Urgeschichte
Die Urgeschichte wird auch als Prähistorie oder Vorgeschichte bezeichnet. Sie ist die älteste Zeitepoche der Menschheitsgeschichte, aus welcher keine schriftlichen Quellen oder sonstigen Aufzeichnungen vorliegen. Stattdessen werden Sachquellen oder Fossilien herangezogen, welche von der Archäologie und der Paläoanthropologie untersucht werden, um Erkenntnisse über diesen Zeitabschnitt zu gewinnen. Das einzige Unterscheidungskriterium zwischen Ur- und Frühgeschichte ist demnach, ob schriftliche Quellen vorliegen oder nicht. Man kann die Urgeschichte deshalb auch als kulturelle Geschichte des Menschen bis zur Entwicklung der Schrift begreifen.
Inhalt
- 1 Steckbrief
- 2 Was ist die Urgeschichte
- 3 Wann beginnt die Urgeschichte
- 4 Wann endet die Urgeschichte
- 5 Was bedeutet prähistorisch
- 6 Was ist der Unterschied zwischen prähistorisch und historisch
- 7 Was war vor der Urgeschichte
- 8 Wie heißen die Epochen der Urgeschichte
- 9 Was kommt nach der Urgeschichte
- 10 Was ist der Unterschied zwischen Frühgeschichte, Vorgeschichte und Urgeschichte
- 11 Was passierte in der Urgeschichte
- 12 Was sind prähistorische Tiere
- 13 Was sind prähistorische Waffen und Werkzeuge
- 14 Was ist prähistorische Kunst
Steckbrief
Name: | Urgeschichte |
Weitere Namen: | Vorgeschichte, Prähistorie |
Bedeutung: | Frühzeit der Menschheit, erste Epoche der Menschheitsgeschichte |
Vorgänger: | Urzeit (ohne Menschen) |
Nachfolger: | Frühgeschichte mit der Antike im Mittelmeerraum |
Beginn: | vor etwa 2,5 Mio. Jahren mit dem Auftreten erster Menschen (Homo habilis und Homo rudolfensis) und dem Bau erster Steinwerkzeuge |
Ende: | mit der Entwicklung der Schrift: im Alten Ägypten etwa 3.200 v.Chr., bei den Sumerern in Mesopotamien ebenfalls im 4. Jahrtausend v.Chr., in Nordeuropa erst im 2. Jahrtausend n.Chr. |
Epochen: | Steinzeit: vor etwa 2,5 Mio. Jahren bis etwa 2.200 v.Chr. (regional unterschiedlich) Bronzezeit: etwa 2.200 v.Chr. bis etwa 800 v.Chr. (regional unterschiedlich) Eisenzeit: etwa 800 v.Chr. bis 1025 n.Chr. (regional unterschiedlich) |
Merkmale: | -keine Schriftquellen, wodurch Historikern die Rekonstruktion der Vergangenheit schwerer fällt -Aufkommen von Steinwerkzeugen in der Steinzeit -Aufkommen von Metallwerkzeugen in den späteren Epochen |
Was ist die Urgeschichte
Als Urgeschichte bezeichnet man den ersten bzw. frühesten Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Die Vorsilbe Ur bedeutet alt, lange vergangen oder bezieht sich auf eine ursprüngliche Sache (Ursprung).
Durch die Vorsilbe soll ausgedrückt werden, dass die Urgeschichte als Ursprung des Menschen und dessen Geschichte angesehen wird. Demnach behandelt die Urgeschichte jenen Teil der Menschheitsgeschichte, welcher beschreibt – wie die heutige Menschheit kulturell entstanden ist, wo der Ursprung des Menschen liegt und welche Ursachen auftraten, dass sich die Menschheit weltweit ausbreiten konnte.
Zur menschlichen Urgeschichte gehört die Ausbreitung der Urmenschen, die Weiterentwicklung zu den Frühmenschen (z.B. Neandertaler) bis zum Jetztmenschen. Sie endet mit dem Auftreten der Schrift, wodurch Hochkulturen und Zivilisationen entstanden konnten.
Demnach ist die Urgeschichte jener Teil der Menschheitsgeschichte, welcher die kulturelle Entwicklung des Menschen bis zur Erfindung der Schrift beschreibt.
Wann beginnt die Urgeschichte
Die Urgeschichte beginnt mit dem Auftreten des ersten Menschen vor etwa 2,6 Mio. Jahren. Die damaligen Menschen unterschieden sich von heutigen Menschen in ihrer Anatomie, Körpergröße und Lebenswandel. Deshalb bezeichnet man die ersten Menschenarten als Urmenschen.
