Schönen Künste
Die schönen Künste sind eine Sammelbezeichnung für verschiedene Kunstgattungen. Der Begriff – in seiner heutigen Verwendung – besteht seit der Aufklärung. Damals wurde Schönheit zum alleinigen Zweck der Kunst erklärt. In der Geschichte durchlief der Kunstbegriff einen stetigen Wandel und die schönen Künste wurden letztlich zum Ideal erhoben.
Inhalt
Was sind schöne Künste
Schöne Künste sind alle Ausdrucksformen der Kunst, welche wir heute als Kunst definieren. Dazu gehören:
- die Bildenden Künste mit Malerei, Bildhauerei, Grafik und Architektur
- die Musik mit sämtlichen Gattungen
- die Literatur mit ihren Hauptgattungen Epik, Lyrik und Dramatik
- die darstellende Kunst mit Tanz, Theater, Film und Folklore
Warum werden die schönen Künste als schön bezeichnet
Schön meint schöngeistig. Vor der Renaissance (15. Jahrhundert) gab es zwei Kunstformen: die mechanischen Künste („artes mechanicae“) und die feingeistigen Künste („artes liberales“). Letztere waren hoch angesehen. Zu ihnen gehörten bspw. die Redekunst, die Logik, die Musik und die Geometrie. Alle diese Kunstformen entsprangen dem Geiste.
Die mechanischen Künste waren mit körperlicher Arbeit verbunden. Zu ihnen gehörten die Malerei, die Skulptur oder die Architektur. Noch im Mittelalter bezeichnete man diese Künstler als Handwerker. In der Renaissance veränderte sich aber der Stil und die Künstler mussten anatomische Kenntnisse besitzen, bevor sie einen Menschen zeichneten. Es verschmolzen Wissenschaft und Kunst. Heraus kamen die Universalgelehrten dieser Zeit.
Gleichzeitig erhielten die mechanischen Künste eine Aufwertung und Renaissancekünstler wurden nicht mehr als Handwerker gesehen, sondern fast gottähnlich betrachtet.
Von den Künstlern wurden Biographien angefertigt, wie bspw. von Giorgio Vasari (1511 – 1574), welche mit seinem Werk „Le vite“ (deutsch: die Viten) die Kunstgeschichte begründete.
In der Aufklärung (17. Jahrhundert) wurde der endgültige Kunstbegriff geprägt, wie wir ihn heute verwenden. Geprägt wurde dieser Begriff durch Immanuel Kant (1724 – 1804), welcher eine neue Definition von Ästhetik entwarf – welche wir heute noch nutzen.
Laut Kant ist Ästhetik etwas, was sich durch Erkenntnis ergibt – sobald man ein Objekt betrachtet. Diese ästhetische Erkenntnis kann entweder Lust oder Unlust auslösen. Aus diesen beiden Gefühlen ergibt sich, ob wir etwas als schön oder unschön empfinden. Die Kunst müsse, laut Kant, immer dem Zweck der Schönheit dienen.
Seither ist der Kunstbegriff immer mit Schönheit verknüpft. Es gibt keine hässliche Kunst.
Wie entstanden die schönen Künste
Bereits Giorgio Vasari verwendete im 16. Jahrhundert das Schönheitsideal, um die Kunst der Antike zu beschreiben. Für ihn waren spätere Kunstformen, wie die Kunst des Mittelalters, nahezu barbarisch bzw. gotisch.
Warum gotisch?
Die Geschichte Italiens vollzog sich seit der Antike in verschiedenen Phasen, in denen Barbarenreiche auf dem heutigen Staatsgebiet entstanden. Im Frühmittelalter herrschten in Italien die Ostgoten, eine Bevölkerungsgruppe germanischen Ursprungs – die als Barbaren bezeichnet wurden.
Mit gotisch meinte Vasari demnach eine barbarische Kultur. Dennoch wurde der abwertende Begriff übernommen und der mittelalterliche Baustil als Gotik bezeichnet.
Für Vasari war die antike Kunst, welche sich an der Natur anlehnte, ein Ausdruck für schöne Kunst. Die Renaissancekünstler, welche Vasari in seinen Biografien verewigte, orientierten sich an der antiken Bauweise und Malerei. Deshalb verwendete Vasari auch Worte, wie „rinascita“ oder „Rinascimento“, was übersetzt „Wiedergeburt“ bedeutet.
Im 19. Jahrhundert übersetzte Jules Michelet das italienische Wort in die französische Sprache und erschuf den Begriff Renaissance (deutsch Wiedergeburt).
Da Französisch im 19. Jahrhundert zur Bildungssprache erhoben wurde, fand dieses Wort auch im deutschen Sprachraum immer mehr Anklang. Der Kunsthistoriker Jacob Burckhardt beschrieb 1860 mit dem Renaissancebegriff die schönen Künste der Renaissance in Italien, weshalb sich Renaissance als Wiedergeburt der Antike etablierte.
Schöne Kunst entstand demnach zuerst in der Antike, wurde aber zuerst in der Renaissance gewürdigt. (siehe auch: Geschichte der Kunst)