einen Gegenpapst auf. Dies war der Ursprung des Abendländischen Schismas, welches bis 1417 anhalten sollte.

Johanna I. von Anjou (Königin von Neapel) unterstützte den Gegenpapst Clemens VII. in Avignon. Denn das Haus Anjou war, aufgrund der Abstammung, auch den französischen Kapetingern verpflichtet. Papst Urban IV. gefiel dies natürlich überhaupt nicht, weshalb er Johanna absetzte und Karl von Durazzo zum König von Neapel erklärte.

Erbschaftskriege

Jener Karl von Durazzo war Adoptivsohn von Johanna und demnach auch rechtmäßiger Erbe über das Königreich. Er stammte aus Ungarn und Johanna setzte ihn ein, um die Erbschaftsfolge zu regeln. Doch 1376 heiratete Johanna den Welfenherzog Otto von Braunschweig, wodurch es zum Zerwürfnis mit Karl kam.

Um die Absetzung durch den Papst etwas entgegenzusetzen, ging Johanna nach Frankreich und bat König Karl V. um Unterstützung. Sie erhielt diese. Und im Gegenzug adoptierte sie Herzog Ludwig I. von Anjou, einem jüngeren Bruder des Königs.

Als Karl von Durazzo von den Erbschaftsplänen Johannas erfuhr, stellte er ein Heer auf und griff Neapel an. Er eroberte am 16. Juli 1381 Neapel und ließ Johanna zunächst nur ins Gefängnis werfen.

Doch Johannas Verbündete (Frankreich) waren bereits unterwegs und standen mit einem 15.000 Mann starken Herr in der Lombardei. Deshalb musste Karl schnell handeln, ließ Johanna in ihrer Gefängniszelle erdrosseln und stellte ihren Leichnam mehrere Tage aus. Dadurch wusste jeder, dass die Königin tot sei.

Karl von Durazzo wurde mit päpstlicher Legitimation zum König von Neapel (Karl III. von Neapel) gekrönt und behielt diesen Titel bis zu seinem Tod (1386).

Der französische Thronerbe (Ludwig I. von Anjou) verzichtete allerdings nicht auf seinen Thronanspruch und führte Krieg gegen Karl. Tatkräftige und auch militärische Unterstützung erhielt er dabei vom Gegenpapst Clemens VII., welcher wiederum Karl von Durazzo exkommunizierte und Ludwig von Anjou zum König von Neapel erhob.

Die Kriegsbemühungen gegen Karl blieben jedoch erfolglos und Ludwig von Anjou verarmte durch den Krieg. Er starb 1384 an einer Krankheit. Den Herrschaftsanspruch auf Neapel vererbte er seinem Sohn Ludwig II. von Anjou.

Königreich Neapel während der Renaissance

Während der Renaissancezeit setzten sich die Erbfolgekriege um Neapel fort. Verschiedene Titularkönige erhoben Ansprüche aufgrund ihrer Erbrechte. Schließlich wurde dieser Konflikt zur Grundlage bzw. Ursache der Renaissancekriege, in welchen sich sämtliche europäischen Großmächte einmischten.

In der Folge kam es in Italien zu Konflikten, in denen sich verschiedene Allianzen bildeten, immer wieder umformierten und neu herausbildeten.

Die Renaissancekriege dauerten bis 1559 an. Am Ende der Kriege standen nahezu alle italienischen Staaten unter Vorherrschaft des Nordens. Frankreich verabschiedete sich etwa 40 Jahre als Player von der Weltbühne und die Habsburger dominierten Mitteleuropa bis Norditalien. Spanien stieg auf Kosten Italiens und Frankreichs zuerst zur Weltmacht auf, verlor diese Führungsposition aber wieder.

Das neue Kräfteverhältnis wurde begleitet durch die einsetzende Reformation (1517), wodurch sich europäische Staaten allmählich aus der Umklammerung des Papstes lösen konnten. Dies führte zu den Religionskriegen, welche größtenteils religiös-politisch motiviert waren.

Zeit der Titularkönige

Titularkönige sind Titelansprüche, welche aufgrund von Vererbungen bestehen – aber niemals umgesetzt werden konnten. Da Johanna I. ihren Königstitel auf Ludwig I. von Anjou vermachte, dieser aber niemals in Neapel residierte – spricht man von Titularkönigtum.

Auf Ludwig folgt sein Sohn Ludwig II. von Anjou, welcher den Titel 1384 vom Vater geerbt hatte.
1386 starb auch Karl von Durazzo und vererbte das Königreich Neapel an seinen Sohn Ladislaus dem Großmütige. Dieser führte zwischen 1390 und 1399 mehrere Kriege um Neapel gegen Ludwig II. von Anjou, welcher den Thronanspruch ebenfalls vererbt bekommen hatte.

