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Girolamo Savonarola


Girolamo Savonarola Porträt nach einem Gemälde aus dem Kloster San Marco in Florenz

Girolamo Savonarola Porträt nach einem Gemälde aus dem Kloster San Marco in Florenz

Girolamo Savonarola (14521498) war ein Kirchenreformator, Bußprediger und Dominikanermönch. Er kritisierte die moralische Verkommenheit der Gesellschaft und warf der Kirche eine korrupte Vorgehensweise vor. Nach dem Sturz der Medici (1494) übernahm er die Kontrolle in Florenz und versuchte die Republik in einen Gottesstaat zu wandeln. Da er sich mit Papst und der katholischen Kirche anlegte, wurde er exkommuniziert. Und schließlich wurde er am 23. Mai 1498 in Florenz gehängt.

Martin Luther und andere Protestanten sahen in Savonarola einen Pionier bzw. Vorläufer der Reformation (ab 1517).

Steckbrief

Girolamo Savonarola Statue in Ferrara (Provinz: Emilia-Romagna, Italien)

Girolamo Savonarola Statue in Ferrara (Provinz: Emilia-Romagna, Italien)


Girolamo Savonarola
voller Name:Girolamo Maria Francesco Matteo Savonarola (lateinisch: Hieronymus Savonarola)
Geboren:21. September 1452 in Ferrara (damals: Herzogtum Ferrara)
Gestorben:23. Mai 1498 in Florenz (damals Republik Florenz)
Alter:45 Jahre
Eltern:Vater: Niccolò di Michele dalla Savonarola (Bankier)
Mutter: Elena Bonacolsi
Beruf:Prediger, De facto Herrscher von Florenz
Herrschaftszeit:November 1494 – 18. März 1498
Vorgänger:Piero di Lorenzo de’ Medici (1492 - 1494)
Nachfolger:Piero di Tommaso Soderini (1498 - 1512)
Epoche:Renaissance, Humanismus
Ideen und Konzepte:Theokratie (Gottesstaat) mit demokratischen Strukturen
Bedeutung:Vorläufer des Protestantismus und der Reformation (Proto-Protestantismus)

Ausschnitt aus dem Fresko der Signorelli mit den Predigten und Taten des Antichristen, welcher dem ketzerischen Prediger Girolamo Savonarola ins Ohr flüstert, Bildnachweis: Peter Heidelberg / Shutterstock.com

Ausschnitt aus dem Fresko der Signorelli mit den Predigten und Taten des Antichristen, welcher dem ketzerischen Prediger Girolamo Savonarola ins Ohr flüstert, Bildnachweis: Peter Heidelberg / Shutterstock.com

Wer war Girolamo Savonarola

Girolamo Savonarola war ein Bußprediger, welcher in Nord- und Mittelitalien tätig war. In seinen Predigten übte er Kritik an der Verweltlichung (Entchristlichung) der Menschen. Da er die soziale Oberschicht und deren Verkommenheit stark kritisierte, erhielten seine Reden immer mehr Anerkennung von der Bevölkerung. Zwischen 1494 und 1498 war Savonarola in Florenz der geistige Führer der Stadt.

In jener Zeit prangerte Savonarola auch die Missstände in der katholischen Kirche an, weshalb er von Papst Alexander VI. am 13. Mai 1497 von der Kirche ausgeschlossen wurde (Exkommunikation).

Als im Frühjahr 1498 die Wahl zur Signoria in Florenz stattfanden, verfehlten Savonarolas Anhänger die Mehrheit. Das Schwinden seiner Macht bewirkte, dass man ihn gefangen nehmen und zum Tode verurteilen konnte. Und so wurde er am 23. Mai 1498 zunächst öffentlich gehängt und sein Leichnam wurde dann verbrannt.

Wer waren die Eltern von Girolamo Savonarola

Girolamo Savonarola wurde am 21. September 1452 in Ferrara (Oberitalien) geboren. Sein Vater war ein Bankier, namens Niccolò Savonarola. Seine Mutter war Elena Bonacolsi. Die Eheleute hatten drei Kinder, wobei Girolamo das Jüngste war.

Was studierte Girolamo Savonarola

Girolamos Großvater väterlicherseits war Giovanni Michele Savonarola. Dieser war Begründer einer Krampfadertherapie und schrieb ein medizinisches Lehrbuch, welches damals sehr verbreitet war. Dies brachte ihm eine gewisse Reputation ein, weshalb er zum Leibarzt des Markgraf von Ferrara aufstieg.

