Römisch deutscher Kaiser
Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war der Herrschertitel im Heiligen Römischen Reich. Die historisch korrekte Bezeichnung lautet eigentlich: römischer Kaiser. Denn auch das Heilige Römische Reich stand in der Tradition des römischen Reiches aus der Antike. Schließlich wurde das Reich als legitimes Nachfolgereich bzw. als Weiterführung des antiken Roms betrachtet.
Um den Titel besser zeitlich einordnen zu können, führte die Geschichtswissenschaft die Konvention von römisch-deutschen Kaiser ein. Denn das Heilige Römische Reich wurde auch als Heiliges Römisches Reich Deutscher Nationen bezeichnet und die Kaiser waren zugleich auch römisch-deutsche Könige. Der Kaisertitel sollte den eigentlichen König nochmals erhöhen. Dadurch wurde er zum Herrscher über alle anderen Könige.
Erster römisch-deutscher Kaiser war Otto I. (962), welcher die Tradition des Kaisertitels seit Karl den Großen fortführte. Denn Karl der Große erhöhte sich im Jahr 800 vom König des Frankenreichs zum Kaiser über das Karolingerreich. Jene Kaiseridee übernahm Karl wiederum von den Caesaren aus der Antike (römische Kaiserzeit: 27 v. Chr. bis 284 n. Chr.), bevor das römische Reich in der Spätantike unterging.
Inhalt
- 1 Steckbrief
- 2 Was bedeutet römisch-deutscher Kaiser
- 3 Warum heißt es römisch-deutscher Kaiser
- 4 Warum sollte es im Mittelalter wieder einen römischen Kaiser geben
- 5 Warum durfte sich Karl zum römischen Kaiser krönen
- 6 Warum musste der Kaiser zwingend römisch sein
- 7 Warum ging die römische Kaisermacht nach Karl unter
- 8 Warum konnte sich Otto zum ersten römisch-deutschen Kaiser erhöhen
- 9 Welche Beziehung hatten römisch-deutscher Kaiser zum Papst
- 10 Warum wurden die Kaiser in Rom gekrönt
- 11 Liste der Römisch-deutschen Kaiser
- 11.1 Ottonen-Zeit
- 11.2 Salier-Zeit
- 11.3 Zeit der Supplinburger
- 11.4 Erste Staufer-Periode
- 11.5 Welfen-Kaiser
- 11.6 Zweite Staufer-Periode
- 11.7 Erster Luxemburger-Kaiser
- 11.8 Erste Kaiserzeit der Wittelsbacher
- 11.9 Zweite Kaiserzeit der Luxemburger
- 11.10 Habsburger-Kaiser
- 11.11 Zweite Kaiserzeit der Wittelsbacher
- 11.12 Kaiser aus dem Haus Habsburg-Lothringen
Steckbrief
Bedeutung: | Monarch im Heiligen Römischen Reich (962 - 1806) |
Einführung des Amtes: | 12. Februar 962 |
Aufhebung des Amtes: | 6. August 1806 |
Erster Kaiser: | Otto I. der Große (962 - 973) aus dem Haus der Liudolfinger |
Längste Amtszeit: | Friedrich III. (1452 - 1493, Dauer: 41 Jahre) aus dem Haus Habsburg |
Letzter Kaiser: | Franz II. (1792 - 1806) aus dem Haus Habsburg-Lothringen |
Vorläufer: | Kaiser des Karolingerreichs (800 – 887) |
Nachfolger: | Kaiser von Österreich (1804 - 1918), Deutscher Kaiser (1871 - 1918) |
Dynastien: | Liudolfinger bzw. Ottonen (962 - 1024), Salier (1024 – 1125), Supplinburger (1133 – 1137), Staufer (1155 – 1197), Welfen (1209 – 1218), Staufer (1220 - 1250). Haus Luxemburg (1312 - 1313), Haus Wittelsbach (1328 – 1347), Haus Luxemburg (1355 – 1378), Haus Luxemburg (1433 - 1437), Haus Habsburg (1452 - 1740), Haus Wittelsbach (1742 – 1745), Habsburg-Lothringen (1745 - 1806) |
Was bedeutet römisch-deutscher Kaiser
Die Idee eines Kaisertitels war im antiken Rom geboren worden. Der Kaiser war dort ein Herrscher, welcher über andere Herrscher herrschen sollte. Demnach war Kaiser gleichzusetzen mit Großkönig (König der Könige). Jene Kaiseridee überdauerte die römische Antike bis zum Untergang des Weströmischen Reichs. Als Westrom unterging, fiel auch die Kaiserwürde weg.
