Skip to main content

Kognitive Revolution


Als kognitive Evolution oder auch kognitive Revolution bezeichnet man den sprunghaften Anstieg des Gehirnvolumens bei Frühmenschen gegenüber den Urmenschen und den Vormenschen. Dieser Anstieg vollzog sich in der Altsteinzeit vor etwa 2 Mio. Jahren und hatte zur Folge, dass die Frühmenschen ihre Lebensweise verändern konnten. Die menschliche Evolution (Hominisation) war zu diesem Zeitpunkt keineswegs abgeschlossen. Dennoch wurde durch den Erwerb von kognitiven Fähigkeiten (Denken, prähistorischer Spracherwerb) der Wandel in der kulturellen Evolution immer rasanter, während die biologische Evolution des Menschen gleichbleibend voranschritt.

Steckbrief

Kognitive Evolution, Kognitive Revolution
Bedeutung:Verbesserung der Hirnleistung
Voraussetzung:aufrechter Gang und Anstieg des Gehirnvolumens
Wann:Vor etwa 2 Mio. Jahren mit dem Auftreten der ersten Frühmenschen (Homo erectus und Homo ergaster)
Folgen:Anstieg der kulturellen Evolution gegenüber der gleichbleibenden biologischen Evolution des Menschen
Gehirnvolumen heutige Menschenaffen
Gattung
Gehirnvolumen
Gorillas (Gorilla)506 cm³
Schimpansen (Pan)394 cm³
Orang-Utans (Pongo)411 cm³
Gehirnvolumen der Vormenschen-Gattungen
Gattung
Gehirnvolumen
Australopithecus400 bis 550 cm³
Paranthropus600 cm³
Sahelanthropus360 bis 370 km³
Gehirnvolumen der Urmenschen-Arten
Art
Gehirnvolumen
Homo habilis500 bis 650 cm³
Homo rudolfensisbis 750 cm³
Gehirnvolumen der Frühmenschen-Arten
Art
Gehirnvolumen
Homo ergaster750 und 900 cm³
Homo erectus650 bis 1.250 cm³, Peking-Mensch: 1.060 cm³
Homo antecessor1.000 cm³
Homo heidelbergensis1.274 cm³
Homo neanderthalensis (Neandertaler)1.200 bis 1.750 cm³
Denisova-Menschähnlich groß, wie Neandertaler und Jetztmensch
Homo floresiensis426 cm³
Gehirnvolumen des Jetztmenschen
Art
Gehirnvolumen
moderner Mensch (Homo sapiens), Homo sapiens sapiens (veraltet)etwa 1340 cm³

Was bedeutet kognitive Revolution

Die kognitive Revolution wird auch als kognitive Evolution bezeichnet. Beide Begrifflichkeiten deuten einen Wandel oder Umbruch in der menschlichen Evolution an. Dieser Wandel meint die kognitiven Fähigkeiten des Menschen. Dazu gehören Sprache, Denken, Vorstellungsgabe und sämtliche anderen Hirnleistungen.

Revolutionen vollziehen sich immer schnell. Demnach wird mit dem Begriff suggeriert, dass die kognitive Revolution sich innerhalb weniger Wochen, vielleicht Jahre vollzog. So war es aber sicherlich nicht.

Das viel langsamere Gegenstück zur Revolution ist die Evolution. Historiker beschreiben damit einen schrittweise vollzogenen Wandel. Und eigentlich wäre dieser Begriff passender. Denn die gesamte Urgeschichte war mehr Evolution als Revolution.

Aber dennoch sprechen Historiker von einer Revolution anstelle einer Evolution. Denn man vergleicht die Schädel von Urmenschen mit den Schädeln von Frühmenschen. Und dabei stellt man einen sprunghaften Anstieg in der Größe fest. Größere Schädel bedeutet mehr Hirnmasse.

Und da Zwischengrößen fehlen, nimmt man an – dass das Hirnwachstum sprunghaft erfolgte. Deshalb sind beide Begriffe (kognitive Revolution oder Evolution) geläufig.

Wann war die kognitive Revolution

Der sprunghafte Anstieg des Gehirnvolumens begann vor etwa 2 Mio. Jahren mit dem Auftreten der Frühmenschen (Homo erectus, Homo ergaster).

Was geschah während der kognitiven Revolution

Während der kognitiven Revolution nahm das Gehirnvolumen der damaligen Menschenarten sprunghaft zu. Und dies hatte Folgen, welche im Folgenden einzeln erklärt werden.

