Wirtschaftssysteme der Geschichte
Das Wirtschaftssystem beschreibt das wirtschaftliche Zusammenwirken aller Akteure innerhalb einer Gesellschaft (Volkswirtschaft). Jene Wechselwirkungen sind eher ein idealtypisches Modell als eine realtypische Wirklichkeit. Demnach wird der Begriff lediglich als Theorienkonstrukt gebraucht, um wirtschaftliche Zusammenhänge zu beschreiben oder abzuleiten.
Ein realtypische Wirtschaftsgeschehen soll stattdessen durch die Wirtschaftsordnung abgebildet werden. Hinter diesem Begriff verbergen sich sämtliche Institutionen, Praktiken und die rechtlichen Rahmenbedingungen – welche für alle Wirtschaftssubjekte in einer Volkswirtschaft gelten.
Inhalt
Von der Bedarfswirtschaft zur Erwerbswirtschaft
In der Wirtschaftsgeschichte unterscheidet man grundlegend zwischen der traditionellen Wirtschaftsweise und der Erwerbswirtschaft. Erstere wird auch als Subsistenzwirtschaft bezeichnet. Es ist die Wirtschaftsform der Jäger und Sammler, welche auf Selbstversorgung abzielte.
Diese Wirtschaftsform betrieben die Menschen über den längsten Zeitraum der Geschichte. In Europa verschwand diese Produktionsweise erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, tauchte in Osteuropa nach dem Fall des Ostblocks wieder auf. Aber als die meisten Länder zwischen meisten 2004 und 2007 der EU betraten, wurde die Subsistenzwirtschaft wieder zurückgedrängt.
Dem gegenüber steht die Erwerbswirtschaft. Anders als die Bedarfswirtschaft (Subsistenz) zielt die Erwerbswirtschaft auf einen Gewinn ab. Und Gewinne können in Geldform aber auch in Naturalien auftreten. Zweck des Gewinns ist die Ansammlung von Vorräten (meist Geldvorräte). Das Konzept und auch die Gedanken, dass man Vorräte braucht – entstanden in der Jungsteinzeit als die Menschheit zu Ackerbau und Viehzucht überging.
Wie unterscheiden sich historische Wirtschaftssysteme
Zur Unterscheidung von historischen Wirtschaftssystemen wird eine Kennzahl herangezogen. Diese wird als Staatsquote bezeichnet.
Man kann die Staatsquote als Verhältnis zwischen Staatsausgaben und Bruttoinlandsprodukt (Wirtschaftsleistung) innerhalb einer Volkswirtschaft beschreiben. Sind die Staatsausgaben im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung sehr hoch, ist auch die Staatsquote entsprechend groß.
In der Subsistenzwirtschaft spielt der Staat keine Rolle. Demnach ist bei diesem Wirtschaftssystem die Staatsquote am kleinsten. In einer freien Marktwirtschaft soll der Staat abgebaut bzw. zurückgedrängt werden. Lediglich der Markt bestimmt darüber, welche Waren gekauft, gehandelt oder produziert werden. Sämtliche Rahmenbedingungen und Ordnungen, mit welchen der Staat ins Wirtschaftsgeschehen eingreifen könnte (z.B. Subventionen, Steuern) entfallen bzw. werden abgebaut.
Die Ideen zur freien Marktwirtschaft basieren auf dem Wirtschaftsliberalismus, welches als Gedankenkonzept im 18. Jahrhundert entworfen wurde (Unsichtbare Hand des Marktes). Auch in solchen Wirtschaftssystemen fällt die Staatsquote sehr gering aus.
Das Gegenstück ist die Planwirtschaft, auch als Zentralverwaltungswirtschaft bezeichnet. In einem solchen Wirtschaftssystem fungiert der Staat als Lenker und Denker der Wirtschaft. Demnach ist die Staatsquote hier am höchsten. In der gesamten Wirtschaftsgeschichte kann man Wirtschaftssysteme anhand ihre Staatsquote unterscheiden.
Wirtschaftssystem der Steinzeit
Die Steinzeit ist die erste Epoche der Menschheitsgeschichte und zugleich die längste. Sie dauerte mehr als 2,5 Mio. Jahre an.
Der Mensch lebte in der Natur und mit der Natur. Deshalb werden die Steinzeitmenschen von einigen Autoren auch als Naturmenschen beschrieben. Der Begriff ist allerdings belastet, da das Gegenstück der Kulturmensch ist. Denn folgt man diesem Gedanken, wären Naturvölker (z.B. Indianer, Indigene Völker) kulturlos. Und dadurch ist der Naturmensch-Begriff, als Gegenstück zum Kulturmenschen, umstritten.
