Deutsche Länder und Gebiete
Deutsche Länder und Gebiete waren in der Geschichte, jene Territorien in welchem überwiegend Deutsche lebten oder die von einem deutschen Herrscher kontrolliert wurden.
In der Geschichtswissenschaft wird der Personenkreis der Deutschen als deutschstämmig bezeichnet. Heute werden im Ausland lebende Deutsche ebenfalls so bezeichnet. In der Geschichte bezog sich Deutschstämmigkeit auf alle deutschen Gebiete vor 1871 (Reichsgründung) bzw. 1806 (Untergang des Heiligen Römischen Reiches). Demnach waren bspw. Preußen, das Kaiserreich Österreich oder das Königreich Bayern ebenfalls deutschstämmig.
Dieser Artikel liefert einen Überblick über deutsche Länder und Gebiete in den jeweiligen Geschichtsepochen.
Inhalt
Steckbrief
Antike: | Germanien |
Mittelalter: | Ostfrankenreich, Alte Reich, Deutsche Ostsiedlung, Deutschordensstaat |
Frühe Neuzeit: | Preußen, Alte Reich |
Moderne: | Königreich Preußen, Kleinstaaterei, Deutsches Kaiserreich |
Neue Neuzeit: | Weimarer Republik, Dritte Reich, DDR, BRD |
Gegenwart: | Deutsche Bundesländer |
Bayern (Bajuwaren), Schlesien, Sachsen, Schwaben, Franken, Hessen, Rheinland, Thüringen, Elsass, Mecklenburg, Holstein, Saarland, |
Deutsche Gebiete in der Antike
In der Antike gab es auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands mehrere Stämme, Kulturen und politische Strukturen.
In der deutschen Geschichte werden die Germanen gern als die Urdeutschen erwähnt. Und die Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. wird gern als Gründungsmythos der deutschen Kultur herangezogen. Doch tatsächlich gab es in der Antike noch keine „echte“ Deutschstämmigkeit, da die deutsche Sprache nicht existierte.
Auf den deutschen Gebieten wurde urgermanisch ab etwa 500 v. Chr. gesprochen. Aus diesem Urgermanischen entwickelte sich etwa 1.000 Jahre lang eine Sprache, welche heute als westgermanisch bezeichnet wird. Und aus diesem Westgermanischen gingen die deutsche, die englische und die niederländische Sprache hervor.
Die deutsche Sprache als Schriftsprache erstand im 8. Jahrhundert am Hofe von Karl dem Großen. Zu dieser Zeit ließ Karl der Große diverse Bibeltexte ins Althochdeutsche übersetzen, um die heidnischen Sachsen besser christianisieren zu können. Deshalb beginnt die deutsche Literaturgeschichte auch erst im Frühmittelalter.
Die deutschen Gebiete der Antike waren germanische Stammesgebiete, welche die Römer ihnen zuwiesen. Demnach sind die Namen der Gebiete ebenfalls lateinische Begriffe.
Germanien
Als Germanien oder Großgermanien (lateinisch: Germania magna) wurde, während der Antike, das Gebiet rechts des Rheinufers bezeichnet. Dort sollten, laut römischer Beschreibung, die Germanen leben.

Römische Reich (orange), Germania Magna (grün), die römischen Provinzen Germania superior (gelb) und Germania inferior (gelb)
Germanien wurde von den Römern auch als germanisches Barbaricum bezeichnet. Dadurch war eine Unterscheidung zu den römischen Provinzen Germania Inferior („Niedergermanien“) und Germania Superior („Obergermanien“) besser möglich.
Der Germanen-Begriff wurde von Julius Caesar eingeführt und beschränkte sich eigentlich nicht auf eine Kultur, eine Sprache oder sonstiges Identitätsmerkmal. Stattdessen waren für Caesar alles Germanen, welche auf der rechten Rheinuferseite lebten. Die Barbaren auf der linken Rheinuferseite waren die Gallier.
Der Unterschied zwischen Gallier und Germanen bestand demnach nur in der Rheinseite, auf welcher sie lebten.
Die germanischen Stämme auf der rechten Rheinseite lebten in losen Stammesverbänden. Es gab keine staatlichen Strukturen. Für die Römer waren es Barbaren, welche ohne Zivilisation auskommen mussten. Da die Römer sich selbst als überlegen sahen und sich als Kulturgeber verstanden, kam es zu Konflikten zwischen Germanen und Römern.
Nach der römischen Niederlage in der Varusschlacht wurde der Rhein als Grenze zwischen dem Römischen Reich und Germanien akzeptiert. Die Römer errichteten einen Grenzwall (Limes), welcher bewacht wurde – so dass die Germanen nicht ins römische Stammesgebiet eindringen konnten.
