Stadtstaaten
Ein Stadtstaat ist ein Staat, dessen geografisches Gebiet lediglich eine Stadt betrifft. Dadurch unterscheiden sich Stadtstaaten von Flächenstaaten, welche mehrere Städte unter einem Staatsgefüge vereinen.
Die ersten Stadtstaaten entstanden bereits in der menschlichen Frühgeschichte und im Altertum in Mesopotamien. In der Antike wurde dieses Konzept in Europa ebenfalls übernommen. Im antiken Griechenland wurden Polis als klassische Stadtstaaten erbaut, welche von einer Mutterstadt ausgehend sich über das ganze Land ausbreiteten. Das Römische Reich entstand aus dem Stadtstaat Rom.
Souveräne Stadtstaaten werden heute als Zwergstaaten bezeichnet. Dies sind zum Beispiel: Singapur, Monaco oder Vatikanstadt in Rom. In Deutschland bilden Bremen, Berlin und Hamburg ein eigenes Bundesland bzw. einen Stadtstaat innerhalb der Republik.
Inhalt
- 1 Steckbrief
- 2 Was sind Stadtstaaten
- 3 Wie wurden Stadtstaaten zu Städten
- 4 Wo entstanden die ersten Stadtstaaten
- 5 Wie entstanden Stadtstaaten
- 6 Was war der erste Stadtstaat der Geschichte
- 7 Die wichtigsten Stadtstaaten im Altertum und Antike
- 8 Bedeutende Stadtstaaten vom Mittelalter bis zur Moderne
- 9 Bedeutende Stadtstaaten der Neuen Neuzeit
- 10 Die drei Stadtstaaten der Gegenwart
Steckbrief
Definition: | Stadt, welche zugleich ein souveräner Staat ist |
Merkmale: | -Kleinflächig, meist nur Stadtgebiet -Souveränität: eigene Regierung und Verwaltung -Zentrum für Handel, Verwaltung, Kunst und Kultur -historisch: oftmals eigene Mythologie oder Religion |
Erste: | -Eridu in Sumer (Mesopotamien) -Thinis in Ägypten |
Größter (historisch): | Stadtstaat Rom um 100 n. Chr. (etwa 1 Mio. Einwohner) |
Heutige: | Vatikanstadt, Herzogtum Monaco, Singapur |
deutsche: | In Deutschland sind Berlin, Hamburg und Bremen so etwas Ähnliches wie Stadtstaaten, da sie sowohl Stadt als auch Bundesland sind. |
Was sind Stadtstaaten
Stadtstaaten sind Städte und deren Umland, welche einen eigenen Staat darstellen. Somit werden Stadtstaaten von einer zentralen Regierung regiert, haben eine eigene Verwaltung und sind souverän.
Meist übersteigt die Fläche eines Stadtstaaten nicht die Grenzen der Stadt. In der Geschichte gab es allerdings sehr viele Stadtstaaten, welche direkten Einfluss auf das Umland genommen haben. So wurde das Umland unterworfen und landwirtschaftliche Produktionsflächen des Umlandes genutzt, um die Stadtbevölkerung zu versorgen.
Im Stadtstaat Sparta (antikes Griechenland) wurde bspw. das Umland erobert und versklavt. Innerhalb des Stadtstaates gab es ein Klassensystem, an dessen Spitze die Spartiaten standen. Die Sklaven im Umland bezeichneten die Spartiaten als Heloten. Diese besaßen keine politischen Rechte und waren Sklaven des Stadtstaates.
Wie wurden Stadtstaaten zu Städten
Anders als ein Stadtstaat ist eine Stadt eine kleinere Verwaltungseinheit innerhalb eines Staates. In der Geschichte wurden viele Stadtstaaten von ihren Nachbarn unterworfen und so in ein größeres Reich integriert. Dem kleinen Stadtstaat fehlten die nötigen Ressourcen, um gegen eine Großmacht zu bestehen. Und so wurden viele Stadtstaaten unweigerlich in ein größeres System integriert.