Dennoch lebte der Mensch in der Natur und ausschließlich von der Natur. Diverse Regeln im wirtschaftlichen Umgang mit der Natur basierten auf real gemachten Erfahrungen. Erst am Ende der Steinzeit gab der Mensch sein Dasein in der Natur auf, wurde sesshaft und begann damit Pflanzen und Tiere zu züchten. Und dadurch kam der Mensch auf die Idee, dass er die Natur und seine Geschöpfe besitzen könne.
Schon in der Altsteinzeit wurde Handel betrieben. Der Tauschhandel vollzog sich üblicherweise, indem Waren gegen Waren getauscht wurden. Die Erfindung des Geldes, als universal einsetzbares Tauschmittel, geschah erst in der Bronzezeit.
Wirtschaftssystem der Altsteinzeit
Die Naturvölker der Altsteinzeit lebten als Nomaden. Sie waren Selbstversorger, lebten von der Jagd und dem Sammeln von Pflanzenteilen. Die Menschheit entnahm nur so viel von der Natur, wie sie brauchte. Denn Gedanken zur Vorratshaltung wurden erst mit der Neolithischen Revolution (Übergang zu Ackerbau und Viehzucht) entwickelt.
Hatte man Hunger, ging man jagen. Die Natur sorgte dafür, dass immer ausreichend Nahrung vorhanden war. Solche Ideen, dass dies nicht ausreichen könnte – entstanden erst als die Menschheit zum Besitz überging (Neolithische Revolution). Erst dann prägte sich das Bild ein, dass man Vorsorge treffen müsse, Vorräte sparen und für schlechte Zeit anwerben muss.
Die Menschen in der Altsteinzeit kannten solche Sorgen nicht, da die Tiere und Pflanzen sich auch ohne ihr Zutun vermehrten.
Eine Wirtschaftsordnung mit Prinzipien und Rahmenbedingungen ergab sich aus der Religion. In den Naturreligionen kannte man Geister und Schutzpatrone.
Diese Religionen basierten auf real gemachte Erfahrungen und deren Erzählungen. Sah bspw. ein Sammler einen Wolf und folgte diesem zu einem Platz, an dem er dann Nüsse fand – wurde diese Erzählung innerhalb des Stammes weitererzählt. Demnach könnten Wölfe als Schutzgeister dieses Volkes entstanden sein. Aus dem Schutzgeist-Anspruch erwuchsen dann Regeln, wie man mit Wölfen umgehen sollte.
In der Altsteinzeit hatte jedes Volk in jedem Tal seine eigene Religion. Und aus diesen Religionen wurden moralische Instanzen abgeleitet, welche den Umgang miteinander aber auch den Umgang mit der Umwelt formten. Da die Subsistenzwirtschaft unmittelbar mit der Natur verknüpft ist, ergaben sich so ungeschriebene Regeln für das wirtschaftliche Handeln (Naturwirtschaft).
Wirtschaftssystem der Jungsteinzeit
Die Neolithische Revolution begann vor etwa 11.500 Jahren, zuerst auf dem Gebiet des fruchtbaren Halbmondes. Dieses Gebiet umfassten den Nahen Osten, die Levante, Anatolien und das spätere Mesopotamien.
Wohlmöglich begann die Landwirtschaft damit, dass man Wildtiere einfach nicht sofort tötete, sondern in einer Herde hielt – um diese später zu schlachten. Damit war die Idee der Vorratshaltung geboren worden. Und die Tierhaltung begann eben dort, wo zahme Tiere lebten. Denn in Nordeuropa wäre niemand auf die Idee gekommen, ein Wollhaarmammut als Herdentier zu halten.
Die Idee, dass man Nutzpflanzen gezielt anbauen könnte, kam wohlmöglich eher zufällig. So geht man davon aus, dass die steinzeitlichen Sammler beim Transport ihrer Pflanzennahrung wohlmöglich Pflanzensamen verloren haben. Als daraus neue Pflanzen wuchsen, ging man der Sache nach und kam zur Erkenntnis, dass man selbst Pflanzen züchten konnte. Demnach ist die Biologie bzw. Ökologie die älteste Wissenschaft der Welt.
Schnell erkannten die Jäger und Sammler, den Vorteil von Ackerbau und Viehzucht. Denn sowohl der Anbau von Getreide als auch das Halten von Tierherden, ermöglicht – dass man Nahrung nicht sofort, sondern erst später vertilgen muss. Außerdem war eine Überproduktion an Nahrungsmitteln möglich.
