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19. Jahrhundert


Das 19. Jahrhundert ist der Zeitraum zwischen den Jahren 1801 und 1900. Dieses Jahrhundert gehört, laut Geschichtseinteilung, in die Neuzeit. Aufgrund vieler gesellschaftlichen Umstürze wird das 19. Jahrhundert auch als Beginn der Moderne (2. Abschnitt der Neuzeit) betrachtet. Vor allem die Ideen der Französischen Revolution, welche im 18. Jahrhundert stattfand, hatten immer noch Bestand.

Mit dem Wiener Kongress (1814/15) sollte die Zeit nach den Napoleonischen Kriegen dazu genutzt werden, um Nationalstaaten zu etablieren. Der Nationalismus als Ideologie wird entflammt und der Zionismus als jüdischer Nationalismus wird wiederbelebt. Im Zuge des Nationalismus werden europäische Staaten, wie das italienische Königreich oder das deutsche Kaiserreich, am Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Währenddessen beherrschte Großbritannien unangefochten die Weltmeere und europäische Großmächte erweitern ihre Kolonialreiche um Kolonien in Afrika und Asien. Der Kolonialismus mündet in einen Wettlauf um Afrika.

Inhalt

Was ist das 19. Jahrhundert?

Das 19. Jahrhundert reicht vom 1. Januar 1801 bis zum 31. Dezember 1900. Sein Name kommt von der christlichen Zeitrechnung, die die Geburt Jesu als Jahr 0 nimmt. Das 19. Jahrhundert beginnt entsprechend 1801 Jahre nach seiner Geburt.

Um 1800 lebten weltweit etwa 980 Millionen Menschen. Knappe 100 Jahre später war die Weltbevölkerung auf ungefähr 1,65 Milliarden Menschen angestiegen. Das hängt unter anderem mit der Industrialisierung zusammen, die dieses Jahrhundert prägt.

Die Industrialisierung brachte auch den ständigen, global spürbaren Wandel in allen Lebensbereichen der Menschen mit. Diese Dynamik und steigende Geschwindigkeit in der Produktion sind kennzeichnend für das 19. Jahrhundert. Gleichzeitig steht die Industrialisierung für den Beginn der Moderne.

Wie hieß Deutschland im 19. Jahrhundert

Das Gebiet des heutigen Deutschlands war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Teil des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen. Das Kernstück dieses Reiches hieß Regnum Teutonicum (Land der Teutonen bzw. Germanen) oder Land der Deutschen, in welchem die deutschen Könige über Teilreiche regierten.

Dieses Reich bestand bis 1806 und wurde durch den Rheinbund ersetzt, in denen sämtliche deutsche Staaten ein Mitglied waren. Bedeutende Großmächte im deutschen Gebiet waren Österreich und Preußen. Österreich löste sich im 19. Jahrhundert immer mehr aus dem Bund und der deutschen Staatenwelt heraus. Und das Königreich Preußen erlangte die Führungsrolle. Endgültig schied Österreich durch den deutsch-deutschen Krieg im Jahr 1866 aus der deutschen Staatengemeinschaft aus.

Jene Kleinstaaterei auf deutschem Gebiet endete mit der Reichsgründung von 1871 – als das deutsche Kaiserreich – unter Führung des preußischen Königs – entstand. Dieses war der erste deutsche Nationalstaat der Geschichte.

Welche berühmten Personen lebten im 19. Jahrhundert?

Aus dem 19. Jahrhundert sind uns bis heute viele Personen aus allen möglichen Bereichen wie Politik, Kunst und Wissenschaft bekannt.

Politik

Ein berühmter Politiker des 19. Jahrhunderts ist Napoleon Bonaparte. Er wurde zwar 1769 geboren, sein politisches und militärisches Schaffen fand aber vor allem zu Beginn des 19. Jahrhunderts statt. Durch Napoleon befand sich Mitteleuropa mehrere Jahre im Krieg. Staatsgrenzen wurden verschoben und Frankreich verlor seine kurz zuvor erlangten demokratischen Elemente.

In Großbritannien regierte Queen Victoria im 19. Jahrhundert. Sie lebte von 1819 bis 1901 und regierte ab 1837 bis zu ihrem Tod. Die Periode ihrer Herrschaft hat in der Geschichtsschreibung sogar einen eigenen Namen erhalten: das viktorianische Zeitalter. Unter Victoria blühte Großbritannien auf, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Victoria trug außerdem den Titel Kaiserin von Indien, da Indien zu ihrer Zeit eine britische Kolonie war.

Der 16. Präsident der Vereinigten Staaten lebte ebenfalls im 19. Jahrhundert. Abraham Lincoln (1809 – 1865) amtierte von 1861 bis 1865 als Präsident. Kurz vor seinem Tod wurde er wiedergewählt. Am 15. April 1865, einen Tag nach einem Mordanschlag, bei dem ihm von hinten in den Kopf geschossen wurde, verstarb er.

Abraham Lincoln ist vor allem für sein Wirken im Sezessionskrieg bekannt. Er schaffte die Sklaverei ab, was elf der Südstaaten der USA dazu brachte, aus der Union auszutreten. Lincoln führte die verbliebenen Staaten durch den Krieg, was die Union wieder vereinte.

Kunst

Das 19. Jahrhundert war ein künstlerisches Jahrhundert. Berühmte Komponisten der klassischen Musik wie Richard Wagner (1813 – 1890) lebten in dieser Zeit. Auch Ludwig van Beethovens (1770 – 1827) Schaffenszeit fällt noch weit ins 19. Jahrhundert.

Berühmte Maler dieser Zeit sind Vincent van Gogh (1853 – 1890) und Claude Monet (1840 – 1926). Charles Dickens (1812 – 1870) ist für Romane wie „Oliver Twist“ und „Eine Weihnachtsgeschichte“ bekannt. Johann Wolfang von Goethe (1749 – 1832) und Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) verfassten ebenfalls viele philosophische und freie Texte in diesem Jahrhundert.

Wissenschaft

Als Jahrhundert des Wandels und der Innovationen, ist es kaum verwunderlich, dass viele Wissenschaftler und Erfinder im 19. Jahrhundert lebten. Charles Darwin (1809 – 1882) revolutionierte mit der Evolutionstheorie den Blick auf die Ursprünge des Menschen. Thomas Alva Edison erfand unter anderem die Glühbirne, den elektrischen Stuhl und das Kinetoskop, eine frühe Apparatur zum Ansehen von Filmen.

Michael Faraday (1791 – 1867) war ein britischer Physiker, der im Bereich des Elektromagnetismus und der Elektrochemie forschte. Er entdeckte Kohlenwasserstoffe und formulierte die Grundgesetze der Elektrolyse (faradaysche Gesetze).

Marie Curies (1867 – 1934) Forschungen zur Radioaktivität begannen am Ende des 19. Jahrhunderts. Erste Ergebnisse stellte sie 1898 vor.

Aktivisten und Sozialreformer

Im 19. Jahrhundert setzten sich Frauen vermehrt öffentlich ein. Sie wollten Reformen erwirken und damit unter anderem ihre eigenen Rechte stärken.

Florence Nightingale (1820 – 1910) reformierte durch ihre Bücher zur Krankenpflege das Pflegesystem. Sie nutzte Statistiken und machte so sichtbar, dass Reformen nötig waren. Außerdem verbesserte sie die Hygienebedingungen in Krankenhäusern.

Caroline Norton (1808 – 1877) war eine britische Schriftstellerin und Reformerin. Ihre offenen Briefe führten dazu, dass Ehefrauen mehr Rechte erhielten. Unter anderem konnten sie Besuchsrechte erwirken und erhielten nun häufiger das Sorgerecht nach einer Scheidung.

Sojourner Truth ( um 1797 – 1883) war die Tochter einer Sklavin. Als erste Frau gewann sie vor Gericht gegen einen weißen Mann. Sie verband die Frauenrechte mit den Rechten der afroamerikanischen Bevölkerung und setzte sich speziell für die Rechte farbiger Frauen ein.

Was ist im 19. Jahrhundert passiert?

Das 19. Jahrhundert war ein ereignisreiches Jahr. Es kam zu Veränderungen im arbeits- und alltäglichen Leben der Menschen. Kultur, Wissenschaft und Forschung erlebten eine Blütezeit. Gleichzeitig sorgten Kriege und Revolutionen für politische Instabilität auf der ganzen Welt. (siehe auch unten: Chronologie der Ereignisse im 19. Jahrhundert

Wirtschaft und Soziales

Das 19. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Industrialisierung. Damit sind tiefgreifende Veränderung bei der Arbeits- und Herstellungsweise gemeint. Immer häufiger kommen nun Maschinen, zunächst dampfbetrieben, in die Fabriken. Diese Maschinen erhöhen die Produktionsrate enorm.

Dadurch kam es zu einem starken wirtschaftlichen Aufschwung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kehrte sich diese Entwicklung aber ins Gegenteil. 1873 gab es einen gewaltigen Einbruch auf den Finanzmärkten. In der Zeit bis 1896 waren die Folgen davon am stärksten zu spüren. Diese Jahre werden daher als „Große Depression“ zusammengefasst.

Die Industrialisierung trieb die Menschen vom Land in die Städte. Diese wuchsen dadurch innerhalb kürzester Zeit sehr stark an. Das führte zu verschiedenen Problemen. Wohnraum war knapp, Kanalisationen überlastet. Es bildeten sich Armenviertel, in denen die Menschen unter enorm schlechten Bedingungen lebten. Sie blieben trotzdem, weil die Stadt sichere Arbeitsplätze versprach, auch wenn man dort wenig verdiente.

Im sozialen Bereich sind vor allem die Arbeiterbewegung und die Frauenrechtsbewegung zu betonen. In den Fabriken gab es kaum Arbeiterschutz. Die Mitarbeiter verrichteten ihre Aufgaben ohne Schutzkleidung für einen Hungerlohn und das nicht selten mehr als zwölf Stunden täglich. Dadurch schlossen sich Arbeiter zusammen und forderten Veränderungen. Es gelang ihnen. In vielen Ländern verbesserten sich die Arbeitsbedingungen für die Arbeiterklasse ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schrittweise.