Ladislaus starb 1414 in Neapel. Den Thron erbte seine Schwester Johanna II., welche am 28. Oktober 1419 im Auftrag von Papst Martin V. gekrönt wurde.

Aber Papst Martin V. belehnte ein Jahr danach auch Ludwig III. von Anjou (Sohn v. Ludwig II.) mit dem Königreich Neapel. Somit ging der Erbfolgestreit in eine weitere Runde.

Um nicht hinten abzufallen, suchte Johanna II. die Unterstützung in Sizilien. Sie machte Alfons V. von Aragonien (König von Sizilien und Sardinien) zu ihrem Erben. Doch dann zerstritten sich beide und Johanna kündigte die Adoption und somit die Erbfolge.

Stattdessen machte Johanna II. etwas, was den Konflikt mit den Franzosen tatsächlich beilegen sollte. Sie adoptierte Ludwig III. von Anjou, welcher sowieso schon Titularkönig war und machte ihn zum rechtmäßigen Erben. Doch blöd war, dass Ludwig vor ihr starb. Aber der Thronanspruch ging nach Johannas Ableben (1435) auf Ludwigs Bruder René I. d’Anjou über.

Aber auch diese Erbfolge hatte Konsequenzen. Denn da waren noch die Aragonesen auf Sizilien, welche nun ebenfalls glaubten – von Johanna adoptiert worden zu sein und einen Anspruch auf das Königreich zu haben.

Unter der Krone Aragon

Die Aragonesen, unter Führung Alfons V., begannen im August 1435 eine Offensive gegen Neapel. Zunächst erlitten die Aragonesen kleinere Niederlagen und König Alfons V. von Aragonien wurde sogar gefangengenommen, aber wieder freigelassen. Am 2. Juni 1442 gelang es Alfons aber, in Neapel einzurücken. Rene von Anjou flüchtete unterdessen nach Frankreich.

Am 2. Februar 1443 war Neapel vollständig erobert und Papst Eugen IV. erklärte Alfons V. zum neuen König von Neapel. Er bestieg den Thron als Alfons I. von Neapel.

Alfons galt als milder Herrscher, welcher zur Prachtliebe und Wollust neigte. Unter ihm erlebte Neapel eine neue Blütezeit der Kunst und Wissenschaft. Die Renaissancekultur in Neapel erlebte ihren ersten Höhepunkt in der Architektur. Einstige Burgen, wie Castel Nuovo (Maschio Angioino) , wurden während dieser Zeit zu Prachtkulissen umgebaut.

Alfons kaufte auch Gemälde altniederländischer Meister und lud italienische Maler ein, diese zu studieren. Während der 1450-er Jahre wirkte Antonello da Messina in Neapel. Dieser studierte die niederländischen Gemälde, verbreitete später den Stil und hatte maßgeblichen Einfluss auf die Renaissancemalerei in Venedig.

Ein bedeutender Vertreter des Renaissance-Humanismus war Giovanni Pontano, welcher im Dienst von König Alfons stand.

Als Alfons V. von Aragon im Jahr 1458 ohne rechtmäßigen Erben starb, wurde das Königreich Aragon an seinen Bruder Johann II. weitergegeben.

Aber das Königreich Neapel war nicht Teil der Erbmasse, wodurch Alfons es testamentarisch vererben konnte. Er übertrug den Titel an seinen außerehelichen Sohn Ferdinand (Ferrante), welcher als Ferdinand I. von Neapel im Jahr 1458 die Herrschaft antrat.

Papst Eugen IV. erkannte bereits 1443 den Thronfolger von Neapel an, starb aber 1447 in Rom. Zum Amtsantritt Ferdinands residierten Papst Calixt III., welcher die einstige Benennung durch Eugen IV. nicht anerkennen wollte. Das Ganze hatte keine dramatischen Folgen, da der Borgia-Papst im gleichen Jahr starb. Sein Nachfolger wurde Pius II., welcher einer Belehnung durch den unehelichen Sohn Alfons zustimmte.

Dennoch hatte Ferdinand bis 1480 weitere Konflikte mit René I. d’Anjou (König Neapels zwischen 1435 – 1442) auszufechten. Aber Ferdinand konnte die Franzosen abwehren, starb 1494 und vermachte das Königreich seinem Sohn Alfons II.. Diesen Machtübergang nutzten die Franzosen aus, um in Norditalien einzumarschieren – wodurch die Renaissancekriege begannen.

