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Kolonialismus


Kolonialismus ist ein Herrschaftssystem, bei welchem ein Mutterland ein weit entferntes Gebiet beansprucht. Das Mutterland wird durch die Kolonialisierung zur Kolonialmacht, während das beanspruchte Gebiet zur Kolonie wird. Das gesamte Herrschaftsgebiet der Kolonialmacht wird als Kolonialreich bezeichnet (Mutterland + Kolonien). In so einem Herrschaftssystem wird die Bevölkerung der Kolonie unterworfen, ausgebeutet oder verdrängt.

Die Kolonialbevölkerung wird im historischen Kontext als Eingeborene oder Einheimische bezeichnet. Die neu ankommenden Siedler aus dem Mutterland werden Kolonisten genannt. Sobald die einheimische Bevölkerung unterworfen wurde, bezeichnet man diese als Kolonialisierte.

Legitimiert wird der Kolonialismus durch eine kulturelle oder rassischer Überlegenheit der Kolonialmacht. Zusätzlich untermauert wurde der Kolonialgedanke meist durch eine zivilisatorische Mission, wodurch die Kolonialbevölkerung zum Christentum bekehrt werden oder zu zivilisierten Menschen erzogen werden sollte.

Das Zeitalter des Kolonialismus wird als Kolonialzeit bezeichnet. Diese Epoche begann mit der Entdeckung Amerikas (1492) und endet erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Um ihren Machtbereich entweder zu sichern oder zu erweitern, führten die Kolonialmächte diverse Kriege. Diese werden als Kolonialkriege bezeichnet. Der letzte Kolonialkrieg war der Portugiesische Kolonialkrieg (1961 – 1974), um die Unabhängigkeitsbestrebungen der portugiesischen Kolonien in Afrika zu unterdrücken.

Steckbrief

Kolonialismus
Bedeutung:Herrschaftsform bei welcher eine Großmacht ein weit entferntes Gebiet besitzt und ausbeutet
Beginn:offiziell nach 1492 (Entdeckung Amerikas)
Ende:Nach dem Zweiten Weltkrieg
Merkmale:Fremdherrschaft und territoriale Kontrolle,
Wirtschaftliche Ausbeutung,
Rassismus und Nationalismus,
Kulturelle Dominanz und Missionierung,
Ideologische Rechtfertigung,
Gewalt und Unterdrückung,
Institutionalisierung und Verwaltung,
Ursachen:Wirtschaftliche Ursachen:
Rohstoffbedarf, Absatzmärkte, Kapitalanlage, Handelsrouten sichern, Versorgungsstation für den Fernhandel

Politische Ursachen:
Macht und Prestige, Militärstützpunkte, geopolitische Kontrolle,

Kulturelle Ursachen:
Rassismus, Eurozentrismus, Sozialdarwinismus, christliche Missionierung und moralische Legitimation,
Folgen:Weltkriege, Ausbeutung, Verbreitung des Christentums, wirtschaftliche Ungleichheit, Bürgerkriege, Völkermorde
Phasen:Frühkolonialismus (ab 1492)
Handelskolonialismus (17. und 18. Jahrhundert)
Imperialismus (19. Jahrhundert - 1914)
Spätkolonialismus (1914 - 1945)
Dekolonisation (ab 1945)
Postkolonialismus (ab 1960-er Jahre)
Neokolonialismus (ab 1960-er Jahre)

Karte des Englischen Kolonialreichs

Karte des größten Kolonialreichs der Geschichte (Britisch Empire)

Was ist Kolonialismus

Kolonialismus ist die Politik eines Staates, welche auf Erwerb, Erhaltung und Ausbeutung überseeischer Besitztümer ausgerichtet ist. Mit dem Erwerb bzw. Besitz fremder Gebiete geht die Beherrschung oder Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung einher.

Wer hat Kolonialismus erfunden

Der Kolonialismus der Neuzeit begann im 15. Jahrhundert. Die Kolonialmächte Portugal und Spanien unterwarfen Süd- und Mittelamerika. Weiterhin errichteten sie Stützpunkte an den Küsten Afrikas und Asiens. Triebfeder dieser Kolonialmächte war die Ausbeutung von Rohstoffen, vor allem Gold, aber auch der Missionierungsgedanke.

Zuvor gab es bereits Kolonialismus in der Antike. Während der archaischen Zeit (8. bis 6. Jahrhundert v.Chr.) gründeten die Griechen sogenannte Pflanzstädte (Apoikia) an den Küsten des Schwarzen Meeres und des Mittelmeeres. Anders als der Kolonialismus der Neuzeit waren diese Städte souverän, wurden also nicht vom griechischen Mutterland unterworfen.

Ähnlich gingen die Phönizier vor, welche an der Nordküste Afrikas und Südeuropas ebenfalls Handelsstützpunkte errichteten. Auch diese Kolonien waren eigenständig und keineswegs den Stadtkönigreichen Phöniziens unterworfen. Der wohl bekannteste Handelsstützpunkt der Phönizier war Karthago, welcher im 9. Jahrhundert v. Chr. im heutigen Tunesien entstand.