Frauen organisierten sich etwa zur selben Zeit immer häufiger in Frauenrechtsbewegungen. Sie forderten das Wahlrecht und mehr Unabhängigkeit von ihren Ehemännern und Vätern. Zwar durften Frauen theoretisch arbeiten und Verträge abschließen, aber in den meisten Fällen brauchten sie dafür die Genehmigung ihres Mannes. Auch höhere Bildung an Universitäten blieb ihnen verwehrt, solange ihr Mann oder Vater ihren Plänen nicht zustimme.

Die Frauenrechtsbewegung war ebenfalls vielerorts erfolgreich. Am Ende des 19. Jahrhunderts standen Frauen mehr Studiengänge offen. Sie durften zwar nur in einem Land der Welt wählen, aber ihre Arbeit führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in vielen demokratischen Staaten zur Einführung des Frauenwahlrechts.

Kultur

Das 19. Jahrhundert war ein kulturreiches Jahrhundert. In der Literatur dominierten Romantik und Realismus. Bekannte Autoren sind Victor Hugo, Charles Dickens und Leo Tolstoi.

In Deutschland waren die Literatur, Philosophie und Poesie durch Goethe geprägt. Viele bekannte Komponisten der klassischen Musik stammen ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Beethoven, Wagner, Chopin und Verdi gehören dazu. Van Gogh und Manet prägten die Malerei dieser Zeit.

Wissenschaft

Das 19. Jahrhundert brachte besonders viele Erfinder und Forscher hervor. Die Menschen hinterfragten immer mehr. Neue Erkenntnisse brachten nicht nur technischen Fortschritt, sondern veränderten auch den Blick der Menschen auf die Welt.

So revolutionierten die Narkose (1846) und die Antisepsis (erstmals getestet 1865) die Medizin. Chirurgische Eingriffe waren nun schmerzfrei möglich. Dadurch gingen Menschen bei gesundheitlichen Problemen eher zum Arzt, was ihre Heilungschancen erhöhte.

Das antiseptische Verfahren geht auf Joseph Lister, einen englischen Chirurgen, zurück. Er übertrug die Erkenntnis, dass Keime Fäulnisprozesse beschleunigen auf die Chirurgie. Der Einsatz von antiseptischen Mitteln verringerte die Sterblichkeitsrate nach einem chirurgischen Eingriff von 50 % auf 15 %.

Das Schaffen von Charles Darwin fällt ebenfalls in die Zeit des 19. Jahrhunderts. Sein Werk „Über die Entstehung der Arten“ von 1859 fand zwar zunächst wenig Anklang. Seine Evolutionstheorie wird jedoch bis heute gelehrt. Dass Lebewesen veränderlich sind und über viele Generationen durch ihre Umwelt angepasst werden, war eine völlig neue Überlegung.

Einige weitere Erfindungen des 19. Jahrhunderts sind im Unterpunkt „Was wurde im 19. Jahrhunderts erfunden?“ näher beschrieben.

Politische und militärische Ereignisse

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Grenzen Europas durch die Napoleonischen Kriege neu geordnet. Sie fanden zwischen 1803 und 1815 statt. Dabei entstanden automatisch neue europäische Zusammenschlüsse.

Auf der anderen Seite der Erde begannen zur selben Zeit Unabhängigkeitsbewegungen. Lateinamerika, durch den Unabhängigkeitskrieg der USA und die Französische Revolution inspiriert, sagte sich von Spanien und Portugal los. Dabei gingen sie nicht einheitlich vor.

Als erstes erklärte sich Ecuador 1809 als unabhängig von Spanien. Kurz darauf folgte Bolivien, wobei beide Staaten schon bald wieder durch Spanien zurückerobert waren.

Als nächstes folgten Kolumbien (1810) und Venezuela (1811). Als letztes sagte sich Peru 1821 von der spanischen Krone los.

Die Unabhängigkeitsbewegung verlief sehr oft kriegerisch. Da die Länder nicht gleichzeitig ihre Unabhängigkeit erklärten, griffen sie sich auch gegenseitig an. Argentinien schickte beispielsweise Soldaten nach Peru, um Spanien zu schwächen.

1848 ist als Jahr der bürgerlich-revolutionären Erhebungen in Europa in die Geschichte eingegangen. Es kam zu mehreren Revolutionen und Revolutionsversuchen. Die meisten scheiterten am Ende, setzten aber wichtige Grundsteine für die spätere Entwicklung Europas.

1861 bis 1865 wütete in den USA der Amerikanische Bürgerkrieg. Dabei kämpften die Nord- gegen die Südstaaten, da diese sich von USA losgelöst hatten. Der Grund hierfür war die Abschaffung der Sklaverei durch Präsident Abraham Lincoln. Am Ende wurden die Südstaaten geschlagen und die USA wieder vereint.

Was wurde im 19. Jahrhundert erfunden?

Im 19. Jahrhundert erlebte die Forschung in vielen Bereichen enorme Fortschritte. Erfinder arbeiteten an ganz unterschiedlichen Geräten. Viele davon werden heute noch verwendet oder wurden mittlerweile weiterentwickelt. Die wichtigsten werden im Folgenden näher beschrieben.

Telegraf

Samuel Morse entwickelte 1840 den Morsecode und den Telegrafen. Er ermöglichte die sofortige Übermittlung von Nachrichten. Die Buchstaben wurden dabei über elektrische Signale in kurze und lange Striche kodiert.

Die Nachricht musste beim Empfänger daher erst übersetzt werden. Dennoch war die Erfindung bahnbrechend, weil die Nachricht sofort beim Empfänger ankam. Entsprechend waren beispielsweise im Kriegsfall nun viel schnellere Entscheidungen durch Kommunikation zwischen Kriegsschauplätzen möglich.

Telefon

Alexander Graham Bell entwickelte 1876 das moderne Telefon. Töne und Sprache werden dabei durch elektrische Signale übertragen. Die Erfindung ermöglichte Gespräche in Echtzeit über weite Strecken.

Das Telefon wurde durch mehrere Erfinder ermöglicht. Zunächst erkannte Charles Grafton Page 1837, dass eine unter Strom stehende Drahtspirale, Töne erzeugte. Dafür platzierte er die Spirale zwischen den Polen eines Hufeisenmagneten und verhinderte und ermöglichte abwechselnd den Stromfluss. Dem Phänomen gab er den Namen „galvanic music“.

Innocenzo Manzetti baute 1865 einen Apparat, der einem Kurzstreckentelefon ähnelte. Er übermittelte die menschliche Stimme durch Strom etwa 500 m weit.

Dampflokomotive

Die Dampflokomotive wurde im frühen 19. Jahrhundert erfunden. Ihre erste Fahrt trat sie am 13. Februar 1804 an. Konstruiert wurde sie von dem englischen Erfinder, Maschinenbauer und Ingenieur Richard Trevithick. Mit der Erfindung wollte er eigentlich nur eine Wette gewinnen. Nebenbei revolutionierte er den Transport von Waren und Menschen für die nächsten 150 Jahre.

Die Dampflokomotive nutzte zwei bereits bekannte Erfindungen: die Dampfmaschine und Schienen, auf denen Wagen fahren konnten. Trevithick nannte seine Erfindung „locomotive engine“, was sich mit „sich von der Stelle bewegende Maschine“ übersetzen lässt. Mit der Zeit verwendete man den Begriff „Lokomotive“ oder kurz „Lok“.

Die erste Fahrt der Dampflokomotive erfolgte auf einer etwa 15 km langen Strecke in Südwales. Dabei erreichte sie Höchstgeschwindigkeiten von ungefähr 8 km/h. Aus heutiger Sicht ist das lächerlich langsam. Für die damalige Zeit war es jedoch eine Sensation. Nie zuvor hatte man sich durch Maschinenantrieb an Land so schnell und über so weite Strecken fortbewegen können.

In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurden die Dampflokomotive und die Schienen immer weiter verbessert. Am Ende des 19. Jahrhunderts fuhren Dampfloks mit Leichtigkeit über 100 km/h schnell. Die schnellste fuhr ab 1890 in Frankreich. Es handelt dabei um die Lok Est. 604, eine Crampton-Lokomotive mit Flaman-Kessel. Sie erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 144 km/h.

Fahrrad

Das Fahrrad wurde 1817 in Deutschland erfunden. Baron Karl von Drais konstruierte die „Laufmaschine“, denn das erste Fahrrad hatte noch keine Pedale. Denis Johnson aus England orientierte sich an dem Konzept und verbesserte das Design. Dadurch erlebte dieses frühe Fahrrad eine kurze Blütezeit. Ein Fahrrad zu besitzen, galt als schick. Bald darauf verblasste dieser Ruhm schon wieder.

In den 1860er Jahren machte sich der französische Wagenbauer Pierre Michaux daran, dem Fahrrad wieder zu Ansehen zu verhelfen. Er konstruierte Pedale, was die Fortbewegung erleichterte und zu höheren Geschwindigkeiten führte. Bis das Fahrrad eine Kette bekam, dauerte es aber noch eine Weile. Stattdessen erhöhte man die Geschwindigkeit durch ein deutlich größeres Vorderrad.

Narkose

1846 führte der US-amerikanische Zahnarzt William Thomas Green Morton die erste Narkose mittels Ätherinhalation durch. Schwefeläther war bereits für seine berauschende Wirkung bekannt. Morton experimentierte damit und vergewisserte sich davon, dass die Methode nicht schädlich war.

Am 30 September 1846 kam Ebenezar Hopkins Frost in seine Praxis. Sein vereiterter Backenzahn musste gezogen werden. Frost stimmte der experimentellen Behandlung aufgrund seiner starken Schmerzen zu. Er erwachte anschließend aus der Narkose und erklärte, dass er keinen Schmerz gespürt habe.

Die Narkose revolutionierte die Chirurgie. Eingriffe waren zuvor mit schrecklichen Schmerzen verbunden. Patienten mussten festgehalten oder gefesselt werden, damit diese überhaupt möglich waren.