Der Großvater förderte seinen Enkel Girolamo, weshalb auch dieser zunächst Medizin studierte. Doch mit 22 Jahren brach Girolamo das Medizinstudium ab und trat dem Dominikanerkloster San Domenico in Bologna bei. Dort besuchte er die Klosterschule und legte das Studium generale des Ordens ab. Am 1. Mai 1477 empfing er die Weihe zum Diakon und trat danach als Priester auf.

Wo arbeite und lebte Savonarola

Nach der Weihe zum Diakon, arbeitete Savonarola als Prediger und wurde ab 1479 als Novizenmeister des Dominikanerklosters in Ferrara eingesetzt. Im Frühjahr 1482 wurde er in das Kloster San Marco nach Florenz versetzt, wo er als Lesemeister arbeitete. Demnach las er die Heilige Schrift vor und interpretierte diese.

Zwischen 1482 und 1487 wurden seine Predigten immer endzeitlicher. Und als er 1487 vom Florentiner Kloster abgezogen wurde, setzte er sein Predigtwerk in verschiedenen Städten in Oberitalien fort.

Die Medici sorgten dafür, dass Savonarola ab 1490 wieder als Lektor in Florenz eingesetzt wurde und unterstützten ihn bei der Wahl zum Prior. Und so wurde Girolamo Savonarola im Juli 1491 zum Prior in Florenz ernannt.

Als Karl VIII. von Frankreich im Jahr 1494 in Italien einfiel, um das Königreich Neapel zu erobern, gewährte ihm Piero di Lorenzo de’ Medici den Durchmarsch. Doch in Florenz wurde der Medici als Verräter gebrandmarkt und musste fliehen.

In den Folgejahren versuchte Savonarola aus der Republik Florenz einen Gottesstaat zu machen, unterstütze Karl VIII. von Frankreich und wandte sich gegen Papst Alexander VI..

Letztlich verbot Papst Alexander VI. seine Predigten und öffentlichen Auftritte. Doch Savonarola widersetzte sich, wurde von der katholischen Kirche als Ketzer und Schismatiker behandelt, schließlich gefangen genommen und hingerichtet.

Wofür ist Girolamo Savonarola bekannt

Bußpredigten

Girolamo Savonarola predigte eine Endzeit, bei der sich alle Sünder dem Gotteszorn unterziehen müssten. Jene Endzeitphantasien brachten Savonarola eine gewisse Anerkennung, da er der Obrigkeit eine Sündhaftigkeit und Vollkommenheit vorwarf. Und dafür erhielt er wiederum Zuspruch bei der einfachen Bevölkerung.

Er forderte die Menschen zu Buße und Erneuerung auf, verunglimpfte aber zeitgleich das korrupte Leben des Klerus. Zunächst wurde er von politischen Gegnern noch als „Prediger der Verzweifelten“ verspottet, was sich aber änderte, als er immer mehr Zulauf bekam. Um 1493 begann Savonarola damit, einen neuen Kyros anzukündigen, welcher über die Berge kommen würde und die Kirche erneuern sollte.

Konflikt mit dem Hause Borgia

Das Haus Borgia war eine spanische Adelsfamilie, welche während der Renaissancekriege zunehmend an Bedeutung gewann. Aus jener Dynastie stammen mehrere Politiker und zwei Päpste. So besetzte Alfons de Borja als Papst Callixtus III. zwischen 1455 und 1458 den Heiligen Stuhl. Und Rodrigo Lanzol Borgia regierte als Papst Alexander VI. zwischen 1492 und 1503.

Die Borgia wurden vieler Verbrechen verdächtigt. Dazu gehörten Ehebruch, Inzest, Diebstahl, Bestechung und Mord. In Italien hatten die Borgias viele Feinde, darunter die Medici und auch Girolamo Savonarola. Der Bußprediger erklärte die Borgia zum Inbegriff der Gotteslästerung und erklärte die Berufung des Borgia-Papstes zur Gottlosigkeit in der katholischen Kirche.

Prophezeiungen

Girolamo Savonarola Bußpredigten stützten sich auf der Tatsache, dass ihn viele Menschen als Propheten ansahen. Denn schließlich glaubten seine Anhänger daran, dass er die Endzeit prophezeite.

In einem engen Personenkreis soll Savonarola das Sterbedatum von Papst Innozenz’ VIII. (25. Juli 1492) vorausgesagt haben. Diese Prophezeiung wurde keineswegs bewiesen, deren Verkündung bewirkte aber, dass sich immer mehr Menschen dem Bußprediger anschlossen.

