Zwischenkriegszeit
Als Zwischenkriegsjahre bzw. Zwischenkriegszeit (lateinisch: Interbellum) wird die Zeit zwischen beiden Weltkriegen bezeichnet. Demnach begann dieser Zeitabschnitt nach dem Ersten Weltkrieg (1918) und endet mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (1939).
In diesen Zeitabschnitt fällt die Weimarer Republik, der Wiederaufbau Europas nach dem Krieg, die Goldenen Zwanziger Jahre, der Aufstieg des Faschismus, der Spanische Bürgerkrieg, die Gründung der Sowjetunion, der Aufstieg des Kommunismus, die Weltwirtschaftskrise, die Zeit im Dritten Reich (Nazizeit) und die Spannungen vor dem Zweiten Weltkrieg.
Für die Geschichte ist diese Zeit deshalb wichtig, da viele soziale, politische und kulturelle Umbrüche stattfanden. Gleichzeitig beschreibt dieser Zeitabschnitt den Übergang zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg.
Inhalt
- 1 Steckbrief
- 2 Was bedeutet Zwischenkriegszeit
- 3 Wann war die Zwischenkriegszeit
- 4 Gab es nur Frieden in den Zwischenkriegsjahren
- 5 Warum waren die Menschen in den Zwischenkriegsjahren so unzufrieden
- 6 Was passierte während der Zwischenkriegszeit
Steckbrief
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Bedeutung: | Zeit zwischen beiden Weltkriegen |
Beginn: | 11. November 1918 (Ende des Ersten Weltkrieges) |
Ende: | 1. September 1939 (Überfall auf Polen bzw. Beginn des Zweiten Weltkrieges) |
Epoche: | Neuzeit (Neue Neuzeit bzw. Neueste Geschichte) |
Wichtigsten Ereignisse: | Weimarer Verfassung (1919) |
Versailler Vertrag (1919) | |
Kapp-Putsch (1920) | |
Gründung des Völkerbundes (1920) | |
Gründung der Sowjetunion (1922) | |
Machtergreifung von Benito Mussolini (1922) | |
Ruhrbesetzung (1923 - 1925) | |
Hyperinflation (1923) und Einführung der Rentenmark (1923) | |
Hitlerputsch (1923) | |
Goldenen Zwanziger Jahre in Deutschland (ab 1924/25) | |
Weltwirtschaftskrise (1929) | |
Hitlers Machtergreifung (1933) | |
Reichstagsbrandverordnung (1933) | |
Ermächtigungsgesetz (1933) | |
Nürnberger Gesetze (1935) | |
Spanischer Bürgerkrieg (1936 - 1939) | |
Münchner Abkommen (1938) hatte die Annektierung des Sudetenlandes zur Folge | |
Anschluss Österreichs (1938) | |
Reichspogromnacht (1938) | |
Hitler-Stalin-Pakt (1939) |
Was bedeutet Zwischenkriegszeit
Die Zwischenkriegszeit ist die Zeit zwischen den Weltkriegen (1918 – 1939). Kennzeichnend für diese Zeit ist eine zunehmende Instabilität in ganz Europa.
Die Zwischenkriegsjahre waren eine relativ kurz Zeitspanne, aber Veränderungen fanden auf sozialen, militärischen, wirtschaftlichen und auf dem politischen Sektor statt. Zudem gab es in allen Bereichen immer wieder Schwankungen, weshalb es zu größeren Aufschwüngen und gravierenden Abstürzen kam.
Es war eine Zeit des Umbruchs, der Putsche, der Krawalle und Aufstände. Dennoch fanden in Europa keine größeren Kriege statt, was ebenfalls besonders war. Trotz der Kriegsmüdigkeit nach dem Ersten Weltkrieg begann in der zweiten Phase der Zwischenkriegsjahre ein Hochrüsten, welche in den Zweiten Weltkrieg mündete.
Wann war die Zwischenkriegszeit
Die Zwischenkriegszeit begann mit dem Ende des Ersten Weltkrieges am 11. November 1918. Sie endete mit dem Überfall auf Polen durch das Deutsche Reich, wodurch der Zweite Weltkrieg begann. Dieser Überfall geschah am 1. September 1939. Demnach dauerte die Zwischenkriegszeit genau 20 Jahre, 9 Monate und 21 Tage.