Dampfschiff

Das Dampfschiff geht, ähnlich wie die Dampflokomotive, auf die bereits bekannte Dampfmaschine zurück. Der amerikanische Erfinder, Maler und Ingenieur Robert Fulton entwarf das erste Dampfschiff im Jahr 1807. Es sollte auf dem Hudson River fahren und New York mit Albany verbinden.

Aus dieser Idee entwickelte sich das Vorhaben einer transkontinentalen Dampfverbindung. Europa sollte mit den USA durch Dampfschiffe zu erreichen sein. Der erste Versuch war kein völliges Desaster, aber auch kein Erfolg.

Die „Savannah“, ein zum Dampfschiff umgebautes Segelschiff, stach am 22. Mai 1819 in See und kam am 17. Juni in Irland an. Allerdings hatte die Besatzung an nicht einmal der Hälfte der Tage überhaupt die Dampfmaschine eingesetzt. Ansonsten hätten sie ihren Kohlevorrat zu schnell aufgebraucht. Stattdessen war das Schiff gesegelt.

Erst 1838 gelang es, die Menschen von der Idee zu begeistern. Die „Sirius“, ein 61 m langer Dampfer überquerte den Atlantik innerhalb von 18 Tagen und 14 Stunden. Das Schiff der Konkurrenz, die „Great Western“, brauchte sogar drei Tage weniger. Sie war 72 m lang und bot mehr Passagieren Platz.

Mit diesen beiden Schiffen, wobei die „Great Western“ deutlich erfolgreicher war, begann die Geschichte der transkontinentalen Dampfschifffahrten.

Gummireifen

Der erste Gummireifen stammt aus dem 19. Jahrhundert. 1845 ließ sich Robert William Thomson sein „Aerial Wheel“ patentieren. Der erste luftgefüllte Gummireifen bestand aus einem Gummischlauch, der in einem Lederschlauch steckte. Der Gummischlauch war mit Luft gefüllt.

Das Ganze wurde kreisrund an Felgen genietet und an ein Fahrrad angebracht. So führte Thomson seine Erfindung vor. Daraufhin brachten mehrere Kutscher die Reifen an ihren Kutschen an.

Die Gummireifen sorgten für mehr Reisekomfort. Sie fingen Stöße ab, sodass die Reisenden nicht mehr so stark durchgeschüttelt wurden. Außerdem waren die Gummireifen viel leiser.

John Boyd Dunlop, ein irischer Erfinder, verbesserte die Idee 1888 so weit, dass er ein eigenes Patent darauf anmelden konnte. Er wurde damit deutlich berühmter als Thomson. Das liegt wohl auch daran, dass seine Erfindung näher an der der Motorräder und Autos, die die Reifen brauchten, lag.

Kinetoskop

Das Kinetoskop ist ein Filmbetrachter. Es wurde von Thomas Alva Edison und seinem Chefingenieur William K. L. Dickson 1891/92 entwickelt.

In dem Kinetoskop läuft ein Film in Endlosschleife. Er wird durch einen Elektromotor angetrieben. Eine Glühlampe beleuchtet den Film dabei. Die Beleuchtung wird aber durch eine geschlitzte Umlaufblende immer wieder unterbrochen. So entsteht eine Art Shutter-Effekt und der Anschein, dass die einzelnen Bilder eine fortlaufende Bewegung darstellen, wird verstärkt. Um den Film zu sehen, schaut eine Person zurzeit durch eine Schauspalte in das Kinetoskop.

Konservendose

Die Konservendose ist eine Erfindung des frühen 19. Jahrhunderts. Sie geht auf einen Auftrag von Napoleon Bonaparte aus dem Jahr 1795 zurück. Er versprach, 12.000 Goldfranc für den, der eine Möglichkeit entwickelte, Nahrungsmittel zu konservieren. Napoleon wollte damit seine Soldaten ohne Plünderungen versorgen.

Erst 1810 wurde das Geld ausbezahlt. Der französische Konditor Nicolas Appert erhitzte Lebensmittel, die er in luftdicht verschlossene Glasflaschen füllte. Von diesem Verfahren ließ sich der britische Kaufmann Peter Durand im selben Jahr inspirieren. Er wollte Blechkanister anstelle der Glasflaschen verwenden. Die erste Konservendose wurde 1813 in der Konservenfabrik von Bryan Donkin und John Hall in England hergestellt.

Konservendosen halten die darin befindliche Nahrung für bis zu fünf Jahre genießbar. Nach drei Jahren sind jedoch die meisten Vitamine verloren.

Mit der Konservendose wurde auch der Dosenöffner erfunden. Der britische Erfinder Robert Yeates stellte den ersten 1855 her und ließ sich die Idee drei Jahre darauf patentieren. Zuvor hatte man die Dosen mit Messern oder Hammer und Meißel aufgebrochen.

Wie lebten die Menschen im 19. Jahrhundert?

Im 19. Jahrhundert waren soziale Unterschiede in der Bevölkerung enorm stark. Während auf dem Land größtenteils alles so blieb wie im Jahrhundert zuvor, führte die Industrialisierung in den Städten zu weitreichenden Veränderungen. Häuser hatten fließendes Wasser, eine Kanalisation, es fuhren Straßenbahnen und die ersten Haushalte hatten Telefone. Wie sehr sich die Industrialisierung auf das Leben auswirkte, hing jedoch auch vom sozialen Stand ab.

Die Arbeiterklasse lebte in slumähnlichen Randgebieten. Ihre Wohnungen waren klein, die Sanitäranlagen, wenn vorhanden, sehr schlecht. Entsprechend unhygienisch war ihre Nachbarschaft. Sie arbeiteten vor allem in Fabriken und Bergwerken. Die Arbeit war körperlich enorm anstrengend. Arbeitstage von zwölf Stunden waren keine Seltenheit. Der Lohn reichte gerade so, um den täglichen Bedarf zu decken.

Die Mittelschicht lebte deutlich besser. Die Häuser waren größer, die Sanitäranlagen verfügten schon über fließendes Wasser. Eltern konnten ihren Kindern eine gute Bildung ermöglichen. Gesellschaftlicher Aufstieg war für diese Klasse viel eher möglich. Sie arbeiteten als Kaufleute, Lehrer, Anwälte und Ärzte. Auch Inhaber von kleinen Unternehmen zählten zur Mittelschicht.

Die Oberschicht war eine sehr geringe Anzahl an enorm wohlhabenden Personen. Auch der Adel gehört dazu. Sie besaßen Herrenhäuser und vertrieben sich die Zeit mit Reisen, kulturellen Veranstaltungen und anderen Freizeitaktivitäten. Ihre Kinder genossen die beste Bildung. Sie wurden durch Privatlehrer unterrichtet und besuchten Elite-Schulen und ausgewählte Universitäten. Die Ausstattung ihrer Häuser war edel. Sie hatten Zugang zu den neuesten Erfindungen wie erwärmbares Badewasser und künstliches Licht.

Welche Rechte hatten Frauen im 19. Jahrhundert?

Frauen besaßen im 19. Jahrhundert viel weniger Rechte als Männer. Was sie durften, hängt dabei immer von ihrem Heimatland ab. Außerdem bedeutete das Recht nicht unbedingt, dass sie dieses auch wahrnehmen konnten.

So gab es bereits im 19. Jahrhundert Gesetze, die Frauen von häuslicher Gewalt schützen sollten. Ihre Durchsetzung war aber schwierig. Häufig kümmerte man sich auch nicht stark genug darum oder die Frauen brachten Misshandlungen gar nicht erst zur Anzeige.

Frauen hatten ein Recht auf Grundbildung. Mädchen besuchten zumindest einige Jahre die Schule. Höhere Bildung blieb ihnen hingegen oft verwehrt.

Ansonsten genossen unverheiratete oder verwitwete Frauen mehr Rechte. Sie konnten kleine Geschäfte führen und ihr dabei verdientes Geld selbst verwalten. In höheren Kreisen sah man das aber nicht gern und zog es vor, wenn ein männlicher Verwandter die Geschäfte führte.

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu Umbrüchen in den Frauenrechten. Vielerorts durften sie nun länger zur Schule. Studieren war immer noch schwer, aber häufiger möglich. Frauen konnten sich öfter von ihrem Mann scheiden lassen, auch wenn dieser der Scheidung nicht zustimmen wollte. Anschließend konnten sie vor Gericht zumindest ein Besuchsrecht für gemeinsame Kinder erwirken. Das Sorgerecht erhielten Frauen selten, aber es war nicht ausgeschlossen.

Zudem organisierten sich Frauen nun immer öfter in Vereinen. Sie setzten sich offen für ihre Rechte ein und forderten auch das Wahlrecht. Die Cookinseln im südlichen Pazifik führten das Frauenwahlrecht als erster Staat der Welt ein. Hier dürfen Frauen seit 1893 wählen gehen. Alle anderen demokratischen Länder folgten erst ab Beginn des 20. Jahrhunderts.

Was durften Frauen im 19. Jahrhundert nicht?

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Rechte der Frauen sehr stark eingeschränkt. Das änderte sich in Teilen im Verlauf der nächsten Jahrzehnte. Von Gleichberechtigung konnte man 1900 aber noch nicht sprechen.

Was Frauen durften und was nicht, ist immer von dem Land abhängig, das man betrachtet. Allgemein kann man aber sagen, dass sie viel weniger Rechte als Männer besaßen.

So durften Frauen in demokratischen Ländern weder wählen noch politische Ämter bekleiden. Sie kamen im politischen Leben nicht vor. In rechtlichen Fragen waren sie zudem oft von ihren Männern oder Vätern abhängig. Frauen durften keine Verträge abschließen oder Eigentum besitzen. In manchen Ländern war es ihnen möglich, sofern ihr Ehemann es erlaubte.