Als dann im September 1494 die Franzosen in Italien einfielen, deuteten nicht wenige den Einmarsch als Beweis für Savonarolas Prophezeiungsgabe. Im November 1494 führte Savonarola eine Delegation ins Lager des französischen Königs und bat ihn darum, Florenz zu verschonen. Er verkündete im Lager, dass er von Gott eingesetzt werden würde, um als Reformator der Kirche zu fungieren. Letztlich ließen sich die Franzosen auf das Bündnis ein und zogen ihre Truppen am 28. November 1494 aus der Stadt ab.

Verbündeter der Medici

Dass die Medici den Bußprediger Savonarola nach Florenz zurückholten, war ein politisches Kalkül. Zur damaligen Zeit lebte Giovanni Pico della Mirandola in Florenz. Dieser schlug 1486 insgesamt 900 Thesen vor, um die Religion und die Philosophie gegen alle Gegner zu verteidigen. Jene Thesen fasste er in einer Rede über die Würde des Menschen zusammen, welcher zu einem Schlüsseltext des Humanismus werden sollte.

Doch mit diesen Thesen zog Mirandola den Ärger der Kirche auf sich, weshalb er unter dem Schutz der Medici in Florenz stand. Um einen Verbündeten und geistlichen Berater in Florenz zu haben, überzeugte Mirandola die Medici davon, Savonarola ins Kloster San Marco zurückzuholen. Gleichzeitig erhoffte man sich, dass das Ansehen des Bußprediger auf die Medici abfärben würde.

Zwar waren die Medici zu dieser Zeit bereits De-facto-Herrscher in Florenz, mussten ihre Stellung aber stets verteidigen. Und so kehrte Savonarola im Juli 1490 nach Florenz zurück und wurde ein Jahr später, mit der Unterstützung der Medici, zum Prior gewählt.

Verbündeter der Franzosen

Als 1494 die Franzosen in Italien einfielen und die Renaissancekriege begannen, wollte Piero di Lorenzo de‘ Medici seine eigene Herrschaft retten. Deshalb lieferte er den Franzosen (Karl VIII. von Frankreich) die wichtigsten florentinischen Festungen aus. Auch die Häfen von Livorno und Pisa gingen an die Franzosen.

In Florenz wurde Piero als Verräter begriffen, welcher gemeinsame Sache mit dem Feind machte. Deshalb musste er am 9. November 1494 aus Florenz fliehen.

Im November 1494 zog Girolamo Savonarola mit einer Delegation ins Lager der Franzosen und handelte ein Bündnis aus. Der Bußprediger unterstützte den Franzosen in Italien und im Gegenzug blieb Florenz verschont. Daraufhin zogen die Franzosen ihre Truppen aus Florenz ab und wandten sich der Eroberung Neapels (Hauptziel) zu.

Am 31. Dezember nahm Karl VIII. dann Rom ein und schließlich kapitulierte am 22. Februar 1595 auch das Königreich Neapel. Aber die Franzosen blieben nicht in Italien und mussten sich wieder zurückziehen. Denn unter den Bemühungen von Papst Alexander VI. wurde 1495 die Heilige Liga gegründet, welcher sich mehrere italienische Staaten anschlossen.

Letztlich konnte diese Liga den französischen König zurückdrängen und alte Herrschaftsansprüche wiederherstellen. Doch Florenz, welche unter Girolamo Savonarolas Einfluss stand, blieb weiterhin in der Partei der Franzosen. Deshalb blieb Florenz in der italienischen Staatenwelt isoliert.

Die Heilige Liga bzw. Liga von Venedig begann nun eine Rückkehr der Medici nach Florenz voranzubringen, um die Stadt aus der französischen Gefolgschaft zu lösen.

Umbau der Republik Florenz zu einem Gottesstaat

In Florenz formierte sich eine politische Partei um Girolamo Savonarola, welche als Frateschi bezeichnet wurde. Die Frateschi lenkte das Programm des Bußpredigers durch die Räte der Stadt. Demnach war die Partei der politische Arm, um aus der Republik Florenz einen Gottesstaat nach Savonarolas Vorstellungen zu bauen. Sämtliche Oligarchen, welche im Dunstkreis der Medici zu Ansehen gelangt waren, wurden nun in politischen Ämtern ausgeschlossen.

Auf einer öffentlichen Kundgebung im Januar 1495 hielt Savonarola eine Rede, bei der er beteuerte, dass er den Tod von Papst Innozenz VIII. bereits vorausgesagt hätte. Auch deutete er an, dass er die „Ankunft des Schwertes in Italien“ (Invasion der Franzosen) bereits zuvor prophezeit hätte. Und nun verkündete er, dass Florenz unter seiner Führung zum Nabel Italiens aufsteigen würde.

