Renaissance-Kriege
Die Italienkriege bzw. auch italienischen Kriege waren mehrere militärische Konflikte, welche zwischen 1494 und 1559 auf dem Territorium des heutigen Italien ausgetragen wurden. Da diese Kriege zur Renaissancezeit stattfanden, werden sie auch als Renaissance-Kriege bezeichnet.
Die Kriege begannen mit dem Einmarsch von Karl VIII. von Frankreich. Ziel der Franzosen war die Eroberung des Königreichs Neapel. In der zweiten Phase der Italienkriege (1499 – 1504) eroberte der französische König Ludwig XII. das Mailänder Herzogtum. Im dritten Italienkrieg kämpfte eine Allianz verschiedener europäische Mächte gegen Venedig.
Zwischen 1511 und 1513 kämpfte dann der Kirchenstaat gegen die Franzosen. In einer nächsten Kriegsphase kämpfte das Heilige Römische Reich gegen die Franzosen. Und letztlich wurde der letzte Italienkrieg (Habsburger gegen Frankreich) durch den Frieden von Cateau-Cambrésis (1559) beendet. Die Kriege fanden auch während der Reformation (ab 1517) stand, weshalb sich auch religiös-politische Interessen beimischten.
Steckbrief
Beginn: | 1494 mit dem Aufmarsch der Franzosen in Mailand (Norditalien) |
Ende: | 1559 mit dem Frieden von Cateau-Cambrésis |
Folgen: | spanische Vormachtstellung Philipp II. und der Habsburger in Europa |
Konflikte: | Erster Italienische Krieg (1494 - 1495) Zweiter Italienischen Krieg (1499 - 1504) Krieg der Liga von Cambrai (1508 - 1516) Krieg der Liga von Cognac (1526 - 1530) Italienische Krieg von 1536 bis 1538 Italienische Krieg von 1542 bis 1546 Italienische Krieg von 1551 bis 1559 |
Involviert: | Königreich Neapel, Königreich Frankreich, Herzogtum Mailand, Kirchenstaat, Heiliges Römisches Reich, Markgrafschaft Mantua, Königreich England, Katholische Könige, Spanische Monarchie, Republik Genua, Herzogtum Ferrara, Schweizer Eidgenossenschaft, Osmanisches Reich, Herzogtum Parma, Republik Siena, Herzogtum Florenz, Herzogtum Savoyen, Hospitalritter |
Begleitet von: | Reformation, Humanismus, Zeitalter der Erkundungen |
Erster Renaissance-Krieg
Der erste Renaissance-Krieg begann 1494 mit dem Aufmarsch der Franzosen in Norditalien. Verbündeter des französischen Königs Karl VIII. war Ludovico Sforza aus Mailand, welcher seit 1481 das Herzogtum im Auftrag seines minderjährigen Neffen führte. Die Sforza hatten Angst vor neapolitanischer Einflussnahme und stachelten deshalb die Franzosen gegen die Neapolitaner auf.
Warum wollte Mailand, dass Neapel erobert wird
Ludovico Sforza war kein rechtmäßiger Herrscher in Mailand gewesen. Er war der vierte Sohn von Francesco Sforza, welcher bis 1466 Mailand als Herzog regierte und die Sforza-Dynastie begründete.
Als vierter Sohn von Francesco hätte Ludovico niemals den Machtanspruch bekommen. Doch der Vater starb 1466. Dann ging der Titel auf Ludovicos älteren Bruder Galeazzo Maria Sforza über. Doch dieser wurde 1476 von Adligen ermordet, weshalb Galeazzos minderjähriger Sohn zum Thronerben über Mailand wurde. Nun war Ludovicos Zeit gekommen.
Doch zunächst führte die Mutter des Kindes die Regierungsgeschäfte, wurde aber von Ludovico verdrängt – wodurch dieser ab 1481 zum defacto-Herrscher über Mailand wurde.
Ludovicos ältere Schwester war Ippolita Sforza, welche seit 1465 mit Alfons II. von Neapel verheiratet war. Zusammen hatte das Paar drei Kinder. Ihr ältester Sohn war Ferdinand, welcher 1495 als Ferdinand II. von Neapel seinem Vater auf den Königsthron folgte.
Die älteste Tochter war Isabella von Aragón. Und diese heiratete am 2. Februar 1489 ihren Cousin zweiten Grades, namens Gian Galeazzo Maria Sforza. Und dieser war wiederum der einst minderjährige Sforza, welcher unter dem Einfluss seines Onkels stand.