Das gilt auch für das Ergreifen eines Berufs. Nach der Hochzeit durfte eine Frau nur arbeiten gehen, wenn ihr Mann zustimmte. Gleichzeitig war die Auswahl an Berufen, die eine Frau überhaupt ausüben konnte, eingeschränkt. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Frauen der Zugang zu höherer Bildung verboten war oder zumindest erschwert wurde. Gingen sie arbeiten, erhielten sie niedrigere Löhne als Männer, auch wenn sie dieselbe Arbeit verrichteten.

Das Geld, was eine Frau verdiente, gehörte rechtlich gesehen ihrem Mann. Im Falle einer Trennung stand die Frau daher mittellos dar. Weil der Ehemann einer Scheidung zustimmen musste, war es Frauen kaum möglich, sich aus dieser Falle zu befreien.

Kam es zu einer Scheidung, erhielten die Väter das Sorgerecht für gemeinsame Kinder. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts konnten Frauen zumindest Besuchsrechte gerichtlich erwirken. Auch das Sorgerecht konnten sie nun, wenn auch selten, erhalten.

Diese Regeln und Gesetze banden die Frau an ihren Ehemann und das Heim. In höheren Klassen war eine arbeitende Frau nicht gern gesehen. Sie sollte sich stattdessen um den Haushalt kümmern und die Kinder erziehen.

Wie in vielen anderen Bereich ebenfalls typisch für das 19. Jahrhundert, kam es aber auch hier zu deutlichen Veränderungen. Frauen organisierten sich dafür in Frauenrechtsbewegungen und waren immer häufiger erfolgreich.

Woran starben die Menschen im 19. Jahrhundert?

Im 19. Jahrhundert lag die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich unter der heutigen. In Europa wurden Männer im Schnitt 35,6 Jahre. Frauen wurden etwas älter. Durchschnittlich lebten sie 38,4 Jahre. Zum Vergleich, 2010 lag die Lebenserwartung für Männer bei 76,8 und für Frauen bei 82,6 Jahren. Sie hat sich seit dem 19. Jahrhundert also mehr als verdoppelt.

Die Gründe dafür, weswegen die Menschen so früh starben, sind sehr vielfältig.

Krankheiten

Während des 19. Jahrhunderts kam es zu mehreren schweren Krankheitsausbrüchen auf der ganzen Welt. Dazu gehören Cholera, die Spanische Grippe, Masern, Pocken und Typhus. All diese Krankheiten verlaufen potenziell tödlich. Kinder und immungeschwächte Personen sind besonders gefährdet.

Außerdem breitete sich die Tuberkulose aus. Tuberkulose ist eine bakterielle Infektionskrankheit. Sie kann sich unterschiedlich zeigen, manifestiert sich aber vor allem in der Lunge. Nach der Ansteckung verläuft sie meist tödlich. Wie lange den Patienten bleibt, ist sehr unterschiedlich.

Bis heute ist die Tuberkulose nur schwierig zu behandeln. 2023 starben weltweit noch 1,3 Millionen Menschen an der Krankheit. Sie lässt sich nur durch wiederholte, über sehr langen Zeitraum gegebene Antibiotika bekämpfen. Diese hatten die Menschen des 19. Jahrhunderts nicht. Sie griffen daher auf Diäten, Lichttherapien, frische Luft und Ruhe zurück.

Wie viele Menschen genau an Infektionskrankheiten im 19. Jahrhundert verstarben, ist nicht überliefert. Die Todesursachen der breiten Masse waren uninteressant und wurden daher kaum notiert. Die Quellen, die wir haben, müssen immer hinterfragt werden, weil sie so gut wie nie von Ärzten stammen. Fehldiagnosen sind also sehr wahrscheinlich.

Mangelernährung

Die meisten Menschen des 19. Jahrhunderts waren arm. Ein sehr großer Teil der Bevölkerung, je nach Land 50 % oder mehr, lebte unterhalb der Armutsgrenze. Diese Menschen konnten sich noch nicht einmal regelmäßig mit Nahrung versorgen.

Als Folge litten sie unter Mangelernährung. Diese führte zu erhöhter Anfälligkeit für Krankheiten und schwächte die Menschen weiter. Konnten sie dadurch ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, verdienten sie auch kein Geld mehr. So verhungerten sicherlich viele arme Leute dieser Zeit.

Unfälle

Das 19. Jahrhundert kannte keinen Arbeiterschutz. Gefahren am Arbeitsplatz führten immer wieder zu schweren Unfällen. Vor allem in Fabriken, in denen die Menschen schnell arbeiten mussten und unausgebildet waren, kam es dadurch zu Verletzungen Auch Fehlfunktionen bei den verwendeten Geräten konnten in tödlichen Unfällen enden. In Bergwerken führten Einstürze zu vielen Todesfällen. Weil hier viele Kinder arbeiteten, waren diese Unfälle besonders tragisch. Sie führten auch zu ersten Arbeitsverboten für Kinder.

Krieg

Das 19. Jahrhundert wurde durch mehrere große Kriege geprägt. Allein die Napoleonischen Kriege kosteten etwa 3,5 Millionen Menschen das Leben. Der Amerikanische Bürgerkrieg tötete 600.000 Menschen.

Wundinfektionen

Die Hygienebedingungen waren im 19. Jahrhundert furchtbar. Selbst Ärzte kümmerten sich nicht um sauberes Werkzeug und Hände. Der Zusammenhang zwischen Schmutz und Infektionen war einfach noch nicht bekannt.
So konnten selbst kleine Verletzungen durch Entzündungen am Ende tödlich verlaufen. Das erklärt auch die hohe Säuglings- und Müttersterblichkeit. Bei der Geburt erleidet die Mutter in den allermeisten Fällen Geburtsverletzungen. Diese sind aus heutiger Sicht nicht unbedingt behandlungsnotwendig. Infizieren sie sich, können sie aber tödlich sein. Das Phänomen nennt man Kindbettfieber. Jede sechste Frau starb im 19. Jahrhundert daran.

Auch Kinder verletzen sich bei der Geburt. Die Nabelschnur ist eine weitere Gefahr, die sich nach der Geburt zum Entzündungsherd entwickeln kann. Fast jedes dritte lebendgeborene Kind starb bald darauf. Daran waren aber nicht immer Infektionen schuld.

Nahrungszusätze

Im 19. Jahrhundert kamen einige Nahrungszusätze auf. Diese sollten die Lebensmittel hübscher oder länger haltbar machen. Allerdings waren sie oft giftig oder anderweitig gesundheitsschädlich.

So wurde Milch beispielsweise mit Borsäure versetzt. Die Borsäure tötete Bakterien in der Milch, sodass sie tatsächlich nicht mehr sauer wurde. Bereits in geringen Mengen führt Borsäure zu Verdauungsbeschwerden. Milch war im 19. Jahrhundert vor allem für Säuglinge wichtig. Sie wurden immer häufiger nicht von ihrer Mutter gestillt. Wer keine Amme fand, griff auf Tiermilch zurück. Die mit Borsäure versetzte Milch kostete vielen Kindern das Leben.

Mehl wurde im 19. Jahrhundert immer öfter gebleicht. Dunkles Mehl galt als rückständig. Wer es sich leisten konnte, kaufte daher weißes Mehl. Die Farbe kam aber nicht durch abgelöste Schalen zustande. Das Mehl wurde stattdessen beispielsweise mit Chlor gebleicht. Chlor verätzt die Speiseröhre und den Magen. Nahm man dieses Mehl regelmäßig zu sich, zerstörte man dadurch sein eigenes Verdauungssystem. Am Ende konnte auch das tödlich enden.

Probleme mit der Haustechnik

Während des 19. Jahrhunderts kamen viele Veränderungen in die Häuser der Bürger. Dazu gehörte fließendes Wasser, welches sich immer öfter durch Gas erhitzen ließ. Das allein führte zu vielen Todesfällen, weil sich die Menschen durch falsche Handhabung oder Fehlfunktionen in ihrem Bad kochten. Das Gas konnte auch austreten, sodass alle, die sich in dem Haus befanden, über Nacht erstickten. Zudem kam es, im Zusammenspiel mit verstopften Abwasserleitungen, immer wieder zu Explosionen.

Die Verstopfungen hielten Exkremente zurück. Diese entwickelten ein entflammbares Gas. Beim Versuch, die Verstopfung zu entfernen, wurden Kanalisationsarbeiter mit Kerzen als Lichtquelle hinuntergeschickt. Hatte sich genug Gas gesammelt, führte die Flame zu einer Explosion. Diese verletzte oder tötete nicht nur die Arbeiter in unmittelbarer Nähe. Fiel sie groß genug aus, war sie eine Gefahr für umliegende Häuser und Personen auf der Straße.

Warum gab es Kinderarbeit im 19. Jahrhundert?

Das 19. Jahrhundert war die Zeit der Industrialisierung. Diese bot enorm viele neue Arbeitsplätze, war aber gleichzeitig an starke Armut in der Bevölkerung gebunden. Die Fabriken brauchten massenhaft billige Arbeiter. Die arme Bevölkerung konnte diese stellen. Weil das in vielen Familien zu Existenzsicherung aber immer noch nicht reichte, mussten auch die Kinder arbeiten gehen.

Sie arbeiteten an Maschinen, als Boten und übernahmen die Tätigkeiten, für die es keine Maschinen gab. Dazu gehören Aufgaben wie das Waschen von Spulen und das Spannen von gerissenen Fäden in Textilfabriken. In Bergwerken krochen Kinder durch schmale Stollen, die selbst für sie eng waren.

Ein Arbeitstag für ein Kind konnte im 19. Jahrhundert leicht 15 Stunden lang sein. In dieser Zeit verdiente es etwa ein Viertel von dem, was sein Vater verdiente. Der Tageslohn reichte oft nur für einfache Nahrungsmittel.

Wann kam es zu einem Umdenken bei der Kinderarbeit?

Wie bei der Erwachsenen, kam es auch unter den Kindern ständig zu schweren Unfällen. Sie verletzten sich bei der Arbeit mit den Maschinen oder wurden in Bergwerken verschüttet. Das sorgte für Aufschreie in der Bevölkerung Europas. Auch Ärzte erkannten, dass die Arbeit die Kinder nachhaltig schädigte. Sie waren psychisch auffällig und körperlich auch ohne Unfälle im späteren Leben stark beeinträchtigt.