Im Mittelalter wollte man das alte Kaiserreich auf dem Fundament Roms wieder gründen. Deshalb sah sich das Frankenreich (5. Jahrhundert) als legitimen Nachfolgestaat des Römischen Reichs. Und deshalb wurde der Titel des römischen Kaisers im Frankenreich wieder eingeführt. Der damalige Herrscher des Frankenreichs war Karl der Große aus dem Haus der Karolinger. Mit seiner Erhöhung zum Kaiser wurde das Frankenreich zum Karolingerreich.
Warum heißt es römisch-deutscher Kaiser
Im 9. Jahrhundert wurde das Karolingerreich durch den Vertrag von Verdun geteilt. Aus dem Westfrankenreich ging später Frankreich hervor. Das Ostfrankenreich (heutige Deutschland) wurde zum Vorläufer des Heiligen Römischen Reichs. Dort wollte man die Kaisertradition fortsetzen.
Als Otto I. sich im Jahr 962 zum Kaiser erhöhte, wurde aus dem Ostfrankenreich das Heilige Römische Reich. Der römische Kaisertitel wird fortan, aufgrund der Geografie, als römisch-deutscher Kaisertitel bezeichnet. Sämtliche römischen Kaiser nach 962 kamen aus den deutschen Ländern und Gebieten. Sie wurden zuerst als deutsche Könige gewählt und dann später als römisch-deutsche Kaiser gekrönt.
Warum sollte es im Mittelalter wieder einen römischen Kaiser geben
Das Frankenreich, welches das Nachfolgereich des Römischen Reichs sein sollte, wurde im 5. Jahrhundert gegründet. Umgeben war das Frankenreich von sogenannten Barbarenstaaten. Dazu zählten die germanischen Reiche, wie die Gotenreiche oder das Langobardenreich in Norditalien.
Die Franken waren zwar ebenfalls ein germanischer Stamm gewesen, welcher aber bereits romanisiert wurde. Sämtliche Barbarenreiche, so glaubte man, waren unzivilisiert – da sie in der Vergangenheit keine römische Kultur erfahren hatten (Romanisierung).
Ziel war es ein zivilisiertes Europa zu gründen, in welchem die Kleinstaaten die römische Kultur erfahren würden. Das römische Recht sollte ausgeübt werden und römische Sprache (Latein) sollte hochgehalten werden.
Das Frankenreich schaute mit Bedauern auf die Antike zurück, wo die römische Verwaltungsstruktur für Ordnung und Stabilität sorgte. Der Kaisertitel sollte die Erneuerung der alten Ordnung garantieren.
Warum durfte sich Karl zum römischen Kaiser krönen
Zunächst wurde das Frankenreich von den Merowingern geführt, welche im 8. Jahrhundert die Macht an die Karolinger verloren. Bedeutendster Herrscher der Karolinger war Karl der Große, welcher das Frankenreich ausdehnte, stabilisierte und Teile der Barbarenstaaten zurückeroberte.
Karl wollte Europa vereinen, indem er das Christentum als Einheitsmacher nutzte. Die gemeinsame Religion sollte ein gemeinsame Kultur- und Wertekatalog schaffen, wodurch ein einheitliches christliches Abendland in Europa entstehen könne.
Durch diverse Feldzüge gegen die Langobarden, die heidnischen Sachsen – konnte Karl der Große seinen Machtbereich ausdehnen. Es folgten Zwangschristianisierung und Vertreibung der Heiden.
Der Papst als geistliche Herrschaftsfigur hatte seinen Sitz in Rom. Durch die Unterwerfung der Langobarden in Norditalien war die päpstliche Macht gefestigt worden. Dieser Umstand ermöglichte Karl, dass der Papst zu einem wichtigen Verbündeten wurde. Denn das Kaisertum war immer noch ein Gottesgnadentum. Das bedeutet, dass der Kaiser von Gottes Gnaden berufen wurde. Und da der Papst im Mittelalter als Stellvertreter Gottes auf Erden empfunden wurde, brauchte es dringend dessen Fürsprache.
