Lorenzo de Medici (il Magnifico, der Prächtige)
Lorenzo de’ Medici (1449 – 1492) war ein Bankier, Staatsmann, Politiker und defacto auch Herrscher von Florenz im 15. Jahrhundert. Weiterhin trat er als Kunstmäzene (Förderer) und Finanzier auf. Lorenzo, welcher auch als il Magnifico („der Prächtige“) bezeichnet wird, gehörte zur Dynastie der Kaufmannsfamilie Medici.
Inhalt
Steckbrief
Beinamen: | il Magnifico (der Prächtige) |
Geboren: | 1. Januar 1449 in Florenz (damals Republik Florenz) |
Gestorben: | 8. April 1492 in Florenz (damals Republik Florenz) |
Alter: | 43 Jahre |
Dynastie: | Haus der Medici |
Beruf: | De-Facto-Herrscher in Florenz |
Regierungszeit: | 2. Dezember 1469 – 8. April 1492 |
Epoche: | Renaissance |
Vorgänger: | Piero di Cosimo de' Medici (der Gichtige) |
Nachfolger: | Piero di Lorenzo de Medici (der Unglückliche) |
Eltern: | Vater: Piero di Cosimo de' Medici Mutter: Lucrezia Tornabuoni |
Ehe: | Clarice Orsini |
Kinder: | Lucrezia Maria Romola de' Medici (1470 - 1553) Piero di Lorenzo de' Medici (1472 - 1503) Maddalena de' Medici (1473 - 1519) Giovanni di Lorenzo de' Medici bzw. Papst Leo X. (1475 - 1521) Luisa de' Medici (1477 - 1488) Contessina di Lorenzo de' Medici (1478 - 1515) Giuliano di Lorenzo de' Medici (1479 - 1516) |
Grabmal: | Medici-Kapelle in der Basilica di San Lorenzo in Florenz |
kulturelle Bedeutung: | Auftraggeber für Renaissancekünstler und Förderer der Renaissancekunst |
Daten: | 1468/69: Ehe mit Clarice Orsini 1469: Machtübernahme in Florenz 1478: Pazzi-Verschwörung (Bruder Giuliano stirbt) 1492: Tod mit 43 Jahren |
Wer war Lorenzo de Medici
Lorenzo de Medici war ein Staatsmann und Patrizier aus Florenz. Obwohl er nicht das politische Amt besaß, war er dennoch De-Facto-Herrscher in der florentinischen Republik. Grundlage für seine Macht und Ansehen war die Bank der Medici, welche von Cosimo de Medici (Lorenzos Großvater) gegründet worden war.
Die Medici regierten die Florentiner Republik mit vorgehaltener Hand, also im Hintergrund. Das bedeutet, dass sämtliche Entscheidungen – welche die Republik betrafen, von Lorenzo abgesegnet, beeinflusst oder selbst getroffen worden.
Außenpolitisch kümmerte sich Lorenzo um ein Machtgleichgewicht innerhalb der Italienischen Liga. Dieser Staatenbund wurde 1454 zwischen dem Königreich Neapel, der Republik Venedig, der Republik Florenz, dem Kirchenstaat und dem Herzogtum Mailand geschlossen.
Das Bündnis bescherte den italienischen Stadtstaaten eine Epoche des Friedens und der wirtschaftlichen Expansion. Dennoch standen alle Republiken in einem Konkurrenzverhältnis. Jeder Stadtstaat strebte nach Einfluss, wirtschaftlicher Dominanz oder kultureller Bedeutung. Man war bestrebt gewesen, den Nachbarn auf diesen Gebieten zu dominieren.
Und die Republik Florenz verstand sich als Erbe des Römischen Reiches und der Antike. Demnach wurden dort Kunst und Kultur gefördert, um die italienischen Nachbarstaaten kulturell zu dominieren.
Innenpolitisch war Lorenzo deshalb stark darauf fokussiert, die Kunstwelt in Florenz zu beleben. Während seiner Herrschaftszeit blühte das Mäzenatentum auf. Es wurden öffentliche Aufträge an Künstler vergeben. Dadurch wurde Florenz zur Wiege der Renaissance. Die dort produzierten Kunstwerke sollten als Prestige-Objekte dienen.
Renaissancekünstler, wie Sandro Botticelli oder Michelangelo, profitierten vom einflussreichen Geldgeber.
Warum wurde Lorenzo auch der Prächtige genannt
Lorenzo de Medici wurde schon zu Lebzeiten als Lorenzo der Prächtige (Lorenzo il Magnifico) bezeichnet. Der Grund für den Beiname war, dass er zahlreiche Künstler förderte. Die Kunst galt als prachtvoll, wurde als Wiedergeburt der Antike bewundert. Und jene prachtvolle Eigenschaft färbte auch auf den Kunstförderer ab. Unter seiner Obhut entstanden großartige Kunstwerke, wie:
- Die Geburt der Venus von Sandro Botticelli
- Primavera von Sandro Botticelli
- Davidskulptur von Michelangelo
- Anbetung der Heiligen Drei Könige von Leonardo da Vinci (Skizzenbild, ausgestellt in den Uffizien von Florenz)
Die Kunstförderung trug maßgeblich dazu bei, dass Florenz seine Nachbarn kulturell dominierte. Dies zog wiederum neue Künstler, aber auch Investoren und Kaufleute an. Unter Lorenzo blieb Florenz die führende Kulturhauptstadt der Frührenaissance.