So kam es zum Ende der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert bereits zu ersten Gesetzen, die Kinderarbeit verboten. In Preußen durften ab 1839 nur noch Kinder über zehn Jahren in Fabriken arbeiten. In Frankreich regelte ein Gesetz das Mindestalter (acht Jahre) für die Arbeit in Textilfabriken.

In den folgenden Jahren kamen immer mehr Gesetze hinzu. Dabei wurde das Mindestalter für den Arbeitsantritt immer wieder verändert. Am Ende des 19. Jahrhundert lag es in Europa bei 13 bis 14 Jahren.

Warum heißt es das „Lange 19. Jahrhundert“?

Der Begriff „Langes 19. Jahrhundert“ geht auf Eric Hobsbawm zurück. Eric Hobsbawm war ein britischer Universalhistoriker, der sich vor allem mit der Sozialgeschichte und der Wirtschaftsgeschichte beschäftigte. Er schrieb ein dreibändiges Werk, das er unter dem Titel „Das lange 19. Jahrhundert“ zwischen 1962 und 1987 veröffentlichte.

Darin beschäftigt sich Hobsbawm mit einem Zeitraum, den er anhand von mehreren Charakteristika zusammenfasst. Dieser Zeitraum reicht von 1789 bis 1914. Eine Erklärung für den Namen „Langes 19. Jahrhundert“ ist also, dass dieses Jahrhundert, gemessen an wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, 25 Jahre länger ist. Passend dazu gibt es den Begriff „kurzes 20. Jahrhundert“, welches 1914 beginnt und 1989 endet.

Unter „Langes 19. Jahrhundert“ versteht man also nicht genau die Grenzen durch die Jahrhundertwenden. Hobsbawm betrachtete eher die massiven Veränderungen in dieser Zeit. Er erkannte in der Französischen Revolution 1789 den Beginn und im Ausbruch des Ersten Weltkrieges das Ende des 19. Jahrhunderts.

Diese Veränderungen sind gleichzeitig eine zweite Erklärung für den Begriff. So beschleunigte die Industrialisierung viele Prozesse. Was vorher mehrere Wochen dauerte, konnte nun in deutlich kürzerer Zeit erledigt werden. Gefühlt zieht diese Tatsache das Jahrhundert in die Länge. Es wurde plötzlich viel mehr geschafft.

Die Veränderungen im sozialen Bereich führten außerdem zu ständigen Anpassungen. Man konnte sich kaum noch an etwas gewöhnen, schon wurde es wieder umgeworfen oder durch etwas Neues ersetzt.

Das Phänomen, dass der Abend bei einem anstrengenden, mit Terminen vollgepackten Tag gefühlt einfach nicht kommen will, ist bekannt. Der Tag erscheint zu kurz für all die Ereignisse, die stattgefunden haben. Dieses Gefühl könnte Hobsbawm bei der Bezeichnung „Langes 19. Jahrhundert“ ebenfalls inspiriert haben.

Chronologie der Ereignisse im 19. Jahrhundert

Frieden von Luneville (9. Februar 1801)

Im Frieden von Luneville erkennen Frankreich und das Heilige Römische Reich deutscher Nationen den Rhein als Grenze an.

Reichsdeputationshauptschluss (25. Februar 1803)

Im Reichsdeputationshauptschluss wurde bestimmt, dass die Fürsten für ihre linksrheinischen Gebietsverluste an Frankreich entschädigt werden. Zu diesem Zweck wurde die Säkularisation (Einziehung) kirchlicher Herrschaftsgebiete beschlossen, welche den Fürsten dann zugesprochen werden sollten. Die Mediatisierung (Eingliederung) kleiner reichsunmittelbarer Herrschaften (z.B. Reichsritterschaft) wurde ebenfalls beschlossen. Durch diesen Beschluss profitierte Preußen, aber auch das Fürstentümer Baden, Bayern und Württemberg – welche Frankreich als Verbündete im Rheinbund gewann. Diese Flurreinigung markierte den Beginn vom Ende des Heiligen Römischen Reiches, da der Reichsgedanke seine Eckpfeiler verlor.

Eingliederung Louisianas in die USA (30. April 1803)

Am 30. April 1803 verkauft Frankreich sein Überseegebiet Louisiana an die USA für 27,3 Mio. Dollar.

Vollendung der Eroica-Sinfonie (1803)

Der Bonner Komponist Ludwig van Beethoven vollendet seine 3. Sinfonie Eroica in Es-Dur. Das Werk gilt heute noch als revolutionär und gehört zu den meist gespielten Orchesterwerken des Komponisten.

Haitis Unabhängigkeit (1804)

Die Haitianischen Revolution endet mit einem Sieg der haitianischen Sklaven gegen die französische Kolonialmacht. Am 1. Januar 1804 wird Haiti als zweiter Staat (nach den USA) auf dem amerikanischen Kontinent unabhängig. Haiti ist weiterhin der erste Staat, in welchem die Unabhängigkeit durch ehemalige Sklaven erreicht wurde.

Code civil (1804)

In Frankreich tritt am 21. März 1804 der Code Civil in Kraft. Es handelt sich um ein Zivilgesetzbuch, welches von Napoleon Bonaparte auf den Weg gebracht wurde. Es umfasst 2281 Artikel, welche in vier Teile aufgeteilt sind.

Napoleon I. als Kaiser der Franzosen (1804)

Am 18. Mail 1804 nimmt Napoleon Bonaparte den Titel „Kaiser der Franzosen“ an und besteigt den Thron als Napoleon I.

Franz II. wird Kaiser Österreichs (1804)

Um Napoleon zu folgen, lässt sich der römisch-deutsche Kaiser Franz II.– welche die österreichischen Erblanden aus dem Heiligen Römischen Reich ausgliedern konnte, zum Kaiser Österreichs krönen. Er besteigt den Thron am 11. August 1804 als Franz I.

Erste Serbische Aufstand (1804)

Mit den Aufständen der Serben gegen die Osmanen beginnt der Freiheitskampf Serbiens und anderer Balkanvölker. In der Folge wird sich Serbien völlig vom Osmanischen Reich emanzipieren und die 300-jährige Fremdherrschaft abschütteln. Die Unabhängigkeit Serbiens wird allerdings erst 1867 – nach vielen Aufständen – erreicht werden.

Beginn des 3. Koalitionskrieges (1805)

Großbritannien, Russland und Österreich verbünden sich im 3. Koalitionskrieg gegen Napoleon.

Schlacht von Trafalgar (1805)

Bei der Schlacht von Trafalgar 21. Oktober 1805 gelingt es der Tripelallianz, eine französisch-spanische Flotte zu schlagen. Dadurch ist die britische Seemacht weiterhin gesichert.

Dreikaiserschlacht (1805)

Bei der Drei-Kaiser-Schlacht am 2. Dezember 1805 bei Austerlitz ist das französische Kaiserreich (Napoleon I.) siegreich gegenüber dem Russischen Zarenreich (Alexander I. ) und dem österreichischen Kaiserreich (Franz I.). Obwohl Franz I. nicht selbst auf dem Schlachtfeld war, wird die Schlacht bei Austerlitz auch als Dreikaiserschlacht bezeichnet.

Friede von Pressburg (1805)

Der Friede von Pressburg beendet den 3. Koalitionskrieg. Österreich muss auf sämtliche Gebiete in Italien und im Südwesten des Reiches verzichten.

Gründung des Rheinbunds (1806)

Unter Führung von Napoleon I. wird der Rheinbund am 12. Juli 1806 gegründet. Dem Rheinbund treten kleinere Gebiete des Heiligen Römischen Reiches, aber auch Mittelstaaten – wie Bayern, Württemberg, Baden oder Hessen-Darmstadt bei. Dadurch verliert das Heilige Römische Reich seine Bedeutung als Schutzmacht über die Christenheit, das Abendland und den Kirchenstaat.

Auflösung des Heiligen Römischen Reich (1806)

Da sämtliche deutsche Staaten nun dem Rheinbund angehören und der Reichsgedanke erloschen ist, legt der römisch-deutsche Kaiser Franz II. die Kaiserkrone nieder, wodurch das Reich nach 1000-jährigen Bestehen erlischt. Er selbst bleibt als Franz I. der Kaiser von Österreich (seit 1804).

Doppelschlacht von Jena und Auerstädt (1806)

In der Doppelschlacht von Jena und Auerstädt (4. Koalitionskrieg) unterliegt Preußen den Franzosen am 14. Oktober 1806. Nach dem Sieg verkündet Napoleon in Berlin eine Kontinentalsperre, um die Getreideauslieferung nach Großbritannien zu unterbinden.

Slave Trade Act (1807)

Die USA und Großbritannien verbieten den Sklavenhandel. Ab dem Jahr 1808 soll der Slave Trade Act greifen und die Einfuhr von Sklaven in die USA verhindern. Das Gesetz wird aber noch bis zum Ende des Jahrhunderts brauchen, um überall auf dem Atlantik durchsetzbar zu sein.

Bauernbefreiung in Preußen (1808)

Im Zuge der preußischen Reformen von 1806 soll die erste Maßnahme die Bauernbefreiung sein. Alle Bauern werden deshalb von ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Grund- und Leibherren freigesprochen. Diese Maßnahme sollte die Grundlage für Preußens Wandel vom Agrar- zum Industriestaat schaffen.

Bildungsreform in Preußen (1809)

Die preußischen Bildungsreformen wurden von Alexander von Humboldt geleitet. Im Jahr 1810 wird, im Zuge dieser Reform, die Universität Berlin gegründet.

Unabhängigkeitsbewegung in Lateinamerika (1810)

Am 25. Mai 1810 beginnt die Mai-Revolution auf den Straßen von Buenos Aires. Die spanische Regierung stimmte zwar der Unabhängigkeit Argentiniens zu, allerdings befand sich auf dem spanischen Thron Ferdinand VII., welcher später von Napoleon abgesetzt werden sollte.

