Menschenarten
Eine Menschenart ist ein Lebewesen bzw. eine Art, welche der zoologischen Gattung Homo angehört. Demnach stellt der Mensch (Homo sapiens) eine eigene Menschenart dar, genauso wie dessen ausgestorbene Verwandten: z.B. Homo neanderthalensis, Homo erectus, Homo habilis. Da der Jetztmensch (Homo sapiens) die letzte überlebende Art der Gattung ist, macht eine weitere Unterteilung nach Menschenarten für die Gegenwart keinen Sinn.
Inhalt
- 1 Steckbrief
- 2 Was war die erste Menschenart
- 3 Welche Menschenart sind wir
- 4 Welche Menschenart war Ötzi
- 5 Welche Menschenarten gab es und wann sind diese ausgestorben
- 6 Zu welcher Gruppe gehören die Menschenarten
- 7 Welche Merkmale hatten die Menschenarten
- 8 Was ist der Unterschied zwischen Menschenarten und Menschenrassen
- 9 Literatur
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Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: | Homo |
Bedeutung: | Menschen bzw. Menschenarten |
Erstes Auftreten: | Pleistozän vor 2,5 Mio. Jahren |
Aussterben: | Jetztmensch (Homo sapiens) lebt heute noch |
Lebensraum: | Ursprünglich Afrika (Ostafrika, Südafrika) als Wiege der Menschheit, Vor etwa 1,8 Mio. Jahren wanderte Homo erectus als erste Menschenart überhaupt aus Afrika aus und besiedelte auch Europa und Asien. Der Jetztmensch ist die einzige Menschenart, welche auch Australien und Amerika erreichte. |
Einordnung: | Urmenschen, Frühmenschen und Jetztmensch |
Systematik: | |
Ordnung: | Primaten (Primates) |
Überfamilie: | Menschenartige (Hominoidea) |
Familie: | Menschenaffen (Hominidae) |
Unterfamilie: | Homininae |
Tribus: | Hominini |
Gattung: | Homo |
Arten: | Homo antecessor, Homo erectus, Homo ergaster, Homo floresiensis, Homo habilis, Homo heidelbergensis, Homo luzonensis, Homo naledi, Homo neanderthalensis, Homo rhodesiensis, Homo rudolfensis, Homo sapiens (Jetztmensch) |
Stammesgeschichte: | Vorfahren: Australopithecus und andere Vormenschen (nicht vollständig geklärt und weiter umstritten) |
Körpergröße: | ab 1 Meter (Homo habilis) bis 1,8 Meter (Homo sapiens) |
Gewicht: | etwa 35 kg (Homo habilis) bis etwa 80 Kilogramm (Homo sapiens) |
Gehirnvolumen: | ab 600 bzw. 650 cm³ (Homo habilis) bis 1478 cm³ (Jetztmensch) und 1426 cm³ (Neandertaler) |
Nahrung: | zunächst Pflanzenfresser, wohlmöglich Aasfresser, Spätestens seit Homo erectus sind Menschen auch Allesfresser |
Aufrechter Gang: | aufrechter Gang wird für frühe Arten angenommen, seit Homo erectus gilt der aufrechte Gang als belegt |
Steinwerkzeuge: | Werkzeugbau für alle Menschenarten |
Steinzeit-Waffen: | Werkzeuge als Waffen sind seit Homo heidelbergensis belegt. |
Feuerbeherrschung: | seit Homo erectus |
Steinzeit-Kunst: | Seit dem Neandertaler |
Sprachentwicklung: | seit Homo sapiens bestätigt, seit dem Neandertaler anatomisch möglich, Für Homo erectus wird aufgrund seiner komplexen Jagd- und Lebensweise ebenfalls Sprache als Kommunikationsweg assoziiert |
Weitere Merkmale: | -Rückbildung der Eckzähne (Affenbiss) -stärkere Ausbildung der Hinterbeine (aufrechte Gang) -Umbildung der Vordergliedmaßen zu Armen und Händen -Vergrößerung des Innenschädelvolumens (Gehirnvolumen) -Verbreiterung des Beckens und des Geburtskanals aufgrund des größeren Schädels bei Neugeborenen -Verkürzte Schwangerschaft (Menschenbabys werden aufgrund des großen Schädels als Frühgeburten geboren) |
Was war die erste Menschenart
Die ersten Menschenarten entstanden vor etwa 2,5 Mio. Jahren (Altsteinzeit) in Ostafrika. Als ursprünglichste Menschenarten werden Homo rudolfensis und Homo habilis angeführt. Für letztere ist die Erfindung des Werkzeugbaus archäologisch belegt. Bei Homo rudolfensis wird Werkzeugbau und Werkzugnutzung lediglich vermutet.
Welche Menschenart sind wir
Die Menschenart, zu welcher die heutige Menschheit gehört, nennt sich Homo sapiens. Übersetzt bedeutet Homo sapiens: vernünftiger Mensch.
In früherer Literatur wird Homo sapiens auch als Homo sapiens sapiens (vernunftbegabter Mensch) geführt. Dieser Artname gilt allerdings als veraltet, da von Homo sapiens keine weiteren Unterarten bekannt sind – was die die zusätzliche sapiens-Erweiterung legitimieren würde.
Der Homo sapiens wird als Gegenstück zu den ausgestorbenen Menschenarten auch als Jetztmensch bezeichnet.
