Skip to main content

1920er Jahre


Die 1920-er Jahre bzw. die Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts begannen am 1. Januar 1920 und endeten am 31. Dezember 1929. In der Geschichte wird der mittlere Abschnitt (1924 bis 1929) auch als Goldene Zwanziger Jahre bezeichnet. Diese Blütezeit endet mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 (Schwarzer Donnerstag).

Des Weiteren tritt in den 1920-er der Friedensvertrag von Versailles in Kraft und es finden Umsturzversuche in der Weimarer Republik statt (Kapp-Putsch, Hitler-Ludendorff-Putsch). In den 20-er Jahren wurde außerdem die Prohibition in den USA eingeführt, während in Europa der Faschismus (Benito Mussolini) und in der Sowjetunion der Kommunismus aufstieg.

Epochal gehören die 1920er Jahre in die Neuzeit und ins 20. Jahrhundert. Sie bilden den Beginn der Zwischenkriegszeit und sind Teil der Neuesten Geschichte, der dritten Unterepoche der Neuzeit (nach Frühe Neuzeit und der Moderne).

Steckbrief

1920-er Jahre
Epoche:20. Jahrhundert, Neuzeit (Neue Neuzeit), Zwischenkriegszeit
Besonderheiten:Zeitalter des Jazz, Prohibitionszeit, Zeit der Ideologien und Kämpfe um die Deutungshoheit, Zeit des Umbruchs
Ereignisse:Gründung des Völkerbundes (10. Januar 1920)
Gründung der NSDAP (20. Februar 1920)
Kapp-Putsch (13. März 1920)
Ruhraufstand (März 1920)
Irakische Revolution (Sommer 1920)
Märzaktionen (März 1921)
Ende des Irischen Unabhängigkeitskrieges (11. Juli 1921), wodurch Süd- und Nordirland geteilt werden
Sultanat Ägypten erklärt sich von Großbritannien unabhängig (28. Februar 1922). Es entsteht das Königreich Ägypten als souveräner Staat.
Marsch auf Rom (Oktober 1922) durch Benito Mussolini
Ende des Russischen Bürgerkrieges und Gründung der Sowjetunion (30. Dezember 1922)
Ruhrbesetzung (Anfang 1923)
Hyperinflation (1923)
Hitler-Putsch (8. und 9. November 1923)
Währungsreform und Einführung der Rentenmark (Ende 1923)
Dawes-Plan (1924)
Goldenen Zwanziger Jahre (ab 1924/25)
Börsencrash und Weltwirtschaftskrise von 1929

Wer regierte in den 1920-er Jahren in Deutschland

In den 1920-er Jahren hatte Deutschland eine Verfassung, welche 1919 in Weimar verabschiedet wurde. Die Weimarer Verfassung sah vor, dass der Reichspräsident direkt vom Volk gewählt wurde. Er war Oberbefehlshaber über die Streitkräfte und ernannte den Reichskanzler. Weiterhin hatte der Reichspräsident die Macht, den deutschen Reichstag aufzulösen. Somit war der Reichspräsident das Staatsoberhaupt. Der eigentliche Regierungschef war der Reichskanzler.

Die Weimarer Republik hatte in den 1920-er Jahren zwei Reichspräsidenten:

  • Friedrich Ebert von 1919 bis 1925. Er starb im Amt.
  • Paul von Hindenburg von 1925 bis 1934

Letzterer wurde von Adolf Hitler abgelöst, welcher das Amt des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten zusammen ausgeführt hatte.