Anstieg des Gehirnvolumens

Misst man das Hirnvolumen eines Vormenschen, bspw. von Australopithecus oder Sahelanthropus, ist dieses etwa 400 cm³ bis 500 cm³ groß. Demnach hatten die Vormenschen vor 6 bis 4,5 Mio. noch eine Hirngröße ähnlich wie die eines Schimpansen.

Auch die Urmenschen hatten kein deutlich größeres Gehirn. So kam Homo habilis auf eine Hirngröße von etwa 500 cm³. Somit waren auch deren Hirngrößen noch affenähnlich.

Doch das Gehirn eines Homo erectus maß zwischen 700 cm³ und 1300 cm³. Demnach ist die Hirnmasse vor etwa 2 Mio. um etwa das Dreifache angewachsen. Die Frühmenschen nutzten das Gehirn für Innovationen, wie Feuerzähmung, Jagd oder Weiterentwicklung des Werkzeugbaus.

Innovationen im Werkzeugbau

Die ersten Steinwerkzeuge wurden von den Urmenschen und wohlmöglich sogar von Vormenschen hergestellt. Als Ursprungsregionen des Werkzeugbaus werden die Olduvai-Schlucht in Tansania oder die Lomekwi-Region in Kenia diskutiert.

Das erste Steinwerkzeug der Menschheitsgeschichte war der Chopper, welcher aus Steingeröll hergestellt wurde, indem man den Stein abschlug und somit anspitzte. Als Erfinder werden Homo rudolfensis, Homo habilis oder Kenyanthropus (Vormenschen-Gattung) diskutiert.

Vor etwa 2 Mio. Jahren änderte sich die Abschlagstechnik bei den Frühmenschen. Die Steine wurden viel planvoller abgeschlagen, wodurch sich bessere Spitzen ergaben. Dafür war eine bessere Motorik notwendig, welche durch eine bessere Hirnleistung ermöglicht wurde. Das Ergebnis war der Faustkeil, welcher zum Universalwerkzeug der übrigen Altsteinzeit werden sollte.

Erfindung der Jagd

Die Urmenschen hatten nicht nur ein deutlich kleineres Gehirn als die Frühmenschen, sondern ihre Körpergröße war deutlich geringer. So maß ein Homo habilis etwa 1 Meter und die früheren Australopithecus waren ähnlich groß (Lucy etwa 1,3 m).

Homo erectus war deutlich größer und erreichte eine Körpergröße von 1,6 Metern. Zunehmende Körpergröße und bessere Motorik waren das Ergebnis einer Differenzierung des Gehirns. Die Hinterbeine des Homo erectus waren gegenüber den Beinen der Vormenschen auch deutlich länger. Dadurch wurde Laufen (Rennen) möglich.

Zunächst nutzten die Frühmenschen ihre Laufbeine noch, um von Aasstelle zu Aasstelle zu laufen. Denn immer dann, wenn die großen Raubtiere mit ihrem Fressen fertig waren, kamen die Frühmenschen vorbei – um die Reste zu verwerten.

Da man an Knochen von Tieren diverse Schnittstellen fand, geht man davon aus – dass die Frühmenschen die Tierknochen auftrennten – um so an das fetthaltige Knochenmark zu kommen. Für das Knochenknacken nutzten sie die Steinwerkzeuge.

Doch irgendwann wurden sie selbst zum Jäger. Sie jagten Tiere bis zur Erschöpfung, um diese dann zu töten. Die längeren Laufbeine ermöglichten diese Ausdauerjagd und gleichzeitig verschwand die Körperbehaarung. Homo ergaster gilt als erste Menschenart, bei welcher das Fell zurückging.

Mit dem Fellrückgang bildeten sich Schweißdrüsen, wodurch der Körper für den Ausdauerjäger immer gekühlt wird. Heute sind Menschen die Lebewesen mit den meisten Schweißdrüsen, weshalb man davon ausgeht – dass der Mensch immer noch zur Ausdauerjagd fähig wäre. (mehr im nächsten Abschnitt)

Rückgang der Muskeln

Das menschliche Gehirn verbraucht enorme Ressourcen. Zwar macht das Gehirn beim Jetztmenschen nur etwa 2 bis 3 Prozent seines Körpergewichts aus, frisst aber – selbst im Ruhestand – etwa 25 Prozent der gesamten Körperenergie.