Epochal gehörte die Zwischenkriegszeit ins 20. Jahrhundert und in die Neuzeit. Mit dem Ersten Weltkrieg endete die Moderne als zweite Unterepoche der Neuzeit. Auf ihr folgt die Neue Neuzeit bzw. Neueste Geschichte als dritte Neuzeit-Epoche, zu welcher auch die Zwischenkriegszeit gehört.
Gab es nur Frieden in den Zwischenkriegsjahren
Nein, es gab diverse Konflikte und Aufstände in ganz Europa. Größere Kriege zwischen zwei Staaten waren:
- der Ukrainisch-Polnische Krieg (1918 – 1919),
- der Polnisch-Sowjetische Krieg (1919 – 1921),
- der Estnische Freiheitskrieg (1918 – 1920) gegen die Sowjetarmee,
- der Lettische Unabhängigkeitskrieg (1918 – 1920) gegen die russische Armee,
- der Griechisch-Türkische Krieg (1919 – 1923),
- der Irische Unabhängigkeitskrieg (1919 – 1921) gegen die Briten
Hinzu kamen Revolutionen und Bürgerkriege, wie:
- der Finnische Bürgerkrieg (1918)
- der Russische Bürgerkrieg (1917 – 1922)
- Ruhraufstand (1920)
- Kapp-Putsch (1920)
- der Irische Bürgerkrieg (1922 – 1923)
- Hitlerputsch (1923)
- der Spanische Bürgerkrieg (1936 – 1939)
Warum waren die Menschen in den Zwischenkriegsjahren so unzufrieden
In Deutschland (Weimarer Republik) waren die Menschen unzufrieden, aufgrund der hohen Reparationszahlungen – welche geleistet werden mussten. Diese waren im Versailler Vertrag festgelegt.
Letztlich führten diese Zahlungsverpflichtungen zu einer Erhöhung der Geldmenge, was in der Hyperinflation von 1923 gipfelte. Nachdem der Dawes-Plan (1924) für Deutschland entworfen wurde, kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung – den sogenannten Goldenen Zwanziger Jahren. Diese endeten abrupt mit der Weltwirtschaftskrise von 1929.
Die Nationalsozialisten schafften es, der deutschen Bevölkerung einzureden, dass die Juden an allen Problemen schuld seien. So wurde erzählt, dass die Juden den Finanzsektor kontrollieren würden und somit die Krisen der 1920-er Jahre hervorgerufen hätten.
Weiterhin waren die Menschen hin- und hergerissen von der politischen Lage. Die Republik war noch recht jung. Und nicht jeder vertraute darauf, dass die Demokratie standhaft bleiben könnte.
Um die Republik vor inneren Feinden zu schützen, wurden diverse Notverordnungen erlassen. Diese Ausnahmebefugnisse sollten politischen Terror abwehren. Letztlich konnten dadurch auch ganze Parteien gehindert werden, ins Parlament zu ziehen.
Die Nationalsozialisten nutzten diese Notverordnungen geschickt aus, um politische Gegner zu verfolgen. Nach dem Reichstagsbrand (27. auf 28. Februar 1933) wurde die Reichstagsbrandverordnung erlassen. Damit konnten die Nationalsozialisten sämtliche Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft setzen. Das spätere Ermächtigungsgesetz (24. März 1933) verwandelte die Republik endgültig in eine Diktatur.
Was passierte während der Zwischenkriegszeit
Territoriale Neuverteilung
Nach 1918 wurde das Russische Zarenreich, das Osmanische Reich, das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn aufgelöst. Auf dem Gebiet des Russischen Reiches entstanden die baltischen Staaten mit Lettland, Estland und Litauen. Weitere Gebiete des Zarenreichs wurden zu Polen und Finnland.
Nach dem Russischen Bürgerkrieg (1917 – 1922) entstand die Sowjetunion, bestehend aus 15 Unionsrepubliken: Armenische SSR, Aserbaidschanische SSR, Estnische SSR, Georgische SSR, Kasachische SSR, Kirgisische SSR, Lettische SSR, Litauische SSR, Moldauische SSR, Russische SFSR, Tadschikische SSR, Turkmenische SSR, Ukrainische SSR, Usbekische SSR und die Weißrussische SSR.