In Neapel verfolgte man die Entwicklung in Mailand mit Sorge. Denn ihr Schwiegersohn wurde zunehmend vom Mailänder Thron verdrängt. Dies gelang Ludovico, indem er sich ein innenpolitische Allianz gegen seinen Neffen aufbaute. Und nachdem sich Neapel einmischte, baute er ein Allianz zu Venedig und Papst Alexander VI. auf. Später kam König Karl VIII. aus Frankreich hinzu, wodurch das Militärbündnis tatkräftige Unterstützung erhielt.
Warum wollten die Franzosen das Königreich Neapel erobern
Seit 1443 wurde Neapel von den Spaniern regiert. Damals eroberte Alfons V. von Aragon das Königreich und nahm es den Franzosen weg. Demnach hatte Karl VIII. einen eigenen Anspruch auf Neapel, welcher sich bis zu Karl I. von Anjou (erster König von Neapel) rekonstruieren ließ.
Was geschah im ersten Renaissancekrieg
Im Jahr 1493/94 überquerte das Heer von König Karl VIII. die Alpen. Der Franzose nutzte das Herzogtum Mailand als sein Aufmarschgebiet.
Am 8. September 1494 wurde Rapalla, in der Nähe von Genua, erobert. Da die Einheimischen Widerstand gegen die Franzosen leisteten, wurden Männer, Frauen und Kinder einfach niedergemetzelt. Danach wurde der Hafen von Genua eingenommen.
Um eine solche Verheerung für Florenz abzuwenden, übergab Piero di Lorenzo de Medici die Häfen von Pisa und Livorno kampflos an die Franzosen. Als Piero vom Treffen mit Karl nach Florenz zurückkam und dort vor die Signoria trat, wurde dieser Rettungsversuch missbilligt. Man nannte ihn einen Verräter und die Medici wurden als Florenz vertrieben.
Am 31. Dezember 1494 nahm Karl VIII. auch Rom ein und plünderte die Stadt. Und schließlich wurde am 22. April 1495 auch Neapel erobert. Die Italiener waren schockiert darüber, wie schnell die französische Armee vorrückte und wie gewaltsam sie dabei vorging.
Welche Folgen hatte die Eroberung Neapels
Nachdem Neapel erobert war, erkannte Ludovico Sforza, dass sein Verbündeter nicht nur Neapel – sondern auch Mailand erobern würde. Deshalb wandte er sich an Papst Alexander VI., um dort Hilfe und Beistand zu erbitten. Dieser gründete die Liga von Venedig, ein Militärbündnis gegen die Franzosen.
Dieser Allianz schlossen sich der Kirchenstaat, das Herzogtum Mailand, die Republik Venedig, das Haus Aragon und Kaiser Maximilian I. an. Die Republik Florenz blieb stattdessen neutral, arrangierte sich mit den Franzosen und unter Girolamo Savonarola begann dort eine Proto-Reformation.
Die Allianz der Liga von Venedig stellte ein Heer auf, welches unter die Führung von Francesco II. Gonzaga gestellt wurde. Um seine Truppenverbände in Süditalien nicht vom Nachschub aus Norditalien abtrennen zu lassen, war Karl VIII. gezwungen, die Stellung in Neapel aufzugeben. So ließ er einige Soldaten in Neapel zurück, kehrte aber mit dem Großteil wieder in die Lombardei zurück.
Am 6. Juli 1495 kam es zur Entscheidungsschlacht bei Fornovo, etwa 30 km südlich von Parma. Die Franzosen unterlagen der Armee von Francesco II., worauf Karl sich nach Frankreich zurückziehen musste. Dort starb er 1498, wodurch der erste Italienkrieg endete.
Zweiter Renaissancekrieg
Der zweite Renaissancekrieg begann 1499 und endete 1504. In diesem Krieg kämpfte eine Allianz aus Spaniern und Franzosen gegen die italienischen Stadtstaaten.
Auf französischer Seite regierte nun Ludwig XII., welcher gegenüber Neapel aber auch gegenüber Mailand seine Besitzansprüche erhob. Denn Ludwig XII. von Frankreich war auch Herzog von Orleans und sein Großvater war Ludwig von Orleans gewesen, welcher mit Valentina Visconti verheiratet gewesen war. Und die Viscontis waren Herzöge in Mailand vor den Sforzas.
Ein weitere Konfliktherd war, dass Ludwig XII. den Mailänder Herzog Ludovico Sforza für seinen Verrat im ersten Italienkrieg hasste. Ludwig hatte selbst im Krieg gekämpft und hatte das ganze Ausmaß des Verrats miterlebt.
Nun machte Ludwig seine Thronansprüche gegen die Sforzas geltend, wollte aber auch Rache an den Sforzas nehmen. Sein Verbündeter war Ferdinand II. von Aragon, welcher zuvor das Königreich Aragon mit dem Königreich Kastilien vereint hatte. Zwei Generationen später entstand daraus ein vereinigtes Spanien, welches zu Lebzeiten von Ferdinand und seiner Frau Isabella I. von Kastilien noch als Personalunion geführt wurde.
