Polis (antike Griechenland)
Als Poleis (Einzahl: Polis) werden die Stadtstaaten bezeichnet, die vor dem 8. Jahrhundert v. Chr. wohl aus einer Vielzahl von Gründen im antiken Griechenland entstanden. Die drei wichtigsten Gründe sind:
- Geografische Isolation aufgrund der Beschaffenheit Griechenlands
- Machtkonzentration und Stärke
- Arbeitsteilung und Spezialisierung
Bekannte Poleis sind etwa Athen, Sparta, Theben, Rhodos, Delphi, Korinth oder Argos. Sie alle waren zwar lose durch eine gemeinsame Kultur und gemeinsame Interessen miteinander verbunden, waren aber auch für sich unabhängig und besaßen auch ihre ganz eigenen individuellen Kulturen.
Inhalt
- 1 Steckbrief
- 2 Was ist eine Polis
- 3 Was bedeutet Polis
- 4 Was ist der Unterschied zwischen Polis und Stadt
- 5 Wie und wann entstand eine Polis
- 6 Warum sind Polis entstanden
- 7 Was ist typisch für das Zeitalter der Polis
- 8 Wie lebten die Menschen in der Polis
- 9 Wer war Bürger einer Polis
- 10 Welche Merkmale hatte eine Polis
- 11 Was hielt eine Polis zusammen
- 12 Wie viele Polis gab es in Griechenland
- 13 Wie viele Menschen lebten in der Polis
- 14 War ganz Griechenland durch Poleis organisiert
Steckbrief
Name: | Polis (altgriechisch: Stadt) |
Bedeutung: | Zusammenschluss zu einem städtischen Gemeinwesen |
Epoche: | Von der Frühgeschichte (8 Jahrhundert v.Chr.) bis in die Antike |
Merkmale: | -gemeinsame Dialektik -gemeinsame Religion und Kultur -gemeinsame Gesetze -gemeinsame Volksvertretung -gemeinsames Heer -gemeinsame Feiertage -gemeinsamer Kalender |
Aufbau: | geografisch: -Agora (Marktplatz) als Zentrum der Zentrumsstadt -umliegende Ländereien versorgten die Polis politisch: -Vollbürger hatten Recht auf politische Teilhabe (Partizipation) |
Bedeutende Poleis: | Argos Athen Delphi Korinth Kyrene Massilia Rhodos Sikyon Sparta Syrakus Thasos Theben Milet Ephesos |
Was ist eine Polis
Eine Polis (griechisch: Stadt) ist die Bezeichnung für das politische Gemeinwesen im antiken Griechenland. Man kann auch sagen, dass die Polis eine Stadtgemeinde war. Die Polis waren unabhängige Stadtgemeinden, also Stadtstaaten mit eigener Verwaltung, Heer und Gesetzgebung.
Was bedeutet Polis
Das altgriechische Wort πόλις (pólis) bedeutet so viel wie „Stadt“, aber auch „Staat“, ganz ursprünglich wohl auch „Burg“. Der Plural, also die Mehrzahl, ist πόλεις (póleis).
Die Akropolis (ἀκρόπολις, akrópolis) bezeichnete ursprünglich eine Oberstadt oder erhöhte Befestigungsanlage. Man könnte auch sagen eine Burg. Hiervon leitet sich dann später der Begriff der Polis ab. Dieser Begriff wurde in Athen noch bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. synonym (gleichbedeutend) verwendet.
Die bekannteste Akropolis ist die in Athen. Viele Laien bezeichnen auch den der Stadtgöttin Athene geweihten Tempel auf dem Burgberg als die Akropolis. Doch dies ist eigentlich nur die Bezeichnung für jeden Burgberg oder die darauf stehende Festung in Griechenland ist.
Was ist der Unterschied zwischen Polis und Stadt
Eine Stadt, wie wir sie heute kennen, ist durch seine äußeren Grenzen begrenzt. Eine Polis auch. Allerdings hatte jede Polis ein Zentrum, also eine Zentrumsstadt – von welcher aus, umliegende Gebiete kontrolliert wurden. Zwar kann man die Polis auch als geografische Einheit begreifen. Aber das Konstrukt war eher ein Personenverband, der durch männliche Bürger verwaltet und regiert wurde.