Deutsche Gebiete im Mittelalter
Das Mittelalter begann mit dem Untergang des Weströmischen Reiches (476 n.Chr.). Als eine Ursache für den Untergang wird die Völkerwanderung erwähnt. Bei der Völkerwanderung drangen verschiedene germanische Stämme ins Weströmische Reich ein, besetzten einzelne Gebiete und ließen sich zum Lokalführer ausrufen.
Letztlich bewirkte die schwindende Kaisermacht, dass der gebürtige germanisch-stämmige Heerführer Odoaker einfach den Kaiser von Rom absetzen konnte. Durch die Absetzung von Kaiser Romulus Augustulus (476 n.Chr.) ging Westrom faktisch unter.
Während des Frühmittelalters versuchte man das Weströmische Reich wiederherzustellen. Im 5. Jahrhundert wurde deshalb das Frankenreich gegründet, welches als Nachfolgereich Roms gedacht war.
Regiert wurde das Frankenreich durch die Merowinger. Verwaltet wurde es aber von sogenannten Hausmeiern. Und einer dieser Hausmeier war Karl Martell. Während seiner Amtszeit (715 – 741) wurden die Merowinger entmachtet, so dass Karls Sohn (Pippin der Jüngere) neuer Herrscher des Frankenreichs werden konnte. Mit ihm begann die Herrschaft der Karolinger.
Pippins Sohn war Karl der Große, welcher es sich zur Aufgabe machte, das gespaltene Europa wieder zu vereinen. Als Einheitsmacher sollte die Religion dienen. Denn das Christentum bot neben dem Glauben, auch einen Regelkatalog und einen Wertekanon. Unter gemeinsamen Werten und Regeln, welche das Christentum vorgab, sollten die Barbaren ins Frankenreich integriert werden.
Unter Karl dem Großen wurde das Karolingerreich zu einem Kaiserreich. Denn er eroberte Gebiete im heutigen Spanien und Italien. Außerdem besiegte er die heidnischen Sachsen und integrierte diese in christliche Europa. Durch die Eroberungen und Integrationen kam es zu einer Stabilisierung in Mittel- und Westeuropa.
Alte Reich
Als Karl der Große 814 starb, hinterließ er ein europäisches Großreich. In der Folge wurde das Reich unter seinen Söhnen und später unter seinen Enkeln aufgeteilt. So entstanden das Westfrankenreich, welches später zu Frankreich werden sollte und das Ostfrankenreich. Aus Letzterem ging ab 962 das Heilige Römische Reich hervor.
In der deutschen Geschichte wird das Heilige Römische Reich auch als Altes Reich oder als Erstes Reich bezeichnet. Als Geburtsjahr des Reiches wird die Kaiserkrönung Otto I. (Otto der Große) gewertet.
Mit seiner Kaiserkrönung bestätigte Otto I. gewisse Privilegien für Papst und Westkirche. Man beruft sich auf die Pippinische Schenkung, wodurch der Kirchenstaat eigene Ländereien besitzen solte. Letztlich soll das Alte Reich auch als Schutzmacht für Papst und Kirchenstaat dienen.
Regnum Teutonicum
Innerhalb des Alten Reiches gab es ein Gebiet auf dem heutigen Deutschland. Dieses wird als römisch-deutsches Reich oder als Gebiet der Deutschen bezeichnet.
In der lateinische Sprache, welche Amtssprache des Heiligen Römischen Reiches war, wurde das Reich als Regnum Teutonicum bezeichnet. Es war das Herrschaftsgebiet des römisch-deutschen Königs. Da aber der deutsche König eine Vorstufe zum römisch-deutschen Kaiser war, wurde das Alte Reich auch als Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation bezeichnet.
Deutsche Gebiete der Neuzeit
Das Alte Reich bestand bis 1806. Der damalige Herrscher war Kaiser Franz II.. Dieser dankte am 6. August 1806 ab, legte die Reichskrone nieder- wodurch das Reich faktisch aufhörte zu existieren.
Zuvor hatte sich Napoleon Bonaparte zum Kaiser der Franzosen ausrufen lassen. Und dieser proklamierte sich fortan als Schutzmacht von Europa, wodurch das Alte Reich überflüssig werden sollte. Die deutschen Herzogtümer lösten sich vom Alten Reich und traten dem Rheinbund bei, an dessen Spitze Bonaparte als Schutzmacht stand.