Paul von Hindenburg, Bildnachweis: Everett Collection / Shutterstock.com

Paul von Hindenburg, Bildnachweis: Everett Collection / Shutterstock.com


In der Weimarer Republik gab es zudem 15 Reichskanzler. Diese wechselten oftmals innerhalb eines Jahres, da die 1920-er und 1930-er Jahre eine Zeit der Unruhe, Umstürze, Revolten und politischer Gewalt waren. Diese 15 Reichskanzler waren:

  1. Friedrich Ebert von 1918 bis 1919
  2. Philipp Scheidemann von Februar 1919 bis Juni 1919
  3. Gustav Bauer von 1919 bis 1920
  4. Hermann Müller von März 1920 bis Juni 1920
  5. Constantin Fehrenbach von Juni 1920 bis Mai 1921
  6. Joseph Wirth von 1921 bis 1922
  7. Wilhelm Cuno von 1922 bis 1923
  8. Gustav Stresemann von August 1923 bis November 1923
  9. Wilhelm Marx von November 1923 bis Januar 1925
  10. Hans Luther von Januar 1925 bis Mai 1926
  11. Wilhelm Marx von Mai 1926 bis Juni 1928
  12. Herrmann Müller von 1928 bis 1930
  13. Heinrich Brüning von 1930 bis 1932
  14. Franz von Papen von Juni 1932 bis November 1932
  15. Kurt von Schleicher von 1932 bis 1933

Was wurde in den 1920-er Jahren erfunden

  • Der Franzose Émile Camuset erfindet die Jogginghose und gründet das Unternehmen Le Coq Sportif.
  • Lotte Reiniger entwickelt die Silhouettenanimation für Filme. Dazu werden Silhouetten ausgeschnitten, abfotografiert und die Bilder in Reihenfolge gebracht. Die Kamera, welche Reiniger verwendete – war eine Mehrebenenkamera. Auch deren Erfindung wird Reiniger zugeschrieben.
  • 1921: Die Kanadier Frederick Banting und Charles Best können erstmalig Insulin aus den Bauchspeicheldrüsen tierischer Feten isolieren. Im nächsten Jahr begannen die ersten Diabetes-Behandlungen.
  • 1924: Auf der Automobilausstellung in Berlin präsentiert MAN das erste Straßenfahrzeug mit Dieselmotor.
  • 1926: Der Norweger Erik Rotheim erfindet die Sprühdose.
  • 1926 – 1928: Der Schotte John Logie Baird entwickelt das erste Fernsehsystem.
  • 1927: Dem US-amerikanische Fernsehpionier Philo Farnsworth gelingt die Bildübertragung auf rein elektronischem Weg.
  • 1928: Hans Geiger und Walther Müller entwickeln ein Strahlungsmessgerät, um ionisierende Strahlung nachweisen zu können. Das Gerät wird als Geigerzähler weltweit bekannt.
  • 1927: Fritz Pfleumer erfindet das Tonband, einem Datenträger zum Speichern analoger Daten (Töne, Geräusche, Musik).
  • 1928: Alexander Fleming entdeckt das Penicilline, welches ausschlaggebend für die Herstellung von Antibiotika ist.

Geigerzähler von heute

Geigerzähler von heute

Was passierte in den 1920-er Jahren

Bis etwa 1924 waren die 1920er Jahre eine Zeit der Revolte, Aufstände und des Misstrauens gegenüber der Weimarer Republik. Dies änderte sich durch den Dawes-Plan von 1924, wodurch ein wirtschaftlicher Aufschwung begann.

Ab 1924/25 spricht man von den Goldenen Zwanzigern, welche 1929 abrupt endeten. Denn ein Börsencrash in den USA legte die Weltwirtschaft lahm. In Deutschland wurde durch die Weltwirtschaftskrise der Nationalsozialismus beflügelt. Und schließlich gelang es 1933 den Nationalsozialisten, auf demokratischen Weg an die Macht zu kommen. Danach wurde binnen von zwei Monaten die Weimarer Republik in eine Diktatur verwandelt.

Gründung der NSDAP

Im Münchner Hofbräuhaus wird am 20. Februar 1920 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gegründet, indem die Deutsche Arbeiterpartei (DAP) umbenannt wurde.

Das Parteiprogramm bestand aus 25 Punkten. Es wurde ein Großdeutsches Reich angestrebt.

Ab 1921 war Adolf Hitler der Parteivorsitzende. Zwischen 1933 und 1945 war sie die einzig zugelassene Partei (Einparteiendiktatur).

Kapp-Putsch

Am 13. März 1920 versuchten Walther von Lüttwitz, Erich Ludendorff und Wolfgang Kapp die Weimarer Republik zu stürzen. Alle drei gehörten zum rechten Lager.