Zu den Urmenschen gehören Homo rudolfensis und Homo habilis, zwei Menschenarten – welche vor 2,6 Mio. Jahren in Afrika lebten. Aus diesen Urahnen der Menschheit gingen die Frühmenschen, wie Homo erectus oder Homo neanderthalensis (Neandertaler) hervor.
Schließlich entwickelte sich der Jetztmensch aus den Frühmenschen. Dies geschah vor etwa 300.000 bis 200.000 Jahren. Der Jetztmensch besiedelte alle Kontinente der Erde und schuf die ersten Zivilisationen. Der ganze Zeitabschnitt von der Geburtsstunde der ersten Menschen bis zur Schaffung von Hochkulturen (Zivilisationen) wird als Urgeschichte bezeichnet, welche vor 2,6 Mio. begann – aber regional unterschiedlich endete.
Wann endet die Urgeschichte
Die Urgeschichte endet mit dem Aufkommen der Schrift. Denn als die Menschheit die Schrift entdeckte, konnten schriftliche Erzeugnisse – wie Urkunden oder Dokumente – angefertigt werden. Diese Schriftdokumente dienen Archäologen und Historikern als Quelle, um die Vergangenheit rekonstruierbar zu machen.
Die erste Schriftformen, welche jemals erfunden wurden, waren die Keilschrift der Sumerer (4. Jahrtausend v.Chr.) und die Hieroglyphenschrift im Alten Ägypten (etwa 3.200 v.Chr.). Demnach endet die Urgeschichte in diesen beiden Regionen mit der Einführung der Schrift. Da die Schriftentwicklung aber nicht überall zeitgleich begann, endet die Urgeschichte regional unterschiedlich.
Was bedeutet prähistorisch
Die Adjektive urgeschichtlich, prähistorisch oder vorgeschichtlich nehmen Bezug auf die Urgeschichte und sollen Dinge und Sachverhalte beschreiben, welche in dieser Zeit entstanden. So sind prähistorische Werkzeuge oder Waffen allesamt Gegenstände, welche während der Urgeschichte gebaut und genutzt wurden.
Was ist der Unterschied zwischen prähistorisch und historisch
Die prähistorische Zeit ist jene Zeitepoche als die Menschheit noch keine Schrift besaß. Als die Menschheit dann die Schrift entdeckte, wurden Urkunden, Erlasse und andere Schriftdokumente angefertigt, welche den heutigen Historikern erlauben – die Vergangenheit zu rekonstruieren.
Die rekonstruierte Vergangenheit wird als Geschichte (historisch) bezeichnet. Demnach ist der Unterschied zwischen historisch und prähistorisch, ob eine Schrift als Möglichkeit zur Vergangenheitsrekonstruktion existiert oder nicht.
Als prähistorische Kulturen in Ägypten werden bspw. die Badari-Kultur oder die Naqada-Kultur angesehen, welche als Vorgängerkulturen des Alten Ägyptens begriffen werden. Beide besaßen keine Schrift und die Schwelle zur historischen Kultur Ägyptens kam mit der Erfindung der Hieroglyphen.
In Europa gelten alle Kulturen vor den Minoern als prähistorisch. Die minoische Kultur, welche sich ab 2.600 v.Chr. auf Kreta etablierte, war die erste historische Kultur Europas. Die Nachfolgekulturen in Mykene, das antike Griechenland und das Römische Reich sind alles historische Kulturen.
Vereinfacht….
Die Entwicklung der Schrift ist unmittelbar mit dem Aufkommen von Zivilisation und Hochkulturen verknüpft. Demnach kann man vereinfacht sagen, dass alle Hochkulturen und Zivilisationen als historische Konstrukte anzusehen und alle Gesellschaftsformen davor lediglich prähistorische Konstrukte sind.
Was war vor der Urgeschichte
Die Zeit vor Urgeschichte ist nicht Teil der Menschheitsgeschichte. In dieser Zeit entstand die Menschheit biologisch, aber nicht kulturell. Sie wird deshalb als Evolutionsgeschichte oder Stammesgeschichte verstanden.
Da die Urmenschen sich sowohl anatomisch als auch kulturell entwickelten, gibt es hier Überschneidungen. Die Urgeschichte behandelt lediglich die kulturelle Menschwerdung und die Stammesgeschichte die evolutionäre Entwicklung des Menschen.
Vor der Stammesgeschichte der Menschen gab es auch eine erdgeschichtliche Entwicklung, welche dazu führte, dass die Menschheit überhaupt entstehen und sich etablieren konnte. Die Geschichte der Erde und die Entstehungsgeschichte jeder Spezies werden als Urzeit zusammengefasst.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Evolution- bzw. Stammesgeschichte die urzeitliche biologische Geschichte einer Art abbildet und die Erdgeschichte die Vergangenheit des Planeten, der Lebensräume und Ökosysteme – welche die Grundlage für Leben bilden. Beide Geschichtsbegriffe sind Teil der Urzeit, welche vor der Urgeschichte stattfand.