Vergleichbar mit dem modernen Kolonialismus war eigentlich nur der Römische. Diese errichteten in eroberten Gebieten sogenannte Vorposten, welche als Colonia bezeichnet wurden. Diese Vorposten dienten dazu, das eroberte Gebiet zu kontrollieren und die dort lebende Bevölkerung zu unterwerfen.

Während der mittleren römischen Republikzeit (367 – 133 v.Chr.) wurden sogenannte „Coloniae civium Romanorum“ angelegt. In diesen Kolonien durften römische Siedler ein Stück Land erwerben und behielten das römische Bürgerrecht. Doch die ersten römischen Bürgerkolonien entstanden zunächst nur an der Küste Italiens und waren mit relativ wenig Kolonisten (etwa 300 Familien) bestückt. Als erste römische Kolonie dieser Art wird Ostia Antica an der Mündung des Tiber erwähnt.

Wie kam es zum Kolonialismus

Das Zeitalter der Entdeckungen begann 1415 mit der Eroberung von Ceuta in Nordafrika durch die Portugiesen. Danach begannen die Portugiesen damit, die Westküste Afrikas auszukundschaften, um einen Seeweg nach Indien zu finden. Initiator der portugiesischen Seefahrt war Heinrich der Seefahrer.

Parallel zu Portugal suchten die Spanier ebenfalls einen Seeweg nach Indien. Aber da die Portugiesen mit der Vermessung und Kartographierung an der Westküste Afrikas schon zu weit fortgeschritten waren, versuchten die Spanier, den Seeweg im Westen zu finden.

Die Spanier beauftragten den aus Genua stammenden Italiener Christoph Kolumbus mit der Entdeckungsreise in den Westen. Dieser fand 1492 zwar nicht den westlichen Seeweg nach Indien, aber den amerikanischen Kontinent. Mit der Entdeckung Amerikas begannen zunächst die Spanier und später auch die Portugiesen damit, neue Überseegebiete in der Neuen Welt in Besitz zu nehmen.

Im Vertrag von Tordesillas (1494) teilten sich die Spanier und Portugiesen die Gebiete dieser „neuen“ Länder auf. Damit wurde die rechtliche Grundlage für die Entstehung beider Kolonialreiche geschaffen.

Wie lange dauerte der Kolonialismus

Der Kolonialismus begann 1492 mit der Entdeckung Amerikas. Das Ende des Kolonialismus begann nach dem Ersten Weltkrieg (1918). Ab diesem Zeitpunkt wurde ein Prozess der Entkolonialisierung angestrebt. Unterbrochen wurde dieser Prozess durch den Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945).

Mit Gründung der Vereinten Nationen (1945) sollten alle Staaten gleichberechtigt sein, was den Kolonialismus enden ließ.

Aber die Dekolonialisierung war mit Problemen verbunden, da in den Kolonien ethnisch unterschiedliche Bevölkerungsgruppen lebten. Und ein Teil der Bevölkerung wurde während der Kolonialzeit von den Kolonialherren mit Privilegien ausgestattet, so dass diese über andere Bevölkerungsgruppen herrschten. Als dann die Kolonialmächte abwanderten, begannen die Bürgerkriege zwischen den Ethnien um die Vormachtstellung in den ehemaligen Kolonien.

Das Jahr 1960 wird als afrikanisches Jahr bezeichnet, da 18 Kolonien ihre Unabhängigkeit erhielten.

Ehemals sowjetische Kolonien, wie Georgien, Armenien oder Aserbaidschan, erlangten ihre Unabhängigkeit erst 1991 mit dem Fall der Sowjetunion.

Auf dem amerikanischen Kontinent war der Kolonialismus als erstes beendet. Die USA machten sich durch einen Unabhängigkeitskrieg (1775 – 1783) von Großbritannien unabhängig. Dem Beispiel folgten die spanischen Kolonien in Mittel- und Südamerika zwischen 1813 und 1824.

Die letzten Kolonien waren Hongkong (bis 1997 britisch) und Macau (bis 1999 portugiesisch).

Was kam nach dem Zeitalter des Kolonialismus

Wie bereits beschrieben, sorgte die Gründung der Vereinten Nationen im Jahr 1945 dafür, dass der Anfang vom Ende des Kolonialismus bereit wurde.

Auf den Kolonialismus folgte die Zeit der Dekolonialisierung, welche 1991 mit dem Fall der Sowjetunion und der Rückgabe Macaus (1999) endete. Während des Kalten Krieges (1947 – 1989) wird vom Postkolonialismus gesprochen. Die Supermächte USA und Sowjetunion machen während dieser Zeit ihren Einfluss weltweit geltend. Zwar nehmen sie keine Überseegebiete mehr in Besitz, kontrollieren aber – durch Wirtschaftshilfen und andere Geldmittel – deren Politik.