Die Neolithische Revolution veränderte die Weltsicht des Menschen entscheidend. Fortan glaubte der Mensch, dass er Tiere und Pflanzen besitzen kann. Außerdem erkannte er zeitliche Abfolgen (Jahreszeiten) und richtete sein wirtschaftliches Handeln danach aus.
Durch die Überproduktion an Nahrungsmitteln stieg die Bevölkerung rasant an. Immer mehr Ackerflächen wurden beansprucht, weshalb einige Bauern den fruchtbaren Halbmond verließen und in Südosteuropa, Zentralasien usw. einwanderten. Nach und nach (über Jahrtausende) wurde die gesamte Menschheit erfasst, weshalb das Wirtschaftssystem der Selbstversorgung – wie es Jäger und Sammler taten – allmählich abgeschafft wurde.
Preis der neuen Wirtschaftsweise
Die Neolithische Revolution musste den Menschen sesshaft werden lassen. Denn das Gedeihen von Ackerflächen und Viehherden war an Vegetationszonen und Klimabedingungen gekoppelt.
Die Ackerbauern drangen also in neue Gebiete vor und vertrieben dort die letzten Naturvölker. Denn die neuen Siedler hatten selbst schon keine andere Wahl mehr, da die Landwirtschaft in ihren Familien bereits seit Jahrhunderten betrieben wurde. Ein Leben in der Natur war für diese Menschen nicht mehr vorstellbar. Und so töteten oder vertrieben sie, die letzten Jäger und Sammler, um deren Land zu besitzen. So erfasste die Neolithische Wende etwa 5.000 Jahre später auch Nord- und Mitteleuropa.
Aber den höchsten Preis für diese Lebensweise bezahlten die Bauern selbst. Denn sie wurden abhängig von der Natur, vom Wetter oder anderen Umständen. Kam es bei den Naturvölkern zu einer Dürreperiode, zogen diese einfach weiter. Die Bauern blieben aber dort wo sie waren und hofften auf Besserung. Niemand wollte seinen Besitz aufgeben. Stattdessen wurden erstmals übermächtige Wesen, wie die Götter erfunden, um überirdische Hilfe zu erbitten.
Neben der Denk- und Lebensweise veränderte sich auch die Arbeitsweise in dieser neuen Wirtschaftsform. Mussten Jäger und Sammler nur ein paar Stunden pro Woche arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten – kämpften die Bauern nun jeden Tag um ihren Ertrag.
Diese Arbeitsweise blieb bis heute erhalten. Denn kein anderes Tier muss so viel arbeiten, wie der Mensch – nur um seine Lebensgrundlage erhalten zu können. Aber erst mit der Neolithischen Wende kamen überhaupt erst solche Gedanken auf, welche so ein Arbeitsleben in der eigenen Knechtschaft rechtfertigen sollten.
Wirtschaftssystem der Bronzezeit
Der Bevölkerungsanstieg, welcher in der Jungsteinzeit begann, hält bis heute an. In der Bronzezeit entstanden die ersten Staaten mit komplexeren Gesellschaftsstrukturen.
Lebten die Menschen der Urgesellschaft noch in Stämmen zusammen, wurde dieses System allmählich aufgesprengt. Einzelne Gebiete, meist an Flüssen gelegen, wurden zu Ballungszentren. Es entstanden die ersten Reiche und Hochkulturen.
In der steinzeitlichen Urgesellschaft entschied ein Häuptling über das Wohlergehen aller Stammesmitglieder. Aber so eine Häuptlingsstruktur hat Grenzen. Denn Menschen können nur bis zu einer Bevölkerungszahl von etwa 150 Mitgliedern zusammenleben. Alles jenseits der 150-er Marke wird schwierig. Denn die soziale Bindung zwischen den Mitgliedern wird immer schwächer. Das bedeutet, dass der Einzelne zunehmend anonymer wird. Und mit dem Zuwachs an Anonymität steigt die Kriminalität, es sinkt die Identifikation zum Stamm usw.
Irgendwann sind sämtliche zwischenmenschliche Beziehungen derart aufgeweicht, dass sich einzelne Mitglieder abkoppeln und einen neuen Stamm gründen werden. Oder es entstehen Parallelgesellschaften.