Wenn man so ein leistungsfähiges Gehirn stets mit Kraftstoff unterhalten muss, geht dies auf Kosten von anderen Organen. Und diese anderen Organe waren die Muskeln.

Zwar sind die „Ausdauer-Muskeln“ des Menschen immer noch so leistungsfähig, dass er jede andere Tierart zu Tode hetzen könnte – aber im Armdrücken mit einem Schimpansen verliert selbst der beste Kraftsportler haushoch.

Tiere sind schneller, stärker und mitunter auch wendiger als Menschen. Dies liegt daran, dass ihr Gehirn im Verhältnis zum Rest des Körpers deutlich kleiner ist und nicht ein Viertel aller Energie-Ressourcen schon im Ruhestand verbraucht.

Somit kann der tierische Organismus mehr Energiereserven in Muskeln investieren. Aber die Menschheit hat Schweißdrüsen, kann beim Laufen den Atem beeinflussen, so dass sich der Puls kontrollieren lässt. Und diese Fertigkeiten besitzen Tiere nicht, weshalb die Menschheit zu extremen Ausdauerleistungen fähig ist.

Frühgeburten

Den übergroßen Schädel, welcher das überdimensional große Gehirn schützen soll, hätten normalerweise schon Kleinkinder bei der Geburt. Aber Menschenkinder sind Frühgeburten, welche anatomisch unfertig zur Welt kommen.

Nachkommen von Homo erectus wurden noch mit Gehirnen geboren, deren Größe etwa 35 % der Erwachsenen-Gehirne entsprach. Heutige Menschenkinder werden mit einem Gehirnvolumen geboren, welches etwa 28 % der Größe eines Erwachsenen entspricht.

Möglicherweise starben anfangs die Frühmenschen-Weibchen reihenweise weg, wenn die Kids mit übergroßen Kopf den Geburtskanal passierten. Aber einige wenige brachten ihre Kinder als Frühgeburt zur Welt. Und so überlebten Mutter und Kind. Dadurch konnte sich das Merkmal der Frühgeburt evolutionär durchsetzen und blieb bis heute als menschliche Eigenart erhalten.

Feuerzähmung

Die ersten Frühmenschen fingen noch Wildfeuer ein und transportierten dies zu ihren Sammelplätzen. Das Feuer hielt Raubtiere fern, spendete Wärme und diente als Küchenlieferant.

Aber die Frühmenschen setzten das Feuer auch als Werkzeug ein. So konnten ganze Waldstücke abgefackelt werden und danach konnten sich die Menschen die gebratenen Nüsse aus dem abgefackelten Gebiet sammeln.

Ob die ersten Frühmenschen das Feuer bereits nutzten, um es für die Hetzjagd einzusetzen, menschliche Konkurrenten zu vernichten oder Raubtiere abzufackeln, ist nicht archäologisch bewiesen, aber denkbar. Dass gezielte Brandrodung in der Steinzeit stattfand, ist allerdings bewiesen.

Sozialbindung und Arbeitsteilung

Dass die Frühmenschen ihr Gehirn für den Ausbau von sozialen Beziehungen nutzten, wird angenommen. Wenn man bedenkt, dass ein Wildfeuer transportiert, am Sammelplatz gehütet und kontrolliert werden muss – wird klar – dass dafür Arbeitsteilung notwendig war.

Weitere Arbeitsteilung erforderte die Hetzjagd. Denn die Beutetiere waren um ein Vielfaches schneller und wendiger als Menschen. Demnach musste auch bei der Jagd die Arbeit aufgeteilt werden.

Die menschlichen Frühgeburten forderten ebenfalls ihren Preis. Denn der Nachwuchs muss länger aufgezogen werden als bei anderen Tieren. Die Mütter und Kinder mussten von den übrigen Stammesmitgliedern mitversorgt werden, wodurch sich Gemeinschaften und Bindungen ergaben – welche nahezu einzigartig sind.

Bei späteren Menschenarten (Neandertaler, früheren Homo sapiens) stellte man an den Skeletten deutliche Narben und Brüche fest, weshalb man davon ausgeht – dass diese Menschen zu Lebzeiten schwer verletzt waren. Man nimmt an, dass diese vom Stamm mitversorgt worden – obwohl sie selbst keinen Beitrag für die Gesellschaft leisteten. Diese Eigenart ist bis heute ein Merkmal der gesamten Menschheit und begann sich wohlmöglich während der kognitiven Revolution herauszubilden.

