Out of Africa Theorie
Out of Africa ist eine Theorie bzw. Hypothese, wonach die Menschheitsgeschichte in Afrika begann. Laut dieser Hypothese wanderten noch während der Altsteinzeit die ersten Frühmenschen aus Afrika ab, wodurch es zur Begrifflichkeit „Raus aus Afrika“ (englisch: Out of Africa) kam. Von Afrika ausgehend verbreitete sich die Menschheit dann über die ganze Erde.
Aber der schwarze Kontinent war mehrfach die Wiege der Menschheit und wurde – während der Steinzeit – auch mehrfach verlassen. Die erste Migrationswelle (Out of Africa I) geht auf Homo erectus bzw. Homo ergaster zurück, welche vor 1,8 Mio. Jahren den Kontinent in Richtung des Nahen Ostens verließen. Eine zweite Migration (Out of Africa II) setzte vor 120.000 Jahren ein, als die Vorfahren des modernen Menschen ebenfalls Afrika verließen.
Inhalt
- 1 Steckbrief
- 2 Was ist die Out of Africa Theorie
- 3 Warum unterscheidet man zwischen Out of Africa I und II
- 4 Gab es unterschiedliche Migrationsrouten bei Out-of-Africa I
- 5 Warum wanderten die Menschen aus Afrika aus
- 6 Gab es Versuche von Sapiens, Afrika schon früher zu verlassen
- 7 Welche Alternativen zur Out-of-Africa-Theorie gibt es
- 8 Welche Konsequenzen hat das Out-of-Africa-Modell
Steckbrief

globale Ausbreitung von Homo sapiens mit Jahreszahlen (Tausenderwerte vor heute)
Übersetzung: | Raus aus Afrika |
Bedeutung: | Menschheit entwickelte sich mehrfach in Afrika und eroberte von Afrika ausgehend die restlichen Kontinente |
Wann: | Out of Africa I: vor 1,8 Mio. Jahren durch Homo erectus Out of Africa II: vor 120.000 Jahren durch Homo sapiens |
Was ist die Out of Africa Theorie
Die Theorie, dass die Menschheit in Afrika entstand und sich dort über mehrere Millionen Jahren entwickelte – wurde bereits von Charles Darwin vertreten.
Darwin postulierte 1871 in seinem Werk: „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl“, dass die Vorfahren aller Menschen einmal Afrikanern waren. Denn Darwin sah in Schimpansen und Gorillas die nächsten Verwandten des Menschen. Und beide Menschenaffen leben in Afrika, weshalb Darwin auch die Entstehung des Menschen dort vermutete.
Laut der Out of Africa Hypothese soll der Kontinent mehrfach die Wiege der Menschheit gewesen sein. Dort trennten sich die Abstammungslinien der Menschheit und des Schimpansen vor mehr als 6 Mio. Jahren. Auf der Stammeslinie der Menschheit bildeten sich frühe Verwandte, wie Australopithecus oder Paranthropus, welche zoologisch in den Tribus Hominini (menschenähnlich) eingeordnet werden. Diese Vormenschen lebten mehrere Millionen Jahre, wohlmöglich parallel zu den ersten Urmenschen.
Jene Urmenschen waren Homo habilis und Homo rudolfensis. Beide ähnelten mehr einen Schimpansen als einem heutigen Menschen, werden aber in die gemeinsame Gattung Homo eingeordnet. Homo ist lateinisch und bedeutet Mensch. Demnach waren die Urmenschen, welche vor etwa 2,5 Mio. in Afrika zu leben begannen, die ersten Menschenarten weltweit. Sie entwickelten die ersten Steinwerkzeuge, wodurch die kulturelle Evolution begann.
Etwa 500.000 Jahre später traten die ersten Frühmenschen auf. Diese waren mit den Urmenschen verwandt, unterschieden sich aber bereits äußerlich. Sie waren größer, konnten besser laufen und entwickelten die Jagd. Mit ihnen begann die kognitive Revolution, da das Gehirnvolumen sprunghaft zunahm. Das Hirnwachstum nutzten sie, um bessere Werkzeuge und Waffen herzustellen, das Feuer zu zähmen und aus Afrika auszuwandern (Out of Africa I).