Der Putschversuch wurde vereitelt, da die verschiedenen Militärverbände uneinig waren. In die Geschichte ging dieser Umsturzversuch als Kapp-Putsch ein, obwohl Wolfgang Kapp nur eine Nebenrolle spielte.

Ruhraufstand

Parallel zum Kapp-Putsch, welcher von rechts kam – gab es Demonstrationen von der politisch Linken. Diese Demos begannen ebenfalls im März 1920 und richteten sich zunächst nur gegen die Rechtsextremen des Kapp-Putsches.

Schnell wurden die Linken durch Kommunisten unterwandert, welche die Diktatur des Proletariats forderten. Im Ruhrgebiet entstand eine Rote Ruhrarmee, welche sich Straßenschlachten mit den Ordnungskräften lieferte. Ende März marschierte die Reichswehr ins Ruhrgebiet ein, schlug die Revolten nieder und eroberte die Städte zurück. Es folgten Todesurteile und Massenerschießungen.

Märzaktionen

Im März 1921 kam es in diversen Städten im heutigen Sachsen-Anhalt zu Ausschreitungen. Die Revoltierenden gehörten ins Umfeld der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD).

Betroffen waren die Städte Halle, Leuna, Merseburg und das Mansfelder Land. Außerhalb von Sachsen-Anhalt gab es Revolten in Hamburg. Die Märzaktionen endeten mit der Niederschlagung der Revolten.

Marsch auf Rom

In der Antike führten Generäle, Staatsmänner und Diktatoren ihre Streitkräfte nach Rom, um den Senat unter Druck zu setzen. Die Begrifflichkeit „Marsch nach Rom“ ist demnach als ein Symbol für einen Staatsstreich gedacht.

Und diese Symbolik nutzte Benito Mussolini im Oktober 1922 als er diesen Marsch ankündigte. Um einen möglichen Putsch zu verhindern, ernannte Vittorio Emanuele III. (König von Italien) den Faschistenführer zum Regierungschef. Der König blieb selbst das Staatsoberhaupt.

Gründung der Sowjetunion

Die Russische Revolution von 1917 führte das ehemalige Zarenreich in einen Bürgerkrieg, welcher bis 1922 andauerte. Der Krieg endete mit einem Sieg der Bolschewisten. In der Folge wurde die Sowjetunion am 30. Dezember 1922 gegründet. Zum Staatenbund gehörten das russische Kernland und weitere 14 Unionsrepubliken.

Unionsrepubliken der Sowjetunion (1922 - 1991), abgekürzt als UdSSR oder USSR (englische Abk.)

Unionsrepubliken der Sowjetunion (1922 – 1991), abgekürzt als UdSSR oder USSR (englische Abk.)

Ruhrbesetzung

Der Friedensvertrag von Versailles (1919) regelte die Schuldfrage zum Ersten Weltkrieg. Laut diesem Vertrag war das Deutsche Reich allein schuld am Krieg und wurde mit Reparationszahlungen überzogen.

Um diese Geldsummen aufbringen zu können, mussten Geldnoten nachgedruckt werden. Durch die Erhöhung der Geldmenge sank der Wert des Geldes. Jener Geldwertverlust war bereits 1919 spürbar und trug maßgeblich zu den Unruhen der Weimarer Republik bei. Deshalb versuchte man 1923, die Reparationszahlungen auszusetzen.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, besetzten französische und belgische Truppenverbände im Jahr 1923 das Ruhrgebiet. Jenes Gebiet war Motor der Wirtschaft. Es entwickelte sich ein militanter Widerstand gegen die Besatzer. Die Reichsregierung rief zum Generalstreik auf, weshalb sämtliche Arbeiter im Ruhrgebiet ihre Arbeit niederlegten.

Die Besatzungsmächte reagierten auf den aktiven als auch auf den passiven Widerstand mit Strafen. Der Strafenkatalog reichte von Gefängnisstrafen bis zur Ausweisung ganzer Familien aus dem Gebiet.