Out of Africa

Vor etwa 1,8 Mio. Jahren verließ Homo erectus als erste Menschenart den afrikanischen Kontinent. Als Langstreckenläufer waren Erectus fähig, über die Halbinsel Sinai in den Nahen Osten einzuwandern. Die Feuerzähmung ermöglichte ihnen, dass sie auch in unwegsamen und kälteren Gebieten existieren konnten.

In Europa entwickelte sich Homo erectus zum robusteren Heidelbergmenschen weiter. Während der Eiszeit entstand aus dem Heidelbergmenschen eine noch robustere Menschenart, welche wir als Neandertaler kennen. Diese waren die Herrscher Europas bevor der Jetztmensch auftauchte.

In Asien entstanden lokale Varianten des Homo erectus, wie der Java-Mensch oder der Peking-Mensch. Die Insel Flores wurde vom Erectus besiedelt und in Folge einer Inselverzwergung – entstanden die Flores-Menschen.

Auch der Jetztmensch entwickelte sich in Afrika aus der verbliebenen Erectus-Population. Als Ursprungsregion wird Süd- oder Ostafrika vor 300.000 Jahren angenommen. Diese Menschen unterschieden sich anatomisch noch vom modernen Menschen, weshalb man in der Forschung das Bindeglied vom archaischen Homo sapiens einschiebt.

Vor etwa 100.000 Jahren wanderten Homo sapiens ebenfalls erstmalig aus Afrika ab. Und vor etwa 45.000 Jahren tauchen die ersten Sapiens in Frankreich auf.

In der Zeit zwischen der Frankreich-Migration bis zum Beginn der Mittelsteinzeit (vor 12.000 Jahren) wird der Jetztmensch auch als Cro-Magnon-Mensch bezeichnet. Der Name ist eine Ableitung von der ersten Fundstelle (Cro-Magnon-Höhle in Frankreich).

In diesen 30.000 Jahren kam es zu einer genetischen Vermischung zwischen Jetztmensch und Neandertaler, welche sich in Genanteilen heutiger Europäer wiederfindet. Und dies rechtfertigt die Zwischenschiebung des Cro-Magnon-Menschen im Stammbaum der Menschheit.

Was war notwendig für die kognitive Revolution

Als Schlüsselmerkmal der menschlichen Evolution wird der aufrechte Gang angenommen. Denn erst durch den Gang auf zwei Beinen waren die Menschen fähig, ein übergroßen Schädel mit sich herumzuschleppen.

Sämtliche Vierbeiner müssten diesen übergroßen Schädel vor dem Rumpf tragen, was eine enorme Anstrengung wäre. Aber durch den Zweibein-Gang kann der Schädel auf dem Rumpf platziert werden, wodurch auch noch die Vordergliedmaßen frei werden.

Die Vordergliedmaßen wurden in der menschlichen Evolution zu Händen umgerüstet, welche zu Feinmotorik imstande waren. Mit dieser Feinmotorik begann der Werkzeugbau und die kulturelle Evolution.

Damit das Gehirn aber wachsen konnte, brauchte es Energie. Man nimmt daher an, dass der sprunghafte Anstieg des Gehirnvolumens bei den Frühmenschen nur durch eine Änderung ihrer Lebensweise möglich war.

Das bereits oben erwähnte Knochenmark liefert tierische Fette. Und jene Fette sind die Hauptenergieträger, um so ein Wachstum zu ermöglichen. Demnach muss sich der Speiseplan der Frühmenschen gegenüber den Urmenschen deutlich verändert haben.

In fossilen Zähnen kann man die Nahrung der Frühmenschen immer noch nachweisen. So konnte erwiesen werden, dass Homo ergaster sich deutlich mehr von tierischer Kost ernährte – als die Urmenschen. Gleiches gilt für Erectus. Dass diese Nahrung zunächst durch Aas und später erst durch Jagdbeute beschafft wurde, wird angenommen.

Durch die Feuerzähmung war es zudem möglich, das Fleisch zu braten. Dadurch konnte Nahrung haltbar und keimfrei gemacht waren. Außerdem war es leichter bekömmlich, konnte besser gekaut werden usw…

Fleisch liefert mehr Kalorien als pflanzliche Nahrung. Musste sich bspw. ein Vormensch noch einige Stunden am Verzehr seiner pflanzlichen Nahrung aufhalten, um seine notwendige Kalorienzufuhr zu erreichen – brauchten die fleisch-bratenden Frühmenschen nur noch einen Bruchteil dieser Zeit.