Warum unterscheidet man zwischen Out of Africa I und II
Vor 1,8 Mio. Jahren verließ Homo erectus als erste Menschenart den afrikanischen Kontinent. Und vor etwa 120.000 Jahren verließ Homo sapiens als zweite Menschenart den Kontinent ebenfalls. In der Zeit dazwischen verließen natürlich weitere Erectus den Kontinent, um sich über den Nahen Osten in Eurasien auszubreiten. Demnach erfolgt die Einteilung nach Out-of-Africa I und II anhand der Menschenart, welche migrierte. Die Theorie stützt die Hypothese, dass in Afrika mehrere Menschenarten (darunter die Vorfahren des Jetztmenschen) entstanden seien.
Out of Africa I
Die ältesten Fossilien eines Frühmenschen, außerhalb Europas, wurden in Georgien gefunden. Diese sind 1,8 Mio. Jahre alt. Zunächst wurde das Fossil als Homo georgicus bezeichnet. Demnach wäre es eine eigenständige Menschenart. Später wurde diese systematische Einordnung widerrufen. Stattdessen werden die Fossilien als lokale Variante von Homo erectus gesehen.
Die Funde von Dmanissi (Georgien) gelten als Beweisstück, dass Homo erectus in Afrika vor etwa 2 Mio. Jahren entstand und vor 1,8 Mio. Jahren auswanderte. Die Migrationsroute begann in Nordafrika über die Halbinsel Sinai (Ägypten) in den Nahen Osten. Von der Levante ausgehend, begann die Besiedlung Westasiens, Anatoliens und Europas.
Gefundene Fossilien aus Asien, wie der Java-Mensch (Homo soloensis) und der Peking-Mensch, werden als lokale Variante von Homo erectus gesehen. Deren Alter wird auf 800.000 Jahre bis 1,5 Mio. Jahre geschätzt. Diese Datierungen stützen die Out of Africa Theorie.
In Asien entwickelte sich Homo erectus wohlmöglich auch zu kleinwüchsigen Menschenarten weiter. So werden sowohl der Flores-Mensch als auch Homo luzonensis auf den Philippinen als eigenständige Art gesehen, welche aber Homo erectus als Vorfahren hatten.
Europäische Homo erectus werden von Wissenschaftlern teilweise als Varianten und andernfalls als eigenen Spezies verordnet. So wird bspw. Homo antecessor, welcher vor 900.000 Jahren lebte – auch als spanischer Homo erectus gesehen. Auch der Heidelbergmensch wird von einigen Forschern als europäische Variante zu Homo erectus gestellt.
Der letzte gemeinsame Vorfahre von Homo sapiens (Jetztmensch), Homo heidelbergensis, Homo neanderthalensis und Denisova-Menschen war ein afrikanischer Homo erectus, welcher vor etwa 600.000 Jahren auswanderte.
In Europa entwickelte sich die Erectus zum Heidelbergmenschen und schließlich zum Neandertaler weiter. Letztere waren robust genug – um zwei Eiszeiten zu überstehen. Aus den in Afrika verbliebenen Erectus entstand vor etwa 300.000 Jahren die Sapiens-Linie (archaischer Homo sapiens).
Out of Africa II
Out of Africa II ist eine Hypothese, wonach der moderne Mensch in Afrika entstand und sich dann über alle Kontinente ausbreitete. Auch dies geschah bereits in der Altsteinzeit.
Die Stammeslinie des modernen Menschen entstand vor etwa 300.000 Jahren in Afrika. Zunächst wurde nur Ostafrika als Geburtsort der modernen Menschheit in Betracht gezogen. Heute geht man allerdings davon aus, dass es keine echte Gründerkolonie gab. Stattdessen entstanden die Sapiens wohlmöglich an verschiedenen Orten in ganz Afrika.
Die ältesten gesicherten Belege von Homo sapiens stammen aus Marokko und sind etwa 300.000 Jahre alt.
Sapiens entstanden auch nicht wirklich aus einer Vorgängerart heraus. Stattdessen paarten sie sich höchstwahrscheinlich mit Homo erectus und mit anderen Menschenarten (z.B. Homo rhodesiensis). Durch den Gentransfer kamen viele Genvarianten ins menschliche Genom, wodurch die Sapiens als Art profitieren sollten. Da aber Gene von Homo erectus noch nicht entschlüsselt sind, bleibt dieser archaische Gentransfer eine Hypothese.
