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Homo habilis


Replik eines Schädels von Homo habilis, basierend auf den 1973 in Kenia gefundenen Fossils (KNM-ER 1813), Bildnachweis: Danny Ye / Shutterstock.com

Replik eines Schädels von Homo habilis, basierend auf den 1973 in Kenia gefundenen Fossils (KNM-ER 1813), Bildnachweis: Danny Ye / Shutterstock.com

Homo habilis (lateinisch: homo = Mensch, habilis = geschickt) ist eine ausgestorbene Menschenart, welcher der zoologischen Gattung Homo angehört.

Die ersten Funde fossiler Überreste des homo habilis im April 1964 sorgten dafür, dass Afrika als mögliche „Wiege der Menschheit“ innerhalb der Paläoanthropologie an Zustimmung fand. Denn bisher fand man lediglich Überreste des Homo erectus, einem weiteren Vertreter der Gattung Homo, in Asien und vermutete, dass die Stammesgeschichte des Menschen ihren Ursprung dort hatte.

Homo habilis lebte vor circa 2,1 bis 1,5 Millionen Jahren in Afrika, wahrscheinlich zeitgleich zum Homo erectus – aus dessen Entwicklungslinie sich später der Mensch (Homo sapiens) und der Neandertaler (Homo neanderthalensis) abzweigten.

Steckbrief

Nachbildung eines Homo habilis, ausgestellt im im Rama9-Museum in Bangkok, Thailand, Bildnachweis: AKKHARAT JARUSILAWONG / Shutterstock.com

Nachbildung eines Homo habilis, ausgestellt im Rama9-Museum in Bangkok, Thailand, Bildnachweis: AKKHARAT JARUSILAWONG / Shutterstock.com


Wissenschaftlicher Artname:Homo habilis
Erstes Auftreten:Pleistozän vor 2,1 Mio. Jahren
Aussterben:Pleistozän vor 1,5 Mio. Jahren
Lebensraum:Afrika mit grasbewachsenen Savannen, Wasserläufen und Seen
Einordnung:Ausgestorbene Art der Urmenschen
Systematik:
Ordnung:Primaten (Primates)
Überfamilie:Menschenartige (Hominoidea)
Familie:Menschenaffen (Hominidae)
Unterfamilie:
Homininae
Tribus:Hominini
Gattung:Homo
Art:Homo habilis
Stammesgeschichte:Vorfahren: Australopithecus (ungeklärt)

Nachfahre: H. ergaster / H. erectus (beide nicht eindeutig geklärt)
Körpergröße:etwa 1 Meter (geschätzt)
Gewicht:etwa 25 bis 35 Kilogramm (geschätzt)
Gehirnvolumen:ca. 650 cm³
Körperbau:teils schimpansen-, teils menschenähnliche Merkmale
Nahrung:Pflanzen, aber auch Fleisch (Aas)
Lebensweise:
Aufrechter Gang:gewohnheitsmäßige Zweibeinigkeit wurde aufgrund gefundener Beinknochen abgeleitet
Steinwerkzeuge:ja, Steinwerkzeuge vom Typ Oldowan
Steinzeit-Waffen:keine speziell gefertigten Jagdwaffen
Feuerbeherrschung:nein
Steinzeit-Kunst:nein
Sprachentwicklung:nein
Weitere Merkmale:opponierbarer Daumen für Präzisionsgriff

Was bedeutet Homo habilis

Homo habilis ist eine Menschenart aus der zoologischen Gattung Homo, zu welcher auch der moderne Mensch (Homo sapiens) gehört. Der Artname habilis ist Latein und bedeutet übersetzt: geschickt. Somit bedeutet Homo habilis übersetzt: geschickter Mensch.

Den Name verdiente sich Homo habilis, da man 1960 fossile Überreste dieser Menschenart – zusammen mit Steinwerkzeugen – in der Olduvai-Schlucht in Tansania entdeckte. Man schrieb deshalb Homo habilis die Erfindung von Werkzeugbau und Werkzeugnutzung zu, weshalb man habilis als geschickt, fähig oder begabt verwendete.