Das SSR jeder Unionsrepublik steht für Sozialistische Sowjetrepublik. Den Vorsitz und Hegemonialmacht über alle Unionsrepubliken hatte die Russische SFSR (Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik), weshalb auch Sowjetrussland und Sowjetunion oftmals gleichbedeutend genutzt werden.

Unionsrepubliken der Sowjetunion (1922 – 1991), abgekürzt als UdSSR oder USSR (englische Abk.)
Auf dem Balkan entstand das Königreich Jugoslawien, zu welchem auch ehemalige Gebiete von Österreich-Ungarn gehörten. Die ehemaligen Gebiete des Osmanischen Reichs in Südosteuropa und dem Nahen Osten wurden von fortan Frankreich und England verwaltet. Der größte Teil des Osmanischen Reiches ging in der türkischen Republik auf, welche sich nach dem türkischen Unabhängigkeitskrieg (1919 – 1923) herausbildete. Ihr erster Präsident war Mustafa Kemal Atatürk, welcher als Gründervater fungierte und heute noch als Nationalheld gefeiert wird.
Auch die deutschen Kolonien gingen an die Alliierten. Das Gebiet von Bessarabien (Moldawien, Teile der Ukraine) wurde wieder ein Teil des Königreichs Rumänien. Nach der Gründung der Sowjetunion ging die defacto-Herrschaft Moldawiens in die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik (kurz MSSR) über, einer der 15 Unionsrepubliken der Sowjets.
Politische Veränderungen
Nach 1918 suchte man nach Ursachen für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Eine Erklärung war, dass der Imperialismus und Kolonialismus eine Ursache für Wettrüsten und Konflikte gewesen sei. Demnach gerieten beide Konzepte zunehmend in Kritik. In Afrika, Südamerika und Asien strebten die Staaten nach politischer Unabhängigkeit.
Im Deutschen Reich wurde die Monarchie abgesetzt und durch eine Demokratie ersetzt. In Russland stieg der Kommunismus auf, während in Italien der Faschismus erblühte. Letztlich fand dieser auch in Deutschland immer mehr Anerkennung, so dass aus dem italienischen Faschismus der deutsche Nationalsozialismus wurde. Diese ganzen Veränderungen werden nun im Einzelnen erklärt.
Unabhängigkeit Ägyptens
Einer der ersten Staaten, welche unabhängig vom Kolonialherren werden wollte, war Ägypten. Am 28. Februar 1922 erklärte sich das Sultanat Ägypten für unabhängig von England.
Das Vereinigte Königreich Großbritannien erkannte den Status zwar an, behielt sich aber einige Rechte bzw. Befugnisse vor. Diese waren: Außenbeziehungen, Kommunikation, Militär und die Anerkennung der englischen Vormachtstellung im anglo-ägyptischen Sudan.
Zwar wurde durch die Unabhängigkeitserklärung ein souveränes Königreich Ägypten gegründet, aber die Unterwürfigkeit blieb bestehen und wurde erst durch die ägyptische Revolution von 1952 endgültig aufgelöst.
Unabhängigkeit des Iraks
Das Königreich Irak entstand 1921, nachdem das Osmanische Reich unterging und das Völkerbundmandat mit England als Verwaltungsmacht scheiterte.
Die Große Irakische Revolution brach im Sommer 1920 aus, nachdem die Briten diverse Steuern im Mandatsgebiet erhoben. Zwar konnten die Briten die Aufstände niederschlagen, aber der ursprüngliche Mandatsplan wurde verworfen. Am 23. August 1921 wurde das Haschemitische Königreich Irak gegründet, welches unabhängig von England sein sollte.
Beginn des Chinesischen Bürgerkriegs
In China brach 1911 die Herrschaft der Quing-Dynastie zusammen, wodurch die Kaiserzeit endete und die Republik China am 1. Januar 1912 ausgerufen wurde.
Erster provisorischer Präsident der neugegründeten Republik wurde Sun Yat-sen. Bereits ein Jahr später, kam es zum Putsch durch Yuan Shikai, dem Militärführer der chinesischen Republik. Dieser wurde neuer Präsident und versuchte sich, zum neuen Kaiser von China zu ernennen und eine neue Dynastie (Hongxian-Dynastie) zu etablieren.