Verrat von Novara
Ludwig XII. wandte sich zunächst nur Mailand zu. Mit Hilfe von etwa 5.000 eidgenössischen Söldnern konnte Ludwig im Herbst 1499 das Herzogtum Mailand erobern. Der damalige Herzog Ludovico Sforza floh und stellte selbst ein Heer auf, welches ebenfalls mit etwa 5.000 Söldner aus der Eidgenossenschaft bestückt war. Dem ehemaligen Herzog gelang die Rückeroberung einzelner Städte.
Die Belagerung einer Burg bei Novara war richtungsweisend. In der Burg verschanzte sich das Heer von Ludovico Sforza. Vor der Burg waren die Belagerer von Ludwig XII.. Dann wurde der Sforza von seinen eigenen Männern verraten, gefangen genommen und den Franzosen ausgeliefert. Er starb 8 Jahre später in Kriegsgefangenschaft.
Mit der Eroberung von Norditalien wurde Ludwig XII. zugleich Herzog von Mailand (1499 – 1512).
Eroberung Neapels
In Neapel kam es währenddessen zu einem politischen Umbruch. Denn König Ferdinand II. von Neapel starb 1496 kinderlos. Auf ihn folgte sein Neffe, welcher als Friedrich I. von Aragon den Thron bestieg. Sein Cousin war Ferdinand II. von Aragon. Dieser wollte einen Kreuzzug gegen die Osmanen bilden und Neapel sollte ein wichtiger Stützpunkt sein.
Als die Aragonesen in Neapel ankamen, konnten sie den Papst davon überzeugen, dass das Königreich erobert werden müsse, bevor der große Kreuzzug gegen den Osmanen eingeleitet werden könne. Papst Alexander VI. erklärte daraufhin Friedrich als abgesetzt, ernannte Ferdinand zum katholischen Herzog von Apulien und Kalabrien und erklärte Ludwig XII. zum König von Neapel.
Der uneheliche Sohn des Papstes war Cesare Borgia, welcher sich den Franzosen anschloss. Dieser stieg während der Kriege zu einem einflussreichen Renaissancefürsten auf. In Capua richteten die Franzosen, unter Führung von Cesare Borgia, ein solches Blutbad an – dass die meisten Städte im Königreich sich kampflos ergaben.
Am 2. August 1501 wurde Ludwig XII. zum neuen König von Neapel ausgerufen. Diesen Titel behielt er bis 1504. Auf ihn folgte der einstige Verbündete Ferdinand II.
Krieg Spanier gegen Franzosen
In der Folge waren sich Ludwig XII. und Ferdinand II. von Aragon uneinig darüber, wie das Königreich Neapel aufgeteilt werden sollte. Es kam zum Krieg beider Großmächte, wobei die Schauplätze sämtlicher Kriegshandlungen in Süditalien lagen.
Zunächst wurden die Spanier zurückgedrängt. Doch aus der Schlacht von Cerignola (April 1503) und aus der Schlacht am Garigliano (Dezember 1503) gingen die Spanier siegreich hervor. Danach erfolgte eine rücksichtslose Eroberung des Königreichs Neapel. Der letzte Ort war Gaeta, welcher im Januar 1504 an die Spanier fiel.
Im Vertrag von Lyon (31. März 1504) wurde geregelt, dass Ludwig XII. auf seinen Königstitel in Neapel verzichtet und Ferdinand II. wurde zum neuen König von Neapel gekrönt.
Dritter Renaissancekrieg
Der Dritte Renaissancekrieg begann 1508 und endete 1510. In Oberitalien versuchten der Papst, der römisch-deutsche Kaiser, der König von Aragon und der König von Frankreich ihren Einflussbereich, auf Kosten der Republik Venedig zu sichern. Deshalb gingen sie eine Allianz ein, welche als Liga von Cambrai bezeichnet wird.
Der damalige Papst war Julius II., welcher aufgrund seiner Ambitionen und Taten auch als Kriegerpapst bezeichnet wird. Sein Ziel war es, den Einflussbereich des Kirchenstaates über alle italienische Stadtstaaten zu erweitern. Kaiser Maximilian I. wollte in Reichsitalien die alte Ordnung wiederherstellen und der französische König Ludwig XII. versuchte seine Herrschaft im Herzogtum Mailand zu festigen. Die Krone von Aragon hatte Ferdinand II., welcher das Königreich Neapel und das restliche Süditalien kontrollierte.
Nachdem die Soldaten der Liga die Venezianer weitestgehend aus Oberitalien vertrieben hatten, griffen sich die Spanier (Aragon) und die Franzosen die ehemaligen Gebiete Venedigs.