Wie und wann entstand eine Polis
Spätestens im 8. Jahrhundert v. Chr. entwickelten sich um die Burgberge Siedlungen, die im weiteren Sinne als die Poleis bezeichnet werden. Bewohnt wurde die Polis von Vollbürgern (männlichen Erwachsenen), Abhängigen und Sklaven. Abhängige waren hierbei Frauen und Kinder, aber auch ortsansässige Fremde, die Metöken (μέτοικος, métoikos). Auch Bewohner des umliegenden Landes wurden mit zur Polis gezählt, da sie für die Versorgung der Stadt im Agrarzeitalter (landwirtschaftlich geprägte Zeit) der Antike unverzichtbar waren.
Die Polis wurde im 7. Jahrhundert zur prägenden Organisationsform im antiken Griechenland. Der Zusammenschluss von umliegenden Provinzen zum Stadtstaat hatte Vorteile, wie Arbeitsteilung in der Landwirtschaft und beim Handwerk. Aber die griechische Polis bot auch Schutz nach außen und innen. Wer zur Polis gehörte, wurde im Kriegsfall verteidigt.
Warum sind Polis entstanden
Griechenland ist durch seine vielen Inseln, Landzungen, Berge und Täler ein ganz natürlich stark unterteiltes Land. So waren die Siedlungen stärker von einander isoliert als in anderen antiken Kulturen, was wohl die Entstehung eigenständiger Kulturen in den einzelnen Poleis begünstigte.
Was ist typisch für das Zeitalter der Polis
Die Entstehung der Demokratie ist das typische Merkmal, welches man mit einer Polis verbindet. Doch das war nicht immer so. Noch in der Frühzeit hatten Könige und der lokale Adel die politische Leitung beherrscht. Doch in Athen des 6. und 5. Jahrhunderts v.Chr. schlossen sich wehrfähige Bürger zusammen und errangen das Recht zur politischen Teilhabe.
Wie lebten die Menschen in der Polis
In der Antike existierte bereits eine hochspezialisierte Arbeitsteilung. Es gab Bauern, Handwerker und Händler. Da die geografische Beschaffenheit Griechenlands (viele Berge, Landzungen, Meere, Inseln) eine Isolation einforderte, entwickelten sich Stadtgemeinden unabhängig voneinander. Jede dieser Gemeinden hatte einen Hauptort als Zentrum und anliegende Landgebiete versorgten die Gemeinschaft mit Lebensmitteln, Holz und dergleichen.
Man kann auch sagen: Die Zerklüftung Griechenlands (geografisch) führte dazu, dass sich mehrere Kulturen unterschiedlich entwickelten. Und die Träger dieser Kulturen (Personen) schlossen sich dann zu einer Polis zusammen.
Nur die Vollbürger genossen das volle Bürgerrecht. Und somit war nur diese Bevölkerungsgruppe am politischen Prozess beteiligt. Zumindest in der Theorie galt dabei die Demokratia als unverzichtbar für die Polis. Das Verständnis von Demokratie bedeutete auch, dass man jegliche Tyrannis und Gewaltherrschaft ablehnte.
Allerdings ist die Demokratie des antiken Griechenlands nicht mit dem heutigen Demokratiebegriff gleichzusetzen und das nicht nur, weil nur Männer am politischen Prozess teilhaben durften. Nein, es fehlte auch eine Gewaltenteilung und viele Ämter wurden per Losverfahren vergeben. Auch die Isonomia, also die Gleichheit vor dem Gesetz, galt nur für Vollbürger. Wobei Frauen in vielen Poleis als Bürger galten.
Die Bürger einer Polis gaben ihrem Stadtstaat eigene Gesetze. Es entstanden eigene Institutionen (Volksversammlung, Rat oder Ämter). Das Heerwesen wurde organisiert. Und die Bürger achteten auf die politische Unabhängigkeit (Autonomie) des Gemeinwesens. Zwar wollte jede Polis auch wirtschaftlich unabhängig sein, jedoch war dies nur selten möglich. So wurde Handel mit anderen Poleis betrieben.
Wer war Bürger einer Polis
Regiert wurde die Polis durch männliche Bürger. Diese wurden als Politen bezeichnet. Bürger konnte aber nur derjenige werden, welcher für die Polis in den Krieg zog und dessen Eltern bereits Bürger waren. Demnach war die Wehrpflicht unabkömmlich für das Bürgerrecht. Häufig musste der Bürger auch ein bestimmtes Mindestvermögen nachweisen.
Die Bürgerschaft war wiederum in verschiedene Gruppen unterteilt. So gab es Phylen (Stämme) und Phratrien (Bruderschaften). Deren Mitglieder behaupteten, dass sie seit Anbeginn der Zeit miteinander verwandt waren. Demnach war die Zugehörigkeit durch Abstammung begründet.