Als Yuan Shikai im Juni 1916 starb, verlor China seine Zentralgewalt und Warlords übernahmen die Kontrolle. In der Folge erhielt China diverse Unterstützung der Sowjetunion gegen die Warlords. Die Führer der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) riefen am 7. November 1921 die Chinesische Sowjetrepublik in einigen Provinzen Chinas aus.
Vorsitzender wurde Mao Tse-tung, welcher die Bemühungen gegen die Warlords deutlich verschärfte. Im August 1927 fiel China in einen Bürgerkrieg, welcher bis 1949 andauern sollte. Am Ende des Chinesischen Bürgerkriegs wurde die Volksrepublik China – nach sowjetisch kommunistischen Vorbild – ausgerufen.
Irische Unabhängigkeitskrieg
1919 brach in Irland ein Guerillakrieg zwischen der Irisch-Republikanischen Armee (kurz IRA) und der britischen Kolonialmacht aus. Der Krieg dauerte bis zum 11. Juli 1921 und hatte zur Folge, dass Irland geteilt wurde.
Der Norden Irlands (Nordirland) gehörte weiterhin zu Großbritannien, während der südliche Teil zum irischen Freistaat wurde. Im Jahr 1937 wurde auf dem Gebiet des irischen Freistaates eine neue Verfassung verabschiedet, wodurch die Republik Irland entstand – welche heute noch besteht.
Der anglo-irische Vertrag regelte das Ende des Irischen Unabhängigkeitskrieges (1921). Aber die Unterzeichnung führte zu einer Spaltung der IRA.
Die Angehörigen der IRA, welche den Vertrag unterzeichneten wurden Teil der Armee des Freistaates Irlands. Gegner des Friedensvertrages blieben Teil der IRA, welche nun die Armee des Freistaates in Südirland und die britische Armee in Nordirland gleichermaßen bekämpften.
Jene Vertragsgegner bezeichneten sich fortan auch als Überbleibsel der Old IRA oder als Anti-Vertrags-IRA. Diese paramilitärische Organisation kämpfte geschlossen bis 1969, um Nordirland von Großbritannien zu trennen und ganz Irland zu vereinen.
1969 kam es zu einer weiteren Spaltung als sich die Provos (Provisorische IRA) von der offiziellen IRA ablöste. Letztere wollten aus ganz Irland einen Arbeiterstaat machen und wurden deshalb auch als Rote IRA bezeichnet. Unterstützt wurden sie von der Sowjetunion und Nordkorea.
Die Provos waren ebenfalls Linke, welche dem Sozialismus anhingen, aber unabhängig von der Sowjetunion bleiben wollten. Mit dem Fall der Sowjetunion zerbrach die offizielle IRA in den 1990-er Jahren. Die Provos existierten noch bis 2005, schlossen aber 1997 einen Waffenstillstand mit dem Vereinigten Königreich.
Demokratie in Deutschland
Am Ende des Ersten Weltkriegs war Deutschland kriegsmüde und erschöpft. In diesem Zustand wurde die Novemberrevolution ausgelöst, welche zur Abdankung von Kaiser Wilhelm II. führte. Das deutsche Kaiserreich war demnach vorbei. Stattdessen wurde in Weimar eine neue Verfassung verabschiedet, welche die Demokratie als Regierungsform vorsah. Diese Weimarer Verfassung war Grundlage für die erste deutsche Republik in der Geschichte.
Doch die Weimarer Republik stand auf wackligen Füßen. Die Friedensbedingungen, welchen Deutschland im Versailler Vertrag zustimmte, lösten in der Bevölkerung eine heftige Empörung aus, wodurch sofort ein Misstrauen gegenüber der neuen Regierungsform entstand. Es gingen die deutschen Kolonien verloren, das Rheinland wurde besetzt und Deutschland durfte keine militärische Stärke aufbauen. Hinzu forderten die Alliierten hohe Reparationszahlungen, welche dem Staat zusätzliche Wirtschaftskraft kosteten.