Heute betreiben multinationale Konzerne einen Raubbau an den Ressourcen in der Dritten Welt. Dort werden Werke und Fabriken gebaut, kapitalistische Strukturen geschaffen – wodurch der einheimischen Bevölkerung die Lebensgrundlage entzogen wird. Damit die Bevölkerung nicht verhungert, ist sie gezwungen, in den Fabriken für Niedriglöhne zu schuften.

Die neue Form des Kolonialismus wird als Neokolonialismus bezeichnet. Dazu gehören das Ablagern von Giftmüll in der Dritten Welt, das Ausbeuten von Arbeitskräften, Tourismus, die Abholzung der Regenwälder oder die Unterstützung von Diktaturen, welche den Interessen der multinationalen Konzernen dienen.

Was ist der Unterschied zwischen Kolonialismus und Imperialismus

Die Blütezeit des Kolonialismus wird als Imperialismus bezeichnet. Diese Phase begann 1870 und endete 1914.

Kennzeichnend für den Imperialismus war, dass die Kolonien in Kriege hineingezogen wurden. So trugen die Kolonialmächte ihre Konflikte nicht nur im Mutterland aus, sondern auch bzw. vor allem in den Kolonien. Dadurch eskalierte ein rein europäischer Konflikt überall auf der Welt, nahm Weltkriegscharakter an und führte letztlich zu weltweiten Verwüstungen.

Die einheimische Kolonialbevölkerung wurde in den fremden Krieg gezwungen, musste für die Kolonialmacht kämpfen und verlor Alles. Weiterhin wurden Kolonien, während des Imperialismus, auch als Verhandlungsmasse bei Friedensgesprächen eingesetzt.

Die Hochphase des Imperialismus beginnt mit dem Wettlauf um Afrika (etwa 1880). Genau dieser Wettlauf mündete in den Ersten Weltkrieg. Deshalb wird der Imperialismus als eine zentrale Ursache des Ersten Weltkriegs angeführt.

Was hat Kolonialismus mit Rassismus zu tun

Der Kolonialismus begann zu einer Zeit, als in Europa die Renaissance und der Humanismus aufblühte. Gerade der Humanismus stellte den Menschen, seine Natur und sein Wohlwollen in den Mittelpunkt. Gleichzeitig rissen europäische Großmächte diverse Überseegebiete an sich und versklavten deren Bevölkerung. Beides passte nicht zusammen, weshalb die Kolonialmächte in Kritik gerieten.

Um die Kritik aufzulösen, brauchte man Rassismus. Dazu wurden die Einheimischen als Naturvölker beschrieben, welche unterentwickelt seien und keine Kultur kannten. Sie wurden als Wilde beziffert, welche kultiviert werden sollten.

Die Kolonialmächte gaben nun vor, die Naturvölker missionieren zu wollen. Sie wollten ihnen die höherentwickelte Kultur beibringen, wovon die Kolonialbevölkerung profitieren sollte. Denn nur durch das Christentum bekam die Seele der Wilden einen Wert. Zwar wurden diese Wilden versklavt, ausgebeutet und starben massenweise als Arbeitssklaven, aber erst durch die Kultivierung der Europäer starben sie als Christen.

Die Kolonialisten gaben also vor, eine niedere Rasse kultivieren zu wollen, um dem humanistischen Ideal ihrer Zeit zu entsprechen. Die Rassenlehre zur Klassifizierung der Eingeborenen half dabei. So schrieb man den Völkern, aufgrund von Hautfarbe und Ethnien, ganz bestimmte Eigenschaften zu.

Jene Rassentheorien behaupteten, dass äußere Merkmale wie Hautfarbe mit Intelligenz, Moral oder Kulturfähigkeit korrelierten. Weiße Europäer wurden als überlegen dargestellt, andere Gruppen als „primitiv“ oder „unzivilisiert“.

Einer der ersten Europäer, welcher Rassen klassifizierte, war der französische Arzt François Bernier. Am 24. April 1684 schlug Bernier in einem Brief an die Französische Akademie der Wissenschaften vor, dass man die Erde nicht nur geografisch – sondern auch nach Menschenrassen unterteilen solle.

Wer hat Kolonialismus betrieben

Die ersten Staaten, welche Kolonien in Übersee besaßen, waren Genua und Venedig. Beide waren Handelsrepubliken, welche den Handel im Mittelmeerraum kontrollierten.

Der Asienhandel florierte über die Seidenstraße bis nach Konstantinopel (Byzantinisches Reich). Von dort aus wurden die Waren auf Schiffen geladen, über das Mittelmeer transportiert, dann in Italien entladen und nach Mitteleuropa gebracht.

Handelswege Venedig und Genua, Von User:Nikater - Own work by Nikater, submitted to the public domain. Background map courtesy of Demis, www.demis.nl, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6325672, keine Änderungen vorgenommen

Handelswege Venedig und Genua

Venedig und Genua kontrollierten die Seehandelsrouten im Mittelmeer bis ins Spätmittelalter. Zwischen Genua und Venedig gab es eine Reihe von Konflikten. Am Ende setzte sich Venedig durch. Im 15. Jahrhundert verloren beide Republiken an Bedeutung, da der Seeweg nach Indien im Jahr 1498 durch Vasco da Gama und der Seeweg in die Neue Welt durch Christoph Kolumbus entdeckt wurde.