Deutsche Länder des Rheinbundes
Die Länder des Rheinbundes liegen im heutigen Deutschland, Österreich und Liechtenstein. Zu den bedeutendsten Mitgliedsstaaten gehörten:
- das Königreich Bayern
- Großherzogtum Baden
- Königreich Sachsen
- Großherzogtum Würzburg
- Königreich Westfalen
- das Königreich Württemberg
- Großherzogtum Hessen-Darmstadt
- Herzogtum Mecklenburg-Schwerin
- das Herzogtum Nassau
- und das Fürstentum Regensburg
Zu den kleinsten Mitgliedsstaaten gehörten das Fürstentum Leyen (heutige Baden-Württemberg) und das Fürstentum Liechtenstein.
Zum Zeitpunkt seiner Gründung hatte der Rheinbund nur 16 Mitgliedsstaaten. Doch bis 1808 wuchs die Zahl der Mitgliedsstaaten auf 36 an.
Preußen und Österreich
Die zwei größten deutschen Staaten zu dieser Zeit waren das Königreich Preußen und das Kaiserreich Österreich. Beide waren kein Mitglied des Rheinbundes, sondern Teil der Koalition – welche sich gegen Napoleon wandten.
In Preußen begannen ab 1806 die sogenannten preußischen Reformen, wodurch sich der Staat von einem Agrarstaat in einen modernen Industriestaat wandelte.
Mit einem starken Preußen an der Spitze, gewann 1813 die Koalition gegen Napoleon bei der Völkerschlacht von Leipzig, wodurch die Napoleonischen Befreiungskriege endeten und der Rheinbund aufgelöst wurde. Die Nachfolgeallianz war der Deutsche Bund.
Länder des Deutschen Bundes
Der Deutsche Bund wurde auf dem Wiener Kongress von 1815 beschlossen. Dem Bündnis traten 39 deutschstämmige Mitgliedsstaaten bei. Angeführt wurde der Deutsche Bund vom Königreich Preußen und dem österreichischen Kaiserreich.
Zwischen den Mitgliedsstaaten bestand ein enges Bündnis, da das Bundesrecht vor dem Landesrecht galt. Dennoch bahnte sich ein Konflikt zwischen Österreich und Preußen an, da jede Monarchie tonangebend sein wollte.
Entladen wurden die Spannungen zwischen Österreich und Preußen im deutsch-deutschen Krieg von 1866. Den Krieg gewannen Preußen und seine Verbündeten. An Stelle des Deutschen Bundes trat der Norddeutsche Bund. Neben Preußen waren in dieser Allianz sämtliche deutsche Staaten in Mittel- und Norddeutschland vertreten. Österreich ging einen Alleingang, welcher bis heute andauert.
Zweite deutsche Reich
Napoleon Bonaparte scheiterte beim Versuch, Europa zu erobern und zu reformieren. Aber das Gedankengut der Französischen Revolution (1789 – 1799) wurde dennoch europaweit exportiert. So drängten die Bürger in verschiedenen Staaten auf eine nationale Identität, mehr Mitsprachrecht und mehr Bürgerrechte.
Auf deutschen Gebieten war das Hambacher Fest (1832) ein Ausdruck dieses Nationalbewusstseins. Es folgten die Revolutionsjahre von 1848 und 1849. Schließlich wurde 1871 das Deutsche Kaiserreich gegründet. Dieses war das zweite Deutsche Reich nach dem Alten Reich (Heilige Römische Reich).
Das Kaiserreich war der erste Nationalstaat in der deutschen Geschichte. Es war ein Land der Deutschen für die Deutschen. Fortan sahen sich die Schwaben, die Preußen, die Bayern oder auch die Brandenburger nicht mehr als eigenständige Bevölkerung, sondern als Deutsche. Somit war mittels gemeinsamer Sprache und Kultur es gelungen, alle Deutschstämmigen zu vereinen.
Die Ausnahme blieb Österreich. Und das Königreich Preußen hatte eine herausragende Stellung innerhalb des Reiches. Denn der König von Preußen war zugleich der Kaiser von Deutschland.
Deutsche Kolonien
Vor dem Ersten Weltkrieg begann der Weltlauf um Afrika. Zwar hatten vor 1871 einige deutschen Staaten bereits Kolonien in Übersee besessen, aber nur kleine und diese sind im 18. Jahrhundert wieder verloren gegangen. Mit der Reichsgründung begann auch der deutsche Wettlauf um afrikanische Besitztümer.
Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs umfasste das deutsche Kolonialreich diverse Territorien im heutigen Namibia, Kamerun, Togo, Burundi, Ruanda, Mosambik, Zentralafrikanische Republik, Ghana, Nigeria, Tschad und Gabun.