Die Expansion des Römischen Reiches begann bspw. im Jahr 396 v. Chr. als man den etruskischen Nachbarstaat Veji unterworfen hatte. Genauso wie Rom war Veji nur ein Stadtstaat. Aber durch die Expansion wuchs das Römische Reich um eine Verwaltungseinheit an. Es folgten die Punischen Kriege gegen Karthago in Nordafrika. Und schließlich eroberte das Römische Reich die griechischen Stadtstaaten und integrierte diese als Provinzen ins eigene Großreich.
In der Geschichte gab es aber auch Stadtstaaten, welche sich friedlich einem größeren Staat angeschlossen haben. Denn der kleinere Stadtstaat stand dann unter dem Schutz einer Großmacht oder wurde ans wirtschaftliche System des Großreichs angeschlossen. Somit profitierten beide davon. So wurde bspw. die Freie Stadt Danzig nach dem Zweiten Weltkrieg ein Teil von Polen.
Ab dem 17. Jahrhundert entstand die Idee von Nationalstaaten. Viele Kleinstaaten schlossen sich zu einem großen Staat zusammen, um wirtschaftliche oder militärische Macht zusammenzulegen. Aus den Stadtstaaten wurden so Städte innerhalb eines größeren Staates.
Wo entstanden die ersten Stadtstaaten
Die ersten Hochkulturen entstanden in Mesopotamien und im Alten Ägypten. Beide Gebiete sind von Flüssen geprägt, welche die Landwirtschaft begünstigten. In Mesopotamien bauten die Bauern an den Ufern von Euphrat und Tigris ihre Nutzpflanzen an, genauso wie die Ägypter den fruchtbaren Nilschlamm nutzten.
Wie entstanden Stadtstaaten
Durch den Ackerbau kam es zu einem Bevölkerungsanstieg in den Regionen. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden mit zunehmender Bevölkerung immer knapper, weshalb Besitzansprüche geregelt werden mussten. Dadurch entstanden die ersten Zivilisationen mit Verwaltungsebenen und Rechtsstaatlichkeit. Verwaltet wurden die Gebiete durch einen Stadtstaat mit einem Herrscher an der Spitze.
Im Alten Ägypten der Prädynastischen Zeit (6000 – 3032 v.Chr.) existierten entlang des Nilufers diverse Kleinstaaten und Gaue mit lokalen Herrschern. Erst unter König Menes (1. Dynastie, Frühdynastische Zeit) wurden diese Kleinstaaten zu einem Großstaat vereint.
Im Süden Mesopotamiens liegt die Region Sumer. Die Sumerer gelten als älteste Kultur der Region. Und ihr erster Stadtstaat war die Stadt Eridu, welche an den Flussmündungen zum Persischen Golf lag. Erst später entstanden nördliche Städte, wie Ur, Uruk, Lagasch oder Kisch. Gegründet wurde Eridu, laut sumerischer Mythologie, um 5400 v. Chr..
Was war der erste Stadtstaat der Geschichte
Im Süden Mesopotamiens entstand 5400 v. Chr. der Stadtstaat Eridu als älteste sumerische Stadt.
Ägyptens ältester Stadtstaat war Thinis bzw. Girga, welche in Mittelägypten lag. Diese wird von einigen Historikern ebenfalls als ältester Stadtstaat gesehen. Als König Meder die altägyptischen Stadtstaaten zu einem Reich vereinte (etwa 3000 v.Chr.) wurde Thinis zur ersten Hauptstadt des Alten Ägyptens.
Die wichtigsten Stadtstaaten im Altertum und Antike
Zu den ersten Städten der Welt gehören Jericho am Westufer des Jordans im heutigen Palästina und Çatalhöyük in der heutigen Türkei. Letztere wurde bereits in der Jungsteinzeit besiedelt und älteste Siedlungsspuren reichen bis ins Jahr 7500 v. Chr. zurück.
Jericho ist wohlmöglich sogar noch älter und wurde erstmalig im 10. Jahrtausend v. Chr. besiedelt.
Aber beide Siedlungen waren keine Staaten. Denn es fehlte eine Zentralverwaltung und eine Regierung. Es ist war durchaus möglich, dass es Anführer in den Städten gegeben haben könnte – doch ein staatlicher Machtapparat kann historisch bzw. archäologisch nicht nachgewiesen werden.