Wo wurde Homo habilis gefunden

Im Herbst 1960 entdeckte der kenianische Geschäftsmann Jonathan Leakey einen Unterkiefer mit Zähnen, dessen Alter auf etwa 1,75 Mio. Jahre angeben wurde. Gefunden wurde das Fossil in der Olduvai-Schlucht in Tansania (Ostafrika). Der Unterkiefer gehörte einem Kind und erhielt neben der archäologischen Fossilnummer OH 7 den Titel: Johnnys Kind. Die OH-Nummernfolge bedeutet: Olduvai hominid 7.

Unter der Sammlungsnummer OH 7 wurden der Unterkiefer, ein Oberkieferzahn, sowie 13 Knochen einer Hand zusammengefasst. Zuvor wurde im Juni 1959 ein Unterkiefer-Bruchstück mit einem Weisheitszahn durch Heselon Mukiri – einem langjährigen Mitarbeiter des Leakey-Teams – gefunden. Dieses Bruchstück wurde unter der Sammlungsnummer OH 4 abgelegt. Dann entdeckte man 1960 zwei weitere Zähne, welche unter der Nummer OH 8 eingeordnet wurden.

Erstmalig beschrieben wurde die neue Art durch Louis Leakey, Phillip Tobias und John Napier im Jahr 1964, also 5 Jahre nach dem ersten Fund. Louis Leakey war Vater von Jonathan Leakey, dem Finder des Unterkiefers und Teil der Ausgrabungsteams.

Was war besonders am Homo habilis Fund

Als man Homo habilis fand, war dies für die Paläoanthropologie ein Paradigmenwechsel. Bisher konnten die ältesten Überreste menschlicher Vorfahren nur in Asien gefunden werden, weshalb man annahm, dass dort die Wiege der Menschheit zu suchen sei. Durch die Funde der Leakey-Familie änderte sich das.

Um die neue Art beschreiben zu können, mussten allerdings einige Änderungen vorgenommen werden. So war bis dahin die Größe der gefundenen Schädel ein Indiz dafür, ob es sich um eine Menschen- oder eine Affenart handelte. Die kritische Marke für das Gehirnvolumen wurde auf 750 cm³, später sogar auf 800 cm³ angesetzt. Da beim gefundene Schädel lediglich ein Hirnvolumen von 600 cm³ möglich gewesen wäre, wurde in der Erstbeschreibung die Marke auf 600 cm³ heruntergesetzt.

Welche weiteren Funde gab es von Homo habilis

Im Oktober 1968 fand man den Schädel eines erwachsenen weiblichen Individuums, welcher als OH 24 bezeichnet wurde. Die OH-Bezeichnung deutet auch hier darauf hin, dass das Fossil in der Olduvai-Schlucht in Tansania gefunden wurde. Das Alter wurde auf 1,845 bis 1,865 Mio. Jahre angegeben. Die Erstbeschreibung lieferten Louis Leakey, deren Ehefrau Mary Leakey und der britische Paläoanthropologe Ron Clarke.

1973 entdeckte man in Koobi Fora, im Norden Kenias, den Schädel eines kleinwüchsigen Homo habilis. Dieser Schädelfund, welcher unter der Bezeichnung KNM-ER 1813 geführt wird, ist der bisher am besten erhaltene Schädel eines Homo habilis.

1986 fand der US-amerikanische Paläoanthropologe das fossile Teilskelett eines Homo habilis in der Olduvai-Schlucht, welches unter dem Namen OH 62 geführt wird. Man vermutet, dass es sich um einen weiblichen Homo habilis handelt, welcher vor 1,8 Mio. Jahren lebte.

Im Mai 2010 wurden vom australischen Paläoanthropologen Darren Curnoe fossile Überreste in den Sterkfontein-Höhlen in Südafrika gefunden. Darren Curnoe schlug vor, die Fossilfunde einer neuen Menschenart zuzuordnen, welche er Homo gautengensis nannte. Viele Forscher ordnen den Fund allerdings Homo habilis, Homo erectus oder Homo ergaster zu.