Auf der asiatischen Seite besaßen die Deutschen diverse Kolonien in Teilen von China, sowie Inseln im Südpazifik bei Australien und Papua-Neuguinea.
Weimarer Republik
Zum Ende des Ersten Weltkriegs (1918) wurde die Monarchie in Deutschland gestürzt. Zu den Ursachen jener Novemberrevolution (1918) zählen die Kriegsniederlage und der Unwille zu Reformationen.
Der tatsächliche Auslöser der Revolution war allerdings ein Flottenbefehl, welcher am 24. Oktober 1918 erteilt wurde. Die Hochseeflotte sollte die Royal Navy angreifen, obwohl die Kriegsniederlage längst vorhersehbar war.
Auf das Deutsche Kaiserreich folgte nun die Weimarer Republik. Neben dem Kaiserreich ging auch das Königreich Preußen unter, da der deutscher Kaiser zugleich preußischer König war. Aus dem Königreich wurde der Freistaat Preußen, welcher aber weiterhin ein Teil der deutschen Republik war.
Die Weimarer Verfassung wurde am 31. Juli 1919 geschlossen. Durch die Verabschiedung der Verfassung wurde die erste Demokratie auf deutschen Gebiet begründet. Doch die junge Republik hatte die Fehler der Vergangenheit zu glätten. So wurde dem deutschen Reich im Versailler Friedensvertrag die alleinige Kriegsschuld zugesprochen. Die deutsche Republik musste Reparationszahlungen an die Alliierten zahlen, wodurch es zu einer Hyperinflation (1923) und einer Wirtschaftskrise kam.
Erst durch die Einführung der Rentenmark (Ende 1923) und dem Dawes-Plan (1924) wurde die deutsche Wirtschaft stabilisiert. Daraufhin kam es zu einem Wirtschaftsaufschwung ab der Mitte der 1920-er Jahre, welcher bis zur Weltwirtschaftskrise von 1929 andauern sollte. Die fünf Jahre des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwungs werden als Goldene Zwanziger bezeichnet.
Dritte Reich
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 stärkte die politischen Ränder in der deutschen Republik. Vor allem profitierten die Nationalsozialisten von einem schwachen Staat.
Am 06. November 1932 gewann die NDSDAP die Reichstagswahl mit 33,1 Prozent aller Stimmen. Neuer Reichskanzler wurde Adolf Hitler, welcher am 30. Januar 1933 von Reichspräsident Paul von Hindenburg ernannt wurde. Durch die Machtergreifung Hitlers wurde die demokratische Republik abgeschafft und in eine Diktatur überführt.
Während der NS-Diktatur wurde der deutsche Staat als Drittes Reich bezeichnet. Damit sollte die Weimarer Zeit verunglimpft werden. Denn indem die Nationalsozialisten ihren Staat als Drittes Reich bezeichneten, welcher auf das Zweite Reich (deutsches Kaiserreich) folgte – wurde die Weimarer Zeit lediglich als schwache Zwischenzeit herabgestuft.
Großdeutsches Reich
Am 01. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg durch den Überfall auf Polen. Die Nationalsozialisten versuchten ein Großdeutsches Reich zu errichten, welches tausend Jahre überdauern sollte.
Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde bereits das Sudetenland annektiert und Österreich ans deutsche Staatsgebiet angeschlossen. Alle übrigen Gebiete wurden während des Zweiten Weltkriegs erobert.
Deutsche Länder der Gegenwart
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor das Deutsche Reich diverse Länder im Osten. So wurde Ostpreußen an Russland und Polen gegeben. Östlich der Oder wurde zudem Pommern abgegeben.
Auch Teile Brandenburgs östlich der Oder gingen an Polen. Dadurch wurde die Stadt Frankfurt-Oder geteilt. Gleiches geschah mit der Stadt Reichenau in Sachsen. Außerdem wurden die größten Gebiete von Schlesien an Polen übergeben. Staatsgrenze zu Polen wurde die Oder-Neiße-Linie.
Auf dem Kerngebiet des deutschen Staates wurde die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Letztere setzte sich aus 14 Bezirken und Ost-Berlin zusammen. Die BRD hatte 11 Bundesländer.
Als es am 03. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung Deutschlands kam, schloss sich die DDR der BRD an. Auf dem Gebiet der DDR wurden 5 weitere Bundesländer gegründet, welche sich mittels Staatsverträgen der Bundesrepublik anschlossen. Heute existieren 16 Bundesländer.
- Bayern
- Baden-Württemberg
- Berlin
- Brandenburg
- Bremen
- Hamburg
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
- Saarland
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein
- Thüringen