Neben der handwerklichen Kunst (Architektur, Skulptur und Malerei) unterstützte Lorenzo auch die Literatur und die Philosophie. So ebnete er die Grundlage dafür, dass die Platonische Akademie von Florenz entstehen konnte. Dies war keine Institution mit Gebäuden usw., sondern ein lockerer Kreis von Humanisten. Diese widmeten sich der Erforschung und Verbreitung der platonischen Lehre. Dennoch muss Lorenzo hier genannt werden, da er genau diese Personen förderte, beschützte und unterstützte.
Lorenzo förderte den Philosophen Marsilio Ficino, welche die Werke Platons übersetzen und kommentieren sollte. Und er förderte Giovanni Pico della Mirandola, welcher 900 Thesen zur Philosophie und Religion verfasste. Diese trug er in einem Manifest zusammen, welche als Rede über die Würde des Menschen bekannt wurde. Jene Schrift wurde zu einem Schlüsseltext des Renaissance-Humanismus.
Als Berater und kulturellen Ideengeber Mirandolas wurde Girolamo Savonarola nach Florenz gelockt. Dieser wurde als Lektor im Kloster San Marco eingesetzt. Später unterstützten die Medici seine Wahl zum Prior. Savonarola gilt heute als Begründer des Proto-Protestantismus, bereitete demnach die Reformation von Martin Luther bereits vor.
Wofür ist Lorenzo de Medici bekannt
Kunstmäzene
Lorenzo beschützte und förderte nicht nur Künstler, er war auch selbst auf dem Gebiet bewandert. So verfasste er Gedichte in seiner Landessprache. Und er verstand sich auf Grundlagen der Architektur.
Als die Kirche San Salvatore al Monte gebaut wurde, war er an deren Planung mitbeteiligt. In seiner Kindheit erhielt er zudem eine Ausbildung in humanistischer Gedankenlehre, was dazu beitrug – Kunst und Kultur (Mensch im Mittelpunkt) entsprechend zu würdigen.
Pazzi-Verschwörung
Die Familie Pazzi war ebenfalls eine einflussreiche Familie in der Toskana. Und genauso wie bei den Medici war die Grundlage ihrer Macht das Bankgeschäft. Demnach konkurrierten beide Familien um Macht und Einfluss.
Da die Macht der Medici immer weiter wuchs, beschlossen die Pazzis die Oberhäupter der Medici bei einem Attentat zu töten. Demnach sollten Lorenzo de Medici und sein jüngerer Bruder Giovanni (Mitregent in Florenz) getötet werden.
Der Anschlag fand am 26. April 1478 statt. Im Dom zu Florenz wurden Lorenzo und Giovanni niedergestochen. Während Giovanni auf dem Boden verblutet, konnte Lorenzo verwundet entkommen.
Danach begann ein beispielloser Racheakt an den Pazzis. So wurden die direkten Verschwörer von wütenden Florentiner getötet. Sämtliche Besitztümer wurden den Pazzis weggenommen und der Name „Pazzi“ wurde aus den Büchern der Stadt getilgt.
Doch dies reichte Lorenzo noch nicht. Weitere hundert Männer ließen ihr Leben, weil diese irgendwie mit den Pazzis verwandt oder verschwägert waren. Lorenzo setzte Gesetze durch, wonach alle noch freien Pazzis ihren Namen und ihr Familienwappen ablegen mussten.
Da er mit solchen Gesetzen nur an die Männer der Familie traf, setzte er ein Gesetz durch – wonach jeder Florentiner – der eine Pazzi heiratete seine Wählbarkeit verlor. Danach konnte keine Pazzi-Frau mehr einen Mann in Florenz finden, wodurch das Geschlecht der Pazzi aussterben sollte.
An den Wänden des Palazzo della Signoria wurden schon immer die Porträts von Bankrotten, Verzweifelten und Verbrechern gemalt. Und genau dort sollten die Pazzi-Gemälde gemalt werden. Also beauftragte Lorenzo den besten Maler der Stadt (Sandro Botticelli), um die Porträts der Pazzi-Familie so lebensecht wie möglich zu malen. Danach dienten die Porträts als Spottbilder.
Niedergang der Medici-Bank
Die Banco-Medici erlebte ihre Hochphase in den 1420-er und 1430-er Jahren. Damals führte Cosimo de’ Medici (Vater Lorenzos) die Geschäfte der Bank.
Mit dem Tod des Vaters (1464) übernahm Lorenzo nicht nur das politische Amt, sondern auch die Bank als Machtpfeiler der Familie. Jene Bank vergab hauptsächlich Kredite an Staaten. Und ein Staat, welcher bei den Medici hochverschuldet war, war das Herzogtum Burgund. Dieser Staat begriff sich als Zwischenreich zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich, führte Kriege mit kleineren Nachbarn (z.B. Schweiz) und mischte sich in die Politik seiner großen Nachbarn ein.
