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Liberalismus


Liberalismus (lateinisch: liberum = frei, liberalis = freiheitlich) ist ein philosophischer Grundsatz und eine historische bzw. auch gegenwärtige politische Bewegung, deren Anhänger als Liberale bezeichnet werden. Jene streben eine freiheitliche und soziale Ordnung an, welche auf Freiheit des Individuums setzt. Davon abgleitet sind moderne Konzepte, wie die freie Marktwirtschaft (Wirtschaftsliberalismus), Eigeninitiative des Einzelnen, Menschenrechte, Demokratie mit Gewaltenteilung und der freie Wille eines jeden Menschen. Weitere Leitplanken sind die Presse-, Rede-, Meinungsfreiheit und die Freiheit zur Religionswahl.

Die Entstehung des Liberalismus wird historisch mit Denkern, wie John Locke oder Montesquieu, in Verbindung gebracht. Denn deren Gedanken und Ideen zielten darauf ab, die Macht eines Einzelnen (Alleinherrscher) zu begrenzen. Dadurch wurden 1689 die Bill of Rights im englischen Parlament verabschiedet, wodurch erstmalig Einwohner Englands mit Bürgerrechten ausgestattet wurden.

Als 1776 die Unabhängigkeitserklärung der USA verfasst wurde, sollte diese neue Republik auf liberale Prinzipien aufgebaut werden. Etwa 10 Jahre später brach in Europa die Französische Revolution (1789) aus, deren Wegbereiter sich ebenfalls auf liberale Prinzipien beriefen.

Kurzüberblick zur Entstehung des Liberalismus

Obwohl der Liberalismus erst in der Neuzeit zu einer politischen Ordnung wurde, entstand die Idee dazu bereits in der Antike. Denn schon im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde die Tyrannis im antiken Griechenland abgeschafft (Vertreibung der Hippias, 510 v.Chr.).

In der Folge entstand in Athen die erste Demokratie der westlichen Welt, welche allerdings nicht überdauerte. Parallel zu den alten Griechen entwickelten die Chinesen ebenfalls liberale Tendenzen (Zeit der Frühlings- und Herbstannalen, 8. bis 5. Jhd. v.Chr.).

Als 476 n. Chr. das Weströmische Reich unterging, war nicht nur die Antike beendet. Mit dem Weltreich starben sämtliche Ideen und Konzepte der alten Griechen und Römer. In Europa brach Unruhe, politische Instabilität aus. Überall entstanden kleine Reiche, angeführt von Despoten.

Im Frühmittelalter sollte Europa und der Rest der Welt wieder vereint werden. Als Einheitsmacher dienten die Weltreligionen (Islam, Christentum). Und so breitete sich der Islam in Vorderasien und Nordafrika (Islamische Expansion) aus, während in Europa das Christentum verbreitet wurde.

In beiden Religionen steht der Mensch als Individuum nicht im Mittelpunkt sondern Gott. Demnach waren freiheitliche Gebote unvorstellbar.

Doch am Ende des Mittelalters setzte in Europa eine Emanzipationsbewegung ein, welche als Humanismus bezeichnet wird. Laut den Humanisten sollte der Mensch sein volles Potential ausschöpfen. Diese neuen-alten Gedanken wurden auch in der Kunstwelt aufgegriffen und auf Bilder oder Skulpturen transferiert. Jene Kunstepoche bezeichnen wir heute als Renaissance. Demnach wird der Renaissance-Humanismus auch als Wiedergeburt der Antike bezeichnet.

Fortan emanzipierte sich der Mensch gegenüber Gott, sah sich nicht mehr als ein willenloses Gottesgeschöpf, sondern begriff sich als Individuum – welches nach Freiheit, Gleichheit und Selbstverwirklichung strebt.

Schlüsseltechnologien, wie der Buchdruck mit bewegten Lettern, wurden erfunden bzw. weiterentwickelt – wodurch eine allgemeine Bildung einsetzte. In der Folge entstand eine gebildete Mittelschicht, welche wir heute als Bürgertum kennen.

Die Reformation (1517) und der daraus entstandene Protestantismus (ab 1520-er) stellten der göttlichen Vorsehung einen freien Willen gegenüber. In Zeiten der Aufklärung wurde dieser freie Wille durch die Vernunft – als universelle Urteilsinstanz – ergänzt. Demnach war die Entwicklung des Liberalismus keine Einzelleistung von Locke und Montesquieu, sondern eine Gesamtleistung der Menschheit, welche bereits in der Antike einsetzte.