Mit der Entdeckung Amerikas stieg zunächst Spanien und später Portugal zur Kolonialmacht auf. Bald darauf gründeten auch Frankreich, England und die Niederlande ihre eigenen Überseegebiete. Damit begann die endgültige europäische Expansion nach Asien, Afrika, Australien und Amerika.

Im 19. Jahrhundert stiegen Belgien, Italien und Deutschland in den Wettlauf um Afrika ein. In Asien begann Russland, neue Kolonien zu erschließen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen dann auch Japan und die USA als Kolonialmächte hinzu.

Genuesischer Kolonialismus

Die Republik Genua erwarb im 11. Jahrhundert die Insel Sardinien, nachdem die dort ansässigen Mauren vertrieben wurden. Im Jahr 1447 konnte Genua zudem die Insel Korsika in Besitz nehmen und bald darauf auch Zypern. Weiterhin gehörte Monaco ab 1174 zu Genua, welches die Genuesen aber 1419 an die Familie Grimaldi verlor. In den Kreuzzügen konnte sich Genua einige Kolonien am Schwarzen Meer sichern.

Im 14. Jahrhundert kam es zu einer Reihe von Konflikten zwischen Genua und Venedig. Der sogenannte Chioggia-Krieg klärte die Vormachtstellung im Mittelmeerraum zugunsten Venedigs. Dennoch flog Genua nicht vollständig aus dem Mittelmeerhandel raus und konnte sogar ein Teil seiner Kolonien bis ins 15. Jahrhundert halten.

Venezianischer Kolonialismus

Das Venezianische Kolonialreich bestand aus dem Mutterland in Venedig und zahlreichen Kolonien an der Adriaküste. Im Mittelalter unterhielt Venedig gute Handelsbeziehungen zum Byzantinischen Reich. Diese Beziehungen waren nicht nur auf Handel beschränkt, sondern es fand auch ein kultureller Austausch statt. So wurde bspw. die venezianische Kunst von der griechisch-byzantinischen Kunst beeinflusst. Auch sonst wurde Venedig stark vom Byzantinischen Reich beeinflusst.

Außerdem profitierte Venedig davon, dass viele Pilger ins Heilige Land per Schiff reisten. Im vierten Kreuzzug (1202 – 1204) gelang die Eroberung der byzantinischen Hauptstadt, nachdem venezianische Kaufleute in Konstantinopel verhaftet worden. Den Venezianern wurden dann drei Achtel des Byzantinischen Kaiserreiches zugesprochen. Aber Venedig besetzte ausschließlich Stützpunkte entlang der griechischen Küsten und zahlreiche Inseln.

Venezianische Kolonien, Bildnachweis: Von Maximilian Dörrbecker (Chumwa) - Diese Karte wurde als Kartenwunsch in die Kartenwerkstatt eingebracht. Auch du kannst bei uns neue Kartenwünsche einbringen., <a rel="nofollow noopener" target="_blank" href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/">CC BY-SA 2.5</a>, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3968407, keine Änderungen vorgenommen

Venezianische Kolonien

Den Rivalen Genua konnte Venedig in vier Kriegen abschütteln, schwächte aber zugleich das Byzantinische Reich. Als 1453 die Stadt Konstantinopel durch die Osmanen erobert wurde, flohen zahlreiche Byzantiner nach Venedig und Italien. Dort befeuerten sie die Renaissance. Gleichzeitig brach für Venedig der Handelspartner und die Handelsstützpunkte weg.

Der Abstieg Venedigs wurde dann 1498 umso bedeutender, als Vasco da Gama den Seeweg nach Indien für Portugal entdeckte.

Portugiesischer Kolonialismus

Das portugiesische Kolonialreich war das erste Weltreich der Geschichte, da es Besitztümer in Afrika, Indien, China, Arabien, Südostasien, Amerika und natürlich das Mutterland in Europa hatte. Nachdem Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien gefunden hatte, beschränkten sich die Portugiesen zunächst auf den Asienhandel.

Ein wichtiger Stützpunkt Portugals waren die Kapverdischen Inseln im Atlantik, welche 1456 durch Alvise Cadamosto entdeckt und in Besitz genommen wurden. Als Vasco da Gama den Seeweg nach Indien entdeckte, machte er auf den Kapverden einen Zwischenstopp, um Proviant aufzunehmen.

Nachdem da Gama von seiner Expedition zurückkehrte, machte sich Portugal sofort daran, eine zweite Expedition zu unternehmen. Unter Führung von Pedro Álvares Cabral stach eine Flotte mit 13 Schiffen und 1.500 Mann in See. Diese hielten abermals auf den Kapverdischen Inseln und wollten dann in einen großen Bogen die Indienroute wieder aufnehmen, um den Passatwinden zu entgehen. Doch anstelle von Indien landete Cabral als erster Europäer an der Küste Brasiliens.

