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Homo sapiens


Homo sapiens ist lateinisch und bedeutet vernünftiger Mensch. Da heute keine weiteren Menschenarten mehr existieren, kann der wissenschaftliche Name auch einfach mit Mensch übersetzt werden. Man kann auch ohne Gattungsnamen (Homo) auskommen und lediglich den Artnamen (Sapiens) verwenden.

Steckbrief

Albert Einstein, einer der berühmtesten Menschen (H. sapiens) der Weltgeschichte, Bildnachweis: Grey82 / Shutterstock.com

Albert Einstein, einer der berühmtesten Menschen (H. sapiens) der Weltgeschichte, Bildnachweis: Grey82 / Shutterstock.com


Homo sapiens
Erstes Auftreten:vor etwa 300.000 Jahren als archaischer Homo sapiens
Aussterben:lebt heute noch
Erdepoche:Pleistozän (Entstehung), Holozän (heute)
Geschichtsepoche:Entstehung in der Altsteinzeit (1. Epoche der Steinzeit und der Menschheitsgeschichte)
Lebensraum:zunächst Afrika, dann alle anderen Kontinente
Vorfahren:archaischer Homo sapiens
Nachfahren:keine
Systematik
Ordnung:Primaten (Primates)
Überfamilie:Menschenartige (Hominoidea)
Familie:Menschenaffen (Hominidae)
Unterfamilie:Homininae
Tribus:Hominini
Gattung:Homo
Art:Homo sapiens
Körperliche Merkmale:
Körpergröße:bis 1,77 m (archaische Sapiens), heute bis 1,8 Meter (durchschnittlich)
Gehirnvolumen:1100 cm³ (archaische Sapiens) bis 1500 cm³ (heute)
Körperbau:schlanker als die robusteren Neandertaler, größer als die kleinwüchsigen Flores-Menschen
Lebensweise:
Nahrung:Allesfresser
Lebensweise:Jäger und Sammler, in Gruppen lebend
Steinwerkzeuge:ja
Waffen:ja
Feuerbeherrschung:ja
Sprachentwicklung:ja
Besondere Merkmale
zweite Menschenart, welche Afrika verließ
Homo sapiens gilt als letzte überlebende Menschenart
Homo sapiens vollzog eine zweite kognitive Revolution (nach den Frühmenschen)
Durch die kognitive Evolution wurde die kulturelle Revolution so vorangetrieben, dass die biologischen Rahmenbedingungen in der Entwicklung des Menschen zweitrangig wurde.
Erste Menschenart, welche sich auf jeden Kontinent niederleiß

globale Ausbreitung von Homo sapiens mit Jahreszahlen

globale Ausbreitung von Homo sapiens mit Jahreszahlen vor heute

Was bedeutet Homo sapiens

Homo ist der Gattungsname von allen Menschenarten. Heute kaum noch vorstellbar, aber als Homo sapiens vor 300.000 Jahren entstand, war er nicht allein. Genauso wie es heute verschiedene Tiger-Arten gibt, gab es damals verschiedene Menschenarten. Und Homo sapiens lebte inmitten unter ihnen.

Übersetzt bedeutet Homo entweder Mann oder Mensch. Somit fangen auch die ausgestorbenen Menschenarten immer mit einem Homo (z.B. Homo heidelbergensis) an. Dadurch kann man erkennen, dass diese zur gleichen Gattung gehören wie die Sapiens. Und alle Lebewesen, welche mit Homo beginnen, sind Menschen – da Homo übersetzt Mensch bedeutet.

Sapiens ist wiederum der artspezifische Name der Spezies und bedeutet vernünftig. Demnach ist Homo sapiens der vernünftige Mensch.

Die Namensgebung erfolgte 1758 durch Carl von Linne. Dieser entwickelte ein Ordnungssystem, wonach man verwandte Arten in Gattungen zusammensteckt. Verwandte Gattungen werden zu Familien und verwandte Familien zu Ordnungen zusammengefasst. Dieses Ordnungssystem hat heute noch in der Biologie bestand und heißt Systematik.

Somit kann man allein durch den Gattungsnamen (Homo) erkennen, welche die nächsten Verwandten des heutigen Sapiens sind. Dies sind alle Vertreter aus der Gattung Homo (z.B. Homo erectus).