Welche Menschenart war Ötzi
Ötzi war ein Steinzeitmensch der Kupferzeit bzw. der späten Jungsteinzeit. Zu dieser Zeit lebte lediglich noch Homo sapiens (Jetztmensch). Alle anderen Menschenarten sind bereits in der Altsteinzeit ausgestorben. Demnach gehörte Ötzi zur gleichen Menschenart wie wir.
Welche Menschenarten gab es und wann sind diese ausgestorben
In der Altsteinzeit lebten mitunter sechs verschiedenen Menschenarten gleichzeitig auf der Erde. Allerdings sind diese alle am Ende der Altsteinzeit ausgestorben. Die letzte Menschenart, welche zusammen mit dem Jetztmenschen lebte, war der Neandertaler, welcher allerdings ebenfalls vor 30.000 oder 40.000 Jahren ausstarb.
Einige Menschenarten, zu denen zwar Fossilien existieren und als eigenständige Spezies beschrieben wurden, sind umstritten. Denn einige Forscher nehmen an, dass diese Menschenarten lediglich Varianten anderer Arten sein könnten und somit der Artstatus nicht angebracht wäre. Folgende Menschenarten sind bekannt:
- Homo antecessor: ausgestorben vor 0,9 Mio. Jahren (Artstatuts umstritten)
- Homo erectus: Aussterbezeitpunkt unbekannt
- Homo ergaster: ausgestorben vor 1,4 Mio. Jahren
- Homo floresiensis: ausgestorben vor 60.000 Jahren
- Homo habilis : ausgestorben vor 1,5 Mio. Jahren
- Homo heidelbergensis: ausgestorben vor 200.000 Jahren
- Homo luzonensis: ausgestorben vor 66.000 Jahren (Artstatus umstritten)
- Homo naledi; ausgestorben vor 300.000 Jahren (Artstatus umstritten)
- Homo neanderthalensis: ausgestorben vor etwa 30.000 Jahren
- Homo rhodesiensis: ausgestorben vor 300.000 Jahren (Artstatus umstritten)
- Homo rudolfensis: ausgestorben vor 1,9 Mio. Jahren
Zu welcher Gruppe gehören die Menschenarten
Die einzelnen Menschenarten werden in einer zoologischen Gattung zusammengefasst, welche als Homo bezeichnet wird. Die Artnamen (Homo sapiens oder Homo rudolfensis) belegen die Zugehörigkeit zur Homo-Gattung.
Alle Menschenaffen, welche nicht menschlich sind, besitzen den Homo-Namen nicht. Demnach ist beispielsweise der Australopithecus kein Mensch, obwohl das Fossil Lucy, welches man 1974 im Afar-Dreieck (äthiopien) fand, anatomisch menschenähnlich wirkt. Dieses gehört zur Australopithecus-Gattung und nicht zur Homo-Gattung.
Welche Merkmale hatten die Menschenarten
Als anatomisches Merkmal aller Menschenarten wird der Schädel herangeführt, dessen Schädelloch unterhalb liegt. Dadurch können Forscher nachweisen, dass der Schädel oben auf dem Rumpf getragen wurde, was ein Beleg für den aufrechten Gang ist.
Neben dem aufrechten Gang ist die Vergrößerung des Gehirnvolumens ebenfalls ein Merkmal der Gattung Homo (Menschenarten). Dieses übersteigt bei allen Menschenarten 600 cm³.
Ein weiteres Merkmal ist die Opponierbarkeit des Daumens. Dadurch, dass der Daumen der restlichen Hand gegenübergestellt werden kann, ist das Ballen einer Faust möglich. Somit können Werkzeuge oder Waffen in der Hand gehalten werden. Diese Fähigkeit macht den Präzisionsgriff der Hand erst möglich.
Die Möglichkeit des Spracherwerbs wird für alle Menschenarten unterstellt, obwohl sich die Forschung einig darüber ist, dass die Urmenschen und die meisten Frühmenschen nicht differenziert sprechen konnten. Neuere Befunde bestätigen allerdings, dass die Neandertaler zu einer Lautsprache fähig gewesen sein könnten.
Was ist der Unterschied zwischen Menschenarten und Menschenrassen
Rassen sind lediglich Varianten einer Art. Demnach wären heute lebende Menschenrassen lediglich Varianten einer einzelnen Menschenart (Homo sapiens, Jetztmensch).
Allerdings ist der Rassenbegriff für Menschen unüblich und Rassenkonzepte – welche die Menschheit nach Hautfarbe, Abstammung und kulturellen Hintergrund einteilen, überholt. Denn solche Rassenkonzepte sind Ursprung und Grundlage für das Entstehen von Rassismus und deshalb in der westlichen Welt seit der Jahrtausendwende unüblich.
In der Biologie unterscheidet man sowieso nicht nach Rassen, da die Art die unteilbar kleinste Einheit darstellt. Jegliche Rassenkonzepte sind lediglich in Zuchtbetrieben (z.B. Hundezucht, Kaninchenzucht) von Bedeutung.
Literatur
- Dieter Hornemann, Gottes dritter Versuch: Das Rätsel der Menschwerdung, ISBN: 3825152545*
- Josef H. Reichholf (Autor), Fritz Wendler (Illustrator), Das Rätsel der Menschwerdung: Die Entstehung des Menschen im Wechselspiel mit der Natur, ISBN: 3423330066*
- Dierk Suhr, Das Mosaik der Menschwerdung: Vom aufrechten Gang zur Eroberung der Erde: Humanevolution im Überblick, ISBN: 3662568292*
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