Wie bereits beschrieben, entstanden in der Bronzezeit die ersten Ballungszentren am Ufer von Flüssen. Dort lebten nicht nur 150 Menschen, sondern mitunter mehrere Hundert oder sogar tausende Menschen zusammen. Es musste demnach ein Weg gefunden werden, das Zusammenleben jenseits der 150-er Marke zu gestalten. Und dies gelang mit Gesetzen, einheitlicher Religion und einem einheitlichen Wirtschaftssystem, welches auf Grundlage von Religion und Gesetz basierte. Demnach wurde die Staatsquote erhöht.
Naturgeld in Sumer
(siehe auch Hauptartikel: Fragen und Antworten zur Geschichte des Geldes)
Die Sumerer in Mesopotamien erfanden das erste Warengeld. Es handelte sich dabei um Gerstensamen, welche universal getauscht werden konnten. Jenes Gerstengeld entstand vor etwa 5000 Jahren.
Daneben erfanden die Sumerer auch Maßeinheiten, um den Umgang mit Gerstengeld zu vereinfachen. Die Gerste war ein Naturprodukt und hatte einen materiellen Wert. Arbeiter wurden in Gerstengeld bezahlt, konnten die Gerste selbst essen oder für den Umtausch in andere Waren nutzen.
Erste Wirtschaftsordnung in Babylonien
Die Babylonier, ein weiteres Volk in Mesopotamien, übernahmen das System des Naturgeldes von Sumer. Aber sie stellten erstmalig eine Wirtschaftsordnung mit Prinzipien und Gesetzen auf. Es wurden Gesetzestexte erlassen, welche den Umgang mit Schulden, mit Privateigentum regeln sollten und es wurden handelsübliche Geschäftspraktiken beschlossen.
Solch ein Wirtschaftssystem war für die Babylonier lohnend, denn Babylonien war ein Gebiet aus mehreren Stadtstaaten. Und der Herrscher von Babylon musste über hunderttausende Untertanen herrschen.
Bedeutendster Herrscher von Babylon war Hammurabi (1810 v.Chr. – 1750 v.Chr.). Im sogenannten Kodex von Hammurabi stellte er verschiedene Rechtsvorschriften auf, welche zu Grundsätzen eines friedlichen Zusammenlebens werden sollten. Diktiert wurden ihm diese Rechtsgrundsätze angeblich von Göttern. (Anspruch zur Legitimation)
Sklaverei als Wirtschaftssystem
Bedeutend ist, dass Kodex Hammurabi ein Prinzip der Ungleichheit herausstellt. Demnach gibt es drei soziale oder politische Klassen in Babylonien: die Sklaven, der Gemeine und der Freigeborene. Laut dem Kodex ist das Leben eines Gemeinen ganze 30 Schekel Silber wert. Das Leben eines Sklaven hat lediglich einen Wert von 20 Schekel. Das Leben eines Freigeborenen wird mit dem Leben bezahlt.
Die Rechtsvorschriften waren zwingend notwendig. Denn den Ballungszentren konzentrierten sich die Freigeborenen, während das Umland für die Versorgung aufkam. Dort wurden Bauern oder Landwirte unterworfen und zu Sklaven gemacht. Diese mussten die Ballungszentren mit Agrarprodukten versorgen.
Laut dem Kodex sind Kinder lediglich das Eigentum der Eltern. Demnach etwas Ähnliches wie Sklaven. Würde ein Freigeborener den Sohn eines anderen Freigeborenen töten, hat er dessen Eigentum getötet. Demnach darf der geschädigte Freigeborene auch dessen Sohn töten. Der eigentliche Mörder kommt unbestraft davon und sein Sohn muss stattdessen mit dem Leben bezahlen.
Der Kodex von Hammurabi enthält mehrere hundert Rechtsvorschriften, welche alle mit einem Wenn (Ursache) beginnen und mit einer Folge bzw. Konsequenzen (Dann) enden. Viele der Rechtsvorschriften sind an Schekel (Geldwährung) geknüpft. Erstmalig in der Geschichte sind Rechtsfolgen und Besitznahme miteinander verknüpft.
Die Sklavenhaltergesellschaft war keine Exklusivität der Babylonier, sondern gängiges Modell. Dieses Gesellschaftssystem entstand in Bronzezeit, um die rapide anwachsende Bevölkerung durch zwanghafte Arbeitsteilung ernähren zu können. Und dieses System überdauerte die ganze Antike.
Wirtschaftssystem der Antike
Die antike Wirtschaft basierte hauptsächlich auf der Subsistenzwirtschaft. Die Bauern versorgten sich selbst, ihre Familien und benachbarte Stadtstaaten. Im antiken Griechenland blieb die Sklaverei gängige Methode. Viele Griechen hatten Hausklaven, welche sie bei der Landarbeit oder dem Haushalt unterstützten. Weite Verbreitung fand die Sklaverei zudem im Alten Ägypten, in Mesopotamien und in Palästina.