Und die Gattung Homo wird zur Familie der Menschenaffen zusammengefasst. Heutige Menschenaffen sind Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans. Unsere nächstlebenden Verwandten sind demnach diese Tiere. Aber richtig eng verwandt waren wir früher mit den ausgestorbenen Menschenarten.

Warum sagt man auch Homo sapiens sapiens

Bis in die 1990-er Jahre wurde der Mensch durch ein zusätzliches sapiens erhöht. Demnach war Homo sapiens sapiens ein vernunftbegabter Mensch. Sowohl die Vernunftbegabung als auch das Vernünftig-Sein sind zwei Ideale aus der Zeit des Humanismus und der Aufklärung, wodurch der Mensch als einzigartiges Wesen dargestellt wurde. (siehe auch Hauptartikel: Fragen und Antworten zum Homo sapiens sapiens)

Was ist Homo sapiens biologisch gesehen

Biologisch gesehen, ist Sapiens eine gesonderte Spezies (biologische Art) aus der Gattung Homo. Zu dieser Gattung gehören auch alle ausgestorbenen Menschenarten, welche in der Altsteinzeit noch lebten. Demnach werden unter dem Begriff der Menschheit – alle Menschen von heute und alle ausgestorbenen Menschenarten vereint.

Warum sagt man zum Homo sapiens auch Jetztmensch

Um Sapiens von früheren Menschenarten abzugrenzen, ist in der Geschichtswissenschaft die Bezeichnung vom Jetztmenschen geläufig. Dieser Begriff ist gleichbedeutend zu Homo sapiens.

Aber, wenn man in Geschichtsbüchern von Menschen redet, meint man auch andere Menschenarten – wie Homo erectus, Homo habilis oder Homo ergaster. Demnach sorgt die Jetztmensch-Bezeichnung für eine klare Abgrenzung und verschafft mehr Klarheit für den Leser.

Gehört Homo sapiens zur menschlichen Rasse

In früherer Literatur wird mitunter von einer menschlichen Rasse geschrieben. Auch damit wurde ausschließlich Homo sapiens gemeint.

Rein biologisch ist der Mensch (Sapiens) eine eigenständige Spezies bzw. biologische Art. Alle früheren Menschenarten waren ebenfalls Spezies. In der Biologie existiert auch kein Rasse-Begriff. Denn die Art ist die kleinste und unteilbare Einheit innerhalb der Systematik, weshalb menschliche Rasse zutiefst unwissenschaftlich und unkorrekt ist.

Innerhalb der menschlichen Art eine unterschiedliche Rassenperspektive zu beleuchten, war lange Zeit in der Menschheitsgeschichte äußerst populär. Die Rassentheorie, der Rassismus und der Sozialdarwinismus stützen sich auf diese Annahme.

Da aber die Art (Spezies) die kleinste biologische Einheit einer Systematik ist, wurde diese Unterteilung in Wissenschaftskreisen aufgegeben und als unwissenschaftlich erklärt.

Wer war vor Homo sapiens

Vor Homo sapiens lebten die ausgestorbenen Menschenarten. Diese unterteilt man in zwei Gruppen:

Die Frühmenschen machten einen riesigen Sprung im Gehirnvolumen gegenüber den Urmenschen. Sie waren außerdem besser ans Langstreckenlaufen angepasst und stellten bessere Steinwerkzeuge her.

Doch schon mit den Urmenschen begann die kulturelle Revolution des Menschen, wodurch der Graben zum Tierreich aufgerissen wurde. Aber mit den Frühmenschen begann die kognitive Revolution des Menschen, wodurch der Graben zum Tierreich endgültig unüberwindbar wurde. Die Frühmenschen zähmten das Feuer und erfanden die Jagd.

Geht man noch weiter in die menschliche Vorgeschichte zurück, kommt man zu den Vormenschen. Diese entstanden weitaus früher als die Urmenschen und lebten schon vor 4,5 Mio. Jahren. Aber diese gehören nicht zur Gattung Homo, waren demnach keine Menschen. Dennoch ist die Verwandtschaft deutlich enger als zu heutigen Menschenaffen. Demnach müssen diese im Stammbaum der Menschheit erwähnt werden.