Die Unabhängigkeitsbewegung schwappte von Argentinien auf Kolumbien, Mexiko und Chile über. Alle Staaten waren Teil des spanischen Kolonialreiches und sollten ihre Unabhängigkeit bis 1826 erlangen.

Preußische Wirtschaftsreformen (1810)

Preußen hebt 1810 den Zunftszwang auf und verkündet die Gewerbefreiheit. Ein Jahr später folgt ein Regulierungsedikt, welches die feudale Abgabenordnung neu regelt. Ab 1812 werden Juden emanzipiert.

Verfassung von Cádiz (1812)

Spanien erhält eine neue Verfassung, deren Anhänger sich erstmals als Liberale bezeichnen.

Russlandfeldzug (1812)

Napoleon beginnt im Juni 1812 seinen Russlandfeldzug, um seinen letzten Kontrahenten auf dem europäischen Festland zu besiegen. Beim Versuch scheitert er kläglich.

Konvention von Tauroggen (1812)

Am 30. Dezember 1812 schließen Russland und Preußen ein Waffenstillstandsabkommen bei Tauroggen. Durch dieses Abkommen sagt sich Preußen von Napoleons erzwungenen Militärbündnis los und verbündet sich mit Russland gegen Frankreich. Die Konvention von Tauroggen gilt als Grundlage für die bevorstehenden Befreiungskriege.

Erste Dosenfabrik (1812)

Der Franzose Nicolas Appert gründet eine Konservenfabrik. Was als Vorratstechnik im Krieg in Auftrag gegeben wurde, revolutioniert die Nahrungsmittelversorgung aller zukünftigen Generationen. Durch die Konservendose soll das „Festhalten von Jahreszeiten“ möglich sein, so der Franzose.

Völkerschlacht bei Leipzig (1813)

Russland, Preußen, Großbritannien, Österreich und Schweden schließen ein neues Militärbündnis gegen Frankreich. Die Napoleonischen Befreiungskriege haben ihren ersten Höhepunkt bei der Völkerschlacht bei Leipzig am 16. bis 19. Oktober 1813. Dabei kann die Völkerkoalition die napoleonischen Truppen vernichtend schlagen.

Rheinüberquerung bei Kaub (1814)

Der preußische Marschall Blücher überquert in der Neujahrsnacht 1814/15 den Rhein und trägt somit den Befreiungskrieg auf französischen Boden.

Abdankung Napoleons (1814)

Nachdem die Alliierten in Paris einmarschiert sind, dankt Napoleon am 4. April 1814 ab. Er geht ins Exil auf Elba.

Wiener Kongress (1814)

Auf dem Wiener Kongress von 1814/15 soll die postnapoleonische Nachkriegsordnung für Europa beschlossen werden. Es kommt zu einer Neuordnung deutscher Territorien, einer erneuten Teilung Polens und einer Stärkung der Großmächte Preußen, Österreich und Russland. Hauptziel des Wiener Kongresses war die Rückgängigmachung der Eroberungen des revolutionären und napoleonischen Frankreichs, was auch erreicht wurde.

Rückkehr Napoleons (1815)

Überraschend kam Napoleon am 1. März 1815 aus seinem Exil auf Elba zurück. Die Koalitionsmächte des Wiener Kongresses erneuern daraufhin ihr Militärbündnis gegen Napoleon.

Gründung des Deutschen Bundes (1815)

Auf dem Wiener Kongress wird die Deutsche Bundesakte am 8. Juni 1815 verabschiedet, wonach der Deutsche Bund aus 41 Einzelstaaten gegründet wird. Das oberste Gremium des Bundes wird der Bundestag in Frankfurt sein, welcher unter dem Präsidium Österreich steht.

Wiener Schlussakte (1815)

In der Schlussakte des Wiener Kongresses wird das napoleonische Königreich Italien zukünftig als Königreich Lombardo-Venetien vom österreichischen Kaiser in Personalunion geführt. Weiterhin erhält Österreich größere Gebiete in Polen.

Preußen erhält Posen, Schwedisch-Vorpommern, Teile Sachsens, das Rheinland und Westfalen. Gerade das Ruhrgebiet wird später die Grundlage für die Überlegenheit Preußens und der Hohenzoller sein. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Königreich Preußen und das Kaiserreich Österreich, um die Vormachtstellung im Deutschen Bund ringen werden.

Schlacht bei Waterloo (1815)

Bei der Schlacht von Waterloo wird Napoleon am 18. Juni 1815 noch einmal von preußischen und britischen Truppen geschlagen. Er dankt ein zweites Mal ab, wird auf die britische Atlantikinsel St. Helena verbannt – wo er 1821 sterben wird. Beim Zweiten Pariser Frieden wird Frankreich auf die Grenzen vor 1790 zurückgeführt.

Wartburgfest (1817)

Anlässlich des 4. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) und dem dreihundertsten Jahrestag der Reformation (1517) treffen sich Studenten auf der Wartburg bei Eisenach.

Die Wartburg war Ort der Bibelübersetzung Martin Luthers, was als Symbolakt der Reformation begriffen wurde. Auf dem Wartburgfest von 1817 waren etwa 300 Studenten (Burschenschaften) und Professoren vertreten, um ein Ende der Kleinstaaterei zu fordern und den Nationalstaatsgedanken nach einem vereinten Deutschland hochzuhalten.

Kongress von Aachen (1818)

Um die revolutionär-demokratische Bewegung in Europa zu bekämpfen, treffen sich die Großmächte in Aachen am 29. September 1818. Auf dem Aachener Kongress ist auch Frankreich wieder dabei. Die Monarchien treten als Einheit auf und etablieren ein System, welches als Pentarchie bezeichnet wird (Königreich Preußen, Königreich Frankreich, Kaiserreich Österreich, Zarenreich Russland, Königreich Großbritannien).

Unabhängigkeit von Großkolumbien (1819)

Nach zehnjährigen Unabhängigkeitskampf gegen die spanische Kolonialherrschaft wird am 7. August 1819 der Kolonialstaat Neu-Granada abgeschafft und Großkolumbien ausgerufen. Der Staat erstreckte sich über Territorien des heutigen Kolumbien, Ecuador, Panama, Venezuela, Guyana und Peru. Der erste Präsident wird Simon Bolivar, ein ehemaliger Widerstandskämpfer und heutige Nationalheld Südamerikas (Bolivien ist nach ihm benannt).

Karlsbader Beschlüsse (1819)

Nach einem politischen Mord werden am 20. September 1819 die Karlsbader Beschlüsse gefasst. Diese sollen die Presse- und Meinungsfreiheit neu regeln, indem Maßnahmen zur Zensur verschärft werden. In den deutschen Ländern wird versucht, die revolutionären Umtriebe zu unterbinden.

Gründung Singapurs (1819)

Die Briten gründen auf der Insel Singapur, in einem Fischerdort (heute: Singapur-City) einen Handelsstützpunkt der Britischen Ostindien-Kompanie. Dieser Handelsstützpunkt wird zu einem schnell wachsenden Außenposten des Britischen Empires werden und wird 1826 in die Straits Settlements (deutsch: „Niederlassungen an der Meeresstraße“) integriert.

Laibacher Kongress (1821)

Nachdem in Neapel und Sardinien-Piemont diverse Aufstände gegen die monarchische Legitimität ausgebrochen waren, beschließen die Großmächte Preußen, Russland und Österreich einen bewaffneten Einmarsch in Italien. Die Risorgimento-Bewegung, welche einen unabhängigen Nationalstaat in Italien fordert, können die Großmächte dennoch nicht aufhalten.

Ausrufung des mexikanischen Kaiserreichs (1821)

In Mittelamerika wird das Kaiserreich Mexiko ausgerufen. Der zuvor geführte Mexikanische Unabhängigkeitskrieg (1810 – 1821) endete mit der Unabhängigkeit Mexikos gegenüber dem Vizekönigreich Neuspanien. Zum neu gegründeten mexikanischen Kaiserreich gehören sämtliche mittelamerikanischen Staaten außer Panama.

Griechische Revolution (1822)

Am 13. Januar 1822 erklärt Griechenland seine Unabhängigkeit gegenüber der Hohen Pforte (Osmanisches Reich) und begründet die Erste Hellenische Republik. Die griechische Revolution wird noch bis 1827 andauern und die Erste Hellenische Republik wird 1832 ins Königreich Griechenland überführt.

Brasilianische Unabhängigkeit (1822)

Brasilien erklärt sich am 7. September 1822 von Portugal unabhängig. Am 1. Dezember 1822 lässt sich der ehemalige portugiesische Flüchtling Pedro I., aus dem Hause Braganza, als Kaiser von Brasilien krönen.

Erste Eisenbahn (1825)

Zwischen den englischen Städten Stockton und Darlington wird die erste Eisenbahnstrecke eröffnet.

Frieden von Edirne (1827)

Eine Flotte, bestehend aus Schiffen der Franzosen, Briten und Russen – schlagen eine osmanisch-ägyptische Flotte bei Navarino und sichern den Griechen so die Unabhängigkeit. Die Seeschlacht von Navarino fand am 20. Oktober 1827 statt. Im anschließenden Frieden von Edirne muss das Osmanische Reich die Unabhängigkeit der Griechen anerkennen.

Französische Expansion nach Algerien (1830)

Die Franzosen nutzen die Schwächung des Osmanischen Reiches, welche seit der Griechischen Revolution von 1822 bestand. Deshalb beginnen die Franzosen damit, ab 1830 Algerien zu erobern.

Eine Politik zur Auflösung des Osmanischen Reiches betrieben die Franzosen bereits seit 1828 als sie mit der Morea-Expedition, die griechische Halbinsel (damals Morea genannt) besetzten. Mit der Eroberung Algeriens im Jahr 1830 wurde diese Politik fortgesetzt.

Julirevolution in Frankreich (1830)

Die Julirevolution von 1830 stürzt den französischen König Karl X.. Bei der Revolution ging es um eine neue Verfassung und die Einführung von allgemein gültigen Bürgerrechten.