In der Antike existierte bereits ein Fernhandel. Begehrte Handelsprodukte waren Sklaven. Daneben existierten bereits historische Handelswege, wie der Bernsteinweg. Auf dieser Handelsstraße wurde Bernstein der Ost- und Nordsee nach Südeuropa transportiert. Zwischen Römern und Germanen bestanden Handelsbeziehungen, genauso wie zwischen Griechen und den Völkern des Nahen Ostens. Der echte Fernhandel bestand mit dem Orient über die Seidenstraße.
Wirtschaftsordnung im antiken Griechenland
Viele griechische Sklaven waren ursprünglich Kriegsgefangene. Deren Nachkommen und Familien blieben dadurch frei. Aber die Griechen erfanden etwas Neues, um einen Einzelnen in die Sklaverei zu zwingen. Dies nennt sich Schuldknechtschaft. Wenn jemand seine Schulden gegenüber einem Gläubiger nicht zahlen konnte, musste er sich in die Knechtschaft seines Gläubigers begeben. Lediglich der Gläubiger konnte dann entscheiden, wann die Schuld getilgt war oder auch nicht.
Zwar gab es die Schuldknechtschaft auch schon zu Hammurabis Zeiten, aber diese war an eine verbindliche Zeit gekoppelt. Die Griechen machten unterdessen die Schuldner zu Sklaven auf Lebenszeit.
Die Sklaverei wurde, je nach griechischen Stadtstaat, unterschiedlich ausgelegt. So durften Sklaven in Athen durchaus an Kultveranstaltung teilnehmen, eine eigene Religion ausüben oder sogar einem Geschäft nachgehen, von welchem sie ihrem Sklavenhalter einen Teil des Erlöses abgaben. Einen Sklaven einfach zu töten, war in Athen verboten.
In Sparta wurden hingegen Staatssklaven gehalten. Diese Sklaven gehörten dem Stadtstaat und wurden als Heloten bezeichnet. Jene Heloten lebten meist im Umland von Sparta und mussten Naturalien an den Stadtstaat abführen.
In Sparta lebte eine Elite, welche als Spartaner bezeichnet wird. Ein Spartaner zu werden, war höchst exklusiv und an eine Reihe von Bedingungen geknüpft. Demnach versorgte ein Großteil der Bevölkerung (Heloten) eine zahlenmäßig kleine Elite (Spartaner).
Das Helotie Spartas war ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, ohne dass Spartas Aufstieg nicht möglich gewesen wäre. In diesem Sklavenhaltersystem brauchte es stets neue Sklaven, weshalb Sparta regelmäßig Krieg mit dem Umland führte.
Wirtschaftssystem im römischen Reich
Im römischen Reich wurde die Schuldsklaverei der Griechen übernommen. Weiterhin wurden ebenfalls Kriegsgefangene zu Sklaven gemacht. Als im 2. Jahrhundert v. Chr. die Eroberungsfeldzüge der Römer zunahmen, kamen so viele Sklaven nach Rom, dass die Schuldsklaverei abgeschafft wurde.
Die Römer setzten die Sklaven im Bergbau und zur Feldarbeit ein. Anders als in Athen durfte ein römischer Sklavenhalter seine Leibeigenen töten. Durch Willkür und Grausamkeit kam es zu diversen Sklavenaufständen. Der bekannteste ist der Spartakus-Aufstand im Jahr 73 v. Chr.
Wirtschaftssysteme im Mittelalter
In der Spätantike veränderten Hunneneinfälle (375 n.Chr.) die Gemengelage. Diese vertrieben germanische Goten aus ihrem Stammesgebiet in Osteuropa und lösten die Völkerwanderung aus.
Durch die Einwanderung der Germanen geriet die Verwaltung des römischen Reiches zunehmend unter Druck und überall entflammten kleinere Konflikte, welche zu einem dauerhaften Störfeuer wurden. Letztlich ging 476 n.Chr. das Weströmische Reich unter, wodurch die Antike endete.
In Europa brachen die Fernhandelsbeziehungen zusammen. Gleichzeitig differenzierte sich die europäische Gemeinschaft durch Zuwanderung so weit, dass zahlreiche Städte zusammenbrachen.