Portugiesische Kolonialreich im 16. Jahrhundert

Portugiesische Kolonialreich im 16. Jahrhundert

In den folgenden Jahren schenkte man Brasilien kaum Bedeutung. Doch dann stellte man fest, dass das Land über Diamanten und wertvolles Holz (Brasilholz) verfügt.

Zunächst wurde die Asienroute ausgebaut, da diese lukrativer erschien. Von dort kamen Gewürze von den Gewürzinseln. Und vielen orientalischen Gewürzen wurde eine Wunderkraft gegen die Pest nachgesagt, weshalb man in Europa dazu bereit war, immense Preise zu zahlen.

Aber die südliche Indienroute war für die Araber, Inder, ägyptischen Mamluken und Venezianer ein Problem. Denn bei der alten Seidenstraße und den Mittelmeertouren haben sie als Zwischenhändler mitverdient. Demnach stellten sie eine Flotte gegen Portugal auf, um die neuen Handelswege zu boykottieren. In der Seeschlacht von Diu (3. Februar 1509) besiegten die Portugiesen die Allianz und sicherten sich so die Seeherrschaft im Indischen Ozean.

In den nachfolgenden Jahrhunderten kamen Besitztümer in Asien, wie Goa (Indien), Malakka (Malaysia), Macau (China) und Osttimor – hinzu. Afrikanische Kolonien der Portugiesen waren Angola, Mosambik, Guinea-Bissau, Kapverden, São Tomé und Príncipe.

Portugiesische Kolonialreich um 1800

Portugiesische Kolonialreich um 1800

Transatlantischer Sklavenhandel

Zudem kontrollierten die Portugiesen den transatlantischen Sklavenhandel während des 15. und 16. Jahrhunderts. Die Sklavenroute bestand zwischen Westafrika und Brasilien. Zentrum des Sklavenhandels war die kapverdische Insel Santiago. Die ehemalige Hauptstadt Cidade Velha wurde im 16. Jahrhundert durch den Sklavenhandel zur zweitreichsten Stadt des portugiesischen Weltreichs.

Der ganze Sklavenhandel war ein Dreiecksgeschäft. Europa lieferte Waffen, Alkohol und Textilien in die afrikanischen Kolonien und bekam im Gegenzug afrikanische Sklaven. Dann wurden die Sklaven nach Amerika deportiert, wo sie zur Arbeit gezwungen wurden. Im Gegenzug kamen Rohstoffe, Baumwolle und Tabak nach Europa.

Spanischer Kolonialismus

Das Spanische Kolonialreich erstreckte sich über Amerika, Afrika, Asien und Ozeanien. Der Schwerpunkt lag in Amerika. Das Weltreich bestand zwischen dem 15. und 20. Jahrhundert. Im selben Jahr, indem Kolumbus den amerikanischen Kontinent für die Spanier entdeckte, vollendeten die Spanier auch die Reconquista. Dies gelang, indem das Emirat Granada (Südspanien) von den Muslimen zurückerobert wurde.

Nach Entdeckung Amerikas begann die Conquista (span. Eroberung) des amerikanischen Doppelkontinents. Die spanischen Eroberer werden als Konquistadoren bezeichnet. Einer von ihnen war Hernan Cortes, welcher das Aztekenreich eroberte. Ein anderer Konquistador war Francisco Pizarro, welcher das Inkareich eroberte. Auf den Ruinen der beiden Reiche entstanden die spanischen Vizekönigreiche Peru und Neuspanien.

Als im 18. Jahrhundert die Französische Revolution und die nachfolgenden Koalitionskriege gegen Napoleon begannen, gerieten Teile des spanischen Kolonialreichs in französischen Besitz. Der Revolutionsgedanke wurde exportiert und danach begannen die Unabhängigkeitsbestrebungen in den Kolonien.

Im Zuge des Spanischen-Amerikanischen Kriegs verlor Spanien die Insel Kuba im Jahr 1898 an die USA. Dies war die letzte spanische Kolonie in Amerika. Auch in Asien verlor man im gleichen Jahr zahlreiche Kolonien (Spanisch-Ostindien, Philippinen, Marianen und Guam) an die USA. Die letzten asiatischen Kolonien wurden 1899 ans Deutsche Reich verkauft.

In Afrika behielten die Spanier ihre Kolonie Spanisch-Guinea bis 1968 und Spanisch-Westafrika bis 1976.

Niederländischer Kolonialismus

Nach einem 80-jährigen Krieg (1568 – 1648) erkämpften sich die Niederlande ihre Unabhängigkeit von Spanien. Danach stiegen sie als Kolonialmacht auf, gründeten mächtige Handelsunternehmen, welche zunächst nur Versorgungsstützpunkte in Südafrika, Indien und Südostasien errichteten. Diese Unternehmen erhielten Freibriefe, um eigene Armeen zu unterhalten und gaben 1606 erstmal Aktien aus, welche den Finanzbedarf aufbrachten.