Erster Renaissancekrieg

Um seinen Einfluss in Italien zu festigen, ging Ferdinand I. eine Verbindung mit dem Herzogtum Mailand ein. Sein Sohn Alfons II. heiratete Hippolyta Maria Sforza, eine Tochter des damaligen Herzogs Francesco Sforza. Dieser hatte 8 Kinder und Hippolyta war die älteste Tochter. Von Bedeutung ist weiterhin Ludovico Sforza, welcher als viertältester Sohn des Mailänder Herzogs niemals einen Herrschaftsanspruch gehabt hätte.

1466 starb der Herzog von Mailand und sein ältester Sohn Galeazzo Maria Sforza beerbte ihn. Doch der Herzog von Mailand wurde 1476 ermordet. Auf den Thron folgte nun nicht sein Bruder Ludovico, sondern sein siebenjähriger Sohn Gian Galeazzo Maria Sforza. Da dieser noch minderjährig war, übernahm zunächst seine Mutter die Regierungsgeschäfte. Doch Ludovico Sforza konnte die Mutter des minderjährigen Herzogs um 1480 verdrängen und enormen Einfluss auf seinen Neffen ausüben.

Fortan sah Ludovico Sforza seine eigene Machtbasis in Gefahr. Und deshalb stachelte er die Franzosen an, um gemeinsam das Königreich Neapel zu erobern. Und Karl VIII. von Frankreich rekonstruierte einen Anspruch auf Neapel, welcher bis auf Karl I. von Anjou zurückging. Daraufhin überquerte er 1994 die Alpen und zog dann nach Süditalien.

Am 22. Februar 1495 war Neapel, nach kurzer Belagerungszeit, erobert. Auf dem Weg nach Neapel hinterließ die französische Armee ein Trümmerfeld, welches die Italiener schockierte. Durch die Grausamkeiten ergaben sich viele Staaten einfach kampflos.

Auch Ludovico Sforza war schockiert, glaubte nun – dass die Franzosen auch Mailand erobern würden und kündigte die Allianz auf. Nun schloss er sich einer Allianz von Kirchenstaat, Venedig und anderen italienischen Staaten an – um den Eindringling zu vertreiben.

Am 20. Mai 1495 zogen die Franzosen aus Neapel ab, da die Italiener das mittlere Italien zurückeroberten, wodurch die französische Armee im Süden abgeschnitten wäre.

Weitere Renaissancekriege

1499 kamen die Franzosen, unter König Ludwig XII., zurück. Diesmal hatten die Franzosen mit Ferdinand II. von Aragon einen mächtigen Verbündeten.

1501 begann der Angriff auf Neapel von zwei Seiten. Schließlich wurde die Stadt erneut erobert. In der Folge konnten sich die Spanier und Franzosen nicht einigen und es begannen Kriege zwischen beiden Großmächten, welche auf neapolitanischen Gebiet ausgetragen worden.

Letztlich wurden die Franzosen von den Spaniern geschlagen, wodurch die 200-jährige spanisch-habsburgischen Herrschaft über Süditalien begann.

Königreich Neapel in der Neuzeit

In der Neuzeit regierten in Neapel zunächst die aragonesischen Spanier. Mit der Hochzeit von Ferdinand II. von Aragon und Isabella I. von Kastilien im Jahr 1469 wurde der Grundstein für das vereinigte Spanien gelegt.

Die gemeinsame Tochter der Beiden heirate Philipp den Schönen (Haus Habsburg), wodurch die Österreicher an Spanien gelangten. Der kastilisch-österreichische Sohn Carlos I. wurde zum ersten König von Spanien. Das Königreich Neapel war zur damaligen Zeit ein Territorium von Südspanien.

Doch die Franzosen griffen innenpolitisch in Neapel ein, initiierten einen Aufstand – wodurch 1647 die Neapolitanische Republik gegründet wurde. Doch diese Republik hielt nur ein Jahr.

Weitere größere Konflikte ließen bis 1700 auf sich warten. Dann brach der Spanische Erbfolgekrieg aus, von welchem auch Neapel betroffen war. Das Königreich blieb dennoch spanisch bis zum polnischen Thronfolgekrieg. Am Ende dieses Krieges (1738) ging das Königreich Neapel an die spanische Linie der Bourbonen.

Die Bourbonen-Herrschaft dauerte bis 1799. Dann eroberte Napoleon Bonaparte das Königreich Neapel und errichtete dort die Parthenopäische Republik. Nach den Napoleonkriegen (1815) wurden Sizilien und Neapel zum Königreich beider Sizilien vereint.