Die politische Verbundenheit zwischen Karl dem Großen und Papst Leo III. führten dazu, dass letzterer am 25. Dezember 800 die Kaiserkrönung in Rom vollzog. Fortan war Karl der Große gleichgestellt mit dem byzantinischen Kaiser Konstantin VI. und dem Kalifen Harun ar-Raschid (Führer der islamischen Welt). Im Gegenzug zur Kaiserkrönung sicherte Karl der Große dem Papst und dem Kirchenstaat seine militärische Unterstützung und Schutz zu.
Warum musste der Kaiser zwingend römisch sein
Die Idee eines neuen Großreichs mit christlichen Wertekanon war durch die Einigungskriege Karl des Großen geboren. In der Bibel wird außerdem eine Vier-Reiche-Lehre erwähnt. Demnach gehen 4 Weltreiche unter bevor die Apokalypse eintritt.
Laut Gelehrten des Frühmittelalters waren diese Weltreiche das Perserreich, das Alexanderreich, das Babylonische Reich und das Römische Reich. Folgt man dieser Annahme dürfte das Römische Reich als viertes und letztes Reich niemals untergehen, um eine Apokalypse abzuwenden. Demnach wurde versucht, das Römische Reich wiederzubeleben. Es sollte ein tausendjähriges Reich entstehen mit einem Kaiser an der Spitze.
Äußere Feinde waren die Muslime, welche der Schaffung eines christlichen Abendlandes im Weg standen. Deshalb war der Kaiser ein Beschützer des Reichs und zugleich ein Beschützer des Christentums. Durch die Vier-Welten-Theorie war der Untergang des Römischen Reichs ans Christentum und an die drohende Apokalypse gekoppelt.
Warum ging die römische Kaisermacht nach Karl unter
Nach Karls Tod ging die römische Kaisermacht nicht abrupt unter, sondern schleichend. Sein Sohn war Ludwig der Fromme, welchem die nötige Durchsetzungsmacht fehlte. Als Ludwig starb, wurde das Frankenreich an seine Söhne vererbt, welche es im Vertrag von Verdun (843) aufteilten.
Aus dem Westfrankenreich ging später Frankreich hervor. Das Ostfrankenreich wurde später zum Heiligen Römischen Reich. Zum Mittelreich gehörte Italien. Sämtliche Kaiser nach Karl verloren den Einfluss auf Italien und somit auch auf den Papst, der geistlichen Zentrale im Abendland und dem einzigen Vertreter Gottes auf Erden. Ohne Kontrolle über Rom war die Kaiserwürde entwertet.
Der Titel „Kaiser der Römer“ war ursprünglich mit der Idee verbunden, das christliche Imperium zu führen. In der Folge war der Titel nur noch eine leere Hülle. So gab es zwischen 942 und 962 keinen anerkannten Kaiser. Dies änderte sich erst durch Otto I., welcher wieder in die Führungstradition von Karl dem Großen trat.
Warum konnte sich Otto zum ersten römisch-deutschen Kaiser erhöhen
Die Regierungszeit Otto I. wird auch als Ottonische Erneuerung bezeichnet. Ähnlich wie bei Karl dem Großen erlebte die Verbindung zwischen Papsttum und weltlichen Herrscher eine neue Renaissance.
Zunächst hatte Otto das Ostfrankenreich innerlich geeint und vor äußeren Bedrohungen beschützt. Durch die Schlacht auf dem Lechfeld (955) gegen die Ungarn erwarb Otto den Ruf, das christliche Abendland gerettet zu haben.
Doch es gab noch mehr Probleme. Denn seitdem Karl der Große das norditalienische Langobardenreich erobert hatte, waren die fränkischen Herrscher zugleich Könige der Langobarden gewesen. Aber dieser Anspruch verfiel nach Karls Tod immer weiter. Und so konnte sich Berengar II. zum König vom Langobardenreich ausrufen lassen.
Diese Königskrönung war eine Bedrohung für Papst und Kirchenstaat. Also griff Otto in die italienische Politik ein, eroberte Norditalien und machte Berengar II. zu seinem Lehnsmann.