Ehemalige Freikorps und Kommunisten begingen Sabotageakte und Anschläge gegen die Besatzungstruppen. Der Ruhrkampf endete mit der Hyperinflation von 1923 und die eigentliche Ruhrbesetzung endete mit dem Dawes-Plan von 1924.

Hitlerputsch

Adolf Hitler und Erich Ludendorff (siehe Kapp-Putsch) versuchten am 8. und 9. November 1923, die Reichsregierung in Berlin zu stürzen. Der Putschversuch scheiterte und Hitler wurden wegen Hochverrats angeklagt und verurteilt.

Ab 1924 verbüßte Hitler seine Haft in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech. Dort schrieb er sein Buch „Mein Kampf“. Nach neun Monaten wurde er wegen guter Führung wieder entlassen.

Hyperinflation

Aufgrund der Ruhrbesetzung und dem Widerstand gegen die Besatzungsmacht kam die Produktion im Ruhrgebiet zum Erliegen. Die Inflation, welche seit 1919 bestand – nahm nun richtig Fahrt auf. Denn die überhöhte Geldmenge traf auf eine schrumpfende Produktionsmenge, was fatale Folgen hat.

So kam es, dass 1923 einfache Geldnoten nicht mehr ausreichten. Schnell wurden Geldscheine in Tausenderwerten ausgegeben, welche ebenfalls wertlos waren. Auf die Tausender folgten Millionen und Milliarden. Am Ende der Inflation stand die Deutsche Mark im Wechselkurs zum US-Dollar mit 1 zu 4,3 Billionen da.

Papiergeld über 2 Mio. Mark von 1923, Bildnachweis: Eigenblau / Shutterstock.com

Papiergeld über 2 Mio. Mark von 1923, Bildnachweis: Eigenblau / Shutterstock.com

Einführung der Rentenmark

Um die Inflation zu stoppen, ließ sich die Regierung um Gustav Stresemann eine Währungsreform einfallen. Die Rentenmark wurde zum Jahresende 1923 eingeführt. Und die neue Währung stoppte sofort die Inflation, war stabil und blieb es.

Dawes-Plan

Da die Alliierten erkannten, dass Deutschland die Reparationszahlungen nicht leisten kann – wurden die Bestimmungen im Versailler Vertrag angepasst. Der 1924 verabschiedete Dawes-Plan sah vor, dass die Höhe der Reparationszahlungen an die Wirtschaftsleistungen in Deutschland gekoppelt sein müssen. Mit Umsetzung des Dawes-Plan begann ein wirtschaftlicher Aufschwung in Deutschland.

Fememorde

Ein Fememord ist ein politisch motivierter Mord an einen ehemaligen Verbündeten, welcher abtrünnig wurde. Man kann den Begriff mit Mord an einem Verräter gleichsetzen.

In den ersten vier Jahren der 1920er Jahre kam es zu über 400 Fememorden in der Weimarer Republik, welche von Linksextremen und Rechtsextremen begangen worden. Nach 1924 nahm die Anzahl der Fememorde sprunghaft ab, was mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Goldenen Zwanziger erklärt wird.

Ein prominentes Opfer solcher Fememorde war Reichsaußenminister Walther Rathenau, welcher am 24. Juni 1922 in seinem Wagen erschossen wurde. Ebenfalls sehr bekannt war Reichsfinanzminister Matthias Erzberger, welcher mehrere Mordanschlägen entkam, bevor im August 1921 bei einem Erholungsurlaub im Schwarzwald erschossen wurde.

Deutscher Oktober

Der Deutsche Oktober war ein Plan der politisch Linken, die Weimarer Republik auf dem Höhepunkt ihrer Staatskrise zu stürzen. Dieser Höhepunkt war mit der Hyperinflation von 1923 erreicht. Die Linke nahmen sich die Oktoberrevolution ins Russland (1917) zum Vorbild, weshalb der Titel „Deutscher Oktober“ für diesen Plan gewählt wurde.

Am 23. Oktober 1923 begannen die Aufstände in Hamburg. Inszeniert und vorangetrieben wurden diese Aufstände von Teilen der KPD. Zunächst wurden Polizeireviere erstürmt, um Waffen zu rauben, womit man sich bewaffnen konnte.

