Kunstepochen, Kunstgeschichte
Kunstgeschichte oder Kunsthistorik ist eine Disziplin der Geisteswissenschaft, welche sich mit der Entwicklung der Kunst beschäftigt. Personen, welche in dieser Fachdisziplin tätig sind, werden als Kunsthistoriker bezeichnet. Da Kunstgeschichte sich auch mit der Bedeutung der Kunst vergangener Epochen beschäftigt, wird das Fach allgemein mit Kunstwissenschaft gleichgesetzt.
Inhalt
Was ist Kunstgeschichte
Die Kunstgeschichte ist Teil der allgemeinen Geschichte und rekonstruiert die Geschichte der Kunst von der Spätantike bis zur Neuzeit. Steinzeitkunst und Kunst des Alten Ägyptens oder aus Mesopotamien wird in der Kunstgeschichte gewöhnlich nicht behandelt, sondern ist Forschungsfeld der Ägyptologie und Archäologie.
Wie entstand die Kunstgeschichte
Als Begründer der Kunstgeschichte gilt Giorgio Vasari (1511 bis 1574), welcher in der Renaissancezeit in Italien lebte und dort Biografien über die bedeutendsten Renaissancekünstler anfertigte.
Was sind Kunstepochen
Der Epochenbegriff wird allgemein für historische Epochen verwendet (Antike, Mittelalter, Neuzeit). Demnach müsste man Künstler und Kunstwerke in diese Epochen eingliedern, was problematisch ist. Hinzu kommt, dass verschiedene Epochenbegriffe in der Kunst als Abwertung gemeint waren. So bezeichnete bspw. der Künstlerbiograph Giorgio Vasari die Kunst des Mittelalters als Barbaren- oder Gotenkunst, woraus der Begriff Gotik entstand.
Kunstepochen sollen Stile, verwendete Materialien und auch ähnliche Motive der Kunst, für einen gewissen Zeitabschnitt – unter einen Epochenbegriff vereinen können. Das geht aber nicht, da die Kunst zu mannigfaltig ist.
Ab dem 20. Jahrhundert tritt eine Epocheneinteilung in der Kunstwissenschaft generell zurück, da man erkannte, dass zu viele Strömungen und überzeitliche Ereignisse (außerhalb der Epoche) auf die Kunst einwirken. Stattdessen verwendete man den Begriff Stilepochen anstelle von Kunstepochen. Innerhalb eines Epochenstils gibt es regionale Unterschiede, welche sich im Lokalstil, Landschaftsstil und Individualstil äußern.
In welche Epochen unterteilt man die Kunstgeschichte
Die wesentlichen Stilepochen der Kunstgeschichte sind:
- Vorromanik: 5. bis 11. Jahrhundert
- Romanik: 10 bis 13. Jahrhundert
- Gotik: 12. bis 15. Jahrhundert
- Renaissance: 15. bis 16. Jahrhundert
- Barock: 17. bis 18. Jahrhundert mit Rokoko als Strömung
- Klassizismus: 18. bis Mitte 19. Jahrhundert mit Biedermeier als Strömung
- Historismus: Mitte 19. Jahrhundert bis Anfang 20. Jahrhundert
- Jugendstil: Anfang 20. Jahrhundert bis in die Weltkriegsjahre
- Moderne oder Nachkriegsmoderne: Nach Ende des Zweiten Weltkriegs
Vorromanik
Die Vorromanik begann am Ende in der Spätantike bzw. im Frühmittelalter des 5. Jahrhunderts und endete im 11. Jahrhundert. Verwendet wird der Begriff hauptsächlich für die Baukunst.
Als Vorromanik werden sämtliche Baustile der byzantinischen Architektur, der gotischen Architektur, der ottonischen Architektur, der langobardischen Architektur, der merowingischen Architektur und der karolingischen Architektur zusammengefasst.
Ein Beispiel für die vorromanischer Bauweise ist die ottonische Michaeliskirche in Hildesheim (Bauzeit: 11. Jahrhundert).
Neben der vorromanischen Bauweise gibt es auch Skulpturen aus der Karolinger- und Merowingerzeit. Erstere sind oft an Säulen oder Portalen von Kirchen zu sehen. Als Motiv dienen oft biblische Szenen. Merowingische Skulpturen finden sich in Form von Reliefs auf Grabsteinen oder an Kirchen. Oftmals wurden Tiermotive verwendet.
Beispiele vorromanischer Malerei sind der Lorscher Evangeliar (etwa 810) oder der Stuttgarter Psalter (etwa 820). Beide sind im Zuge der karolingischen Bilderhandschrift entstanden.
Romanik
Die Romanik begann auf deutschem Gebiet mit der Baukunst der Salier um etwa 1020/30 und mündete mit der Spätromanik etwa 1200 in die Gotik. Der Epochenbegriff wurde allerdings erst 1820 in Frankreich geprägt.