Damit hatte Otto die nötigen Voraussetzungen geschaffen, um in Italien als Kaiser und Beschützer des christlichen Abendlandes auftreten zu dürfen. Deshalb krönte ihn Papst Johannes XII. am 2. Februar 962 zum römischen Kaiser. Das neue Kaiserreich war das Heilige Römische Reich, welches als Schutzmacht für den Papst und das christliche Europa fungieren sollte.
Welche Beziehung hatten römisch-deutscher Kaiser zum Papst
Unter den Ottonen-Kaisern blieb die Beziehungen zwischen Kaiser und Papst höchst entspannt. Die Kaiser verstanden, dass der Papst sie krönen musste, um die nötige Legitimation zu bekommen.
Ihnen war klar, dass sie sich mit dem Papst gutstellen mussten, da das Gottesgnadentum die Grundlage ihres Herrschaftsanspruchs war und der Papst der göttliche Vertreter auf Erden war.
Somit sahen sich alle Ottonen-Kaiser als Schutzherren von Papst und Kirchenstaat. Otto III. träumte sogar von einem „Römischen Reich der Nationen“, in dem Kaiser und Papst gleichberechtigt herrschen sollten.
Das Verhältnis zwischen Kaiser und Papst änderte sich während der Herrschaft der Salier. Denn diese wollten die Bischöfe in ihren Herrschaftsbereich selbst ernennen, um dadurch mehr Kontrolle auszuüben. Der Papst beanspruchte diese Macht für sich.
Dieser Konflikt wird als Investiturstreit bezeichnet und vollzog sich etwa 100 Jahre lang. Seinen Höhepunkt hatte dieser Streit in der Regierungszeit von Kaiser Heinrich IV., welcher sich mit Papst Gregor VII. so sehr verworfen hatte, dass der Papst den Kaiser exkommunizierte. Dadurch verlor der Kaiser seine Herrschaftsanspruch, weshalb er einen Bußgang nach Canossa (1077) antrat.
Durch den Gang nach Canossa demonstrierte der Kaiser, dass er sich dem Papst unterwirft, wodurch die Exkommunikation aufgehoben wurde.
Die Stauferkaiser (Friedrich I. Barbarossa, Friedrich II.) versuchten ihre Macht über Italien auszudehnen und gerieten dadurch in Konflikt mit den jeweiligen Päpsten. Kaiser Friedrich II. wurde sogar mehrfach exkommuniziert.
Warum wurden die Kaiser in Rom gekrönt
Im Früh- und Hochmittelalter blieb die Kaiserkrönung durch den Papst ein sakraler Akt, welcher demonstrieren sollte, dass der Kaiser durch Gottes Gnaden auserwählt war.
Zentrum der Westkirche (katholische Kirche) war Rom. Dennoch verzichteten viele Kaiser auf eine Krönung in Rom und kamen auch so damit durch. So ließ sich Maximilian I. als erster Kaiser nicht mehr in Rom krönen. Ohne päpstliche Salbung nahm er 1508 den Titel des römischen Kaisers an. Der Grund war, dass die Venezianer ganz Norditalien besetzt hatten und ein Durchmarsch nach Rom nicht möglich war.
Kaiser Karl V. wurde 1530 in Bologna, also nicht in Rom, von Papst Clemens VII. gekrönt. Diese Krönung war die letzte Kaiserkrönung durch den Papst überhaupt. Alle nachfolgenden Kaiser verzichteten auf den Krönungsakt durch den Papst. Oftmals machten politische Umstände eine Reise nach Rom unmöglich, weshalb die formelle Bestätigung durch den Papst ausreichte.