Als vor 2,5 Mio. Jahren die ersten Urmenschen in Afrika auftauchten, lebten die Vormenschen noch. Beide teilten sich einen Lebensraum. Man kann also nicht sagen, dass die Urmenschen aus den Vormenschen hervorgingen.

Und als vor etwa 2 Mio. die ersten Frühmenschen auftauchten, teilten sie sich den Lebensraum mit den Urmenschen und den Vormenschen. Demnach passt die Vorstellung eines Vorgängers nicht.

Vor 300.000 Jahren entstand der archaische Homo sapiens in Afrika. Dieser gilt als Vorgänger des „endgültigen“ Homo sapiens. Und dieser hatte Sex mit allen Menschenarten, welche in Afrika lebten. Daraus entstand dann die endgültige Art.

Wie entstand Homo sapiens

In der klassischen Erzählung kamen vor etwa 2 Mio. Jahren die Frühmenschen auf. Eine Schlüsselspezies war Homo erectus, welcher das Feuer zähmte, mehr tierische Kost verdrückte als seine Verwandten und Tiere aktiv jagte.

Einige Erectus wanderten vor etwa 1,8 Mio. Jahren aus Afrika ab (Out-of-Africa). In Asien und Europa entwickelten sich diese zum Heidelbergmenschen und Neandertaler weiter. Aus der verbliebenen Erectus-Gruppe in Afrika entstand vor 300.000 Jahren der Vorfahre des Homo sapiens (archaischer Homo sapiens).

So lautet die Erzählung in Geschichtsbüchern der 5. Klasse. Doch tatsächlich lebten vor 300.000 Jahren mindestens 6 verschiedene Menschenarten auf dem Planeten. Und archaische Sapiens und Erectus haben sich untereinander gekreuzt. Und es gab auch Kreuzungen zwischen Neandertalern und Sapiens.

Die Gene transferierten zwischen den Arten hin und her. Am Ende kam vor etwa 15.000 Jahren der endgültige Homo sapiens heraus, welcher Gene von Neandertalern, von Denisovas, von Erectus und anderen Menschenarten mit sich führt. Der Homo sapiens ist demnach das Produkt von Kreuzungen (Gentransfer) verschiedener Menschenarten.

Wer war der direkte Vorfahre von Homo sapiens

Frühe Entwicklungsstufen vom Frühmenschen zum Jetztmenschen werden als archaischer Homo sapiens bezeichnet. Unter diesem Begriff wird die Entstehung der Art (Sapiens) beschrieben, neue Erkenntnisse und Fossilien zugeordnet. Außerdem werden unter dem Begriff auch mögliche Vorgänger und Vorfahren diskutiert, wobei sich die Forschung nicht ganz einig ist.

Homo sapiens Abstammung vom Homo erectus

Homo sapiens Abstammung vom Homo erectus

In europäischen Wissenschaftskreisen wird Homo erectus als Vorfahre des archaischen Sapiens angenommen, während die US-Amerikaner den Heidelbergmenschen mit archaischen Homo sapiens gleichsetzen. In der US-amerikanischen Konvention gilt demnach Homo ergaster als Vorfahre des Sapiens. Und der Heidelbergmensch wird mit dem archaischen Homo sapiens gleichgesetzt.

Neuere Erkenntnisse legen allerdings nahe, dass das Denken in Vorfahren völlig überholt ist. Als Homo sapiens entstand, lebten viele Menschenarten gleichzeitig auf dem Planeten. Und diese gingen Fortpflanzungsbeziehungen untereinander ein. So hatte ein archaisches Sapiens-Weibchen durchaus Sex mit einem potenten Erectus-Männchen. Und so veränderten sich die Arten, indem Genmaterial als blinde Passagiere mitgeführt wurden. Demnach hat Homo sapiens keinen echten Vorgänger, aber dafür sehr viele Verwandte.

Woher kommt der Homo sapiens

Afrika war mehrfach die Wiege der Menschheit. Denn in Afrika entstanden alle Vormenschen-Arten, alle Urmenschen-Arten, die ersten Frühmenschen-Arten und letztlich auch Homo sapiens.

Fundgebiete archaischer Homo sapiens

Fundgebiete des archaischen Homo sapiens in Afrika

Wie groß wurden frühere Homo sapiens

Die archaischen Homo sapiens wurden etwa 1,77 m groß. Damit waren sie etwas größer als Neandertaler (1,65 m) und etwa gleich groß wie Homo erectus.

