Römische Reich
Das römische Reich (lateinisch: Imperium Romanum) ist eine Bezeichnung für einen antiken Staat, dessen Machtzentrum in Rom lag. Insgesamt existierte das Römische Weltreich circa 1500 Jahre, vom 8. Jahrhundert v.Chr. bis ins 7. Jahrhundert nach Christus.
Inhalt
Steckbrief
Name: | Römische Reich, lateinisch: Imperium Romanum, antike Rom oder nur Rom in Bezug auf die Zeitepoche |
Bedeutung: | historisches Weltreich im Mittelmeerraum |
Historische Epoche: | Antike, Altertum |
Hauptstadt: | Rom |
Beginn: | 8. Jahrhundert v.Chr. (753 v.Chr. Legende von Romulus und Remus) |
Ende: | 476 n.Chr. Untergang Westroms |
Vorkulturen: | Latiner, Sabiner, Etrusker und Italiker |
Teilung: | 395 n.Chr. |
Nachfolger: | -Weströmisches Reich mit Rom (Hauptstadt): 395 - 476 bzw. 568 n.Chr. -Oströmisches Reich mit Byzanz (Hauptstadt): 395 - 1453 n.Chr. -Frankenreich als Nachfolger des Weströmischen Reiches im Frühmittelalter -Heiliges Römisches Reich als Nachfolger des Ostfrankenreiches ab 962 |
Untergang: | schleichender Prozess, welcher entweder mit der Absetzung von Romulus Augustulus (476 n.Chr.) endete oder mit dem Einfall der Langobarden im 568 n.Chr. endgültig endete |
Epochen: | -Königszeit: 8 bis 6 Jahrhundert v.Chr. -Frühe Republik: etwa 500 bis 367 v.Chr. -Mittlere Republik: etwa 367 bis 133 v.Chr. -Späte Republik (Revolutionszeit): etwa 133 v.Chr. bis 33 v.Chr. (27 v.Chr.) -Kaiserzeit (Prinzipat): 30/27 v.Chr. bis 284 n.Chr. -Spätantike: 284 - 476 n.Chr. oder bis 568 n.Chr. |
Merkmale: | Entstehung der Republik als Staatsform |
kulturelle Bedeutung: | -Errungenschaften der Sprache, Kriegsführung und Verwaltung -Latein wurde Bildungssprache -Republik als Staatsform blieb erhalten -Gesetzeskodex mit dem Zwölftafelgesetz (Grundgesetz) und Verfassung -permanente Weiterentwicklung, indem eroberte Fremdvölker und deren Errungenschaften aufgenommen und integriert wurden (z.B. antike Griechenland) |
Landesfläche: | 25 v.Chr.: circa 2.750.000 km² 117 n.Chr.: circa 5.000.000 km² (3,36 % der Weltfläche) 390 n.Chr.: etwa 3.400.000 km² |
Bevölkerung: | 25 v.Chr.: etwa 56,8 Millionen Menschen |
Religion: | bis 380 n.Chr.: Römischer Kaiserkult, Polytheismus, römische Mythologie ab 380 n.Chr.: das Dreikaiseredikt vom 28. Februar machte das römisch-alexandrinische Christentum zur Staatsreligion, unterzeichnet durch Theodosius I. (Kaiser Rom), Gratian (damals Mitkaiser), Valentinian II. (damals Mitkaiser) |
Währungen: | Sesterz, Aureus, Solidus, Histamenon nomisma |
Was war das Römische Reich
Laut der Legende von Romulus und Remus wurde Rom von diesem Geschwisterpaar um 753 v.Chr. gegründet. Das Herrschaftssystem begann als klassisches Königsreich, wurde dann zur Republik, ging dann in ein Kaiserreich über und wurde während der Spätantike zu einem geteilten Reich mit einem Weströmischen und einem Oströmischen Gebiet.
Was geschah im Römischen Reich
Der Ort bzw. die spätere Stadt oder das Grundfundament für Rom wurde von Romulus und Remus im Jahr 753 v.Chr. erbaut. Zunächst begann Rom als klassische Monarchie mit einem König an der Spitze. Der Stadtstaat geriet in seiner Frühzeit unter etruskischer Herrschaft. Die Etruskerkönige regierten Rom bis 510 v.Chr. und wurden dann entledigt.
Frühe Republik und Standeskämpfe
In Rom entstand ab 450 v.Chr. eine Republik, in welcher verschiedene Stände um Macht rangen. Es kam zu Standeskämpfen zwischen den Patriziern und den Plebejern (Volksmasse). Ab 287 v.Chr. errangen die Plebejer die politische Gleichstellung.
Expansion und Machtausweitung
Schon um 500 v.Chr. übte Rom großen Einfluss auf seine benachbarten Stadtstaaten aus und begann zu expandieren. Die ersten Expansionsschritte zielten auf Gallier, Kelten, Samniten und Latiner ab. Die Machtausbreitung Roms zielte später auf große Konkurrenten, wie Korinth, Karthago oder Makedonien ab. Im 2. Jahrhundert v. Chr. war Rom die Supermacht im Mittelmeerraum und beherrschte alle angrenzenden Länder.