Liste der Römisch-deutschen Kaiser
Ottonen-Zeit |
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Die Ottonenzeit beginnt mit der Krönung Heinrich I. zum deutschen König (919). Dieser war aber kein Kaiser, sondern nur König. Den ersten Kaisertitel sollte sein Sohn Otto bekommen. Benannt sind die Ottonen nach Kaiser Otto I., welcher den Grundstein für das Heilige Römische Reich und die römisch-deutsche Kaiserkrone legte. Dieser stammt aus dem sächsischen Adelsgeschlecht der Liudolfinger. Das prägendste Ereignis dieser Epoche, neben der Kaiserkrönung, war die Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955. Bei dieser Schlacht besiegt Otto I. die Ungarn, wodurch er den Beinamen "der Große" erhielt. Diese Schlacht legte zudem den Grundstein für den Herrschaftsanspruch Ottos als Kaiser. |
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Ottonen-Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Otto I. der Große | 962 – 973 |
Otto II. | 973 - 983 |
Otto III. | 996 – 1002 |
Heinrich II. | 1014 – 1024 |
Salier-Zeit |
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Die Salierzeit beginnt 1024 als Konrad II. zum römisch-deutschen König gewählt wird. Durch ihn wurde die Salier-Dynastie begründet. Unter Heinrich III. stieg die Macht des Kaisers gegenüber der Kirche. Er setzte mehrere Päpste ein. Während der Regierungszeit Heinrich IV. kam es zum Investiturstreit mit Papst Gregor VII.. Es ging dabei um die Frage, ob der Klerus und der weltliche Herrscher die Kirchenämter besetzen sollte. Der anschließende Gang nach Canossa von 1077 wurde zum Symbol kirchlicher Demütigung. |
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Salier-Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Konrad II. | 1027 – 1039 |
Heinrich III. | 1046 – 1056 |
Heinrich IV. | 1084 – 1105 |
Heinrich V. | 1111 – 1125 |
Zeit der Supplinburger |
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Die Supplinburger waren ein sächsisches Adelsgeschlecht, benannt nach der Burg Süpplingenburg in Niedersachsen. Mit Lothar III. hatten die Supplinburger nur einen römisch-deutschen Kaiser in ihren Reihen. Während seiner Regierungszeit entbrannte ein Machtkampf mit den Staufern, welche von Konrad von Staufen, den späteren Konrad III. angeführt wurden. Lothars Tochter Gertrud von Supplinburg heirate den Welfen Heinrich den Stolzen, wodurch die dynastische Verbindung zum deutschen Königs- bzw. Kaiseramt geknüpft wurde. |
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Supplinburger Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Lothar III. | 1133 – 1137 |
Erste Staufer-Periode |
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Der erste Staufer-Kaiser auf dem Thron war Friedrich I., welcher unter dem Beinamen "Barbarossa" (deutsch: Rotbart) bekannt ist. Dieser stärkte die kaiserliche Macht gegenüber der Kirche, indem er besser verhandelte als seine Vorgänger. Weiterhin versuchte er die kaiserliche Macht in Norditalien zu festigen, was zu Konflikten mit dem Lombardenbund und dem Papsttum führte. Beim Dritten Kreuzzug (1189–1190) ertrank Barbarossa auf dem Weg ins Heilige Land. Laut der Kyffhäuser-Sage ist Barbarossa nicht gestorben, sondern schläft in einem unterirdischen Schloss. Sein roter Bart wächst durch den Tisch, auf dem sein Kopf ruht. Heinrich VI. strebte danach, das Königsamt und somit auch den Kaisertitel von einer Wahlmonarchie in eine Erbmonarchie zu wandeln. Doch die Reichsfürsten stellten sich dagegen. Durch die Hochzeit mit Konstanze von Sizilien sollte das süditalienischen Normannenreich dynastisch mit den deutschen Ländern im Norden verknüpft werden. Aber diese Verbindung blieb nicht dauerhaft. |
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Staufer-Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Friedrich I. Barbarossa | 1155 – 1190 |
Heinrich VI. | 1191 – 1197 |
Welfen-Kaiser |