Einige Mitarbeiter der Handelsunternehmen bekamen Ländereien im Umland der Stützpunkte zugewiesen, welche sie bewirtschaften durften. Dadurch sollte die Versorgungssituation verbessert werden. Die Siedler wurden zu Freibürgern der Niederlande und errichteten die ersten Siedlungskolonien für die Niederlande.

Britischer Kolonialismus

Der britische Kolonialismus begann so richtig nach 1689, nachdem der niederländische Statthalter Wilhelm III. von Oranien zum englischen König wurde. Dann wurden die Einflusssphären der niederländischen und der britischen Ostindienkompanie neu verteilt. Während die Niederländer sich weiter auf Südostasien konzentrierten, bauten die Briten ihre Stützpunkte in Indien aus.

Zunächst beschränkte sich der Indienhandel der Briten auf die Einfuhr von Gewürzen. Später verlagerte sich das Geschäft, wodurch auch hohe Mengen an Tees und Baumwolle nach England gelangte. Im 17. Jahrhundert kamen neue Kolonialgebiete in Nordamerika hinzu. Es entstand Neuengland im Nordosten der heutigen USA.

Weitere Siedlungskolonien der Briten kamen in Nordamerika hinzu, welche sich auf dem Gebiet des heutigen Kanadas und dem Osten der US erstreckten. Das ganze südliche Afrika wurde im 19. Jahrhundert einverleibt, genauso wie Ostafrika, Ägypten und der Sudan.

Das britische Weltreich mit seinen Kolonien, rot- unterstrichene gehören heute zum britischen Commonwealth, Von The Red Hat of Pat Ferrick - File:BlankMap-World-large.png and own work by uploader. Composed from maps found in:Stewart, John (1996) "Cyrenaica" The British Empire: an encyclopedia of the Crown's holdings, 1493 through 1995, McFarland & Co. ISBN: 0-7864-0177-X.Brown, Judith (1998) The Twentieth Century, The Oxford History of the British Empire Volume IV, Oxford University Press ISBN: 0199246793.Dalziel, Nigel (2006) The Penguin Historical Atlas of the British Empire, Penguin ISBN: 0141018445., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5544648

Das britische Weltreich mit seinen Kolonien, rot- unterstrichene gehören heute zum britischen Commonwealth


Im 19. Jahrhundert war das Britische Empire die führenden Weltmacht, behielt diese Rolle bis zum Ersten Weltkrieg. Danach verlor es seinen Führungsanspruch an die USA.

Französischer Kolonialismus

Das französische Kolonialreich in Nordamerika umfasste zeitweise Neufundland, das Gebiet südlich der Hudson-Bay bis nach Mexiko. Damit waren die Franzosen direkte Rivalen der Briten in Nordamerikas Kolonialzeit.

Zwischen 1689 und 1763 kam zu einer Reihe von Konflikten mit den Engländern und mit Indianern in Nordamerika. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1754 – 1763) musste Frankreich eine Reihe von Besitztümer an England abtreten.

Einen Neustart unternahm die französische Kolonialpolitik ab 1830, setzte Algier, gründete die Kolonie Französisch-Indochina und stieg zur zweitgrößten Kolonialmacht nach den Engländern auf. Insbesondere in Afrika legten die Franzosen neue Kolonien an, welche noch nicht britisch dominiert waren. Im afrikanischen Jahr (1960) wurden 14 französische Kolonien in ihre Unabhängigkeit entlassen.

Französisches Kolonialreich, Von Gd21091993 - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9985540

Französisches Kolonialreich

Preußischer Kolonialismus

1683 konnte Preußen die Kolonie Großfriedrichsburg in Westafrika erwerben, welche heute zu Ghana gehört. Damals waren die Hohenzollernlande kein zusammenhängender Staat. Stattdessen waren die Mark Brandenburg und das Herzogtum Preußen geografisch getrennt. Dennoch schaffte es Brandenburg-Preußen im 17. Jahrhundert zur zweiten Großmacht in der deutschen Staatenwelt, hinter Österreich, aufzusteigen.

Als 1701 das Königreich Preußen gegründet wurde, ging die Kolonie Großfriedrichsburg in deren Besitz über. Nach 1700 verfiel die Kolonie zunehmend, da sich die Verwaltung im Königreich nicht zeitgleich aufs Mutterland, die Überseeflotte und die Kolonie konzentrieren konnte. 1711 galt die Kolonie als bankrott und wurde 1717 an die Niederländische Westindienkompanie für 7.200 Dukaten verkauft.

Deutscher Kolonialismus

Die deutschen Staaten im Heiligen Römischen Reich waren zunächst zaghaft bei der Inbesitznahme von Überseegebieten. So hatte Preußen lediglich die westafrikanische Kolonie Groß Friedrichsburg (1683–1717) besessen, während Österreich die Triestiner Ostindische Handelskompanie gründete. Diese Kompanie nahm Mosambik in Besitz, verlor die Kolonie aber wieder im Jahr 1781 an Portugal.