Sumerische Stadtstaaten
Die wichtigsten Stadtstaaten in Sumer waren Uruk und Ur. Beide Städte lagen an den Flussufern des Euphrat. Uruk hatte in seiner Blütezeit (um 3100 v.Chr.) etwa 40.000 Einwohner im Stadtkern und etwa 80.000 Einwohner im Umland. In der sumerischen Mythologie wird Gilgamesch als Herrscher der Stadt um 2.700 v.Chr. erwähnt.
Ur lag etwas weiter nördlich von Uruk, ebenfalls am Ufer des Euphrat. Ein früher Herrscher des Stadtstaates war Meskalamdug. Sein Sohn war Mesanepada, welcher laut der sumerischen Königsliste, der erste König von Ur war. Seine Regierungszeit fällt auf das 26. Jahrhundert v. Chr..
In Uruk wurde der Himmelsgott An verehrt, während in Ur die Gottheit Nanna zum Hauptgott auserkoren wurde.
Ein weiterer wichtiger Stadtstaat war Umma. Denn im 24. Jahrhundert v. Chr. regierte dort König Lugalzagesi. Dieser bezeichnete sich selbst als Herrscher von Uruk und der Sumer. Man geht davon aus, dass König Lugalzagesi versucht hatte, ein sumerisches Reich zu gründen, indem er seine Nachbarn unterwarf.
Der Versuch ein sumerisches Großreich zu etablieren, scheiterte – da sich das Königreich Akkad gegen Sumer erhob. Unter Sargon von Akkad (2356 bis 2300 v.Chr.) wurden die sumerischen Stadtstaaten erobert. In der Folge entstand das Akkadische Reich, der erste Flächenstaat in der Geschichte.
Am Ende der Akkadzeit (um 2200 v.Chr.) kam es in ganz Vorderasien zu einer Dürreperiode. Diese Trockenheit bewirkte das Ende der Akkadier. Begünstig wurde das Ende des Akkadischen Reiches durch den Einfall von Bergvölkern aus dem Zagros-Gebirge. Diese besetzten viele mesopotamische Städte, wodurch die Zentralmacht zusammenbrach.
Stadtstaaten im Alten Ägypten
Im Alten Ägypten gab es entlang des Nilufers diverse Stadtstaaten in der Zeit vor der 1. Dynastie. Die wichtigsten Stadtstaaten waren Theben bzw. Waset, Thinis und Memphis.
Erste Hauptstadt des ägyptischen Flächenstaates war Thinis während der Frühdynastische Zeit (3032 – 2707). Im Alten Reich (2707 – 2216) machte König Djoser die Stadt Memphis zur neuen Hauptstadt.
Am Ende der Bronzezeit setzte eine Dürreperiode ein, welche auch das Reich von Akkad heimsuchte. Dadurch verlor die ägyptische Königsmacht an Vertrauen, die wirtschaftliche Situation geriet durch Dürre und teuren Pyramidenbau aus den Fugen, wodurch das Alte Reich unterging.
Während der Ersten Zwischenzeit stieg Theben als neues Machtzentrum neben Memphis auf. Und im Mittleren Reich wurde schließlich Theben zur neuen Hauptstadt. Theben war genauso wie Thinis und Memphis in der prädynastischen Zeit (vor 3032 v.Chr.) ein Stadtstaat gewesen. Erste Siedlungen sind in Theben vor 3200 v.Chr. nachweisbar.
Stadtstaaten der Phönizier
Phönizien war eine historische Landschaft am östlichen Mittelmeer. Heute liegen dort Staaten wie Israel, Libanon und Syrien. Die Phönizier hatten dort Hafenstädte, welche als souveräne Stadtstaaten verwaltet worden. Zu den bedeutendsten Stadtstaaten gehörten Akkon, Tyros, Sidon, Beirut und Byblos.
Die Handelsstädte hatten ihre Blütezeit etwa 1000 v. Chr. bis 600 v. Chr.. Aber der Wohlstand lockte wohlmöglich Völker aus dem Osten an. So waren die Phönizier im 9. Jahrhundert v. Chr. den Assyrern aus Mesopotamien tributpflichtig. Und im 6. Jahrhundert v. Chr. eroberte der babylonische König Nebukadnezar II. die Stadt Tyros. Als dann die Babylonier von den Persern erobert wurden, ging Tyros ins Perserreich über.