Wie heißen die Epochen der Urgeschichte
Die Urgeschichte wird nach dem Dreiperiodensystem in drei Epochen gegliedert.
- Steinzeit: begann vor etwa 2,6 Mio. Jahren und endete etwa 2.200 v.Chr. (regional unterschiedlich)
- Bronzezeit: etwa 2.200 v.Chr. bis 800 v.Chr. (regional unterschiedlich)
- Eisenzeit: etwa 800 v.Chr. bis 1025 n.Chr. (regional unterschiedlich)
Die Steinzeit begann vor 2,6 Mio. Jahren mit dem Auftreten der ersten Steinwerkzeuge. Da nur Menschen diese ersten Werkzeuge herstellen konnte, ist der Beginn der Steinzeit auch mit dem ersten Auftreten der Urmenschen verknüpft (siehe oben).
Die Jungsteinzeit, als letzter Abschnitt der Steinzeit, beginnt im 10. Jahrtausend v.Chr. im Nahen Osten, als die ersten Menschen von einer Jäger/Sammler-Kultur zu Ackerbau und Viehzucht übergingen. Noch während der Jungsteinzeit entdeckte die Menschheit das Kupfer. Doch dieses Metall konnte den Stein als primären Rohstoff nicht verdrängen, weshalb die Kupferzeit ein Teil der Steinzeit ist.
Die anschließende Bronzezeit bildet den endgültigen Übergang ins metallische Zeitalter. Auch diese Epoche begann im Nahen Osten, Mesopotamien und Alten Ägypten weitaus früher als in Europa. Die mitteleuropäische Bronzezeit beginnt 2.200 v.Chr. und endet mit der Einführung von Eisen ungefähr 800 v.Chr.
Als die Eisenzeit endet, endet auch die Urgeschichte und die Frühgeschichte mit Schriftquellen begann. In Europa ist die Antike die erste Epoche der Frühgeschichte, in Mesopotamien und anderen Regionen der Welt wird das Altertum als erste Epoche der Frühgeschichte gelten.
Was kommt nach der Urgeschichte
Nach der Urgeschichte beginnt die Frühgeschichte. Die Entwicklung der Schrift markiert den Übergang zur Frühgeschichte und das Ende der Urgeschichte. In Europa ist bspw. die Antike die nachfolgende Geschichtsepoche, welche den Beginn der Frühgeschichte und das Ende der Urgeschichte markiert.
Die Antike beschränkte sich allerdings nur auf den Kulturraum Griechenlands, des späteren Römischen Reichs und den Mittelmeerraum. Demnach gab es in China oder Mesopotamien niemals eine Antike. Dort wird die Urgeschichte durch das Altertum abgelöst, welches ebenfalls Teil der Frühgeschichte ist.
Was ist der Unterschied zwischen Frühgeschichte, Vorgeschichte und Urgeschichte
Die Erfindung der Schrift markiert das Ende der Urgeschichte und Beginn der Frühgeschichte. Dabei ist nicht nur das Vorhandensein von schriftlichen Quellen zur späteren Rekonstruktion von Bedeutung, sondern auch die Änderungen innerhalb der Gesellschaft, welche die Schrift mit sich brachte.
Durch die Erfindung der Schrift konnte das menschliche Miteinander geregelt werden, wodurch komplexere Gesellschaftsstrukturen, auf Grundlage von schriftlich fixierten Regelungen, entstanden. Basiert eine Gesellschaft auf Regeln des Miteinanders, wird diese als Zivilisation bezeichnet. Demnach konnten Zivilisationen nur durch Schrift entstehen.
Da die Schrift auch ein Kommunikationskanal und Speichermedium für Wissen darstellt, konnten durch die Schrift erst Innovationen nachhaltiger entwickelt werden. Demnach ist das Ende der Urgeschichte nicht nur der Anfang der Frühgeschichte, sondern auch der Beginn von Zivilisationen und Hochkulturen.
Was passierte in der Urgeschichte
Die Steinzeit gilt als längste Epoche der Menschheitsgeschichte, welche ungefähr 2,5 Mio. andauerte. Man unterteilt die Steinzeit weiter in Altsteinzeit, Mittelsteinzeit und Jungsteinzeit (Neolithikum) – da die Menschheit selbst während der Steinzeit einen Kulturwandel durchlief.
Die ersten Urmenschen (Homo habilis, Homo rudolfensis) der Altsteinzeit lebten ausschließlich in Afrika und entwickelten Steingeräte aus Geröllsteinen, welche sie einseitig abschlugen und so schärften. Mit dieser scharfen Kante waren die Urmenschen in der Lage, Knochen von Tieren zu knacken, um an deren nahrhaftes Knochenmark zu kommen.