Im Frühmittelalter wurde Europa durch das Christentum wieder vereint. Im Zuge dieser Wiedervereinigung stabilisierten sich im Hochmittelalter die Fernhandelswege wieder. Es entstanden Handelsstädte, wie Genua oder Venedig, welche den Fernhandel über das Mittelmeer organisierten.
Da es im Frühmittelalter immer wieder zu Raubüberfällen und Piraterie auf der Ost- und Nordsee kam, gingen Kaufleute in Norddeutschland ein Bündnis ein. Dieses wird als Hanse bezeichnet. Aber die Hanse sollte nicht nur eine sichere Überfahrt über die Meere gewährleisten, sondern diente den Akteuren auch, um Handelspreise gegenüber dem Ausland durchzudrücken. Aus der reinen Kaufmannshanse (im 12. Jhd.) entstand im 14. Jahrhundert eine Städtehanse, in welcher sich Hansestädte zusammenschlossen.
Fronsystem
Frondienst bestand eigentlich schon im römischen Reich. Personen, welche einer gewissen Klasse angehörten, waren verpflichtet – bestimmte Dienste zu leisten. Bezahlt wurden sie dafür nicht. Ließ man bspw. Sklaven frei, wurden diese zu einer bestimmten Anzahl von Arbeitsstunden verpflichtet. Diese Arbeitsstunden wurden dann abgeliefert und der Halbfreie wurde zum Vollfreien.
Ebenfalls üblich war, dass im römischen Reich bestimmte Bevölkerungsgruppen zum Bau von Straßen oder Brücken verpflichtet wurden. Auch dafür bekamen sie keine Entschädigung, sondern betrachteten dies als Steuerleistung gegenüber dem Staat.
Da sich das Frankenreich als Nachfolgereich des antiken Roms sah, wurde auch der Frondienst übernommen. So wurden Grafen dazu ermächtigt, die Einwohner ihres Distriktes zur Fronarbeit zwingen zu können. Waren Gesandte und Diplomaten des Königs im Reich unterwegs, konnten sie von der Bevölkerung einen Dienst, eine Bewirtung oder ein Transportmittel verlangen.
Das Fronsystem und die antike Sklavenhaltergesellschaft wurden im Mittelalter zu einem Feudalsystem umgebaut.
Feudalismus
Der Feudalismus ist eine Weiterentwicklung der Sklaverei. Ein König oder Landesheer vergibt Land an einen Ritter. Im Gegenzug schwört der Ritter seine Treue gegenüber dem Landesherrn. Der Landesheer wird dadurch zum Lehnsheer, das vergebene Land wird Lehen genannt und der Ritter wird zum Vasallen bzw. Lehnsmann.
Seine Vasallenschuld musste der Lehnsmann auf verschiedene Arten begleichen. So musste der Ritter bspw. Naturalien (Lebensmittel, Nahrung) an seinen Lehnsgeber entrichten. Auch Militärdienst war vorgesehen.
Aber der Vasall bekam nicht nur das Land, sondern auch die Bevölkerung (Bauern). Diese mussten Frondienste leisten, waren an das Land gebunden und konnten nicht weg. Demnach hätte ein Bauer aus Bayern niemals umziehen können. Auch mal eben jemanden besuchen, war nicht möglich. Die Bauernfamilie war an das Lehen geknüpft, konnte niemals verschwinden und musste dort ihre Arbeit leisten.
Die einzige Aufgabe der Bauern bestand darin, die nötigen Naturalien zu produzieren – welche der Lehnsmann benötigte, um den Lehnsherrn zu bezahlen. Demnach waren sie abhängig von ihrem Herrn, weiterhin unfrei und befanden sich im Zustand der Hörigkeit.
Die Bauern wurden als Teil des Lehens betrachtet, gehörten somit zum Lehnsgut und waren somit ein Wirtschaftsgut des Landes. Auf jedem Lehnsgut herrschte eine individuelle Rechtsprechung, welche vom Lehnsmann ausging. War der Ritter unzufrieden mit seinen Bauern, konnte er diese willkürlich bestrafen.
Der Feudalismus entstand im 8. Jahrhundert im Reich der Merowinger (Frankenreich), als man beschloss – eine Berufsarmee aufzubauen. Die Ausrüstung der gepanzerten Reiter war aber so teuer, dass es sich nur wenige leisten konnten. Deshalb beschloss man, die Reiter wirtschaftlich in die Lage zu versetzen, dass sie selbst für ihre Ausrüstung aufkommen können. Und deshalb entstand das Lehnswesen (lateinisch: feodum, Feudalismus).