Bekannt waren die Phönizier für ihren Überseehandel. Sie galten deshalb als Seemacht und frühe Kolonisten. Ihre bedeutendste Kolonie entstand in Nordafrika, wo heute Tunesien liegt. Benannt wurde die Kolonie als Tochterstadt von Tyros und erhielt den Namen Karthago (Qart = Stadt, Hadasit= neu).
Karthago startete im 9. Jahrhundert als phönizische Kolonie, wurde dann zum Stadtstaat und im 6. Jahrhundert zur Hauptstadt des Karthagischen Reiches.
Griechische Stadtstaaten
Die wichtigsten griechischen Stadtstaaten waren Athen, Sparta, Theben, Rhodos, Syrakus und Korinth. Hegemonialmacht über ganz Griechenland war abwechselnd Athen und Sparta. Beide Staaten wurden zu Rivalen und im Peloponnesische Krieg (431 bis 404 v. Chr.) zu Gegnern.
Athen war berühmt für seine Kultur und gilt als Wiege der Demokratie (Attische Demokratie). Sparta war bekannt für seine militärische Stärke, lehnte die Demokratie aber gänzlich ab und hatte eine Oligarchie als Regierungsform.
Durch den Attischen Seebund stieg Athen zur Seemacht auf. Rhodos war ebenfalls Seemacht und ist heute berühmt für den Koloss von Rhodos (eins der Sieben Weltwunder).
Neben Sparta war Theben eine Rivale von Athen und ebenfalls stark militärisch organisiert. Korinth galt als Handelsmacht, da der Stadtstaat strategisch wichtig – zwischen Peloponnes und Mittelgriechenland – lag. Syrakus liegt auf Sizilien und war eine bedeutende griechische Kolonie und Handelsstützpunkt.
Die fünf Stadtstaaten der Philister
Die Philister waren eine zweite Seemacht im Nahen Osten. Ihr Siedlungsgebiet nennt sich Philistäa, woraus sich das heutige Palästina ableitet.
Das wichtigste Handelszentrum war der Stadtstaat Gaza, gefolgt von Aschkelon. Religiöses Zentrum der Philister war der Stadtstaat Aschdod, wo sich der Tempel des Dagon befand. Der Stadtstaat Gath war die Heimat des legendären Goliath, welcher laut Bibelerzählung von König David besiegt wurde. Der fünfte Stadtstaat der Philister war Ekron.
Der philistische Fünfstädtebund wird in der Bibel erwähnt.
„Das sind die goldenen Geschwüre, die die Philister dem HERRN als Sühnegabe entrichtet haben: eines für Aschdod, eines für Gaza, eines für Aschkelon, eines für Gat, eines für Ekron“ siehe 1.Samuel 6,17
Laut der Bibel sollen die Philister die Bundeslade von den Israeliten geraubt haben.
Zehn Stadtreiche Zyperns
Die Zehn Stadtreiche Zyperns existierten während der Eisenzeit auf der Insel Zypern. Die einzelnen Stadtstaaten waren griechischen, phönizischen und zyprischen Ursprungs. Zu den griechischen Stadtstaaten gehörten:
- Paphos
- Salamis
- Soloi
- Kourion
- Chytroi
- Idalion
- Ledra
- Tamassos
- Kyrenia
- Marion
- Lapithos
Das phönizische Königreich war Kition, ein Stadtstaat – welcher zwischen 800 v. Chr. bis ins 4. Jahrhundert existierte. Der Stadtstaat Amathous wurde von zyprischen Königen regiert.
Etruskische Stadtstaaten
Die Etrusker waren ein antikes Volk in Mittelitalien. Sie lebten im heutigen Latium, der Toskana und Umbrien. Zu den wichtigsten Stadtstaaten der Etrusker gehörten Veji, Tarquinia und Clusium. Mit der Eroberung Vejis im Jahr 396 v. Chr. durch die Römer begann die römische Expansion und der Untergang der Etrusker.
Stadtstaaten der Berber
Die Numider waren ein Berbervolk im Norden Afrikas, auf dem Gebiet des heutigen Algeriens und Tunesiens. Das Königreich Numidien entstand im 2. Jahrhundert v. Chr. während des Zweiten Punischen Krieges.