Weiterhin wurden die Nikobaren im Golf von Bengalen durch die Habsburger in Besitz genommen, gerieten aber 1785 unter dänischer Kontrolle.

Im Deutschen Kaiserreich (ab 1871) wurde die Forderung nach Kolonien immer lauter. So wurde der deutsche Kolonialverein im Jahr 1882 gegründet, welcher Werbung für eine deutsche Kolonialpolitik betrieb. Im Jahr 1884 wurde das Lüderitzland (benannt nach Adolf Lüderitz) in Besitz genommen. Dieses wurde zur Keimzelle der Kolonie Deutsch-Südwestafrika im heutigen Namibia.

Weitere Kolonien der Deutschen waren Togo, Deutsch-Ostafrika, Kamerun sowie Deutsch-Neuguinea. Kleinere Kolonialgebiete besaßen die Deutschen auch in China und in Mikronesien. Im Jahr 1914 besaßen die Deutschen das drittgrößte Kolonialreich nach England und Frankreich.

Deutsche Kolonialreich, <a rel="nofollow noopener" target="_blank" href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/">CC BY-SA 3.0</a>, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6529546, keine Änderungen vorgenommen

Deutsche Kolonialreich

Russischer Kolonialismus

Der Russische Kolonialismus begann unter Zar Peter I. (1682 – 1721). Das Zarenreich versuchte in den Süden zu expandieren und kam so in einen Interessenkonflikt mit dem britischen Empire um die Vorherrschaft in Zentralasien. Russische Truppen besetzten 1853 die Donaufürstentümer, mussten diese aber nach dem Krimkrieg (1853 – 1856) aufgeben und ans Osmanische Reich abtreten.

Währenddessen stieg Japan zur Kolonialmacht auf, besetzte die Mandschurei und Korea. Im Japanisch-Russischen Krieg (1904/05) verlor Russland. Diese Niederlage löste die Russische Revolution von 1905 auf.

US-amerikanischer Kolonialismus

1817 gründete die American Colonization Society im heutigen Liberia ein Siedlungsgebiet für freigelassene Afroamerikaner. Dies war der Startschuss für die koloniale Einflussnahme in Westafrika.

Im Zuge des Spanisch-Amerikanischen Krieges erwarben die USA im Jahr 1898 diverse Überseegebiete, wie die Philippinen, Puerto Rico, Guam und Kuba. Im gleichen Jahr wurde Hawaii annektiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die USA die Kontrolle über zahlreiche Inseln im Pazifik, etwa die Marshallinseln und Mikronesien.

Warum war Bismarck gegen den Kolonialismus

Otto von Bismarck stand dem Kolonialismus sehr skeptisch gegenüber, da sein Hauptstreben die deutsche Stabilität und Führungsrolle in Europa war.

Koloniale Experimente hätten das deutsche Kaiserreich in ferne Konflikte mit anderen Großmächten führen können, welche wiederum destabilisierende Effekte aufs Mutterland gehabt hätten. Weiterhin sah Bismarck nur wenig wirtschaftlichen Nutzen in den Kolonien und wusste, dass die Finanzierung einer Kolonialverwaltung die deutsche Bevölkerung zusätzlich belastet hätte.

Als 1882 der deutsche Kolonialverein gegründet wurde, machten diese Werbung für eine deutsche Kolonialpolitik. Bismarck bezeichnete solche Vorhaben spöttisch als „Zobelpelz für polnische Adelsfamilien, die keine Hemden haben“.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Kolonialismus und den Weltkriegen

Die Ursache für den Ersten Weltkrieg war der Kolonialismus. Denn die europäischen Großmächte befanden sich in einem Wettlauf um Afrika. Jeder wollte Kolonien, entweder um diese wirtschaftlich auszubeuten, am Indienhandel teilzunehmen oder um diese als Prestigeobjekte zu halten und so die eigene Macht zu demonstrieren.

Es wurden zwischen den Europäern komplizierte Bündnisse geschlossen, welche die Kolonien einbezogen. Demnach bestand eine ungeheure Eskalationsgefahr, welche Europa letztlich in den Ersten Weltkrieg führte.

Nachdem im Ersten Weltkrieg die Koloniesoldaten so eifrig für die europäischen Mutterländer gestorben waren, nutzte man diese Praktiken auch im Zweiten Weltkrieg. So wurden die Kolonien wieder als Aufmarschgebiete genutzt. Schwarzafrikaner wurden zum Kriegsdienst für eine fremde Kultur eingezogen, wodurch man militärische Stärke in Afrika und der Dritten Welt ausstrahlte.

Zwar versuchten während der Zwischenkriegszeit einige Kolonien unabhängig zu werden, doch dieses Streben wurde unterdrückt. Nationalismus und Rassismus wurden durch solche Tendenzen zusätzlich befeuert, was zur Kriegsstimmung vor dem Zweiten Weltkrieg beitrug.

