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Geschichtsunterricht


Der Geschichtsunterricht ist ein spezieller Unterricht in der Schule, um Kinder die Menschheitsgeschichte zu vermitteln und ein gesellschaftliches Geschichtsbewusstsein zu fördern. Im Schulfach wird neben Geschichte auch eine politische Bildung vermittelt, sowie verschiedene Perspektiven diskutiert, wodurch das interkulturelle Verständnis gefördert werden soll.

Welche Themen werden im Geschichtsunterricht besprochen

Im Geschichtsunterricht wird die Menschheitsgeschichte unterrichtet, welche mit dem Auftreten der ersten Menschenarten vor 2,5 Mio. Jahren beginnt. Die erste Epoche der Menschheitsgeschichte ist die Steinzeit, welche neben der Bronzezeit und Eisenzeit ein geschichtlicher Zeitabschnitt der Urgeschichte ist. In vielen Ländern Europas beginnt der Geschichtsunterricht in der 5. Klasse mit der Darstellung dieser Urgeschichte.

Auf die Urgeschichte folgen meist in der 5. und 6. Klasse die ersten Hochkulturen des Alten Ägyptens und Mesopotamiens. Denn dort liegt die Wiege der Zivilisation. Dann wechselt der Geschichtsunterricht auf die Antike mit dem antiken Griechenland, dem Römischen Reich und den Germanen. In der 6. und 7. Klasse wird dann das Geschehen des Mittelalters vermittelt, bevor in der 8. Klasse die Frühe Neuzeit mit der Renaissance im Zentrum des Unterrichtsfaches steht.

In der 8. und 9. Klasse gehört zum Geschichtsunterricht: der Beginn der Moderne mit der Französischen Revolution, dem Aufstreben des preußischen Staates und dem Niedergang des Heiligen Römisches Reiches. Meist am Ende der 9. Klasse werden die Ereignisse beider Weltkriege gelehrt, welche bis in den Unterrichtsstoff der 10. Klasse hineinreichen. Die Nachkriegszeit, der Kalte Krieg und die Überwindung des Eisernen Vorhangs sind dann der abschließende Geschichtsstoff der 10. Klasse.

In der Abiturstufe wird pro Halbjahr ein bestimmtes Thema der Menschheitsgeschichte nochmals aufgegriffen und vertieft vermittelt. Diese Themen beschränken sich meist auf die Neuzeit.

Was lernt man im Geschichtsunterricht

In einer Demokratie gehört es zur Bildung, dass die Schüler lernen, verschiedene Blickwinkel und Perspektiven auszuhalten, einzunehmen und zu diskutieren. Demnach werden im Geschichtsunterricht nicht nur Fakten vermittelt, sondern auch historische Blickwinkel diskutiert.

Ein guter Geschichtsunterricht lässt diese Blickwinkel zu, da sich nur so ein Geschichtsverständnis bei den Schülern einstellen kann. Damit sollte der Geschichtsunterricht von der bloßen Geschichtsdarstellung abweichen.

Die Kinder sollten lernen, wie man historische Quellen einordnet, diese auf ihren Wert analysiert und interpretiert. Ein guter Geschichtsunterricht gibt den Kindern ein Mindset, um historische Fakten zu hinterfragen, sowie Fake von Fakten zu abstrahieren. Demnach ist Geschichtsunterricht in einer Demokratie auch Teil der Demokratieerziehung und Demokratieerhaltung.

Warum ist Geschichtsunterricht wichtig

(siehe auch Hauptartikel: Warum ist Geschichte wichtig)

Geschichtsunterricht ist wichtig, um ein gemeinschaftliches Geschichtsbewusstsein zu erlangen. Durch die gemeinsame Vergangenheit ergibt sich eine gemeinsame Identität, ein Wir-Gefühl und ein gemeinsamer Wertekatalog.

Seit wann gibt es Geschichtsunterricht

In der Frühen Neuzeit (15. und 16. Jahrhundert) wurde weder an Schulen noch an Universitäten ein eigenes Fach Geschichte gelehrt. Erst im 19. und 20. Jahrhundert erkannte man den Wert einer Geschichtserziehung zur Identitätsbildung einer Gesellschaft an. Ziel war es, das Geschichtsbewusstsein zu fördern – indem historische Fakten der eigenen Nation vermittelt wurden.

In der Weimarer Republik, welche als erste Demokratie der Deutschen galt, wurde der Geschichtsunterricht zur Demokratieerziehung eingesetzt. Dennoch kamen die Nationalsozialisten an die Macht und veränderten auch die historische Perspektive. Fortan zogen Rassenideologie, Sozialdarwinismus und Antisemitismus als Legitimationsrichtlichtlinien in den Geschichtsunterricht ein.

Nach 1945 begann im geteilten Deutschland ein Geschichtsunterricht mit verschiedenen Schwerpunkten. In der DDR zielte der Geschichtsunterricht auf Antifaschismus, Klassenkampf und gesellschaftlicher Erziehung ab. Sämtliche Themen, wie Feudalismus, die Französische Revolution und selbst die Urgeschichte wurden in einem sozialistischen Kontext gesetzt. Die Schüler wurden zu Bürgern eines sozialistischen Staates erzogen, welche den Kapitalismus, Faschismus ablehnen und das marxistisch-leninistische Weltbild anerkennen sollten.

In der BRD wurde das Versagen der Weimarer Republik lange nicht besprochen. Somit war es vielen Menschen gar nicht bewusst, dass die Nationalsozialisten auf demokratischen Weg an die Macht kamen. Durch die Bewegung der 1960-er Jahre wurde die Menschen in der BRD gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Themen, wie das Weimarer Versagen, wurden fortan ebenfalls im Geschichtsunterricht gelehrt.

Heute wird Geschichtsunterricht als eigenständiges Schulfach in vielen Bundesländern gelehrt. In einigen Bundesländern heißt das Fach auch Gesellschaftslehre oder Gemeinschaftskunde. Neben der Antike, der Urgeschichte und dem Mittelalter werden besonders Diktaturen herausgehoben und kritisch beäugt. Die Schüler sollen die Nachteile von Autokratien und Diktaturen verstehen, um so ein größeres Demokratieverständnis bzw. eine wachsende Demokratieüberzeugung zu erlangen.

Literatur

  • Peter Gautschi, Guter Geschichtsunterricht: Grundlagen, Erkenntnisse, Hinweise, ISBN: 3899745167*
  • Meike Hensel-Grobe, Problemorientierung im Geschichtsunterricht (Methoden Historischen Lernens), ISBN: 3734410894*
  • Birgit Wenzel, Kreative und Innovative Methoden im Geschichtsunterricht: Geschichtsunterricht einmal anders, ISBN: 389974585X*
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