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Otto IV. von Braunschweig war der einzige welfische Kaiser. Er war der Sohn von Heinrich dem Löwen und Mathilde von England, also ein Enkel von König Heinrich II. von England. 1198 wurde Otto zum römisch-deutschen König gewählt. Der Gegenkandidat war Philipp von Schwaben, ein Staufer. In der Folge kam es zum Thronstreit zwischen den Welfen und Staufern. Jener Streit übertrug sich auf andere Gebiete und Persönlichkeiten mit Einfluss. So entlud sich der Thronstreit schnell in einem Konflikt zwischen den nördlichen und den südlichen Gebieten und auch zwischen Kaiser und Papst. Als Philipp dann 1208 ermordet wurde, erhielt Otto IV. zunehmend Anerkennung. Genauso wie Heinrich VI. zuvor, versuchte auch Otto das Königreich Sizilien einzuverleiben. Dieses war Einflussgebiet von Kirchenstaat und Papst, weshalb Otto exkommuniziert wurde. Fortan wurde der Staufer Friedrich II. als neuer König vom Papst unterstützt. |
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Welfen-Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Otto IV. von Braunschweig | 1209 – 1218 |
Zweite Staufer-Periode |
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Die zweite kaiserliche Stauferzeit wurde durch Friedrich II. geprägt. Er war Sohn von Heinrich VI., dem zweiten Staufen-Kaiser. Friedrich II. gilt als einer der bedeutendsten Herrscher im Hochmittelalter. Denn er war äußerst intelligent und gebildet. Er sprach mehrere Sprachen, darunter auch Arabisch. Im Jahr 1224 gründete er die Universität von Neapel. Die erste Gesetzessammlung des Mittelalters war die Konstitutionen von Melfi, welche Friedrich 1231 für das Königreich Sizilien erließ. Beim 6. Kreuzzug (1228 - 1229) schaffte er es, Jerusalem zurückzubekommen, ohne dabei Krieg zu führen. Dieser Zugewinn ohne Verluste beruhte auf dem diplomatischen Geschick. Sein Freiheitswille und die Unabhängigkeit Siziliens führten aber auch zu einem Konflikt mit dem Papsttum. Und so wurde auch Friedrich II. mehrfach exkommuniziert und auf dem Konzil in Lyon (1245) sogar abgesetzt. |
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Staufer-Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Friedrich II. | 1220 – 1250 |
Erster Luxemburger-Kaiser |
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Der erste Luxemburger auf dem Kaiserthron war Heinrich VII.. Dieser wollte die kaiserlicher Machtautorität, insbesondere in Italien, wiederherstellen. Er scheiterte beim Versuch. Sein Italienfeldzug (1310) scheiterte durch massive Widerstände. In Reichsitalien bildeten sich zwei Parteien heraus. Die Ghibellinen standen auf der Seite des Kaisers, während die Guelfen die Politik des Papsttums unterstützten. Nachdem Heinrich die guelfischen Städte in Italien nicht kriegerisch unterwerfen konnte, versuchte er einen Ausgleich zwischen den Konfliktparteien zu arrangieren, was allerdings ebenfalls scheiterte. |
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Luxemburger-Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Heinrich VII. | 1312–1313 |
Erste Kaiserzeit der Wittelsbacher |
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Der erste Wittelsbacher Kaiser war Ludwig IV., genannt der Bayer. Er war der erste Kaiser, welcher sich vom Volk krönen ließ und auf die päpstliche Zustimmung verzichtete. Zuvor hatten sich Ludwig und Friedrich der Schöne (Haus Habsburg) zum römisch-deutschen König wählen und krönen lassen. Fortan bestand ein Doppelkönigtum, welches erst durch die Schlacht bei Mühldorf (1322) zu Gunsten Ludwigs entschieden wurde. Seine Konfrontation mit dem Papst führten zu Spannungen, weshalb der Kirchenbann über ihn verhängt wurde. Als 1346 dann Karl IV. als Gegenkönig gewählt wurde, starb Ludwig ein Jahr später - noch im Kirchenbann befindend. |
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Wittelsbacher Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Ludwig IV., der Bayer | 1328 – 1347 |
Zweite Kaiserzeit der Luxemburger |