Aufstieg des Kommunismus
In Russland führte die Februarrevolution von 1917 zur Abdankung von Zar Nikolaus II.. Anstelle der Monarchie übernahm ein Parlament sowie diverse Arbeiter- und Soldatenräte die Regierungsgeschäfte. Diese wurden als Sowjet bezeichnet. Innerhalb der Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) gab es zwei Fraktionen: die Menschewiki und die Bolschewiki.
Die Menschewiki wollten eine bürgerliche Revolution, wonach das Bürgertum aufsteigen und durch das Parlament repräsentiert werden sollte. Anders sahen es die Bolschewisten. Denn diese wollte, dass die Arbeiterklasse jenen Umbruch anführt, wodurch ein Arbeiter- und Bauernstaat entstehen sollte.
Im April 1917 kam Wladimir Iljitsch Lenin nach Russland zurück, welcher während des Ersten Weltkriegs im Schweizer Exil lebte. Er übernahm die Führung der Bolschewiki und führte diese in eine zweite Revolution im Oktober 1917. Durch die Oktoberrevolution wurden die Menschewiki aus der Regierung vertrieben, aber Russland fiel in einen Bürgerkrieg – welcher bis 1922 andauern sollte.
Für Lenin war dieser Krieg notwendig, da sich so die Arbeiterklasse ihre Freiheit und Mitsprache erkämpfte konnte. Am Ende des Bürgerkriegs errichteten die Bolschewisten einen Arbeiter- und Bauernstaat in Russland, versuchten aber den Revolutionsgedanken nach Europa zu tragen.
Die Sowjetunion wurde gegründet, welche aus der Russischen Föderation als Herzstück bestand, aber weitere 14 Unionsrepubliken miteinschloss. Diese Satellitenstaaten sollten den Kommunismus nach Europa tragen, so dass dort weitere Revolutionen angestoßen werden – wodurch die Weltrevolution den Kommunismus bis in jede Ecke der Welt trägt.
Aufstieg des Faschismus
Das Gegenstück zum Kommunismus in Russland war der Faschismus in Italien. Der Kommunismus basiert auf einem Menschenbild, welches auf Gleichheit setzt. Alle Menschen, egal aus welcher Gesellschaftsschicht sie kommen, sind gleichwertig – so die kommunistische Grundidee.
Der Faschismus geht auf das gleiche humanistische Menschenbild zurück, aber besagt, dass nur eine bestimmte menschliche Rasse gleich ist. Alle anderen Rassen sind unterlegen. Demnach wird das Gleichheitsbild des Humanismus auf eine kleinere Bevölkerungsgruppe beschränkt.
Ist es den Kommunisten völlig egal, ob ihre Anhänger aus Griechenland, Spanien, Russland oder Deutschland kommen – war es den Faschisten eben nicht egal. So stellten die Faschisten eine Elite heraus, welche aufgrund von Herkunft und Staatsangehörigkeit zur herrschenden Klasse bestimmt waren. Damit trafen sie den Zeitgeist des Nationalismus, welcher überall in Europa vorherrschte.
Anführer der faschistischen Bewegung in Italien war Benito Mussolini. Im Jahr 1922 drohte er mit einem Marsch auf Rom und wurde dann zum Ministerpräsidenten Italiens ernannt.
Der italienische Faschismus setzt auf einen Führerkult, wonach Mussolini die unterdrückte Elite (Italiener) befreien und zu altem Glanz verhelfen sollte. In Deutschland, Spanien und in anderen Teilen Europas wurde diese Führeridee kopiert und auf jeweilige Staatsvolk angewandt. So kamen die Faschisten überall in Europa zu neuer Macht, indem sie versprachen – die nationale Elite zu befreien und das Volk vor der bolschewistischen Weltrevolution zu beschützen.
Aufstieg des Nationalsozialismus
In Deutschland kopierten die Rechten die Ideen des italienischen Faschismus und entwickelten diese zum Nationalsozialismus weiter.
Anders als die Faschisten in Italien, wollten die Nationalsozialisten nicht nur die Deutschstämmigkeit als Elitenanspruch herausstellen, sondern auch alle Negativeinflüsse auf diesen Herrschaftsanspruch bekämpfen.
Die Juden wurden zu Untermenschen erklärt, welche das deutsche Blut verunreinigen würden. Auf Grundlage dieser Blutreinheit definierten die Nationalsozialisten einen Volkskörper, welchen sie vor dem Eindringen parasitärer Blutes beschützen wollten. Demnach wurden Juden, Sinti und Roma – allein auf Grundlage ihrer Abstammung – politisch verfolgt.