Die zahlreichen Kriege gegen die Nachbarn bewirkten allerdings, dass Roms Bevölkerung immer ärmer wurde. Insbesondere Handwerker und Bauern profitierten keinesfalls von den Expansionsbemühungen. Es entstanden soziale Konflikte, welche nicht gelöst werden konnten. Schließlich brach 133 v.Chr. ein Bürgerkrieg zwischen den Optimaten (Adligen) und Popularen (Masse des Volkes) aus. Dieser Bürgerkrieg sollte 100 Jahre andauern, bevor er 33 v.Chr. endete.
Prinzipat und Kaiserzeit
Im Jahr 49 v.Chr. erlangte Julius Cäsar die Macht und herrschte wie ein König. Er trug maßgeblich dazu bei, dass die Römische Republik endete und in eine Monokratie (Kaiserreich) überführt wurde. Durch seine Ermordung im Jahr 44 v.Chr. wurde das Römische Reich erneut erschüttert. Es begannen Machtkämpfe um die Herrschaft, welche Cäsars Großneffe und Adoptivsohn, namens Octavian, gewinnen sollte. Dieser Octavian ließ sich 31 v.Chr. zum ersten römischen Kaiser ernennen und erhielt den Thronnamen: Augustus.
Zwar nannte sich Augustus selbst „´princeps“ (Erster unter Gleichen), doch seine Machtfülle entsprach einem Monarchen. Unter Kaiser Augustus gelangte Rom zu neuer Blüte. Denn er sicherte die Reichsgrenzen und eroberte gleichzeitig noch Gebiete nördlich der Alpen.
Konflikte mit Germanen
Einen Rückschlag mussten die Römer bei der Eroberung Germaniens hinnehmen. In der Varusschlacht (9 n.Chr.) wurde der Statthalter Germaniens, namens Publius Quinctilius Varus, von einem Herr germanischer Volksgruppen besiegt. Fortan war die Germanenpolitik eine andere. Man sicherte die Grenze zu Germanien, baute Stellungen aus und der Handel ins Germanenreich verschlechterte sich. Schließlich begann man im 1. Jahrhundert damit, einen Grenzwall (Limes) zwischen dem Römischen Reich und Germanien zu ziehen.
Dennoch blühte das Römische Reich in Augustus Regierungszeit weiter auf. Es wurden Fortschritte in Kunst und Kultur gemacht, genauso wie in den Naturwissenschaften. Die allgemeinen Lebensverhältnisse der Römer besserten sich und neue Gesetze stabilisierten das Weltreich. Seine Regierungszeit endete 14 n.Chr. Ihm wurde der Ehrentitel „Imperator Caesar Augustus“ vom Senat verliehen. Der Begriff Caesar war ein Herrschertitel, aus dem später die Titel Kaiser oder Zar abgeleitet wurden.
Warum ist das Römische Reich untergegangen
Zum Untergang des römischen Reichs existieren mehrere Positionen, welche von der breiten Forschungsmeinung vertreten werden.
Dekadenz
Lange Zeit hielt sich die Dekadenztheorie, wonach Rom einfach verkomm und sich auflöste. Dieser Zerfall geschah aufgrund mangelnder Entschlossenheit, Charakterschwäche der ganzen Gesellschaft und mangelnder Disziplin. Es herrschte demnach ein moralischer und gesellschaftlicher Zerfall, welcher unaufhaltsam dazu führte, dass das einstige Weltreich niederging. Die Dekadenztheorie ist äußerst umstritten und wird heute eher als populärwissenschaftliche Idee betrachtet.
aufstrebende Christentum
Eine ebenfalls umstrittene Theorie ist, dass Rom durch das aufstrebende Christentum niederging. Allerdings ist diese Theorie nicht haltbar und wird nur als ein Teil einer größeren Bewegung gesehen. Stattdessen schaffte sich Rom selbst ab, indem es einfach zu groß wurde und dadurch der Verwaltungsaufwand stark anstieg.
Soldatenkönige
Das erste Abwenden, aufgrund einer zu schwachen Führung für ein zu riesiges Reich, geschah bereits in der Reichskrise im 3. Jahrhundert und dem Aufkommen von verschiedenen Soldatenkönigen und Kaisern.
Völkerwanderung und Reichsteilung
Während der Völkerwanderung (375 – 568 n.Chr.) strömten fremde Bevölkerungsgruppen ins Römische Reich ein, welche die schwierige Verwaltung des Weltreichs und die steigenden Grenzsicherungsausgaben weiter vorantrieben. Es kam zur Teilung Roms im Jahr 395 n.Chr., um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren und Grenzen nach außen besser schützen zu können.