Aus den Urmenschen entwickelten sich vor etwa 2 Mio. Jahren die Frühmenschen. Eine Frühmenschenart, welche als Homo erectus bezeichnet wird, schlug den Stein erstmals doppelseitig ab, so dass sich nicht nur eine scharfe Kante sondern auch eine Spitze ergab. Dieses Werkzeug wird als Faustkeil bezeichnet und sollte das Universalwerkzeug der Altsteinzeit werden.
Homo erectus ist die erste Menschenart, welche Afrika vor 1,8 Mio. verlässt – um auch Eurasien zu besiedeln. Durch Klimaveränderungen passte sich die Menschheit regional an und aus Homo erectus entwickelte sich vor 600.000 Jahren der Heidelbergmensch (Homo heidelbergensis). Diese Menschenart besiedelte vornehmlich Europa, wich aber während der andauernden Eiszeiten auch in den Nahen Osten aus.
Vor etwa 300.000 bis 200.000 Jahren entwickelte sich aus dem Heidelbergmenschen der Neandertaler (Homo neanderthalensis), welcher wohlmöglich besser an die kalten Temperaturen angepasst war.
Parallel zum Neandertaler entwickelte sich vor 300.000 bis 160.000 Jahren der Homo sapiens (Jetztmensch) in Afrika, vermutlich aus der übriggebliebenen Homo-erectus-Gruppe. Vor etwa 100.000 wanderte auch Homo sapiens nach Eurasien aus, erreichte den Nahen Osten und schließlich vor etwa 45.000 Jahren auch Europa.
In Eurasien trafen Neandertaler und Jetztmenschen aufeinander, wodurch sich beide Kulturen mischten und Genflüsse (Fortpflanzung) zwischen beiden Menschenarten stattfanden. Ungeklärt ist, weshalb die Neandertaler vor 30.000 Jahren ausstarben.
Als die letzte Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren endete, ging Europa in die Mittelsteinzeit über. Der Jetztmensch war zu diesem Zeitpunkt die letzte verbliebene Menschenart.
Während der Mittelsteinzeit lebten die Menschen in Europa als Jäger und Sammler. Da nun die Eisschmelze einsetzte, wurde auch zunehmend Fischfang betrieben und die Menschen siedelten auch in Nordeuropa.
Im Nahen Osten, auf dem Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds, beherrschten die Menschen bereits Ackerbau und Viehzucht. Durch Migration wurde die Neolithische Revolution bis nach Europa getragen, so dass die Jungsteinzeit etwa 5.800 und 4.000 v.Chr. auch dort begann.
Mit der Verwendung von Kupfer begann die letzte Steinzeitepoche, welche als Kupferzeit bezeichnet wird. Schließlich endete die Steinzeit zuerst auf dem Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds und weitaus später auch in Europa. (etwa 2.200 v.Chr.)
Das Ende der Steinzeit war der endgültige Beginn des metallischen Zeitalters, welches durch die Verwendung von Bronze voranschritt. Während der Bronzezeit entstanden Waffen, Werkzeuge und Rüstungen aus dem Metall, der Handel florierte – bevor die Bronze durch Eisen abgelöst wurde.
Die Eisenzeit begann in Vorderasien bereits 1.700 v.Chr., als Europa gerade in die Bronzezeit überging. Mit der Eisenverarbeitung konnten die Menschen noch stabilere Waffen und Werkzeuge herstellen. Die Eisenzeit Europas begann etwa 800 v.Chr. und dauerte bis 1.025 n.Chr.
Siehe Hauptartikel:
- 79 Ereignisse der Steinzeit: Was, Wann, Wo geschah | Chronologie
Was sind prähistorische Tiere
Prähistorische Tiere sind jene Tierarten, welche während der Altsteinzeit oder letzten Eiszeit auf der Erde lebten, die frühen Menschen zeitlich begleiteten und dann ausstarben. (Siehe Hauptartikel: Tiere der Steinzeit)
Was sind prähistorische Waffen und Werkzeuge
Das erste Werkzeug der Menschheit war der Chopper, ein Steingerät aus Geröllsteinen. Später entwickelte die Menschheit präzisere Waffen und Werkzeuge, wie den Faustkeil, Projektile, Pfeilspitzen aus Feuerstein oder Mikrolithe. (Siehe Hauptartikel: Werkzeuge der Steinzeit oder Waffen der Steinzeit)
Was ist prähistorische Kunst
Prähistorische Kunst sind Felsbilder, Kleinkunst (Venusfiguren) oder Musikinstrumente, welche die Menschen in der Steinzeit herstellten. (Siehe Hauptartikel: Kunst in der Steinzeit von Neandertaler & Co.)