Typisch für die Romanik war der römisch-antike Baustil, weshalb man den Begriff wählte (Romanik = Romanisierung). Rundbögen und Gewölbetechnik wurden vom Baustil des römischen Reiches übernommen. Romanische Baukunst findet sich überwiegend bei Bau, der Ausstattung und bei der Verzierung von Gotteshäusern.
Die Baukunst der Romanik wird bestimmt durch die vieltürmige und meist dreischiffige Basilika. Häufig wurden Doppelturmanlagen gewählt. Die kubischen und blockhaft aneinandergeschobenen Bauteile verliehen dem Bauwerk eine gewisse Massivität und Wehrhaftigkeit. Rundbögen und Pfeiler mit vorgelagerten Halbsäulen nehmen den Gebäudeschub auf.
Bauplastik schmückt die Säulen, Portale und Kapitelle romanischer Kirchen. Zur Innenausstattung der Kirchen gehörten figürlich verzierte Taufbecken und Lesepulte. Auch Kruzifixe, illuminierte Handschriften für die Gottesmesse, Schreine und Reliquiare sind Ausdruck romanischer Bauplastik.
Gotik
Die Gotik folgt der Romanik. Diese Stilepoche begann in Frankreich um 1140 (Saint-Denis) und erfasste im 13. Jahrhundert ganz Europa und blieb bis ins 15. Jahrhundert prägend. Kennzeichen der klassischen Gotik Frankreichs waren Spitzbögen und Kreuzrippengewölbe, ein basilikaler Grundriss mit Chor.
Das französische Vorbild wurde in vielen Ländern nicht rein übernommen. Meist verschmolzen gotische Motive mit regionaler Tradition – so wie beim Bau des Kölner Doms 1248.
Die deutsche Gotik betonte weiterhin die Mauerstärke. Im Norden dominiert die Backsteingotik. Anders als bei der Romanik wurden Bürgerbauten ab dem 14. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut.
Renaissance
siehe auch Hauptartikel: Fragen und Antworten zur Renaissance und Fragen und Antworten zur Renaissancekunst
Die Renaissance ist eine Stilepoche, welche ab dem 15. Jahrhundert in Italien einsetzte. Die Italiener lehnten die Gotik (von Goten) als barbarische Bauweise ab, da dieser Stil sich nicht der antiken Kunst verpflichtete. Die italienische Renaissance dauerte bis etwa 1600 an und breitete sich über ganz Europa aus (nördliche Renaissance).
Typisch für die Renaissance war das Naturvorbild der Antike, wonach Bauten, Skulpturen und Porträts einer festen Proportion entsprechen mussten. Diese Proportion wurde der Natur entnommen, weshalb Renaissancekünstler auch die Anatomie eines Menschen oder die Formenlehre (Geometrie) studierten und mit Hilfe von mathematischen Gleichungen eine bessere Proportion und Ästhetik herstellten.
In der Renaissance verschmolzen Wissenschaft und Kunst, wodurch Universalgelehrte entstanden.
Die Wiege der Renaissance liegt in Florenz, wo 1420 die Zentralperspektive entwickelt wurde – welche es erlaubte, räumliche Strukturen zu erschaffen. Diese Perspektivtechnik wurde für alle Bereiche der Kunst angewandt. Bedeutende Künstler der Renaissance waren Leonardo da Vinci, Michelangelo oder Albrecht Dürer.
Barock
Der Barock begann etwa 1600 in Europa und breitete sich auch auf spanische und portugiesische Überseegebiete in Süd- und Mittelamerika aus. Die Anfänge des Barock liegen in Rom.
Typisch für den neuen Baustil sind geschwungene Grund- und Aufrissformen, reicher Skulpturenschmuck und Stuckdekorationen.
Wand- und Deckenmalerei waren teilweise illusionistisch, was durch verschiedene Realitätsebenen unterstützt wurde. Dies äußerte sich in verschiedenster Weise, so bspw. in der Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits, in mythischen Verherrlichung von weltlichen Personen. Oder barocke Triumphalbilder zeigten einen geöffneten Himmel an der Decke.
Rokoko
Der Rokoko ist, je nach Literatur, entweder eine eigene Stilepoche um 1730 beginnend oder eine Spätphase des Barocks. Der pompöse Stil des Barocks wich einer neuen Verspieltheit, welche durch dekorative Ideen geschmückt wurde. Erotische Themen hielten Einzug und schufen eine neue Intimität.