Erster König war Massinissa, welcher die Berbervölker vereinen konnte. Im Punischen Krieg stand er zunächst auf der Seite von Karthago, bevor er mit den Römern eine Allianz einging. Wichtige Stadtstaaten vor der numidischen Reichseinigung waren Cirta (heute Constantine in Algerien), Tebessa (Algerien) und Thugga (Tunesien).
Auf dem Staatsgebiet des heutigen Marokko lebten die Mauren, welche eine nomadische Lebensweise praktizierten, aber teilweise auch in Städten lebten. Bedeutende Stadtstaaten der Mauren waren Volubilis und Tingis (heute Tanger).
Die Garamanten lebten in der syrischen Sahara. Ihre Hauptorte waren Garama und Zinchecra. Laut Herodot sollen die Garamanten mit ihren Streitwagen willkürlich Schwarzafrikaner gefangen haben und diese auf Sklavenmärkten an die Römer verkauft haben. Dies gilt allerdings unter Altertumswissenschaftlern als höchst umstritten. Dennoch dominierten die Garamanten den Transsaharahandel zwischen Westafrika und dem Mittelmeer. Gehandelt wurde Elfenbein und Gold.
Reich von Aksum
Im 1. Jahrhundert n. Chr. existierte im heutigen Eritrea und Äthiopien der Stadtstaat Aksum. Als erster König von Aksum wird Zoskales vermutet. Zu dieser Zeit war Aksum bereits eine Handelsstadt, was durch griechische Münzen bewiesen ist.
Etwa acht Tagesreisen von Aksum entfernt, befand sich der Hafen von Adulis am Roten Meer. Dieser wurde von Aksum kontrolliert, wodurch der Stadtstaat den europäischen Indienhandel in dieser Region organisierte und kontrollierte.
Erste Expansionen Aksums nach Südarabien fanden im 2. und 3. Jahrhundert statt. Fortan wurde aus dem Stadtstaat das aksumitische Reich. Im 4. Jahrhundert trat König Ezana zum Christentum über, wodurch Aksum zum ersten christlichen Reich in Afrika wurde.
Bedeutende Stadtstaaten vom Mittelalter bis zur Moderne
Das Mittelalter begann durch den Untergang des Weströmischen Reiches (476 n. Chr.) und endete durch die Entdeckung Amerikas (1492). Im 12. Jahrhundert nannte man Siedlungen, welche sich durch Handel oder Gewerbe deutlich von Agrarsiedlungen unterschieden, Stadt.
Nachdem im Jahr 1120 das schöne Freiburg im Breisgau durch den schwäbischen Herzog aus der Familie der Zähringer gegründet wurde, setzte eine regelrechte Welle von Stadtgründungen ein. Doch die meisten Städte waren keine Staaten, sondern unterstanden einem Landesfürsten. Nur die Reichsstädte bildeten eine Ausnahme.
Im Folgenden werden die Stadtstaaten des Mittelalters bis zum Beginn der Moderne einzeln vorgestellt.
Wikinger-Staaten
Das Königreich Dublin wurde 853 n. Chr. in Irland gegründet und bestand bis 1170. Gründer waren Wikinger aus Nordeuropa. Ein zweites Königreich bestand in Northumbria im heutigen Yorkshire (England). Oftmals waren die Könige von Northumbria auch Mitkönige von Dublin. Unter der Herrschaft der Wikinger wurde Dublin zum größten Sklavenhafen Westeuropas.
RUS-Staaten
Die RUS waren ein slawisches Volk, welches sich an Flüssen zwischen der Ostsee und dem Byzantinischen Reich ansiedelten. Historiker gehen davon aus, dass das Volk der RUS ursprünglich aus Skandinavien stammte.
Es waren also Wikinger. Und jene Wikinger Osteuropas werden als Waräger bezeichnet. Unter diesen Warägern war ein gewisser Rjurik, welcher innerhalb der Stämme um Nowgorod im 9. Jahrhundert zum Herrscher aufstieg. Auf ihn geht die Bezeichnung der RUS-Völker zurück.
Die Dynastie, welche Rjurik begründete, wird als Rurikiden bezeichnet. Nach Rjurik regierte Oleg der Weise die Nowgoroder Rus und dessen Umland. Zu diesem Zeitpunkt wurden schon andere Städte, wie Rostow (Russland) und Polazk (Belarus) kontrolliert.