Die Abwanderung des modernen Menschen aus Afrika geschah vor mindestens 120.000 Jahren. Als Migrationsroute werden zwei Szenarien diskutiert. Das erste Szenario ist die Levante-Route, welche seit Homo erectus bekannt war. Ein zweites Migrationsszenario stellt die Route von Ostafrika (Horn von Afrika) über den Indischen Ozean auf die Arabische Halbinsel dar.
In Eurasien trafen Sapiens auf den Neandertaler. Es kam zum belegbaren Gentransfer, wodurch weitere Vielfalt in den Genpool des Menschen einzog. Und seitdem das Neandertaler-Gen entschlüsselt ist, ist bekannt – dass Europäer zwischen 1 und 3 % Neandertaler-Gene in sich tragen. Diese sind als blinde Passagiere im menschlichen Genom heutiger Europäer enthalten.
Weitere Gentransfers fanden zwischen Sapiens und Denisovas statt. Denn auf Neuguinea lebt ein indigenes Volk, namens Papua. Und deren Genom enthält etwa 4 % Denisova-Gene.
Out of Africa III
Wie bereits oben beschrieben, wanderte der letzte gemeinsame Vorfahre von Neandertaler, Denisova und Jetztmensch vor 600.000 Jahren aus Afrika ab. Bisher ging man davon aus, dass dies Homo erectus gewesen war. Demnach würde die Migration vor 600.000 Jahren zu Out-of-Africa I gehören.
Aber neuere Erkenntnisse aus den USA deuten darauf hin, dass Homo heidelbergensis oder Homo antecessor in Afrika entstanden sein könnten. Demnach wäre diese Migration als Out of Africa II und die spätere Migration des Jetztmenschen als Out of Africa III zu deuten.
Gab es unterschiedliche Migrationsrouten bei Out-of-Africa I
Die herkömmliche Route über den Nahen Osten könnte nicht der einzige Migrationsweg von Homo erectus gewesen sein. Es wird diskutiert, ob es eine Route von Nordafrika nach Gibraltar gab. Wohlmöglich wurden während der Eiszeit, als der Meeresspiegel deutlich niedriger war, ganze Landzungen genutzt – um nach Südeuropa einzuwandern.
Fossilienfunde im südspanischen Orce (Mensch von Orce) deuten darauf hin, dass vor 1,65 Mio. Jahren dort Menschen lebten. Demnach könnte Nordafrika als Brückenkopf für die Einwanderung nach Spanien gedient haben.
Warum wanderten die Menschen aus Afrika aus
Die Evolutionsgeschichte von Homo erectus war in Afrika abgeschlossen. Er und Homo ergaster gelten als Erfinder der Jagd, diejenigen – welche das Feuer zähmten und mehr tierische Kost aßen als ihre früheren Verwandten. Die kognitive Revolution bewirkte, dass die kulturelle Revolution richtig Fahrt aufnehmen konnte und die biologische Evolution des Menschen in den Hintergrund rückte.
Wohlmöglich gab es eine Knappheit im Lebensraum oder beim Jagdwild, was die Menschheit auswandern ließ. Als die Frühmenschen den afrikanischen Kontinent verließen, nahmen sie das Feuer mit. Jene Feuerzähmung ermöglichte ihnen, auch in unwegsames Gebiet mit rauen Klima vorzudringen.
Gab es Versuche von Sapiens, Afrika schon früher zu verlassen
Aus genetischen Befunden geht hervor, dass Homo sapiens bereits vor 220.000 Jahren einen Versuch unternahm, Afrika zu verlassen. Die Afrikaner kamen auch in Eurasien an, wurden aber vom Neandertaler sogleich wieder verdrängt.
Für die nächsten hunderttausend Jahre sollte sich daran auch nichts ändern. Zwar hatten Neandertaler und Sapiens gelegentlichen Sex, doch deren Nachfahren waren Ausreißer und keine Regel. Somit blieben die europäischen Neandertaler noch lange unter sich.