In der Folge wird Louis Philippe, aus dem Hause Bourbon-Orléans, neuer König der Franzosen. Er bezeichnet sich selbst als Bürgerkönig und mit ihm gelangt die Großbourgeoisie an die Macht.

Die Pariser Julirevolution, welche am 27. Juli begann und am 29. Juli endete, zeigt alsbald Auswirkungen in europäischen Nachbarstaaten (Revolutionsjahr 1848).

Belgische Revolution (1830)

Am 18. November erklärt sich Belgien gegenüber dem Königreich Niederlande für unabhängig. Da die Großmächte Europas die Unabhängigkeitsbemühungen der Belgier im Londoner Protokoll anerkennen, endete die Belgische Revolution bereits im Dezember 1830.

Der belgische Staat erhält im Jahr 1831 eine liberale Verfassung und mit Leopold I. ihren ersten König. Dieser stammte aus dem Hause Sachsen-Coburg-Saalfeld.

Erste Eisenbahnstrecke für Personenverkehr (1830)

Im Jahr 1830 wird zwischen Manchester und Liverpool die erste Eisenbahnstrecke für Personenverkehr eröffnet.

Gründung des Geheimordens La Giovane Italia (1831)

In Marseille konzipierte Giuseppe Mazzini, ein italienischer Freiheitskämpfer des Risorgimento, einen Geheimorden. Die Vereinigung widmete sich dem nationalen Freiheitskampf der Italiener, um einen unabhängigen Nationalstaat in Italien zu schaffen. Der Name des Ordens lautete Giovane Italia, was übersetzt „Junges Italien“ bedeutet.

In der Folge werden andere Vereinigungen entstehen, welche dem italienischen Vorbild nacheifern. So etwa die Vereinigungen „Junges Polen“ und „Junges Deutschland“ ab 1834, welche in der Vormärzbewegung entstanden und als Sammelbezeichnung „Junges Europa“ zusammengefasst werden.

Erste Orientkrise (1831)

Im Jahr 1831 war das Osmanische Reich geschwächt, wurde von Europa als „kranker Mann am Bosporus“ bezeichnet und war Gegenstand europäischer Diplomatie, was als Orientalische Frage zusammengefasst wird.

In dem Zustand der Schwäche kam es zu Aufständen in der osmanischen Provinz Syrien. Zu diesem Zeitpunkt war Muhammad Ali Pascha der Gouverneur in der osmanischen Provinz Ägypten. Er bot dem osmanischen Sultan Mahmud II. an, die unruhige Provinz Syrien zu unterwerfen. Der Sultan lehnte ab, weshalb Ägypten im Jahr 1831 damit begann, Palästina und Syrien zu besetzen. Die Ägypter besiegten die Osmanen in einigen Schlachten und drangen 1832 bis nach Anatolien vor.

Der Vertrag von Kütahya (1833) beendete den ägyptisch-osmanischen Krieg. Der Sultan erkannte Muhammad Alis Herrschaft über Syrien vorerst an.

Hambacher Fest (1832)

In der Pfalz, nahe der Stadt Hambach, versammeln sich zwischen dem 27. und dem 30. Mai etwa 30.000 Teilnehmer, um die Volkssouveränität und die Einheit der deutschen Kleinstaaten zu fordern. Die nationale Idee erlebt auf deutschen Gebiet einen neuen Höhepunkt. (nach Wartburgfest von 1817)

Gründung des Deutschen Zollvereins (1834)

Am 22. März 1833 unterzeichneten mehrere deutsche Länder einen Zollvereinigungsvertrag, welcher am 1. Januar 1834 in Kraft trat. Der Zollverein soll den Wirtschaftsverkehr zwischen den deutschen Kleinstaaten regeln bzw. erleichtern.

Im Laufe der Zeit traten sämtliche deutsche Kleinstaaten dem Verein bei, außer Österreich. Preußen etablierte sich innerhalb des Zollvereins als Führungsmacht, was den Konflikt mit Österreich vorantrieb.

Letztlich wurde mit dem Zollvereinigungsvertrag die Grundlage geschaffen, um neben der wirtschaftlichen auch die politische Vereinigung zum Großdeutschen Reich (deutsches Kaiserreich von 1871) vollziehen zu können.

Erste deutsche Eisenbahn (1835)

Im Jahr 1835 wird zwischen Nürnberg und Fürth die erste Eisenbahnstrecke auf deutschem Gebiet eröffnet.

Königin Victoria in Großbritannien (1837)

Am 20. Juni 1837 besteigt Queen Victoria den englischen Thron. Sie gilt als erste Monarchin Großbritanniens, welche zugleich Kaiserin von Indien war. Außerdem endet die Personalunion mit dem Königreich Hannover, da die Lex Salica (Salischen Gesetze), Frauen von der Thronfolge ausschlossen.

Zweite Orientkrise (1839)

Der ägyptischen Vizekönig Muhammad Ali Pascha versuchte, sich aus der Oberhoheit der Osmanen endgültig zu lösen. Unterstützt wurde er zunächst von Frankreich, welche seit 1830 das nordafrikanische Land Algerien besetzten. Frankreichs Ziel war es, die eigene Einflusssphäre bis nach Suez auszubauen.

Da ein Zerfall des Osmanischen Reiches für die europäischen Großmächte mit einem unkalkulierbaren Risiko verbunden war, beschlossen Großbritannien, Russland, Preußen und Österreich – dies zu verhindern. In der Folge mussten Ägypten und Frankreich ihre Pläne zur Zerschlagung der Osmanen aufgeben. Ägypten zog sich auf seine Ursprungsgrenzen (vor der ersten Orientkrise) zurück, blieb allerdings ohne Osmanische Oberhoheit. Der Meerengenvertrag von 1841 beendete die Zweite Orientkrise.

Beginn des Opiumkrieges (1839)

Am 18. März 1839 untersagt der Kaiser von China, den Opiumimport nach China. Daraufhin werden in Guangzhou am 24. März etwa 350 Kaufleute in ihren Faktoreien interniert. Dies gilt als Auslöser des Ersten Opiumkrieges zwischen England und China. Um eine Operationsbasis für den Krieg zu haben, besetzen die Briten am 23. August die chinesische Stadt Hongkong.

Geburtsstunde des Massentourismus (1841)

Der Baptistenprediger Thomas Cook organisiert in England im Jahr 1841 die ersten Bahnreisen.

Hongkong wird englische Kolonie (1842)

Der Vertrag von Nanking – vom 29. August 1842 – beendet den Ersten Opiumkrieg zwischen China und England. Die Briten erhalten Hongkong als Kolonie und den Zuspruch, fünf Vertragshäfen uneingeschränkt betreten zu dürfen.

Mexikanisch-Amerikanische Krieg (1846)

Die Annexion von Texas durch die USA löst den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg am 25. April 1846 aus. Die Offensive begann von den Mexikanern, welche den Krieg verlieren werden (1848). Im anschließenden Frieden von Guadalupe Hidalgo muss Mexiko das heutige Kalifornien an die USA abtreten.

Unabhängigkeit Liberias (1847)

Liberia erklärt seine Unabhängigkeit am 26. Juli 1847. Die ersten neuen Regierungsbeamten des Landes sind ehemalige Sklaven, welche von den USA freigelassen worden.

Revolutionsjahr 1848

In Palermo beginnt am 12. Januar 1848 das Revolutionsjahr. Die italienischen Revolutionäre richten sich gegen die österreichischen Habsburger und die spanischen Bourbonen, welche Nord- und Süditalien noch immer beherrschen.

Am 24. Februar springt die Revolution auf Frankreich über, wodurch das Bürgerkönigtum gestürzt wird. Der französische König Louis Philippe geht ins Exil.

Am 27. Februar beginnt die deutsche Revolution in Baden und dehnt sich schnell auf andere deutsche Länder aus. In Wien wird Kanzler Metternich gestürzt und in Berlin toben Straßenkämpfe. Und auch Ludwig I. dankt im Königreich Bayern ab.

Die Aufständischen verfolgen das Ziel, die deutschen Kleinstaaten zu einem Nationalstaat zu vereinigen. Liberale Kräfte fordern als neue Regierungsform eine konstitutionelle Monarchie und Demokraten wollen eine Republik.

In Preußen und Österreich werden die Revolutionen sehr schnell niedergeworfen. Andere deutsche Länder ziehen nach. Dennoch beginnen Parlamente in den einzelnen Ländern damit, eine konstitutionelle Verfassung auszuarbeiten.

Klärung der Sozialen Frage (1848)

Im Jahr 1848 wird das Kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels veröffentlicht. Die Veröffentlichung geschieht anonym. Der Kommunismus versucht die Soziale Frage des 19. Jahrhunderts zu klären. Andere Antworten zur sozialen Frage kommen von den Sozialisten, den Anarchisten oder auch den Liberalen. Im Wesentlichen geht es darum, die sozialen Ungleichheiten zwischen den Bevölkerungsschichten neu auszuloten, zu überwinden bzw. anzupassen.

Beginn des Krimkriegs (1853)

Der Krimkrieg beginnt 1853 zwischen dem Osmanischen Reich und Russland. Um weitere russische Territorialvergrößerungen zu verhindern, treten Großbritannien und Frankreich im Jahr 1854 ebenfalls in den Krieg ein. Die osmanisch-britisch-französische Allianz zwingt Russland zum Pariser Frieden von 1856, in welchem die Integrität des Osmanischen Reiches garantiert wird.

Wissenschaft ersetzt Religion (1859)

Charles Darwin veröffentlicht 1859 sein Werk „Über die Entstehung der Arten“, wodurch die moderne Evolutionstheorie (Darwinismus) begründet wird.

Gründung des italienischen Nationalstaates (1861)

In Turin wird am 14. März 1861 das Königreich Italien ausgerufen. Erster König wird Viktor Emanuel II..
Zuvor wurde bereits 1857 die Societa nazionale gegründet, welche eine Einigung von Sardinien-Piemont schuf. Im darauffolgenden Krieg gegen die Österreicher werden die Italiener von Frankreich unterstützt. Die Österreicher erleiden eine schwere Niederlage und müssen die Lombardei an Sardinien-Piemont abtreten. Dieses Gebiet wird zur Grundlage des italienischen Königreichs.