Wirtschaftssysteme der Neuzeit
Die Neuzeit begann 1492 mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Auf das Zeitalter der Entdeckungen folgt die Zeit des Kolonialismus. In der Kolonialzeit expandieren die Europäer in die Neue Welt und nach Indien. Die neuen Handelsbeziehungen bewirken, dass die erste Weltwirtschaft entsteht.
Merkantilismus
Der Merkantilismus ist das vorherrschende Wirtschaftssystem der Frühen Neuzeit bis ins 18. Jahrhundert. Dieses Wirtschaftssystem folgt einer grundlegende Idee, wonach die Lage einer Volkswirtschaft abhängig von der Menge des zirkulierenden Metallgeldes ist. Demnach besteht die Motivation darin, mehr Geld in die Volkswirtschaft zu spülen, als aus ihr abfließen zu lassen.
Die Merkantilisten stellten sich die Frage, wie mehr Geld ins eigene Wirtschaftssystem hineinfließt. Und dann kamen sie zum Schluss. Wir brauchen Handelsüberschüsse. Demnach sollten mehr Waren exportiert als importiert werden. Dadurch fließt Geld aus dem Ausland ins eigene Land und gleichzeitig soll der Geldabfluss ins Ausland gestoppt werden. Demnach wurde die Ausfuhr besonders teurer Waren gefördert und gleichzeitig wurde die Einfuhr hochpreisiger Artikel verhindert.
Erreicht wurde dies durch Einfuhrzölle, Handelsprivilegien für Einzelne, Handelsbeschränkungen für Andere und dem Ausbau von Monopolen.
Der Merkantilismus setzte auf eine starke Einmischung des Staates. Gleichzeitig strebten die Nationen nach neuen Kolonien, welche sie erschließen wollten. Denn Kolonien bedeuteten, dass man Rohstoffe für das Mutterland abbauen konnte. Außerdem wurden neue Märkte für die einheimischen Produkte erschlossen (Export-Überschuss) und man konnte Handelsrouten kontrollieren.
Letztlich führten die Ideen des Merkantilismus zu immer mehr Konflikten mit den europäischen Nachbarn. Man stritt sich um Kolonien und wollte den Wettlauf nicht verlieren. Deshalb brauchte man Schiffe und Armeen, welche teuer waren. Demnach musste man die eigene Wirtschaft noch mehr schützen, noch mehr Geld einnehmen und schließlich noch nationalistischer werden.
Der Merkantilismus setzte eine Spirale in Gang, wodurch der Kolonialismus begünstigt wurde. Gleichzeitig begünstigte der Kolonialismus den Merkantilismus.
Frühkapitalismus
Im feudalen Mittelalter waren Grund und Boden die Faktoren, welche eine gelungene Volkswirtschaft ausmachten. Doch in der Neuzeit wurde der Besitz von Geld und Produktionsmittel immer wichtiger. Diese Abkehr war bereits im Merkantilismus spürbar, wurde aber im Frühkapitalismus noch deutlicher.
Vorreiter des Frühkapitalismus waren die Briten. Im Jahr 1769 entwickelte James Watt die Dampfmaschine weiter. Der Einsatz dieser neuen Technologie konnte im Kohlebergbau verwendet werden. Der Kohlebergbau gilt als Schlüsselindustrie für die Stahlherstellung.
Parallel dazu entwickelten die Engländer 1765 die erste Spinnmaschine und den ersten mechanischen Webstuhl (Edmond Cartwright, 1785). Diese und weitere Erfindungen stellten die Grundlage für die industrielle Revolution.
Zwar folgten auch die Briten einer merkantilistischen Denkart, gaben diese aber zu Gunsten einer Freihandelspolitik auf. Denn fortan konnten sie vielmehr in viel kürzerer Zeit produzieren. Und schließlich sollten alle Nationen ihre Waren kaufen. In den englischen Kolonien blieb der Handel hingegen merkantilistisch.
Die Abkehr von Grund und Boden mussten immer mehr Staaten hinnehmen. Denn die industrielle Revolution erforderte Produktionsmittel und die Kolonien erforderten Geldreserven. Demnach waren Staaten mehr auf eine Finanzierung seitens des Bankenwesen bedacht, als ihre feudale Lehnsstrukturen zu erhalten.
Die Erfindung des Buchdrucks, der Humanismus und die Aufklärung bewirkten zudem, dass eine neue soziale Klasse entstand: das Bürgertum. Und dieses Bürgertum war gebildet, mittlerweile aufgeklärt, humanistisch emanzipiert und vernunftbegabt. Sie drängten die Vorherrschaft des Adels und der Kleriker zurück. Allmählich brachen die feudalen Strukturen des Mittelalters auf.