Als Homo sapiens vor 300.000 Jahren die Welt kam, existierten mindestens noch zwei kleine Menschenarten. Diese waren Homo luzonensis auf den Philippinen und Homo floresiensis auf der Insel Flores. Gegenüber diesen Menschenarten waren die Sapiens riesig.

Warum hat sich der Homo sapiens durchgesetzt

(siehe auch: Aussterben der Neandertaler)

Als die Mittelsteinzeit vor etwa 15.000 Jahren begann, war Homo sapiens die letzte bekannte Menschenart, welche noch lebte. Alle anderen Menschenarten sind in der Altsteinzeit ausgestorben. Der Grund ist nicht eindeutig geklärt. In der Forschung gibt es zwei Theorien dazu: die Vermischungshypothese und die Verdrängungshypothese.

Vermischung, Fortpflanzung und Gentransfer

Die Vermischungshypothese beschreibt, dass die ausgestorbenen Arten im Genom des Homo sapiens weiterleben. Denn schließlich gab es Gentransfers zwischen den Arten. Und Homo sapiens ist erst durch diesen Gentransfer zu dem geworden, was er ist.

Verdrängung und kulturelle Dominanz

Die Anhänger der Verdrängungshypothese beschreiben, dass Homo sapiens gegenüber den anderen Menschenarten irgendwie im Vorteil war und diese verdrängen konnte. Demnach mochten sich Sapiens und andere Menschenarten überhaupt nicht. Stattdessen mieden sie sich, bekämpften sich und standen in Konkurrenz.

Paradigmenwechsel

Die Verdrängungshypothese bestimmte die letzten Jahrzehnte die Diskussion, da diese perfekt ins christlich-humanistische Weltbild passt. Denn laut der Bibel hat Gott den Menschen am sechsten Schöpfungstag erschaffen und diesen gottähnlich gemacht.

Als man im 19. Jahrhundert allmählich herausfand, dass der Mensch nicht an einem Tag und nicht von Gott erschaffen wurde – war man zunächst empört. Kaum jemand wollte den Stammbaum der Menschen ins Tierreich verlängern. Neuere Erkenntnisse ließen aber irgendwann keinen zweite Meinung mehr zu.

Aber es blieb noch die Dominanz der menschlichen Art. Und diese Vorstellung hat sich bis in die letzten Jahrzehnte gehalten. Denn der Mensch sieht sich selbst als gottähnliches Geschöpf, welches über den Tieren und Pflanzen steht und stehen darf bzw. muss.

Diese Vorstellung liegt am christlichen Weltbild, da Gott angeblich den Menschen nach seinem Vorbild erschuf. Aber es liegt auch an den Humanisten der Renaissancezeit, welche den Menschen gegenüber Gott und Kirche emanzipierten. Seitdem ist menschliches Leben wertvolles als irgendetwas anderes, wodurch Menschenwohl immer über Planetenwohl oder Klimawohl steht.

Und genau die Denkweise, dass der Mensch irgendwie doch göttlich und besonders ist, hielt sich bis in die letzten Jahrzehnte. Demnach wurde die Verdrängungshypothese, wonach der Jetztmensch alle anderen Menschenarten kulturell dominieren konnten – weit verbreitet. Neuere Erkenntnisse in der Gentechnik lassen allerdings aufhorchen. Denn immer mehr setzt sich die Vermischungsthese durch.

Welche Unterarten gibt es vom Homo sapiens

Außerdem wurden in früheren Zeiten verschiedene Menschenarten oder Varianten als Unterarten des Sapiens dargestellt. Dazu gehören:

  • Homo sapiens neanderthalensis (veralteter Name), heute als Neandertaler bzw. Homo neanderthalensis bezeichnet
  • Homo sapiens daliensis (Dali-Mensch): Fossilien aus China, welche 280.000 Jahre alt sind, aber nicht als Unterart akzeptiert werden.
  • Homo sapiens idaltu: Fossilien aus Äthiopien, welche etwa 160.000 Jahre alt sind. Aber auch diese werden nicht als Unterart des Sapiens akzeptiert.
  • Homo sapiens balangodensis: Skelette aus Sri-Lanke, welche 12.000 Jahre alt. Auch diese werden nicht als Unterart akzeptiert.

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