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Heinrich der Seefahrer


Statue von Heinrich dem Seefahrer in Lagos (Algarve, Portugal), Bildnachweis: Peter Etchells / Shutterstock.com

Heinrich der Seefahrer, Bildnachweis: Peter Etchells / Shutterstock.com


Heinrich der Seefahrer (1394 – 1460) war ein portugiesischer Entdecker. Er war Sohn des portugiesischen Königs Johann I.. Als portugiesischer Prinz war er zugleich Auftraggeber, Initiator und Schirmheer seiner eigenen Entdeckungsreisen. Seine Ziele bestanden darin, das portugiesische Mittelmeer und Nordafrika zu erkunden. Seine Entdeckungsreisen legten den Grundstein für das portugiesische Kolonialreich, den Sklavenhandel der Portugiesen in Afrika und die Rassentheorie. Zugleich stellen seine Entdeckungsreisen auch den Beginn des Kolonialismus der europäischen Großmächte dar.

Steckbrief

Gedenkbriefmarke aus Kuba (um 1992 gedruckt), zeigt das Porträt von Heinrich dem Seefahrer, Bildnachweis: svic / Shutterstock.com

Gedenkbriefmarke aus Kuba (um 1992 gedruckt), zeigt das Porträt von Heinrich dem Seefahrer, Bildnachweis: svic / Shutterstock.com

Name:Henrique von Portugal, Herzog von Viseu, Heinrich der Seefahrer
Geboren:4. März 1394 in Porto, Portugal
Gestorben:13. November 1460 (66 Jahre alt) in Sagres, Portugal
Epoche:Mittelalter
Beruf:Seefahrer, Prinz von Portugal, Herzog und Don Henrigue
Vater:Johann I. von Portugal
Mutter:Philippa von Lancaster
Dynastie:Haus Aviz
Ruhestätte:Batalha Kloster in Portugal
Das Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen) in Lissabon zeigt Heinrich als Spitze der Entdecker, Bildnachweis: Mark Green / Shutterstock.com

Das Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen) in Lissabon zeigt Heinrich als Spitze der Entdecker, Bildnachweis: Mark Green / Shutterstock.com

Wer war Heinrich der Seefahrer?

Heinrich der Seefahrer war ein Auftraggeber für portugiesische Entdeckungsreisen. Sein eigentlicher Name lautet Dom Henrique de Avis. Außerdem trug er den Titel „Infante“, der ab dem 13. Jahrhundert vor allem Mitgliedern der portugiesischen Königsfamilie verliehen wurde. In seinem späteren Leben wurde er „O Navegador“ genannt.

Heinrich wurde am 4. März 1394 in Porto geboren und starb am 13. November 1460 in Sagres. Beide Städte befinden sich in Portugal. Sein Wirken markiert den Beginn der europäischen Expansion und speziell den Beginn Portugals als See- und Kolonialmacht.

Was hat Heinrich der Seefahrer entdeckt?

Anders als sein deutscher Beiname vermuten lässt, war Heinrich der Seefahrer kein Entdecker. Er interessierte sich sehr für die Seefahrt und frühere Entdeckungen. Entsprechend kannte er sich in diesem Gebiet gut aus. Daher trat er, auch dank seiner Herkunft, als Förderer der Seefahrt auf. Er führte Flotten, allerdings nicht bei Entdeckungsreisen. Diese plante oder unterstützte er nur und begleitete sie nicht.

Zwischen 1418 und 1460 kam es zu etwa 15 größeren Entdeckerleistungen, die ohne das Zutun von Heinrich wohl nicht möglich gewesen wären. 1418 und 1420 entdeckten die Portugiesen zunächst die Insel Porto Santo und dann Madeira, welche sie etwa fünf Jahre später zu besiedeln begonnen. 1427 landete Diogo de Silves wohl auf den Azoren, die vier Jahre später ebenfalls besiedelt werden sollen. Bei diesen Entdeckungen handelt es sich jedoch um Wiederentdeckungen. Die Inseln waren also schon bekannt.

1436 drangen die Portugiesen bis nach Río de Oro vor. 1441 folgte die Entdeckung von Kap Blanc im heutigen Mauretanien. 1444 wurden Teile Guineas und Senegals entdeckt und über den Senegal-Fluss befahren. Den Gambia-Fluss entdeckte man zwei Jahre darauf. 1455 entdecken die Portugiesen zwei Inseln von Kap Verde, welche fünf Jahre später besiedelt werden.

Außerdem fand Kapitän Gil Eanes 1434 einen Weg um das für bis dahin unpassierbar gehaltene Kap Bojador. 1441 ließ Heinrich die erste Karavelle bauen, ein zwei- bis viermastiges Segelschiff mit wenig Tiefgang und guter Wendigkeit. Ab etwa 1445 stieg Portugal in den Handel mit afrikanischen Sklaven ein.