Da die KPD in Hamburg ein hohe Anhängerschaft hatte, unterstützte die Bevölkerung die Revolten. So halfen die Bürger beim Barrikadenbau und versorgten die Terrorristen mit Essen.

Der Aufstand wurde am 24. Oktober bereits niedergeschlagen, dennoch starben in der Nacht etwa 100 Menschen. Die Masse waren unbeteiligte Zivilisten (61 Tote), gefolgt von Aufständischen (24 Tote) und 17 Polizisten.

Goldenen Zwanziger Jahre

Die Goldenen Zwanziger Jahre waren eine Zeit des wirtschaftlichen Wohlstands. Sie begangen nachdem der Dawes-Plan für Deutschland einsetzte und dauerten bis zur Weltwirtschaftskrise von 1929 an.

Börsencrash in den USA

Die USA trieben ihre Wirtschaftsleistung in den 1920-er Jahren durch eine offensive Finanzpolitik voran. Da Europa sich im Ersten Weltkrieg selbst geschadet hatte, stiegen die USA zur Führungsmacht in der Weltpolitik auf.

Der US-Dollar wurde Leitwährung und Finanzanleger kauften US-Staatsanleihen. Das Vertrauen in die USA war für Anleger enorm bis die USA ihren Leitzins senkten, um die Wirtschaft vor einer Überhitzung zu schützen. Dies verunsicherte Anleger, weshalb sie Staatsanleihen im großen Stil zu verkaufen suchten.

Am 24. Oktober 1929 brach die Börse in New York ein. Dieser Tag blieb als Schwarzer Donnerstag in Erinnerung. In Europa wird dieser Börsencrash, aufgrund der Zeitumstellung, auch als Schwarzer Freitag bezeichnet. Am darauffolgenden Dienstag gab es einen zweiten Börsencrash, da immer mehr Anlieger ihre Finanzprodukte loswerden wollten. Beide Crashs hatten enorme Folgen für die Weltwirtschaft.

Weltwirtschaftskrise

Die Börsencrashs in den USA sorgten für eine weltweite Wirtschaftskrise ab 1929. Überall sank das Vertrauen und somit die Erwartungshaltung. Dies ließ Investitionen zurückfahren, wodurch Umsätze schwanden. Gewinne sanken, wodurch Steuereinnahmen zurückgingen. Was anstieg war die Arbeitslosigkeit und die Sorgen der Menschen.

Jene Ängste und Sorgen wurden in Deutschland durch die Nationalsozialisten aufgenommen und so kanalisiert, dass die Rufe nach einem starken Führer immer lauter wurden.

Letztlich gelang es Adolf Hitler den Deutschen so viel Unmut einzureden, dass er und die NSDAP 1933 auf demokratischen Weg zur stärksten Partei gewählt wurden. Zwei Monate nach der Wahl wurde die Demokratie durch eine Diktatur ersetzt (siehe NS-Diktatur).

Was ist typisch für die 1920-er Jahre

Typisch für die 1920er Jahre waren der Jazz, die Frauenbewegung, das Prunkhafte und deren Gegensätze. Im Folgenden werden die typischen Merkmale der 1920-er einzeln beschrieben.

Jazz

Die 1920-er Jahre werden in der Musikgeschichte auch als Zeitalter des Jazz bezeichnet. Der Jazz kam aus den USA. Als Ursprungsort wird New Orleans genannt. Die ersten Jazz Clubs tauchten danach in New York und Chicago auf. Durch das Radio verbreitete sich der Jazz in der ganzen westlichen Welt.

Flapper-Frauen

Zur Flapper-Bewegung gehörten emanzipierte junge Frauen, welche Alkohol tranken, Zigaretten rauchten und Jazz-Musik hörten.

Die Emanzipation der Frau war sowieso eine Errungenschaft der 1920-er Jahre. Denn das Frauenwahlrecht wurde in Teilen der westlichen Welt eingeführt. Zunächst geschah dies im englischsprachigen Raum.