Welche Begleitfunde gab es zu Homo habilis

Begleitfunde der Erstbeschreibung (OH 7) waren Überreste von Pferden, Tapiren, Ottern und Flusspferden. Daraus schloss man, dass Homo habilis ein Savannenbewohner gewesen sein musste. Anhand der aquatischen Tierweltfunde geht man davon aus, dass die Savannenlandschaft mit Seen und Wasserläufen durchzogen war.

In den Gesteinsschichten fand man außerdem Steinwerkzeuge vom Oldowan-Typ. Außerdem wurden Tierknochen mit Einkerbungen sichergestellt, weshalb man davon ausgeht, dass Homo habilis das Fleisch mit Hilfe der Werkzeuge vom Knochen getrennt haben muss, um es zu verzehren.

Wie groß ist das Gehirn von Homo habilis

Die bisherigen Homo-habilis Funde gehen von einem durchschnittlichen Gehirnvolumen von 650 cm³ aus. Dadurch unterscheidet sich Homo habilis von den früher lebenden Australopithecus (400 bis 550 cm³) und dem zeitgleich auftretenden Paranthropus (600 cm³).

Wie groß war Homo habilis

1982 fand man Beinknochen, welche man ebenfalls dem Homo habilis zuordnete. Diese Beinknochen werden als OH 35 geführt, wobei nicht gesichert ist, dass diese zu Homo habilis gehören. Anhand der Beinknochen leitete man ab, dass Homo habilis etwa 1 Meter groß gewesen sein dürfte und etwa 25 bis 25 kg wog.

Konnte Homo habilis auf zwei Beinen laufen

Auch dies ist ungesichert, da man lediglich zwei Beinknochen (OH 35) fand und den aufrechten Gang für Homo habilis ableitete.

Welche Merkmale hatte Homo habilis

Da man bisher unterhalb des Schädels keine genauen Fundstücke gefunden hat, steht eine abschließende Beschreibung für anatomische Merkmale noch aus. Die Hand, welche Leakey 1960 (OH 7) fand, lässt vermuten, dass Homo habilis seinen Daumen opponieren konnte. Dies war für die Erstbeschreiber wichtig, da der Fund somit in die Gattung Homo (Mensch) eingeordnet werden konnte.

Von vielen Forschern wird allerdings angezweifelt, dass Homo habilis zum Präzisionsgriff fähig war. Denn die Finger der Hand sind langgezogen, wie bei einem Schimpansen. Beim Menschen sticht der Daumen als breiterer Finger hervor, was den Präzisionsgriff möglich macht.

In vielen Forscherkreisen geht man davon aus, dass die Hände des Homo habilis hauptsächlich genutzt wurden, um im Geäst (von Ast zu Ast) voranzukommen. Eine Analyse des Oberarmknochens (OH 62) wies zudem mehr Ähnlichkeiten zum Schimpansen als zum Homo erectus auf, welcher als gesichert zweibeinig lief.

Wann lebte Homo habilis

Alle Homo habilis Funde wurden auf ein Alter zwischen 2,1 und 1,5 Mio. Jahren datiert. Allerdings geben die Datierungsmethoden lediglich Näherungswerte an, weshalb man die Angaben „von“ und „bis“ wählt. Weiterhin birgt jeder neue Fund eines Homo habilis einen Erkenntnisgewinn, wodurch sich die Altersangabe jedes Mal ändern könnten.

Warum ist Homo habilis ausgestorben

Weshalb verschiedene Menschenarten ausgestorben sind, kann oftmals noch nicht erklärt werden. Falls es Klimaänderungen oder Lebensraumänderungen (Meteoriteneinschlag) gab, kann das Verschwinden einer Art hergeleitet werden. Beim Homo habilis ist unklar, weshalb die Art ausstarb.

Literatur

  • Friedemann Schrenk (Autor), Die Frühzeit des Menschen: Der Weg zum Homo sapiens (Beck’sche Reihe), ISBN: 3406736009*
  • Dierk Suhr (Autor), Das Mosaik der Menschwerdung: Vom aufrechten Gang zur Eroberung der Erde: Humanevolution im Überblick, ISBN: 3662568292*
  • Charles River Editors (Autor), Homo habilis: The History of the Archaic Hominins and Their Use of Stone Tools, ISBN: 979-8519688284*

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