Eine zweite Grundhaltung der Nationalsozialisten war der Antikommunismus. In der Weimarer Republik hatte man Angst davor, dass die Demokratie durch eine Diktatur ersetzt werden würde. Und auf dieser Angst bauten die Nationalsozialisten eine Propagandamaschinerie auf, welche vor der Diktatur des Proletariats (Kommunismus) warnte.
Gezielt setzten Nationalsozialisten die Juden mit dem Kommunismus gleich, wodurch das Sinnbild des bolschewistischen Juden entstand – welcher die Demokratie stürzen wolle.
Die Deutschen gaben ihre Angst in die Hände einer starken Führerfigur. Und so konnte Adolf Hitler eine NS-Diktatur aufbauen, welche die Deutschen vor der kommunistischen Diktatur des Proletariats beschützen sollte. Dies legitimierte die Nationalsozialisten zur Judenverfolgung und zur Verfolgung Oppositioneller.
Gesellschaftliche Umbrüche
Die Rolle der Frau wurde in der westlichen Welt neu verhandelt. So erhielten in den meisten Staaten Westeuropas die Frauen ein Wahlrecht. So führte Kanada 1918 das Frauenwahlrecht ein. Diesem Beispiel folgte Großbritannien 1918 und die USA 1920.
Im englischsprachigen Raum kam die Flapper-Bewegung auf. Die Frauen trugen kurze Röcke oder knielange Kleider. Ihre Haare waren wellig und sie hörten Jazz-Musik. Sie tranken Alkohol und rauchten Zigaretten. Die Flapper-Frauen galten als keck, selbstbewusst und frech, schminkten sich und waren sich ihrer Weiblichkeit bewusst.
Neue Frauenmode, wie knielange Röcke, wurden in Amerika zuerst erfunden und diese Trends wurden nach Europa exportiert.
Wirtschaftliche Umbrüche
Aufgrund der Reparationszahlungen, welche Deutschland durch die Auflagen des Versailler Vertrages leisten musste, wurden sämtliche Rohstoffe an die Alliierten abgeführt. Insbesondere Frankreich profitierte davon. Dennoch kam es in den 1920-Jahren zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, von welchem allerdings nur die Eliten profitierten. Auf den Aufschwung folgte ein globaler Wirtschaftsabschwung.
Hyperinflation und Rentenmark
Der Geldwert einer Währung ist ein Zusammenspiel zwischen Geldmenge und angebotener Gütermenge. Beide Mengen müssen ausgeglichen sein, damit eine Währung stabil bleibt. Nimmt die Geldmenge zu und die Gütermenge bleibt gleich, kommt es zu einer Geldentwertung (Inflation).
In den 1920er Jahren hatten die meisten Staaten Europas ein riesiges Finanzierungsloch zu stopfen. Denn der Wiederaufbau nach dem Ersten Weltkrieg musste finanziert werden. Deshalb wurde die Geldmenge erhöht, obwohl die Gütermenge (Produktionsmenge) nicht im gleichen Ausmaß mitwuchs.
In der Weimarer Republik war die Erhöhung der Geldmenge besonders hoch. Denn die Reparationszahlungen, zu welchen Deutschland im Versailler Vertrag verpflichtet war, forderte solche Strategie.
Ab 1919 begann die Inflation der Mark, welche bis 1922 stetig zunahm. Die Weimarer Republik versuchte zunächst die Reparationszahlungen auszusetzen, um Geld in der Wirtschaft zu halten und nicht stets Neues nachdrucken zu müssen. Aber als die Zahlungen ausblieben, besetzten französische und belgische Truppenverbände am 11. Januar 1923 das Ruhrgebiet.
Um die Ruhrbesetzung abzuwenden, wurden noch mehr Geldmengen gedruckt – weshalb es 1923 zur Hyperinflation kam. Im November 1923 betrug der Wechselkurs zwischen Dollar und Deutscher Mark 1 zu 4,3 Billionen. Zunächst versuchte man noch 1000 Mark Geldscheine zu drucken. Aber diese waren wertlos. Ende 1923 kamen Geldscheine mit 1 Milliarde Mark auf, welche genauso schnell wertlos waren.