Fortan bestanden zwei Römische Reiche, eines im Westen mit Rom als Hauptstadt und eines im Osten mit Byzanz als Hauptstadt. Das Weströmische Reich ging 476 n.Chr. dauerhaft unter, da der germanische Heerführer Odoaker den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus absetzte. In der Folge entstand das Frankenreich auf weströmischen Gebiet. Im Mittelmeerraum füllten die Araber das entstandene Macht-Vakuum aus. So begann nach dem Tod des Propheten Mohammed (632 n.Chr.) die islamische Expansion. Die arabische Welt vergrößerte sich in den Nahen Osten und Nordafrika hinein. Selbst auf der Iberischen Halbinsel bestand zwischenzeitlich ein Emirat von Córdoba.
Das Oströmische Reich mit Byzanz (Konstantinopel) als Hauptstadt, bestand durchaus länger. Ab dem dem 7. Jahrhundert wurde Ostrom zum Byzantinischen Reich formiert. Aber schließlich wurde 1453 auch Konstantinopel vom Osmanischen Reich erobert, wodurch das Byzantinische Reich ebenfalls unterging.
Was waren die Nachfolger des Römischen Reiches
Um in Europa eine Schutzmacht für das Abendland und für das Christentum zu etablieren, wurde im 10. Jahrhundert das Heilige Römische Reich erschaffen. Dies war ein Zusammenschluss mehrere Staaten (Königreiche), um gemeinsam das christliche Europa zu schützen. Die Europäer verstanden das Heilige Römische Reich als Nachfolgereich des einstigen Römischen Reiches.
Laut der Bibel soll es vier Reiche geben, bevor das „tausendjähriges Reich“ eintritt. In der Antike deutete der Kirchenvater Hieronymus (347–420) bereits an, dass die Vier-Reiche-Lehre durch das Babylonische Reich, das Perserreich, das Alexanderreich der Griechen und schließlich durch das Römische Reich erfüllt sei. Demnach waren Anhänger der Vier-Reiche-Lehre bestrebt, das Römische Reich niemals untergehen zu lassen. Durch die Translatio imperii (deutsch: Übertragung des Reichs) erhielten sowohl das Frankenreich als auch das Heilige Römische Reich die Legitimation ein Nachfolgereich des antiken Roms zu sein.
Wofür war das römische Reich bekannt
Das römische Reich war für seinen Verwaltungsapparat, seinen Baustil, seine Expansionsbemühungen und seine Mythologie bekannt. In vielen Regionen, welche durch die Römer erobert und anschließend verwaltet wurden, etablierten sie die römische Kultur. So wurde Latein in der Antike zur Weltsprache und ist heute noch eine Gelehrtensprache.
Baustil
Die Römer erfanden den Zement und nachdem das antike Griechenland und deren Provinzen erobert wurden, übernahmen sie die Baukunst der Griechen. Aber durch die Erfindung des Zements konnte die griechische Bauweise um nahezu unbegrenzte Möglichkeiten ergänzt werden. In der Folge entstanden Häuser mit mehreren Stockwerken, Aquädukte, Amphitheater und Brücken. Die Römer verbanden ihre Ingenieurkunst, ihre Innovationen mit der Baukunst der Griechen. (Mehr dazu, siehe Hauptartikel: Kunst der Antike im antiken Griechenland & römischen Reich)
Expansion und Eroberungen
Das römische Imperium reichte von Westeuropa bis nach Vorderasien. Die Römer waren demnach scheinbare Eroberer und die römischen Legionäre sind heute noch legendär. Aber die Römer waren kein Volk, welches die ganze Welt besitzen wollten. Stattdessen arbeiteten sie sich von Provinz zu Provinz weiter. An den Grenzen ihres Landes entstanden Konflikte, welche besänftigt werden sollten. Also eroberten sie die Region, gaben ihre Kultur weiter und befriedeten das Gebiet. An den Grenzen der eroberten Gebiete entstanden neue Konflikte und Rom ging vor wie bisher. Also nächste Eroberung und wiederum wurde Ordnung und Stabilität geschaffen.
Dass im römische Reich ein Plan zur Weltherrschaft existierte, ist nicht belegt. Stattdessen geht man davon aus, dass die Kriege lediglich der Herstellung von Ordnung, Stabilität und Sicherheit dienten. Und diese Ordnungsgedanke (man kann auch sagen Friedensgedanke oder Einigungsgedanke) war höchstwahrscheinlich die Ursache der Ausdehnung von Provinz zu Provinz.
Literatur
- Michael Sommer (Autor), Römische Geschichte: Von den Anfängen bis zum Untergang, ISBN: 3520909022*
- Unnützes Wissen über das Römische Reich – 300+ spannende Fakten über die Römer, ihre Art zu Leben, ihre Armee und ihre gewaltige Macht, ISBN: 979-8321999059*
- Billy Wellman (Autor), Enthralling History (Autor), Das Antike Rom: Ein fesselnder Überblick über die römische Geschichte, vom Mythos über Romulus und Remus, über die Republik bis hin zum Untergang des Römischen Reiches (Zivilisationen), ISBN: 979-8887650531*
- John Scheid (Autor), Nicolas Guillerat (Illustrator), Martin Bayer (Übersetzer), Rom verstehen: Das Römische Reich in Infografiken, ISBN: 3423290072*
- weitere Bücher zum antiken Rom*