Wie viele kognitive Revolutionen gab es

Neben der bereits beschriebenen Revolution der Frühmenschen, vollzog der Jetztmensch wohlmöglich ebenfalls eine kognitive Weiterentwicklung. Denn Homo sapiens drang zweimal in den Nahen Osten vor. Das erste Mal vor 100.000 Jahren. Damals trafen die Sapiens auf die Neandertaler und kurze Zeit später verschwand Sapiens wieder aus dem Nahen Osten.

In den nächsten 30.000 Jahren muss irgendetwas mit Homo sapiens in Afrika passiert sein. Wohlmöglich wurden neue Verbindungen im Gehirn verknüpft, wodurch Sapiens irgendein Upgrade erhielt. Denn vor etwa 70.000 Jahren kehrte der Jetztmensch wieder in den Nahen Osten zurück.

Die Neandertaler – welche die König der Eiszeit waren – lebten immer noch dort. Aber diesmal ließ sich der Jetztmensch nicht zurückdrängen. Stattdessen verschwand etwa 40.000 Jahre später der Neandertaler endgültig von der Bildfläche.

Nun muss man anmerken, dass die Neandertaler knapp 200.000 Jahre überlebten. Eine Zeitdauer, welche die heutige Menschheit erst noch erreichen muss. Die Neandertaler überstanden zudem zwei Eiszeiten und die dazugehörigen Warmzeiten. Demnach konnten sie sich wunderbar an Klimaänderungen anpassen. Aber den Sapiens überlebten sie nicht.

Welche Folgen hatte die kognitive Revolution auf die menschliche Entwicklung

Die kognitive Evolution ermöglichte die Innovationen, welche als kulturelle Evolution, zusammengefasst werden. Diese begann mit dem Werkzeugbau und hatte ihren ersten Höhepunkt im prähistorischen Spracherwarb.

Mit den Werkzeugen konnte die Menschheit erstmals ihre Umwelt aktiv gestalten. Und allmählich wuchs die Menschheit aus der Natur heraus und wurde zum Umgestalter jener Natur. Demnach war die kognitive Revolution die Voraussetzung für die kulturelle Revolution des Menschen.

Die Nutzung des Feuers war für den Menschen eine Schlüsseltechnologie. Denn fortan konnte er seine Umwelt durch Brandrodung völlig neu gestalten. Mit dieser Technologie wurde der Graben zum Tierreich endgültig geschaffen. Und die Menschheit stieg durch diese Technologie zum Spitzenprädator in ihrem Lebensraum auf.

Zwar kann ein Schimpansen einen Menschen immer noch zerfetzen, aber gegen die Feuerrodung hatte kein Tier eine Antwort. So wurde das Feuer zur ersten Schlüsseltechnologie und zugleich die Urform von heutigen Atomwaffen.

Preis der Erkenntnis

Die Bibelgeschichte von Adam und Eva erzählt, wie das Urmenschenpaar die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis aß und sich dadurch als Mann und Frau erkannte. Durch diese Ursünde wurden beide von Gott aus dem Paradies verbannt. Vielleicht hat die Menschheit durch die Erkenntnis (kognitive Evolution) sich selbst ebenfalls aus dem Paradies (Naturwelt) ausgeschlossen.

Für den größten Teil der heutigen Menschheit ist die Zivilisation, technologischer Fortschritt, die eigene Wohnung usw. eine liebgewonnene Gewohnheit. Doch die Urmenschen waren frei, lebten von der Natur und mit der Natur. Sie folgten ihrer biologischen Bestimmung als eigenständige Spezies, erlebten Abenteuer und hatten keine Zivilisationskrankheiten.

Die frühen Menschen mussten nicht Geld verdienen, um irgendwann einmal zu reisen, um an anderen Orten diverse Abenteuer zu erleben oder aus dem Alltag zu fliehen. Sie lebten inmitten des Abenteuers und kannten keinen Alltag.

Die Urgesellschaft der Steinzeit bestand trotz der kognitiven Revolution noch mehr als 1,5 Mio. Jahre. Der endgültige Bruch vom Naturmenschen zum reinen Kulturmenschen geschah als die Menschheit glaubte, dass sie etwas besitzen würde. Und das Bewusstsein für Besitztümer entstand durch den Übergang zu Ackerbau und Viehzucht am Anfang der Jungsteinzeit (Neolithische Revolution).