Im Jahr 1477 heirate Maria von Burgund den römisch-deutschen Kaiseranwärter Friedrich III.. Mit dieser Hochzeit ging Burgund in den Besitzt der Habsburger. Daraufhin erklärte der französische König die burgundische Landen als sein Lehen und besetzte diese Gebiete. Demnach war das Herzogtum Burgund faktisch aufgelöst wurden. Und sämtliche Schulden, welche das Herzogtum bei der Medici-Bank hatte, waren damit hinfällig.
Der Untergang des burgundischen Herzogtums trieb die Medici-Bank in die Nähe des Ruins. In Brügge wurde die Filiale 1478 aufgelöst und liquidiert. Und in den nachfolgenden Jahren bescherten andere politische Umstände (Rosenkrieg in England, osmanische Expansion), dass die Bank weiter an Substanz verlor.
Nachfolger schlecht vorbereitet
Das Machtgeschäft der Medici war die Staatslenkung im Verborgenen. Lorenzo übte demnach nur indirekt Macht aus, indem die scheinbaren Regierungsbeamten seinem Wort glaubten. Demnach basierte das Machtgerüst der Medici auf Glauben, sozialer Stellung und Vertrauen.
Solange die Bürger von Florenz daran glauben, dass der Vorsteher der Medici-Sippe der geeignete Machthaber ist – funktionierte dieses politische Geschäft. Somit hätte Lorenzo seinen Nachfolger in genau diesen Indikatoren unterrichten müssen.
Als er 1492 starb, ging das Familiengeschäft an seinen Sohn Piero di Lorenzo de Medici über. Dieser war sein ältester Sohn und demnach auch standesgemäß sein Nachfolger. Aber jener Piero war ungeschickt, überschätzte sich selbst und konnte wohlmöglich nicht die entscheidenden Leute hinter sich bringen. So regierte Piero nur zwei Jahre, ließ zu – dass die Franzosen die florentinische Republik besetzen konnten und wurde letztlich aus Florenz vertrieben.
Die Vertreibung der Medici war zugleich das Ende der Frührenaissance. Während der Hochrenaissance stieg Rom zum kulturellen Zentrum auf. Sämtliche Künstler, wie Michelangelo oder Leonardo da Vinci, wanderten ab. In Florenz übernahm Girolamo Savonarola die Staatslenkung und versuchte aus der Handelsrepublik einen Gottesstaat zu formen.
Wie ist Lorenzo de Medici gestorben
Lorenzo de Medici starb am 8. April 1492 in Careggi, einem nördlichen Stadtteil von Florenz. Dort stand bzw. steht immer noch die Villa der Medici, welche heute teilweise von einer Klinik genutzt wird.
In der Villa starb Lorenzo, am selben Ort – an welchem auch sein Großvater (Cosimo de’ Medici) starb. Und genauso wie sein Großvater litt Lorenzo an Arthrose (Gelenkkrankheit). Jene Krankheit schränkte seine Bewegungsfreiheit erheblich ein, war aber nicht der Grund für den frühen Tod mit 43 Jahren. Ob Lorenzo de Medici vergiftet worden ist, wurde immer spekuliert – gilt heute aber als ausgeschlossen.
Wo ist Lorenzo de Medici begraben
(siehe auch Hauptartikel: Fragen und Antworten zur Medici-Kapelle)
Für Lorenzo und weitere Medici wurde zwischen 1519 und 1534 eine eigene Kapelle in Florenz erbaut. Architekt der Kapelle war Michelangelo, welcher den Auftrag von Kardinal Giulio de’ Medici (später: Papst Clemens VII.) erhalten hatte. Zu dieser Zeit war Lorenzos zweiter Sohn (Giovanni de Medici) bereits Papst Leo X..
Insgesamt sollte die Kapelle vier Gräber fassen:
- Lorenzos Grab
- Giovannis Grab (jüngerer Bruder Lorenzos)
- Giuliano di Lorenzo de’ Medici (drittältester Sohn Lorenzos)
- Lorenzo di Piero de’ Medici (Enkel Lorenzos)
Verziert werden sollten die Gräber mit aufwendigen Skulpturen, welche Michelangelo eigens anfertigen wollte. Die Kapelle wurde allerdings nie beendet. Der Grund war, dass Michelangelo parallel dazu in Rom am Grabmal von Papst Julius II. arbeitete. Deshalb pendelte er immer wieder hin und her.
Als Michelangelo dann 1534 wieder einmal nach Rom ging, kam er nie zurück nach Florenz. So wurde das Grabmal für Lorenzo il Magnifico nie von Michelangelo fertiggestellt. Aber der Künstler unterhielt in Florenz ein Atelier, aus welchem 1534 diverse Skulpturen entnommen wurden. Diese wurden dann um das Grab aufgestellt.
Um das Grabmal abzuschließen, wurden 1559 die Gräber von Lorenzo il Magnifico und Giuliano di Piero de’ Medici zusammengebaut.