In den Folgemonaten hielt Savonarola weitere Predigten, in welchen er den Florentinern eine Verheißung versprach – wenn diese sich von der Sündhaftigkeit lösen würden. Auf Grundlage seiner Visionen propagierte Savonarola die Theokratie in Florenz und erklärte Jesus Christus zum König in diesem Gottesstaat.

Die Florentiner wurden beflügelt und schlossen sich scharenweise der Kampagne von Savonarola an, um die Stadt vom Laster zu befreien. In der Folge entstanden neue Gesetze gegen Sodomie (Homosexualität), gegen Ehebruch und gegen moralische Übertretungen.

Gegner des Papstes

Papst Alexander VI. tolerierte zunächst die Predigten gegen ihn und die Kirche. Denn er hoffte, dass sich Florenz in der Heiligen Liga einfinden würde.

Als Florenz sich aber weigerte, der Liga beizutreten, wurde Papst Alexander VI. wütender. Er schob den Nichtbeitritt auf Savonarolas verderblichen Einfluss und beorderte den Bußprediger nach Rom. Aber Savonarola erschien nicht, schob sein Nichterscheinen auf gesundheitliche Gründe und beteuerte, dass er Angst hätte – auf der Fahrt nach Rom – angegriffen zu werden. Daraufhin verbot Papst Alexander VI. sämtliche Predigten Savonarolas.

Savonarola hielt sich zunächst an die Weisungen des Papstes, sah aber seinen Einfluss schwinden. Als er dann seine Predigten, gegen das päpstlichen Verbot, wieder aufnahm – wurden seine Reden immer heftiger.

Freudenfeuer der Eitelkeiten

Als Freudenfeuer der Eitelkeiten bezeichnet man eine religiöse Verbrennung von Gegenständen, welche sündhafte Symbolik tragen.

Der Begriff wird zwar heute noch verwendet, meint historisch aber die Verbrennung in Florenz am 7. Februar 1497. Denn an diesem Faschingsdienstag ließ Savonarola eine Schar von Kindern durch Florenz ziehen, welche im „Namen Christi“ alles beschlagnahmen sollten, was als sündhaft gedeutet werden könnte.

Dies waren Gegenstände, wie Spiegel, Schmuck, Kosmetika, teure Kleidungsstücke, Spielkarten aber auch Schriften und Bilder. Die Gegenstände wurden auf der Piazza della Signoria in Florenz aufeinandergereiht. Der Scheiterhaufen aus Gegenstände wurde dann öffentlich verbrannt. Jenes Schauspiel wurde am 17. Februar 1498 noch einmal wiederholt.

Während Gleichgesinnte und Anhänger Savonarolas auch völlig freiwillig ihre Gegenstände verbrannten, gab es auch Kritiker – wie die Franziskaner. Einige wenige sahen in Savonarola auch das was er tatsächlich war, ein Prototyp für den Diktator der Moral.

Einer der bedeutendsten Maler der Frührenaissance war Sandro Botticelli. Auch diese ließ sich vom Hype anstecken und warf freiwillig seine Bilder auf den Scheiterhaufen.

Wie starb Savonarola

Am 13. Mai 1497 wurde Girolamo Savonarola von Papst Alexander VI. exkommuniziert. Der Papst warf ihm vor, dass er ein Häretiker, Schismatiker und Verächter des Heiligen Stuhls sei. Um Savonarolas Predigten gänzlich untersagen zu können, drohte der Papst dem Magistrat der Stadt mit einem Interdikt. So eine Kirchenstrafe sieht vor, dass sämtliche Predigten in Florenz verboten werden würden.

Eine geistliche Opposition forderte Savonarola auf, seine göttliche Mission mittels Feuerprobe zu beweisen. Als diese öffentliche Feuerprobe ausfiel, stürmte die wütende Menge das Kloster und nahm Savonarola gefangen. In Kerkerhaft wurde er gefoltert und gestand schließlich, sämtliche Visionen und Prophezeiungen nur erfunden zu haben.

Am 23. Mai 1498 wurde er aus seiner Gefängniszelle geholt und auf den Piazza della Signoria in Florenz geführt. Dort wurden Savonarola und zwei Mitbrüder zum Tode verurteilt. In dünnen Hemdchen bekleidet bestiegen sie die bühnenartig erhöhte Richtstätte, an welchen Galgen vorbereitet waren. Jeder wurde an einem separaten Galgen gehängt, während unter ihnen ein Feuer angezündet wurde.


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