All ihre Fahrten dokumentierten die Seefahrer natürlich. Gleichzeitig legten sie Karten an. Dadurch besaßen die Portugiesen zum Zeitpunkt von Heinrichs Tod Karten der afrikanischen Küste bis etwa Sierra Leone. Nach Westen durch den Atlantik waren sie etwa bis zur Sargassosee gekommen. So wird ein Meeresgebiet östlich von Florida genannt. Im westlichen Bereich des Gebiets befinden sich die Bermuda-Inseln.

Folgen seiner Entdeckungen

Heinrich hatte das Ziel gehabt, den Seeweg nach Indien zu entdecken. Das hatte er nicht geschafft. Aber nur 38 Jahre nach seinem Tod gelang dem portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama genau das. Ohne Heinrichs Leistungen wäre das nicht möglich gewesen.
Heinrich stärkte also noch nach seinem Tod die Wirtschaft Portugals gewaltig und führte das Reich in die Position einer Weltmacht.

Warum unternahm Heinrich der Seefahrer seine Entdeckungsreisen?

Heinrich selbst unternahm keine Entdeckungsreisen. Die Gründe für seine Unterstützung dieser sind jedoch vielfältig, wenn auch nicht unbedingt bewiesen. Aufgrund der wirtschaftlichen, politischen und religiösen Situation im 15. Jahrhundert lassen sich seine Motive aber vermuten.

Handelsrouten und Ressourcensuche

Heinrich hatte sich dem Dienst für die portugiesische Krone verschrieben. Er wollte diese reicher und unabhängiger machen. Das konnte er erreichen, indem er neue Handelsrouten entdeckte und gleichzeitig Bodenschätze in noch unbeanspruchten Gebieten fand. Speziell der Seeweg nach Indien war da von Interesse. Der Landweg führte durch das Osmanische Reich. Er war teuer, brauchte sehr viel Zeit und ständig durch Räuber bedroht.

In Westafrika vermuteten die Portugiesen reiche Goldvorkommen. Daher konzentrierte man sich darauf, diese Gebiete zu entdecken.

Wettlauf in Europa

Im 15. Jahrhundert entbrannte ein Wettlauf in Europa mit dem Ziel, neue Länder zu entdecken und zu kolonialisieren. Portugal wirkte daran entscheidend mit, ebenso Spanien, Frankreich und England. Heinrichs Ambitionen dürften also auch durch das allgemeine Interesse an Entdeckerfahrten geweckt worden sein.

Christliche Mission

Die Kreuzzüge waren im 15. Jahrhundert zwar bereits Vergangenheit, das Christentum und seine Verbreitung spielten jedoch weiterhin eine große Rolle. Als Christ verstand Heinrich es möglicherweise als seine Pflicht, seine Religion in die unentdeckten Teile der Erde zu tragen. Zudem versuchten die europäischen Mächte dieser Zeit muslimische Einflüsse zu verringern und den Islam zurückzudrängen.

Der sagenhafte Priesterkönig Johannes

Der Priesterkönig Johannes ist ein mythischer Regent, der in Asien und Afrika im Mittelalter geherrscht haben soll. Europäische Mächte glaubten, dass er dort ein großes, christliches Reich hatte. Sie wollten ihn finden und mit seiner Hilfe den Islam zurückdrängen oder ganz besiegen. Heinrichs Entdeckerfahrten hatten auch das Ziel, diesen König zu finden und zu rekrutieren.

Persönlicher Ehrgeiz

Heinrich war schlicht interessiert an der Seefahrt und den Entdeckerfahrten der vergangenen Jahrhunderte. Sein Interesse an neuen Entdeckungen wird daher wohl zum Teil auch durch seine Persönlichkeit geweckt worden sein.

Wie ist Heinrich der Seefahrer gestorben?

Heinrich starb am 13. November 1460 in Sagres in Portugal im Alter von 66 Jahren. Über eine mögliche Krankheit, die zu seinem Tod geführt hat, ist nichts bekannt. Man nimmt an, dass er an Altersschwäche starb.

In den Jahren vor seinem Tod zog Heinrich sich etwas zurück. Er verbrachte nun deutlich mehr Zeit in Sagres. Möglicherweise spürte er zu diesem Zeitpunkt bereits sein fortgeschrittenes Alter und brauchte die Ruhe.

Es ist denkbar, dass Heinrich an versteckten Leiden litt, die seinen Tod herbeigeführt haben. Beweise gibt es dafür jedoch nicht. Wenn dem so ist, muss es sich aber um einen ruhigen Verlauf gehandelt haben. Eine plötzliche, sichtbare Verschlechterung seines Zustandes wäre sicher nicht unbemerkt geblieben. Seine genauen Todesumstände bleiben unbekannt.

Wo ist Heinrich der Seefahrer begraben?