Unter den Habsburgern

Der aragonesische König Ferdinand II. starb 1516. Seine Ehefrau Isabella I. von Kastilien starb bereits zwei Jahre zuvor. Auf Ferdinand folgte seine Tochter, welche wohlmöglich geisteskrank war.

Johanna die Wahnsinnige hatte einen Sohn mit Philipp dem Schönen (Haus Habsburg). Und dieser Sohn hieß Karl (Carlos) und wurde später zum Herrscher des Heiligen Römischen Reiches (Kaiser Karl V.). Gleichzeitig war Karl (spanisch: Carlos I.) auch der erste König vom vereinigten Spanien (Kastilien und Aragon).

Neapolitanische Republik

Diese habsburgisch-spanische Herrschaft über Neapel hielt bis 1647 an. In diesem Jahr entstand die Neapolitanische Republik, welche von Heinrich II. von Lothringen ausgerufen wurde. Dieser war ein Nachkomme von Rene I. von Anjou.

Aber die Neapolitanische Republik entstand aufgrund von Aufständen gegen den damaligen König Philipp IV. von Spanien am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Und schon am 5. April 1648 eroberten Philipps Armeen das Königreich zurück und stellten alte Zustände wieder her.

Spanischer Erbfolgekrieg

Im Jahr 1700 starb der spanische König Carlos II. und mit ihm die spanische Linie des Hauses Habsburg. Als Erben des kinderlosen Karls kamen Franzosen oder Österreicher in Betracht. Denn der Vater von Karl II. war Philipp IV. von Spanien. Und dieser war zweimal verheiratet.

Die erste Ehe bestand zwischen 1602 und 1644 zu Élisabeth de Bourbon und brachte vier lebende Kinder hervor. Eins dieser Kinder war Maria Teresa von Spanien, welche mit Ludwig XIV. von Frankreich verheiratet war.
Und aus der zweiten Ehe mit Maria Anna von Österreich ging Carlos II. und vier weitere Kinder hervor.

Nach dem Tod Carlos II. stritten die Österreicher und Bourbonen (Frankreich) um Spanien und somit auch ums Königreich Neapel. Durch diese Uneinigkeit brach 1701 der Spanische Erbfolgekrieg aus.

Während des Krieges besetzten die Österreicher bis 1707 ganz Süditalien. Mit dem Frieden von Utrecht (1713) wurde der Spanische Erbfolgekrieg beendet. Die Österreicher erhielten das Königreich Neapel.

Unter den Bourbonen

Die Ruhe nach dem Spanischen Erbfolgekrieg fand schnell ein Ende. Denn unter Kaiser Karl VI. (1711 – 1740) brach der polnische Thronfolgekrieg aus, in welchem wiederum die Österreicher und die Franzosen involviert waren.

Im Frieden von Wien (1738) ging das Königreich Neapel und das Königreich Sizilien an die Bourbonen aus Spanien (Haus Bourbon-Anjou). Der König beider Länder war Carlos (spätere Karl III. von Spanien), welcher als Carlos VII. den Thron von Neapel und als Carlos VI. den Thron von Sizilien bestieg.

Doch zu diesem Zeitpunkt waren dies noch zwei verschiedene Titel, welche lediglich in Personalunion geführt wurden. Zwar fiel der Königstitel auf nur eine Personen, aber beide Staaten wurden separat verwaltet. Besonders war, dass Carlos der einzige König seit 200 Jahren war – welcher auch in der Region lebte.

Parthenopäische Republik

Nach der Französischen Revolution begannen die Napoleonkriege gegen das Revoltierende Frankreich. Im Zuge seines Italienfeldzugs eroberte Napoleon Bonaparte 1799 das Königreich Neapel und errichtete dort die Parthenopäische Republik.

Diese Republik sollte den Revolutionsgedanken exportieren, alte Feudalstrukturen aufbrechen und schließlich dauerhaft die Monarchie beseitigen. Doch die Republik bestand nur zwischen Januar und Juni 1799 und wurde durch Koalitionstruppen wieder beseitigt.

Aber das nationalistische Gedankengut konnte Frankreich nach Italien exportieren, wodurch 1861 das Königreich Italien entstand. Diesem ersten italienischen Nationalstaat schloss sich auch Neapel an.

Auflösung durch das Königreich beider Sizilien

Zunächst wurde nach den Napoleonkriegen das Königreich beider Sizilien gegründet. Hergestellt wurde dieser neue Staat auf dem Wiener Kongress (1816). Der König wurde Carlos III., welcher vor Napoleons Italienfeldzug bereits König beider Staaten war. Mit der Gründung des Königreichs wurde die Personalunion abgeschafft und durch eine Realunion ersetzt.


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