Unterstützt wurde das Bürgertum durch Gilden, Patrizier und Zünfte – welche ebenfalls um die Macht in den Ratsorganen konkurrierten. Demnach förderte der Geldverkehr die Herausbildung eines Bürgertums als soziale Schicht.
Kapitalismus
Der Kapitalismus entstand im 18. Jahrhundert im Zuge der industriellen Revolution. Im Kapitalismus setzt man auf Privateigentum von Produktionsmitteln. Dadurch wird der Wettbewerb gefördert, was zu Innovation führt. Sowohl die Produktion als auch der Konsum werden über den Markt gesteuert (Marktwirtschaft).
Anders als der Merkantilismus setzt der Kapitalismus auf Freihandel. Alle sollen mit allen handeln, weshalb Zölle und andere Handelsbeschränkungen als Nachteil gesehen werden.
Der Kapitalismus ist eng mit dem Liberalismus (deutsch: freiheitlich) verbunden. Jeder Einzelne soll seine Freiheit (auch wirtschaftlich) ausleben dürfen. Befürwortet werden Eigeninitiative, ein freier Wettbewerb und eine freie Marktwirtschaft. Motivation eines jeden Akteurs ist der Gewinn bzw. die Steigerung des eigenen Nutzens.
Der Kapitalismus ist das Wirtschaftssystem, welches heute noch vorherrschend ist. Sämtliche Demokratien werden vom Kapitalismus getragen, da er die bestmögliche Versorgung aller Bürger garantiert.
Im 20. Jahrhundert wurden Handelsschranken abgebaut, weshalb der Kapitalismus in eine Globalisierung übergeht. Alle Akteure sind weltweit vernetzt. Produzenten stellen ihre Produkte im Ausland her und verkaufen diese im Inland. Dadurch können Lohnkosten gesenkt, wodurch Produkte immer billiger angeboten werden. Der heutige Überfluss ist nur durch Kapitalismus und Globalisierung möglich.
Kritiker des Kapitalismus erwähnen, dass die Kluft zwischen arm und reich größer wird. Befürworter des Kapitalismus halten dagegen, indem sie behaupten – dass nur der Abbau von Handelsschranken die weltweite Armut bekämpfen kann. In den letzten Jahren stellt sich eine gewisse Skepsis gegenüber der Globalisierung ein. Es wird darüber diskutiert, ob Kapitalismus und Demokratie langfristig vereinbar sind.
Planwirtschaft
Ein Gegenmodell zum Kapitalismus lieferte die Planwirtschaft. Bedeutet Kapitalismus: so wenig Staat wie möglich, setzt die Planwirtschaft auf so viel Staat wie möglich. Demnach ist die Staatsquote in diesem Wirtschaftssystem besonders hoch. Anders als im Kapitalismus soll das Privateigentum an Produktionsmitteln keinem Unternehmer gehören, sondern der Gesellschaft. Deshalb wird es verstaatlicht.
Da der Staat hier als zentrale Instanz dient, wird dieses Wirtschaftssystem auch als Zentralverwaltungswirtschaft bezeichnet. Der Staat lenkt die Produktion, gibt Zielvorgaben vor, plant voraus und gibt dementsprechende Impulse an die Bevölkerung (Marktteilnehmer).
Ihre Hochphase erreichte die Planwirtschaft in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Eng verknüpft ist das Wirtschaftssystem mit dem Sozialismus. So gab es Planwirtschaften in der DDR, in der Sowjetunion, in Kuba und dem gesamten Ostblock. Die staatliche Lösung ist allerdings nur ein Zwischenziel gewesen, welches man nie überschritten hatte. Denn der Sozialismus soll Wegbereiter für den Kommunismus sein. Und der Kommunismus soll gänzlich ohne Staat auskommen.
Kriegswirtschaft
Die Kriegswirtschaft ist eine Wirtschaftsordnung, welche darauf abzielt – einen Staat möglichst schnell kriegstüchtig zu bekommen. Solche Wirtschaftssysteme traten immer wieder in der Menschheitsgeschichte auf, aber nie von Dauer. So sollte in Sowjetrussland nach der Oktoberrevolution (1918) eine Planwirtschaft etabliert werden. Aber aufgrund des anhaltenden Bürgerkrieges wurde auf Kriegswirtschaft umgestellt. Der sogenannte Kriegskommunismus wurde nach Beendigung des Bürgerkrieges wieder aufgegeben.