Welche Merkmale hatte eine Polis
Eine Polis zeichnete sich durch innere Unabhängigkeit in Form eigener Gesetze und politischer Institutionen aus. Auch die äußere Unabhängigkeit war ein Merkmal. Diese wurde durch Wehrhaftigkeit hergestellt. So verfügte jede Polis über ein aus bestehendes Heer aus Wehrpflichtigen und in vielen Fällen auch über eine eigene Flotte.
Zwischen den griechischen Stadtstaaten kam es hin und wieder zu Kriegen oder Konflikten, weshalb ein eigenes Heer unabkömmlich war.
Falls jedoch ein Feind von außen ganz Griechenland angriff, schlossen sich die einzelnen Poleis mit ihren Heeren gegen den äußeren Aggressor zusammen. Dies geschah bspw. bei den Perserkriegen im 5. Jahrhundert v.Chr..
Den Bewohnern der Polis wurde ein Stück Land zur Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt. Dadurch wurde die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Haushalte gewährleistet. Man sprach hierbei von der Autarkia.
Weitere Merkmale einer Polis waren der öffentliche Versammlungsplatz, die Agora (ἀγορά, agorá = „Platz“), eigne Feste und Feiertage, ein eigener Kalender und eigene Münzen.
Was hielt eine Polis zusammen
Der innere Zusammenhalt der Polis kam zustande, da die Bürger eine eigene Religion und Kultur entwickelten. Es gab eigene Feiertage und Feste. Alle Bewohner einer Polis verehrten die selben Götter und Heroen (Helden), sprachen den gleichen Dialekt und trafen sich regelmäßig auf der Agora (Marktplatz).
Die Geschichte der eigenen Polis wurde kultiviert und mit Helden- oder Göttererzählungen geschmückt. Diese Narrative wurden dann von Generation zu Generation weitergegeben. Durch Sprache, Geschichtserzählung, Religion und Kultur entstand eine gemeinsame Identität, welche das Gemeinschaftsgefühl belebte. Und so verstand sich ein Bürger Spartas eher als Spartiate und nicht als Grieche. Die Bürger in Athen wiederum waren Athener. Aber alle Bürger in den unterschiedlichen Poleis sahen sich als Hellenen, welche sich durch Sprache und Kultur von bspw. Persern oder Ägyptern unterschieden.
Wie viele Polis gab es in Griechenland
Das geografisch zerklüftete Griechenland war übersät von einer großen Anzahl kleinerer Poleis. Um 500 v.Chr. gab es etwa 700 Poleis, welche sich durch eigene Kultur, Dialektik, Religion und Gesetzestexte unterschieden. Ihr Gebiet war meist überschaubar. Meistens waren deren Gebiete nicht größer als 50 bis 100 km².
Die größeren Poleis waren Sparta (8400 km²), Korinth (880 km²) und Athen (2600 km²).
Wie viele Menschen lebten in der Polis
In einer Polis (Zentrum + umliegende Länderei) lebten nicht mehr als 400 bis 900 Menschen. Doch in den großen Polis, wie Athen lebten Mitte des 5. Jahrhunderts bereits etwa 40.000 Menschen. Und in Sparta lebten zwischen 8.000 und 10.000 Menschen.
War ganz Griechenland durch Poleis organisiert
Nein, in dünner besiedelten Gebieten bildeten sich keine städtischen Strukturen heraus. Dort integrierten sich Stammesverbände (Ethnos) und dominierten das Geschehen in dörflichen Siedlungen. Solche politischen Organisationsformen gab es im Nordwesten Griechenlands.
Die Menschen lebten dort in Stammesverbänden zusammen. Gemeinsames Identitätsmerkmal war die Abstammung. Daraus ergibt sich zwar oft eine gemeinsame Sprache, Kultur oder Religion- aber diese war nicht zwingend erforderlich.
Aus einem Ethnos konnte später auch eine Föderation bzw. ein föderativer Bundesstaat entstehen. Dieser wird Koinon genannt. Solch ein Koinon konnte entstehen, wenn sich die einzelnen Gemeinden außenpolitisch zusammenschlossen. Dann traten die Dörfer gemeinsam gegen äußere Feinde auf. Oder sie setzten ihre außenpolitischen Interessen gegen die Poleis im Süden gemeinsam durch. Innenpolitisch blieben die Ethnos dann unabhängig, hatte also eigene Gesetze – wie auch die Polis. Ein solches Koinon war ab dem 6. Jahrhundert Böotien.