Als im Jahr 882 der Stadtstaat Kiew erobert wurde, zog die Hauptstadt der RUS-Reiche nach Kiew um. Dies war der Beginn der Kiewer RUS und zugleich Beginn der russischen, ukrainischen und belarussischen Geschichte.
Nach dem Zerfall der Kiewer RUS im 12. Jahrhundert entstand im Norden des heutigen Russlands die Republik Nowgorod. Die Stadt Pskow erlangte 1348 ihre Unabhängigkeit von der Republik Nowgorod, wodurch die Republik Pskow entstand.
Freie Reichsstädte
Im Heiligen Römischen Reich (962 – 1806) existierten mitunter 80 Freie Reichsstädte. Diese Städte verfügten über ein gewisses Maß an Autonomie, waren im Reichstag vertreten und konnten sich selbst verwalten.
Anders als eine Landstadt war die Reichsstadt keinem Landesfürsten unterstellt, sondern nur dem römisch-deutschen Kaiser. Im westfälischen Frieden von 1648 wurden den Freien Reichsstädten diese Rechte zugesichert und vertraglich festgehalten.
Einige Städte unterhielten wirtschaftliche Beziehungen zu ausländischen Mächten. Andere Städte gingen Bündnisse und Allianzen mit diesen Städten ein, wodurch sie ebenfalls vom Schutz und Außenhandel profitierten. Wiederum andere Städte schlossen sich zu Bündnissen zusammen, um gemeinsam und gestärkt in Verhandlungen auftreten zu können.
Die Hanse war ein mächtiges Handels- und Städtebündnis, welches vom 12. bis zum 17. Jahrhundert das politische und wirtschaftliche Klima im Ostseeraum prägte. Die Städte und Partner sprachen sich bei Preisen, Zöllen und Handelspartnern ab, gaben sich gegenseitig Schutz vor Überfällen und traten als Einheit bei politischen Entscheidungen auf.
Die Hanse begann als Zusammenschluss von Fernkaufleute, entwickelte aber Netzwerke zu denen auch Städte gehörten. So wurden Hansestädte wie Hamburg, Bremen oder Lübeck zu wichtigen Akteuren des Welthandels und besaßen ein ordentliches Gewicht bei der politischen Mitsprache.
Der Schwäbische Städtebund ist ein weiteres Beispiel für einen Zusammenschluss von Reichsstätten. Das Bündnis diente dem Zweck, die Rechte der Reichsstädte zu sichern.
In der Schweiz schlossen sich acht Kantone zur Alten Eidgenossenschaft zusammen. Damit entgangen die Bundesgenossen zuerst einer Eroberung durch den Burgundischen Staat und konnten sich gegen Einflussnahme von Frankreich und den Habsburgern wehren. Der Erfolg führte dazu, dass die Anzahl der Kantone bis 1513 auf dreizehn anstieg.
Italienische Stadtstaaten
(siehe auch Hauptartikel: Fragen und Antworten zur italienischen Staatenwelt)
Die italienischen Stadtstaaten enstanden im Frühmittelalter. Zwar gehörte der Norden Italiens rechtlich zum Heiligen Römischen Reich, aber die Alpen isolierten die italienische Halbinsel. So war die Einflussnahme durch römisch-deutsche Kaiser stets begrenzt. In Italien entwickelte sich ein Konkurrenzkampf zwischen den Staaten ums kulturelle, wirtschaftliche und politische Übergewicht. Fünf Staaten stachen dabei heraus:
- Republik Florenz
- Kirchenstaat
- Republik Venedig
- Herzogtum Mailand
- Königreich Sizilien

italienische Stadtstaaten im 15. Jahrhundert
Der Konkurrenzkampf zwischen den Staaten führte zu jeder Menge Innovationen, was dann in die Blütezeit der Renaissance gipfelte.
Insbesondere die Republik Florenz tat sich hervor, welche die Nachbarn kulturell überflügeln und das kulturelle Erbe des Römischen Reiches antreten wollte. Demnach gilt Florenz auch als Wiege der Renaissance. Doch nach Vertreibung der Medici aus Florenz, stieg die Republik kulturell ab. Dadurch wurde Rom zum Zentrum der Hochrenaissance.