Beginn des amerikanischen Bürgerkriegs (1861)

Im Jahr 1860 wird Abraham Lincoln zum Präsidenten der USA gewählt. Lincoln ist entschiedener Gegner der Sklaverei. Nachdem er im Jahr 1861 sein Amt antritt, schließen sich die Sklavenhalterstaaten der Süd-USA zusammen und bilden die Konföderierten Staaten von Amerika.

Zwischen den Konföderierten im Süden und den Unionsstaaten im Norden beginnt ein Bürgerkrieg im April 1861, welcher erst 1865 endet. Die Unionstruppen besetzen den Süden und vereinen die USA wieder. Schließlich wird die Sklaverei mit dem 13. Zusatzartikel am 31. Januar 1865 für die gesamte USA abgeschafft.

Deutsch-deutscher Krieg (1866)

Die Rivalität der deutschen Staaten Preußen und Österreich um die Vorherrschaft im Deutschen Bund gipfelt in den Preußisch-Österreichischen Krieg, welcher zur Auflösung des Deutschen Bundes führt.

Durch den Sieg Preußens (August 1866) wird Österreich bzw. die süddeutschen Gebiete endgültig aus der deutschen Staatenwelt ausgeschlossen. Preußen vereint den Norden bis zum Main unter Führung des Norddeutschen Bundes, welcher 1867 in Kraft tritt.

Länder wie Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt treten keiner Bündnisverpflichtung bei.

Alaska wird Teil der USA (1867)

Am 30. März 1867 verkauft Russland sein nordamerikanisches Territorium (Alaska) an die USA für 7,2 Millionen US-Dollar.

Transkontinentale Eisenbahn (1869)

Am 10. Mai 1869 werden die Zugverbindungen der Central Pacific und der Union Pacific Railroad in Utah verbunden. Damit entsteht die erste Zugstrecke in den USA, welche vom Pazifik bis zum Atlantik reicht.

Eröffnung des Suezkanals (1869)

Am 16. November 1869 wird der Suezkanal in Ägypten von der französischen Kaiserin Eugenie eröffnet. Die Mehrheit der Kanalaktien befinden sich im Besitz von Großbritannien und Frankreich.

Frauenwahlrecht in Wyoming (1869)

Im US-Bundesstaat Wyoming wird das allgemeine Wahlrecht für Frauen eingeführt.

Deutsch-französischer Krieg (1870)

Aufgrund eines Streites zwischen Preußen und Frankreich um die spanische Thronfolge, beginnt der preußisch-französische Krieg am 19. Juli 1870. Überraschend schnell konnte Preußen siegen und die Schlacht bei Sedan am 2. September 1870 brachte die Entscheidung.

In der Folge tritt der französische Kaiser Napoleon III. ab und es entsteht die französische Republik. Weiterhin erlangt Preußen bedeutende Gebietsgewinne, wie das Elsass und Lothringen.

Eine unmittelbare Auswirkung des Krieges war, dass die süddeutschen Länder Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt während des Krieges dem Norddeutschen Bund beistanden. Dies wird zur Grundlage der deutschen Einigung von 1871 werden.

Gründung des deutschen Kaiserreichs (1871)

Im Spiegelsaal des Schlosses Versailles wird der preußische König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Vereint im deutschen Kaiserreich werden die Länder des Norddeutschen Bundes, sowie die Südstaaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt. Es entsteht der erste deutsche Nationalstaat überhaupt. Erster Reichskanzler wird Otto von Bismarck.

Beginn der Balkankrise (1875)

Die Balkanvölker streben nach Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Diese Bestrebungen führen zu kriegerischen Auseinandersetzungen ab 1875, welche als Balkankrise bezeichnet wird. Russland – welches sich als Schutzmacht der Balkanvölker sieht – zieht gegen das Osmanische Reich in den Krieg (Russisch-Osmanische Krieg 1877–1878). Fortan beraten die Großmächte in Westeuropa darüber, wie die Balkankrise beendet werden könnte. Der Berliner Kongress (1878) wird deshalb eine Neuordnung Osteuropas schaffen.

Neuordnung Osteuropas auf dem Berliner Kongress (1878)

Der Berliner Kongress soll die Balkankrise (seit 1875) beenden. Den Russisch-Osmanischen Krieg gewannen Russland und die aufständischen Balkanvölker. In der Folge werden Montenegro, Serbien und Rumänien vom Osmanischen Reich unabhängig.

Österreich besetzt Bosnien-Herzegowina. Griechenland vergrößert sein Territorium um Thessalien und um Teile von Epirus. Das Herzogtum Bulgarien wird gegründet, welches dem Osmanischen Reich tributpflichtig sein wird. Und die Verwaltung Zyperns wird Großbritannien zugesprochen.

Sozialistengesetz im Deutschen Reich (1878)

Um eine Bedrohung durch Sozialisten entgegenzuwirken, verabschiedet der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck das Sozialistengesetz am 18. Oktober 1878. Dieses Gesetz bewirkt, dass sozialistische, kommunistische oder auch sozialdemokratische Vereine verboten werden und deren Mitglieder strafrechtlich verfolgt werden. Das junge deutsche Kaiserreich sah in den Sozialisten eine Bedrohung, von denen ein Umsturzversuch ausgehen könnte.

Urabi-Bewegung und Junges Ägypten (1879)

Ägypten war, aufgrund der Bauarbeiten am Suezkanal, wirtschaftlich ruiniert. Der Staat, welcher sich durch die Orientkrisen (1831 und 1839) aus der Oberherrschaft der Osmanen befreien konnte, verschuldete sich nunmehr bei den Europäern. Zuerst verkaufte Ägypten seine Kanalaktien (Suezkanal) an die Briten zu einem Spottpreis. Dann richteten Frankreich und Großbritannien eine Kontrollkommission im Jahr 1876 ein.

Unter dem ägyptischen Offizier Ahmed Urabi Pascha begann ein Aufstand gegen die europäischen Einflussnehmer, welcher im Anglo-Ägyptischen Krieg mit England im Jahr 1882 mündete.

Wettlauf um Afrika beginnt (1880)

Ab 1880 begann der Imperialismus Europas sich zu ändern. Die Großmächte Europas unterhielten bis dahin Kolonien in Afrika, demonstrierten dort wirtschaftliche und militärische Überlegenheit und sahen sich selbst als Kulturgeber. Es bestand ein informeller Kolonialismus.

Ab 1880 begann ein Wettlauf um Afrika. Jede Großmacht Europas wollte dazu gehören und den Wettlauf um die letzten Kolonien nicht verlieren. Aus dem informellen wurde ein direkte Kolonialismus. Und der Streit um Afrikas Kolonie wurde zur entscheidenden Ursache für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs im 20. Jahrhundert.

Ägypten wird Großbritannien unterstellt (1882)

England gewann den Anglo-Ägyptische Krieg von 1882 und Ägypten wird unter britischen Einfluss gestellt. Die britische Herrschaft in Ägypten wird bis ins Jahr 1922 andauern. Die Engländer hatten ein großes wirtschaftliches Interesse am Suezkanal, da dieser die Verbindung zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer (Indischen Ozean) möglich machte.

Beginn der Sozialgesetzgebung im Deutschen Reich (1883)

Im deutschen Kaiserreich wird 1883 die Krankenversicherung für Arbeiter eingeführt. Dem folgen 1884 eine Unfallversicherung und 1889 eine Altersrenten- und Invalidenrentenversicherung.

Deutsche Kolonialismus beginnt (ab 1884)

Im Jahr 1884 erwirbt das deutsche Kaiserreich Südwestafrika, Kamerun, Togo, die Marshall-Inseln und den Nordosten Neuguineas. Das deutsche Reich steigt sehr spät in den Kolonialismus ein, da die Reichseinigung von 1871 gegenüber anderen europäischen Staaten erst sehr spät erfolgte. In den 1885 und 1888 folgen Ostafrika und Nauru als deutsche Kolonien.

Dreikaiserjahr 1888

Im Jahr 1888 folgt Friedrich III. als deutscher Kaiser seinem Vater Wilhelm I.. Da aber Friedrich im gleichen Jahr stirbt, wird Wilhelm II. zum deutschen Kaiser.

Frauenwahlrecht in Neuseeland (1893)

In Neuseeland wird das Frauenwahlrecht eingeführt. Dies geschieht lange vor den Europäern, welche das allgemeine Wahlrecht für Frauen erst im 20. Jahrhundert einführen werden. Als erstes Land in Europa wird Finnland das Frauenwahlrecht im Jahr 1907 einführen. Die meisten europäischen Staaten ziehen nach dem Ersten Weltkrieg nach. So etwa im deutschen Reich, wo das Frauenwahlrecht 1918/19 eingeführt wird.

Hochkonjunktur im Deutschen Reich (1896)

Im deutschen Reich setzt seit der Staatsgründung von 1871 eine Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs ein. In der Wirtschaftsgeschichte bezeichnet man diese Phase als Gründerzeit oder Gründerjahre. Der wirtschaftliche Aufschwung ist so stark, dass das deutsche Reich im Jahr 1896 zur führenden Industrienation der Welt, neben den USA, wird.

Idee des Zionismus und des Judenstaates (1896)

Im Jahr 1896 veröffentlichte Theodor Herzl eine Programmzeitschrift unter dem Titel: „Der Judenstaat“. In diesem Programm spricht sich Herzl für die Eröffnung eines jüdischen Staates auf dem Gebiet Palästinas aus. Mit diesem Programm ist die Idee des Staates Israel geboren, welcher tatsächlich 1948 auf Palästinensergebiet entstehen wird. Die Ideologie, einen Staat im Nahen Osten für Juden zu errichten, wird als Zionismus bezeichnet.

Beginn des Wettrüstens (1898)

Durch das Flottengesetz, welches 1898 im deutschen Reich verabschiedet wird, soll die deutsche Marine ausgebaut werden. Da die Engländer bisher über Seemacht verfügen, beginnt ein Wettrüsten mit den Briten.


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