Die erste anzunehmende Auswanderung geschah vor 120.000 Jahren in den Nahen Osten (Out of Africa II). Diesmal konnte sich Sapiens über einen gewissen Zeitraum halten, wurde schließlich doch wieder zurückgedrängt und nach einigen Jahren war die Levante wieder ein reines Neandertaler-Gebiet.
In den nächsten 30.000 bis 50.000 Jahren ist aber irgendetwas in Afrika passiert. Denn Homo sapiens bekam irgendein Upgrade, wodurch er gegenüber den Neandertalern gleichrangig wurde. In der Forschung geht man davon aus, dass sich die kognitive Fähigkeiten beim Sapiens entscheidend veränderten. Wohlmöglich setzte der prähistorische Spracherwerb ein bzw. wurde verfeinert oder Sapiens erreichten eine neue Stufe in der sozialen Intelligenz.
Als dann die Sapiens vor 70.000 Jahren abermals in den Nahen Osten vordrangen, blieben sie und kolonisierten zunächst Westasien. Vor etwa 45.000 Jahren drangen sie nach Europa vor und vermischten sich mit dem Neandertaler. In der Forschung wird diese Phase bzw. Entwicklungsstufe der Menschheit als Cro-Magnon-Mensch beschrieben.
15.000 Jahre nach Ankunft der Cro-Magnon-Menschen war der Neandertaler ausgestorben. Doch Neandertaler-Gene finden sich heute im Genom von Europäern und deren Nachfahren wieder.
Welche Alternativen zur Out-of-Africa-Theorie gibt es
Noch bis in die 1990-er Jahre war die Multiregionalismus-Theorie sehr verbreitet und dominierte jede wissenschaftliche Diskussion. Laut dieser Theorie entstand die Menschheit mehrfach und vielerorts. Somit seien Neandertaler die direkten Vorfahren von Europäer, der Peking-Mensch ist Vorfahre von Chinesen usw.
Laut dem Multiregional-Modell gehen die heutige Menschen aus verschiedensten Weltregionen aus direkten Vorfahren ihrer Region zurück. Und die Afrikaner sind, in diesem Modell, die einzigen direkten Nachfahren von Homo erectus. Neuere Forschungsergebnisse belegen aber, dass die Weltgemeinschaft nicht an vielen Orten entstand, sondern einzig in Afrika.
Welche Konsequenzen hat das Out-of-Africa-Modell
Europäer tragen einen geringen Anteil von Neandertaler-Genen in ihrem Genom. Dieser Anteil liegt zwischen 2 und 3 Prozent. Demnach sind alle Europäer zu 97 bis 98 Prozent Afrikaner und zu 2 bis 3 Prozent Neandertaler.
Da die Europäer sich in der Neuzeit bis nach Nordamerika verbreiteten, gilt diese Genom-Struktur auch für Kanadier, US-Amerikaner und für sämtliche Einwanderer Lateinamerikas. Und da Amerika bereits in der Steinzeit von Asiaten besiedelt wurde, gilt jene Genomstruktur auch für die Ureinwohner Amerikas.
Die Ureinwohner Australiens und Neuguinea sind zu etwa 7 Prozent Nachfahren von Neandertalern und Denisovas. Und die restlichen 93 Prozent stammen von Afrikanern.
Nur die Ureinwohner der Subsahara haben sich nicht mit anderen Frühmenschenarten außerhalb Afrikas gemischt. Sie sind die einzigen Menschen weltweit, welche nur Gene von archaischen Homo sapiens tragen. Alle anderen Menschen sind ein Mischprodukt aus Afrikanern, Neandertalern und Denisovas.
In Europa wird die Besiedlung des Jetztmenschen, während der Altsteinzeit, noch in eine Cro-Magnon-Phase unterteilt. Jener Cro-Magnon-Mensch gehört in die Stammeslinie von Homo sapiens bis zum Beginn der Mittelsteinzeit (vor etwa 12.000 Jahren). Der Grund für die Einteilung ist, dass die Cro-Magnon-Menschen sich mit Neandertalern paarten und vom kulturellen Austausch mit ihnen profitierten. Demnach waren die Jetztmenschen genetisch erst fertig als die Neandertaler ausstarben.