Rom und der Kirchenstaat waren ein wichtiges Machtzentrum über das gesamte Mittelalter hinweg. Der Papst konnte Titel an Herrscher vergeben und diese auch wieder nehmen. Sämtliche Päpste waren politische Akteure, welche stets nach Verbündeten nördlich der Alpen suchten.
Das Herzogtum Mailand war Zentrum von Ingenieurwissenschaft und Technik. Die Republik Venedig war eine Seerepublik, welche im Mittelalter den europäischen Handel im Mittelmeer dominierte.
Im Zuge der Renaissancekriege (1494 – 1559), in denen auch die Großmächte Europas involviert waren, wurde Italien komplett verwüstet. Die italienischen Stadtstaaten kämpften auch untereinander, gingen Allianzen mit dem Norden ein und verschoben Grenzen.
weitere Stadtstaaten des Mittelalters
In Mesoamerika existierten die Stadtstaaten der Maya-Zivilisation. Bedeutende Stadtstaaten waren Chichén Itzá, Tikal oder Copan. Das Emirat von Tiflis im heutigen Georgien existierte zwischen 736 und 1082. Die Republik Ragusa im heutigen Kroatien existierte zwischen 1358 und 1808. Und die sogenannten Müang-Staaten waren autonome Stadtstaaten der Tai-Völker in Südostasien und Süd-China.
Bedeutende Stadtstaaten der Neuen Neuzeit
Die Neueste Geschichte begann mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs (1914). Beide Weltkriege verschoben Grenzen, wodurch Stadtnamen durch neue Stadtnamen und Bezeichnungen ersetzt wurden. Im Folgenden werden einige Stadtstaaten oder autonome Städte des 20. Jahrhunderts vorgestellt.
Freie Stadt Danzig
Die Freie Stadt Danzig existierte zwischen 1920 und 1939. Das Danziger Gebiet schloss den Ostseehafen von Danzig und etwa 200 weitere Städte mit ein. Die Nationalsozialisten annektierten die Freie Stadt im Jahr 1939. Es entstand das Reichsgau Danzig-Westpreußen. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss sich Danzig dem polnischen Staat an.
Freistaat Fiume
Der Freistaat Fiume existierte zwischen 1920 und 1924 auf dem Gebiet des heutigen Kroatiens. Staatsgebiet war die Stadt Fiume (heutiges Rijeka).
Die Stadt gehörte den Habsburgern (Habsburger-Monarchie in Österreich), welche der Stadtverwaltung eine gewisse Souveränität zusicherten. Durch den Vertrag von Rom (27. Januar 1924) wurde der Freistaat aufgelöst und ging ans Königreich Italien.
Shanghai
Nach dem ersten Opiumkrieg (1839 – 1842) erzwangen die Briten die Öffnung Shanghais für den europäischen Handel. Shanghai wurde zum Vertragshafen und zum wichtigsten Marktplatz Ostasiens.
Auf die Briten folgten die Franzosen ab 1847. Beide Großmächte richteten in der Stadt eigene Bezirke mit eigener Gerichtsbarkeit und Verwaltung ein.
Ab 1863 kamen die Amerikaner und ab 1895 die Japaner nach Shanghai. Es entstanden Enklaven, in denen die Händler unter die Gerichtsbarkeit ihres Mutterlandes gestellt wurden. Diese Shanghaier Internationale Regelung (Shanghai International Settlement) existierten bis 1943.
Die ausländischen Bewohner Shanghais nannten sich Shanghailänder. Und die Einheimischen wurden als Shanghainesen bezeichnet.
Westberlin
Am 2. Mai 1945 wehte die Fahne der Sowjetunion auf dem Brandenburger Tor. Dies war das Zeichen, dass Berlin von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs erobert und besetzt war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Berlin in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Das westliche Berlin wurde von Großbritannien, Frankreich und den USA verwaltet, während Ostberlin unter die Kontrolle der Sowjetunion fiel.