Mit dieser Revolution nahm sich der Mensch endgültig aus der Natur heraus, gab seine biologische Bestimmung auf und folgte der selbst auferlegten kulturellen Bestimmung.

Warum war das Gehirnvolumen vom Neandertaler größer

Neandertaler hatten wohlmöglich ein größeres Gehirn als der Jetztmensch. In einiger Literatur wird angegeben, dass das Gehirnvolumen des Neandertalers um bis zu 15 % größer war als beim modernen Menschen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Der erste Grund war die Lebensweise und der Lebensraum des Neandertalers. Denn diese waren Großwildjäger, welche Mammuts und Bären erlegten. Solch nährstoffreiche Fleischkost förderte ein größeres Gehirn innerhalb der Art.

Außerdem überlebten die Neandertaler mehrere Eiszeiten. Auch für Kälte sind mehr Ressourcen im Gehirn (Wärmeregulierung, Kälteempfinden usw.) notwendig.

Zudem waren Neandertaler deutlich stärker und robuster als heutige Menschen. Auch für das Aufbringen und die Koordination von Muskelkraft ist Gehirnleistung erforderlich.

Kurzum: Neandertaler und auch Heidelbergmenschen (Homo heidelbergensis) hatten ein ähnlich großes Gehirn wie Jetztmenschen. Aber man muss bedenken, dass die gefundenen Schädel eines Neandertalers oder eines Heidelbergmenschen lediglich Stichproben sind.

Und dies führt uns zu zwei bemerkenswerten Erkenntnissen über das menschliche Gehirn, welche im Folgenden beschrieben werden.

Spannweite des Gehirnvolumens

Die Spannweite des Gehirnvolumens ist beim heutigen Menschen besonders hoch. Das bedeutet, dass es Menschen mit sehr kleinen Gehirnen und Menschen mit sehr großen Gehirnen gibt. Häufig bestimmt die Körpergröße auch die Hirngröße.

Männer haben im Allgemeinen ein größeres Hirnvolumen als Frauen, was allerdings daran liegt, dass Männer auch größer sind. Zwar haben Männer solche Statistik immer wieder genutzt, um das weibliche Geschlecht dümmer zu machen, aber das ist Blödsinn. Größerer Körper bedeutet größerer Schädel, wodurch auch das Gehirn größer ist.

Zwischen Gehirnvolumen und Intelligenz besteht innerhalb der menschlichen Art kein Zusammenhang. Ansonsten wären die größten Menschen gleichzeitig die intelligentesten.

Die Spannweite kann beim Jetztmenschen gemessen werden. Dies ist relativ einfach. Beim Neandertaler ist es schwieriger, da nur Einzelfunde vorliegen. Demnach hat man nur Stichproben, um die Größe des Gehirns zu ermitteln.

Somit kann es durchaus möglich sein, dass das Neandertaler-Gehirn im Durchschnitt ähnlich groß war, wie das unsere oder sogar kleiner. Denn die angegebene Zahl stammt aus einer Statistik, welche auf Grundlage von wenigen Werten zusammengetragen wurde.

Verkleinerung des Gehirns

Ebenso bedeutend ist die Tatsache, dass das menschliche Gehirn im Alter schrumpft. Während das Gehirnvolumen bei Schimpansen im Alter gleich bleibt, sinkt es beim Menschen, was vielleicht mit der überhöhten Lebenserwartung zu tun hat (Schimpansen 50 Jahre, Menschen 80 bis 90 Jahre).

Der menschliche Organismus passt seinen Ressourcenhaushalt seinen Lebensumständen an, was in die Statistik zur Hirngröße des Jetztmenschen miteinfließt.

Bei den gefundenen Neandertaler-Fossilien fand man nur sehr selten alte Greise. Stattdessen starben die Neandertaler oftmals in der Blüte ihres Lebens, aufgrund der Lebensumstände. Demnach war wohlmöglich ihr Gehirn zum Zeitpunkt ihres Todes vollumfänglich entwickelt und hatte das höchste Gehirnvolumen.

Ob das Gehirnvolumen der Neandertaler im Alter auch abnahm, weiß man allerdings nicht. Denn die Verkleinerung des Gehirns im Alter ist wohlmöglich nur möglich, da die heutige Menschheit sehr alt wird.


Ähnliche Beiträge