Warum endete der Kolonialismus

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Europa zerstört und wirtschaftlich ruiniert. Die einstigen Großmächte Europas konnten sich eine Verwaltung in Überseegebieten nicht mehr leisten. Was einst einen enormen Nutzen versprach, war nach dem Zweiten Weltkrieg ein Kostentreiber geworden. Und so waren die europäischen Staaten dazu gezwungen, ihre Kolonien aufzugeben. Es begann die Phase der Dekolonisation.

Welche Folgen hatte der Kolonialismus

Viele Folgen des Kolonialismus taten sich auf, nachdem die Europäer abzogen und die ehemaligen Kolonien in die Unabhängigkeit entließen. Das Fehlen einer Verwaltung und einer Staatsgewalt löste Bürgerkriege aus, hinterließ Staaten ohne nationale Identität und Gesinnung. Oftmals wurden wahllos Grenzen gezogen, wodurch Ethnien einfach zusammengefasst wurden.

Bürgerkriege und Völkermorde

Nachdem die Europäer als Kolonialmacht wichen, drängten in vielen Kolonien heimische Bevölkerungsgruppen auf Kontrolle.

Während der Kolonialzeit betrieben die Europäer ein System, welches sich Teile und Herrsche nennt. Sie statteten eine Bevölkerungsgruppe (Ethnie) mit Privilegien aus, welche die Kontrolle und Verwaltung in der Kolonie übernehmen sollte. Diese Ethnie wurde dann zum verlängerten Arm der Kolonialregierung und setzte deren Herrschaftsapparat um.

Als dann aber die europäischen Truppen abzogen, kam es zu Bürgerkriegen zwischen den nun verhassten Ethnien. Völkermorde, wie der Ruanda (1994), der in Burundi (1965 und 1972) und in Bangladesch (1972) sind das Ergebnis dieser Kolonialpolitik.

Künstliche Grenzen

Viele Grenzen, welche heute in Afrika existieren, waren das Ergebnis von Grenzziehungen durch die Europäer. Dadurch wurden Ethnien, welche kulturell verwandt waren, geografisch getrennt. Gleichzeitig mussten sich verhasste Völker unter einem Nationalstaat zusammenfinden. Die Folge waren weitere Bürgerkriege, Putsche und Völkermorde.

Schwellende Konfliktherde

Der ganze Nahen Osten wurde von den Europäern nach den Weltkriegen besetzt gehalten und dann willkürlich in Nationalstaaten aufgeteilt. Im Zuge des Sykes-Picot-Abkommen von 1916 teilten sich Frankreich und England den Nahen Osten auf, zogen willkürliche Grenzen und vereinigten verhasste Bevölkerungsgruppen unter einem neuen Nationalstaat.

Das einzige Identitätsmerkmal der Menschen dort war der Islam und die Feindschaft zu Europa. Und genau diese identitätsstiftende Merkmale sind bis heute erhalten geblieben. Konflikte innerhalb der islamischen Konfessionen stehen auf der Tagesordnung, genauso wie Terrorismus und Kriege zwischen den einzelnen Staaten.

Wirtschaftliche Ungleichheit

Dass der globale Norden heute viel reicher ist als der Süden, liegt am Kolonialismus. Man hinterließ abhängige Staaten, welche Agrarwirtschaft betrieben.

Das Wirtschaftssystem des Kolonialismus war der Merkantilismus. Dieses System sah vor, dass Rohstoffe aus Kolonien kommen und dann im Norden in die Industrie eingespeist werden. Eine echte Wertschöpfung fand demnach nur im globalen Norden statt.

Der globale Süden war als Ressourcenkammer gedacht. Und die Bevölkerung wurde ausgebeutet. Eine Industrialisierung fand niemals statt, weshalb man Länder ohne industrielle Fähigkeiten, ohne Kapital und mit ausgebeuteten Bodenschätzen zurückließ.

Die koloniale Ausbeutung schuf soziale Ungleichheiten, die bis heute fortbestehen. Heute werden zwar Industrien im globalen Süden aufgebaut, aber auch nur – um Personalkosten zu sparen. Wenn ein Europäer ein T-Shirt für 10 Euro kaufen kann, dann nur – weil im globalen Süden ein Mensch dafür ausgebeutet wird.

Neben Ausbeutung, Verarmung und Raubbau an den Bodenschätzen leiden die Menschen im globalen Süden auch an den Folgen des Klimawandels, welcher im Zuge der Industrialisierung des Nordens geschah. Sie zahlen bis heute mehrfach die Zeche dafür, dass es dem Norden gutgeht.

Migration und Flüchtlinge

Die Menschen im globalen Süden flüchten aufgrund von Kriegen, vor Armut und vor den Folgen des Klimawandels. All diese Ursachen wurden durch die Kolonialpolitik der Europäer gesetzt, weshalb der globale Norden den Geflüchteten Asyl gewähren sollte.

Nachdem die Flüchtlingszahlen aber immer weiter zunehmen, wurde das Asylrecht verändert, ausgesetzt und von Populisten wird eine Gerechtigkeitsdebatte angestoßen. Es wird so getan, als ob Asylpolitik des Nordens ein Akt der Gnade wäre, wobei die eigene Verantwortung verleugnet wird.


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