Im geteilten Deutschland (1949 – 1990) war Ostberlin die Hauptstadt der DDR und Westberlin war ein eigenständiger Stadtstaat. In der 1950 verabschiedeten Verfassung von Berlin sollte deutlich werden, dass Westberlin ein Land in der Bundesrepublik Deutschland ist, in welchem das Grundgesetz (Verfassung der BRD) gilt.
Allerdings unterlag Berlin dem sogenannten Viermächtestatus. Und die Westalliierten akzeptieren die Verfassung der Berliner nicht. So blieb es formal ein eigenes Rechtssubjekt und war kein konstitutiver Teil der BRD.
Völkerrechtlich unterstand Berlin weiterhin den Westmächten und ab 1950 regierte der Berliner Senat mit Zustimmung der West-Alliierten über Westberlin. Die Abgeordneten aus Westberlin hatten im Bundestag nur ein beratenes Stimmrecht und wurden nicht direkt vom Volk gewählt.
Der Personalausweis eines Westberliners hatte eine grünen Einband, während die Personalausweise der Westdeutschen einen grauen Einwand besaßen.
Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands (1990) war Berlin eine Stadt mit Stadtstaatscharakter.
Die drei Stadtstaaten der Gegenwart
Heutige Stadtstaaten sind Singapur, Monaco und Vatikanstadt. Letztere werden auch als Zwergstaaten bezeichnet. Der kleinste Staat der Welt ist Vatikanstadt, gefolgt vom Fürstentum Monaco. Von einigen Experten wird Singapur auch als einzig-echter Stadtstaat der Gegenwart bezeichnet.
Vatikanstadt
Als 1861 das Königreich Italien gegründet wurde, war es der erste Nationalstaat in der Geschichte Italiens. Die italienischen Stadtstaaten wurden aufgelöst und schlossen sich dem Königreich an.
Nur der Kirchenstaat und die Stadt Rom behielten ihre Sonderstellung. Daraufhin besetzte der italienische König Viktor Emanuel II. die Stadt und gliederte Rom 1870 ins Königreich ein.
Der Papst blieb in seiner Enklave und bezeichnete sich selbst als Gefangener im Vatikan. Erst 1929 wurden die Lateranverträge zwischen König Viktor Emanuel III. und Papst Pius IX. ausgehandelt. Zwar existierte fortan kein Kirchenstaat mehr, aber der Papst bekam eine freie Enklave in Rom zugesprochen.
Der Vatikanstaat hat eine eigene Staatsbürgerschaft, eigene Amtssprache, eigene Briefmarken, eigene Flagge, eine Papsthymne als Nationalhymne und eigene Regierung.
Vatikanstadt hat etwa 600 Vatikanbürger, wobei nur etwa 70 Menschen auch dauerhaft dort leben. Die Fläche beträgt 0,44 km².
Monaco
Das Fürstentum Monaco ist ein souveräner Stadt- und Kleinstaat an der Mittelmeerküste. Im Norden, Osten und Westen wird Monaco von Frankreich begrenzt.
Der Staat hat eine eigene Staatsangehörigkeit, eigene Nationalhymne und Militär. Das Militär Monacos wird allerdings lediglich für Vorführungen genutzt und der Staat wäre auf französische Hilfe im Falle eines Krieges angewiesen.
Die Bürger von Monaco bezeichnen sich als Monegassen. Das Fürstentum gilt als zweitkleinster Staat der Welt hinter Vatikanstadt. Im Fürstentum gibt es neun Verwaltungseinheiten. Der größte und bekannteste Bezirk ist Monte Carlo.
In Monaco leben etwa 40.000 Monegassen auf einem Gebiet von etwas mehr als 2.000 km². Dadurch ist Monaco der am dichtesten besiedelte Staat der Welt.
Singapur
In Singapur leben etwa 6 Mio. Menschen auf einer Fläche von 728 km². Es ist der zweitdichtest-besiedelte Staat der Welt hinter Monaco.
Noch bis 1965 gehörte Singapur zu Malaysia, wurde aber ausgeschlossen und konnte einen eigenes Staatsgebiet verwalten. Anders als Monaco und Vatikanstadt besitzt Singapur ein Militär, welches auch verteidigungsfähig ist.
Außerdem besitzt Singapur eine eigene Währung, weshalb viele Experten den Inselstaat als den letzten verbliebenen Stadtstaat der Welt sehen.