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Zentralperspektive


Geometrische Formen aus der Frontalperspektive mit einem Fluchtpunkt

Geometrische Formen aus der Frontalperspektive mit einem Fluchtpunkt


Die Zentralperspektive– auch als Frontalperspektive oder Linearperspektive bezeichnet – wird genutzt, um einen physischen Körper im Raum darzustellen. Entwickelt wurde die Zentralperspektive im 15. Jahrhundert in Florenz (Italien). Die Entwicklung löste einen Hype in der Kunstwelt aus, welchen wir heute als Renaissance bezeichnen. Das toskanische Florenz wurde zum Motiv zahlreicher Bilder, auf denen man erstmals räumliche Strukturen erkennen konnte. Und mit Entwicklung dieser Perspektivtechnik wurde die damalige Republik Florenz zur Wiege der Renaissance.

Was ist die Zentralperspektive

Die Zentralperspektive wird auch Einpunkt- oder Frontalperspektive genannt. Wieso? Man steht in einem dreidimensionalen Raum in der Mitte und schaut gerade aus. Man steht also frontal zur gegenüberliegenden Wand.

Der Fluchtpunkt befindet sich genau gegenüber am Ende des Raumes. Es existiert nur ein Fluchtpunkt, weshalb man die Perspektive auch Einpunktperspektive nennt. Die Zentralperspektive ist eine besondere Form der Fluchtpunktperspektive, da sich der Fluchtpunkt in der Bildmitte befindet.

Der Fluchtpunkt liegt immer auf der Horizontlinie. Um den Fluchtpunkt zu ermitteln, werden die Objektkanten im Raum verlängert. Diese laufen auf die Horizontlinie zu. An der Stelle, wo sie sich überschneiden, liegt der Fluchtpunkt. Um dies zu malen, werden Fluchtpunktgitter entworfen – welche zum Fluchtpunkt hinlaufen.

Klar erkennbare Fluchtlinien der Zentralprojektion bis zur Horizontlinie

Klar erkennbare Fluchtlinien der Zentralprojektion bis zur Horizontlinie

Wie wurde die Linearperspektive entdeckt

Der Architekt Filippo Brunelleschi (1377 – 1446) gilt als Erfinder der Zentralperspektive. Zusammen mit Lorenzo Ghiberti (1378 – 1455) führte er die neue Perspektivtechnik für die Malerei, Architektur und Skulptur ein. Unter dem Einfluss Brunelleschis schuf Masaccio sein Trinitätsfresko in der Basilika Santa Maria Novella um 1425.

Masaccio Fresko Dreifaltigkeit (Trinität) in Florenz, Bildnachweis der Redaktion: Bill Perry / Shutterstock.com

Masaccio Fresko Dreifaltigkeit (Trinität) in Florenz ist die erste exakte zentralperspektivische Konstruktion, Bildnachweis der Redaktion: Bill Perry / Shutterstock.com

Die Entwicklung der Perspektivtechnik verdankt Brunelleschi einem Gerät, deren Vorläufer schon in der Antike entwickelt wurde: die Camera obscura.

Im 14. Jahrhundert entwickelte der englische Naturphilosoph Roger Bacon diese Geräte weiter, um damit Sonnenflecken beobachten zu können. In der Astronomie wurden diese Lochkameras verwendet, um nicht direkt in die Sonne zu blicken und so die Augen zu schützen.

Brunelleschi verwendete so eine Lochkamera und entdeckte etwas, was vor ihm niemand entdeckte. Und zwar eine geometrische Struktur in der Perspektive.

Welche Perspektivtechnik wurde vor der Zentralperspektive genutzt

Die Ideen, Perspektiven zu entwickeln, hatten bereits antike Künstler. In der griechisch-römischen Malerei versuchte man Räume darzustellen, indem man mit Verkürzungen arbeitete und Überschneidung einbaute. Somit reichen Vorformen dieser Perspektivtechnik bis ins antike Griechenland und römische Reich zurück.

Doch das Wissen aus der Antike wurde im Mittelalter vergessen oder verdrängt. Kunst sollte ein Abbild eines verherrlichten Gottes oder eines Heiligen sein – mehr nicht. Um Kunst in einer räumlichen Gestaltungsperspektive darzustellen, wurden Figuren in einen Goldgrund eingebettet. Auch die Figurengröße (hintere Figuren sind kleiner) spielte im Mittelalter keine Rolle. Stattdessen wurden bedeutende Figuren, egal wo sie sich im Raum befinden – groß dargestellt und unbedeutende Figuren künstlich kleiner gemacht. (z.B. Große Heilige, kleine Stifte). Zentrale Perspektivtechnik in der Kunst des Mittelalters war die Bedeutungstechnik.

Welche Bedeutung hatte die Zentralperspektive für die Renaissance

(siehe auch Hauptartikel: Fragen und Antworten zur Renaissance)
Geometrie, also Formenlehre, wurde bedeutend. Fortan wurden Wissenschaft und Kunst zu einer Einheit verschmolzen. Die Renaissancekünstler studierten alte Bauwerke der Antike, erkannten Muster in Proportion und Ästhetik und übertrugen diese Muster auf ihre Kunst.

Die Kunstwissenschaft wurde mit den Werken Giorgio Vasaris geboren. Und Leon Battista Alberti, einer der bedeutendsten Baumeister der Renaissance, schuf ein Regelbuch zur Architektur, in welchem Proportionen anhand mathematischer Berechnungen erfolgte.

Im deutschen Sprachraum veröffentlichte Albrecht Dürer 1525 sein Werk zur Proportionslehre unter dem Titel: „Underweysung der messung mit dem zirckel un richtscheyt“. Dürers Werk ist die erste Zusammenfassung sämtlicher mathematisch-geometrischer Verfahren, welche durch die Zentralperspektive möglich wurden.

Allgemein wird durch die Verschmelzung von Wissenschaft und Kunst während der Renaissance der Geniekult um Künstler geboren und gefördert. Es entstanden Universalgelehrte, welche sich in Kunst, in Mathematik, in Anatomie und Naturwissenschaften bestens auskannten.