Klassizismus
Der Klassizismus schließt sich an den Spätbarock bzw. Rokoko an und beginnt Mitte des 18. Jahrhunderts. Ziel des Klassizismus war eine völlige Rückbesinnung auf Kunst des antiken Griechenlands aus der Klassischen Zeit. So wird die Architektur von der Vorbildlichkeit des griechischen Tempelbaus bestimmt. Anstelle der Asymmetrie des Barockstils trat eine streng ausgelegte Symmetrie. Schwingungen und Kurven der Barockzeit wurden ersetzt durch Dreiecksformen und Winkel. Ganze Anlagen wurden kopiert. So ist bspw. Walhalla bei Regensburg, erbaut zwischen 1830 bis 1842, eine Kopie des griechischen Parthenons.
Biedermeier
Der Biedermeier ist eine Stilepoche des 19. Jahrhunderts und wird als Dienst des Nützlichen übersetzt. Gestaltungsziel in der Kunst waren beschauliche Szenen, idyllische Landschaften oder Porträts mit möglichst genauer Wiedergabe der Wirklichkeit.
Historismus
Der Historismus ist eine Stilepoche des 18. und 19. Jahrhundert, welche versuchte die antike Kunst aber auch die Gotik und Romanik wiederzubeleben. In der Malerei zeigten sich historischen Tendenzen seit dem späten 18. Jahrhundert (nazarenische Kunst, Präraffaeliten).
Romantik
Die Romantik trat zeitgleich zum Historismus auf. Diese Stilepoche begann etwa 1790, mit dem Aufkommen der Frühromantik in der Literatur und endet etwa 1830. Grundlegend für Romantiker war die Verherrlichung des Gefühls anstelle der Vernunft. Die Romantik bezog damit eine Gegenposition zur philosophischen Aufklärung. Das Mittelalter wurde glorifiziert, Natur und Religion wurden träumerisch in Szene gesetzt. Bedeutende Romantiker waren: Caspar David Friedrich oder Philipp Otto Runge.
Jugendstil
Der Jugendstil war eine Stilepoche, welche 1890 begann und 1914 (Ausbruch erster Weltkrieg) endete. Dieser Stil richtete sich gegen die historisierenden Tendenzen in der Kunst und deren Vertreter machten es sich zur Aufgabe, sämtliche Künste zu vereinen. So sollte bspw. Architektur eines Bauwerks und auch die Innenraumarchitektur in einer Hand liegen. Der Jugendstil prägte Möbel, Schmuck, Plakate, die Buchkunst oder neu entwickelte Schriftarten.
Strömungen der Moderne
Im 19. und 20. Jahrhundert finden sich keine echten Stilepochen mehr, welche überregional und zur gleichen Zeit auftraten. Stattdessen gab es Strömungen in der Kunst, welche regional stattfanden.
Impressionismus
Als Vorläufer der Moderne werden die Impressionisten genannt. Der Impressionismus war eine Kunstrichtung oder Kunstbewegung zwischen 1860 und 1870 in Frankreich.
Bedeutendster Maler des Impressionismus war Claude Monet. Typisch war, dass Impressionisten Freiluftmaler waren, welche Landschaften malten. Dabei ließen sie zu, dass Licht auf ihr Anschauungsobjekt fiel. Dem gebrochenen Licht galt ihr Interesse. So entstanden Landschaftsbilder, deren Konturen durch Licht und Bewegung aufgelöst wurden.
Realismus
Der Realismus ist eine künstlerische Darstellungsweise, welche zwischen 1830 und 1890 verbreitet war. Hauptanliegen der Künstler war eine wirklichkeitstreue Auseinandersetzung mit der sinnlichen erfahrbaren Umwelt.
Expressionismus
Der Expressionismus war eine Stilphase des 20. Jahrhunderts. Vorläufer waren Vincent van Gogh oder Edvard Munch, welche gegenüber dem Impressionismus eine impulsive Formensprache entwickelten. Typisch für diese Phase waren starke Farbkontraste, dramatische Pinselführungen und großflächige Farbigkeit.
Symbolismus
Der Symbolismus ist eine Kunstströmung des 19. Jahrhunderts, welche sich seit etwa 1855 von Frankreich her ausbreitete. Die Strömung entstand als Gegenbewegung zum Realismus. Hauptanliegen war, dass Unsichtbare sichtbar zu machen. Für die Vertreter verbarg sich hinter jedem Gegenstand ein tieferer Sinn, welcher hervorgebracht werden musste. Motive waren häufig: Leidenschaft, Tod, Sünde oder ähnliche Konzepte.
Surrealismus
Surrealismus ist eine Stilrichtung der Kunst des 20. Jahrhunderts. Angestrebt wurde eine Welt- und Bewusstseinserweiterung. Dies sollte durch Kräfte des Unbewussten und durch Ausschaltung logisch-rationaler und moralisch-ästhetischer Erwägungen geschehen. Wesensfremde Elemente werden vermengt, wodurch sich beim Betrachter eine Irritation und befremdliche Seherfahrung einstellen soll. Bedeutende Künstler waren Salvador Dali und Yves Tanguy.