Erstes Land war Kanada, wo einigen Frauen 1917 die Wahl ermöglicht wurde. In England wurde das Frauenwahlrecht 1918 für über 30-jährige Frauen eingeführt und die USA zogen 1920 nach.

Flapper-Frau in den 1920-er Jahren

Flapper-Frau in den 1920-er Jahren


Die Flapper-Bewegung war ein Trend, welcher in den USA in den Jazz-Kneipen begann und dann auf Europa überging. Flapper-Frauen waren emanzipiert. Sie traten keck und frech auf, hatten knielange Kleider und welliges Haar.

Anders als in vorherigen Jahrhunderten war den Frauen ihre Weiblichkeit bewusst, ohne dass sie dadurch zum Besitz eines Mannes herabgesetzt wurden.

Kino

Das Kino entstand bereits im 19. Jahrhundert und bereits 1895 gab es erste Filmvorstellungen. Aber in den 1920-er Jahren erlebte das Kino einen regelrechten Boom. Überall entstanden Großkinos, welche mehrere tausend Leute beherbergen konnten.

Die Schauspieler wurden zu Stars. Im Jahr 1927 gab es in den USA insgesamt 21.519 Kinos. In Europa waren es mehr als 20.000. Eines der größten Kinos in Deutschland war der Ufa-Palast in Hamburg, wo etwa 2500 Gäste unterkamen.

Viele Kinos wurden aufgrund ihrer Größe und ihres Prunks als Paläste bezeichnet. Das Wort „Filmpalast“ trifft bis heute auf einige Kinos zu.

Prohibition

Zwischen 1920 und 1933 war der Import, die Herstellung und der Verkauf von alkoholischen Getränken in Teilen der USA verboten. Diese Zeitspanne wird als Prohibitionszeit bezeichnet.

Das Ziel der Prohibitionen war es, die alkoholkranke Gesellschaft zu heilen. Insbesondere der christliche Fundamentalismus, welcher heute noch in den USA vorherrscht, sah im Alkoholverbot eine Umkehr von der Sündhaftigkeit. Demnach wurde Alkoholgenuss oder Missbrauch als Sünde dargestellt und der Kampf gegen die Sucht als öffentlicher Kampf für die Moral gewertet.

Gangster und Mafioso

Die Prohibition rief den Alkoholschmuggel hervor. Demnach waren die 1920-er Jahre in den USA auch die Zeit von Al Capone in Chicago. Neben dem Alkoholschmuggel florierte auch das Glücksspiel, eine zweite lukrative Einnahmequelle des organisierten Verbrechens. Es entstanden mächtige Schattengesellschaften mit einem Schwarzmarkt, welcher Gewalttaten einforderte.

Radikale Ideologien

In der Neuzeit ging der Einfluss von Religionen immer weiter zurück. An die Stelle von weltumspannenden Religionen traten Ideologien, welche im Grunde genommen das Gleiche sind. Denn jede Ideologie ist ebenfalls ein Glaubenssystem, an welchem sich Recht und Moral ableiten lassen.

Ideologien entwerfen Gesellschaftssysteme mit Wertekanon – genauso wie es die Weltreligionen im Mittelalter taten. Doch anders als die theistischen Religionen (Götterglaube) stellen Ideologien eine gesonderte Form von atheistischen Religionen dar, da der Gott im Zentrum der Weltanschauung fehlt. Anstelle von Gott und Propheten traten die großen Führer.

Zu den bedeutendsten Ideologien der 1920-er Jahre gehörten der Kommunismus, der Sozialismus, der Faschismus und der Nationalsozialismus.

Alle Ideologien beanspruchen für sich, dass sie die einzige Wahrheit kennen und das einzig-wahre Weltbild verbreiten. Diese Vorstellung ist eine weitere Erkenntnis, welche man von den monotheistischen Religionen (Christentum, Islam) kopieren konnte. Ähnlich wie der Monotheismus – welcher keinen Gott neben sich akzeptiert – konnten auch Ideologien nicht nebeneinander bestehen. Deshalb kämpften die Kommunisten gegen die Faschisten und umgekehrt.


Ähnliche Beiträge