Am 15. November 1923 wurde die Rentenmark eingeführt. Durch die Währungsreform konnte die Inflation eingefangen werden. Und am 16. August 1924 wurde der Dawes-Plan verabschiedet. Dieser sah vor, dass die Höhe der Reparationszahlungen sich an der Wirtschaftsleistung der Weimarer Republik orientieren sollten. Ein Jahr später begann der Wirtschaftsaufschwung und die Goldenen Zwanziger Jahre in der deutschen Republik.
Roaring Twenties
In Westeuropa setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, welcher als die Goldenen Zwanziger Jahre bezeichnet wird. Dieser Aufschwung erreichte in den meisten Ländern Westeuropas die Mittelschicht und sogar Teile der Arbeiterklasse.
So kamen Radios, Telefone und elektrische Beleuchtung in viele Wohnzimmer der Westeuropäer. Neben diesen Luxusartikeln in der Wohnung wurde das Auto zum beliebten Verkehrsmittel, wodurch eine neue Form der Mobilität erreicht wurde. Das Kino wurde zum beliebten Medium und Schauspieler zu Stars.
In Osteuropa war der Aufschwung weniger stark, da der russische Bürgerkrieg auch Weißrussland, die Ukraine, Teile Polens und das Baltikum erfasste bzw. bis dahin hineinwirkte.
Neue Führungsrolle der USA
Vor dem Ersten Weltkrieg wurde das politische Weltgeschehen durch die Großmächte Europas bestimmt. Dies waren Russland, England, das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn.
Durch die Kosten des Ersten Weltkriegs verlor Europa diese Führungsrolle an Amerika. Dort fand ein wirtschaftlicher Aufschwung statt, da die Amerikaner nicht vom Krieg gebeutelt und erschüttert wurden. In der Folge verlor der englische Fund an Bedeutung und der US-Dollar wurde zur neuen Leitwährung.
Trends wurden in den USA gesetzt und nach Europa exportiert. Dies gelang durch das Radio und damit verbundenen weltweiten Vernetzung. So kam die Jazz-Musik in den 1920-er Jahren zuerst in New York und Chicago auf, schwappte dann nach London, Paris und Berlin über. Das Jazz-Zeitalter dauerte bis in die frühen 1930-er Jahre.
Börsencrash und Weltwirtschaftskrise
In den USA wurde die Wirtschaft mit einer kontrollierten Geldmengenerhöhung vorangebracht. Die Goldenen Zwanziger Jahre waren das Ergebnis.
Viele Anleger setzten auf US-amerikanische Staatsanleihen und glaubten, dass ihr Geld sicher sei. Dann zog die Zentralbank der USA im Jahr 1929 die Leitzinsen an, um die Geldmenge zu verkleinern und so die Wirtschaft vor einer Überhitzung zu schützen. Aber diese Geldpolitik wurde falsch wahrgenommen und viele Anleger verkauften die US-Staatsanleihen.
Am 24. Oktober 1929 (Schwarzer Donnerstag) fielen die Kurse der New Yorker Börse. Das Vertrauen in die US-Notenbank schwand sprunghaft, weshalb sich noch mehr Anleger zurückzogen. Es kam an diesem Donnerstag zu einem ersten Börsencrash mit weltweiten Folgen. Am darauffolgenden Dienstag (Schwarzer Dienstag) wurden 16,4 Millionen Aktien gehandelt, was den zweiten Crash verursachte.
Die Goldenen Zwanziger Jahre waren sprunghaft vorbei. In den meisten Industrienationen sanken die Nachfrage, die Preise, die Gewinne, die Einkommen und die Steuereinnahmen. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit an. In den USA betrug die Arbeitslosenquote etwa 25 %, in vielen anderen Industriestaaten stieg sie bis auf 33 Prozent.
In Deutschland bewirkte die Hyperinflation (1923) und die Weltwirtschaftskrise (1929), dass die Macht der Nationalsozialisten zunahm. Denn die Leute um Adolf Hitler machten nicht die Spekulanten an der US-Börse für den Crash verantwortlich, sondern erzählten das Narrativ vom Juden, welcher den Bankensektor kontrolliert.