Nach seinem Tod wurde Heinrich im Kloster von Batalha bestattet. Der eigentliche, volle Name des Klosters lautet Mosteiro de Santa Maria da Vitória. Aus dem Portugiesischen übersetzt bedeutet das „Kloster der heiligen Maria vom Siege“.

Bei dem Kloster handelt es sich um ein Dominikanerkloster. Es entstand etwa zwischen 1388 und 1563 als Dank für den Sieg Portugals über das Königreich Kastilien am 14. August 1385. Mittlerweile gehört das Kloster zum Weltkulturerbe.

Zwischen 1385 und 1495 befand sich im Kloster von Batalha die Grabstätte der portugiesischen Könige. Aus diesem Grund wurde auch Heinrich, als Sohn eines Königs, dort begraben.

Das Kloster ist im gotischen Stil der iberischen Halbinsel erbaut. Es hat Flachdächer, bis auf den kleinen Glockenturm, blieb jedoch unvollendet. Obwohl während der etwa 150 Jahre Bauzeit elf verschiedene Baumeister den Bau überwachten, wurden die Kapellen nicht fertiggestellt. In diesen Bereich führt ein gewaltiges Tor, das durch Einflüsse aus der Renaissance geschmückt ist.

Wer waren die Eltern von Heinrich dem Seefahrer?

Heinrich war ein Prinz von Portugal. Seine Eltern waren der König Johann I., der Portugal als zehnter König zwischen 1385 und 1433 regierte, und Philippa of Lancaster. Diese war Schwester von König Heinrich IV. von England und somit eine englische Prinzessin und portugiesische Königin.

Johann verbrachte seine Jugend in äußerst unruhigen Zeiten in Portugal. Er selbst war ein unehelicher Sohn von Peter I. von Portugal. Nach dessen Tod übernahm sein legitimer Sohn Ferdinand den Thron. Er starb jedoch 1383 ohne männlichen Erben, was Portugal in eine Krise stürzte.

Leonore Teles de Menezes, die Witwe Ferdinands I., regierte nun, jedoch nur für sechs Wochen, ehe Johann sie stürzte und ins kastilische Exil trieb. Daraufhin marschierte der kastilische König, der auch Johann hieß, nach Portugal ein. Bei der Schlacht von Aljubarrota 1385 siegte Portugal jedoch und Johann, der Vater von Heinrich, wurde König von Portugal.

Die Heirat mit Philippa of Lancaster war politisch motiviert. Sie sollte das Bündnis mit England sichern. 1387 fand die Hochzeit statt.

Wie viele Geschwister hatte Heinrich der Seefahrer?

Heinrich hatte sehr viele Geschwister. Er war das fünfte Kind seiner Eltern, die insgesamt neun gemeinsame Kinder bekamen, drei Töchter und sechs Söhne. Zwei der Töchter, zu denen auch nichts weiter bekannt ist, sowie ein Sohn starben im Kindesalter.

Darüber hinaus hatte Johann mindestens drei uneheliche Kinder, die demnach Heinrichs Halbgeschwister sind. Zwei davon entstammen einer Liebschaft mit Inês Pires.

Über Inês Pires ist nicht viel bekannt. Sie wurde wohl zwischen 1350 und 1360 geboren und ist keine Adelige. Entsprechend war es Johann unmöglich, sie zu heiraten. Die beiden lernten sich wohl etwa im Alter von etwa 14 Jahren kennen.

Der gemeinsame Sohn Alfons von Braganza kam 1377 auf die Welt. Er wurde 1. Herzog von Braganza und Stammvater seines eigenen Hauses. Die Tochter Beatriz ist ungefähr neun Jahre jünger. Inês bekam sind um 1386. Später heiratete sie zwei englische Adelige, wodurch sie selbst ebenfalls einen gewissen Bekanntheitsgrad erhielt.

Darüber hinaus hatte Johann wohl eine weitere Tochter, die jedoch noch als Säugling starb. Wer ihre Mutter war, ist nicht bekannt.
Rechnet man all diese Kinder zusammen, bedeutet das, dass Heinrich insgesamt elf Geschwister hatte. Drei davon waren Halbgeschwister und vier erreichten nicht das Erwachsenenalter.

Hatte Heinrich der Seefahrer eine Frau und Kinder?

Heinrich der Seefahrer war nie verheiratet. Es gibt zusätzlich keine Hinweise darauf, dass er Kinder hatte oder jemals eine romantische Beziehung führte. Gänzlich ausschließen lässt sich das natürlich nicht. Heinrich scheint sein Leben aber völlig dem Dienst für die portugiesische Krone verschrieben zu haben. Möglicherweise verzichtete er deswegen auf eine eigene Familie. Dass er dennoch Kinder gezeugt haben könnte, lässt sich nicht ausschließen. Belege gibt es dafür aber keine.


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