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Die zweite Kaiserzeit der Luxemburger begann mit Karl IV., welcher 1346 als Gegenkönig zu Ludwig dem Bayern gewählt wurde. Während Karls Regierungszeit stieg die tschechische Stadt Prag kulturell auf. Er gründete dort die Karls-Universität (1348) und ließ die Karlsbrücke bauen. 1356 wurde die Goldene Bulle durch Karl IV. verabschiedet, welche die Königswahl dauerhaft regeln sollte. Sohn Karls IV. war Sigismund. Er war zugleich der letzte Kaiser aus dem Haus Luxemburg. Unter Sigismund wurde das Konzil von Konstanz (1414–1418) abgehalten, welches das Abendländische Schisma beendete. |
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Luxemburger Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Karl IV. von Luxemburg | 1355 – 1378 |
Sigismund von Luxemburg | 1433 – 1437 |
Habsburger-Kaiser |
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Der erste Habsburger-Kaiser war Friedrich III.. Sein Wahlspruch war "AEIOU“ („Alles Erdreich ist Österreich untertan“). Fortan begann ein Aufstieg der Österreicher, welcher bis zur Kaiserzeit Karl VII. (Haus Wittelsbach) anhalten sollte. Die Habsburger mehrten ihre Besitztümer durch eine geschickte Heiratspolitik. So gewann Maximilian I. Besitztümer in Burgund und Spanien dazu. Jene Macht- und Einflusspolitik führte dazu, dass Kaiser Karl V. der mächtigste Herrscher der Geschichte (bis dahin) war. Sein Weltreich umspannte Gebiete in Spanien, Niederlande, Österreich, Teile Italiens und Amerika. Mit seiner Abdankung 1556 spalteten sich die Habsburger in eine spanische und eine österreichische Linie auf. Für die österreichischen Erblande übernahm Ferdinand I. Die Kaiserzeit der Habsburger endete vorerst mit Karl VI.. Mit seinem Tod erlosch die männliche Stammlinie der österreichischen Habsburger und es kam zum Österreichischen Erbfolgekrieg zwischen der Habsburgermonarchie und England auf der einen Seite und Preußen, Spanien und Frankreich auf der anderen Seite. |
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Habsburger-Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Friedrich III. | 1452 – 1493 |
Maximilian I. | 1508 – 1519 |
Karl V. | 1530 – 1556 |
Ferdinand I. | 1558 – 1564 |
Maximilian II. | 1564 – 1576 |
Rudolf II. | 1576 – 1612 |
Matthias | 1612 – 1619 |
Ferdinand II. | 1619 – 1637 |
Ferdinand III. | 1637 – 1657 |
Leopold I. | 1658 – 1705 |
Joseph I. | 1705 – 1711 |
Karl VI. | 1711 – 1740 |
Zweite Kaiserzeit der Wittelsbacher |
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Die zweite Wittelsbacher Kaiserzeit beendete das Habsburger-Monopol auf den Kaisertitel kurzzeitig. Letzter und einziger der Wittelsbacher Kaiser dieser Zeit war Karl VII., welcher als Karl Albrecht von Bayern geboren wurde. Nach dem Tod von Karl VI. (Haus Habsburg) erhob Karl Albrecht von Bayern seine Erbansprüche auf Österreich. Denn er war mit Maria Amalia, der Nichte Karls VI., verheiratet. Somit wurde er zu einem Initiator des Österreichischen Erbfolgekrieges. Er verbündete sich mit Preußen, Frankreich und Sachsen. Ihr Gegner war Maria Theresia, die Tochter des verstorbenen Habsburger-Kaiser Karl VI.. Karl Albrecht von Bayern konnte sich bei der Königswahl 1742 durchsetzen. Doch die österreichische Maria Theresia, welche nun die Habsburgermonarchie führte, konnte Bayern erobern. Deshalb musste der Wittelsbacher aus München fliehen und regierte hauptsächlich aus Frankfurt-Main heraus. Nach seinem Tod verzichtete sein Sohn Max III. Joseph auf den Kaiserthron. Und so wurde Franz I., der Ehemann von Maria Theresia, neuer Kaiser. Durch die Hochzeit von Maria Theresia (Haus Habsburg) und Franz Stephan von Lothringen entstand die Dynastie Habsburg-Lothringen, welche bis 1806 überdauern sollte. |
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Wittelsbacher Kaiser | Regierungszeit als Kaiser |
Karl VII. | 1742 – 1745 |
Kaiser aus dem Haus Habsburg-Lothringen |
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Die Dynastie Habsburg-Lothringen wurde durch die Eheschließung von Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen begründet (1736). Die Kaiser aus dieser Dynastie prägten die letzten Jahrzehnte des Heiligen Römischen Reiches. Erster Kaiser dieser neuen Dynastie war Franz I. Stephan, welcher 1745 zum Kaiser gekrönt wurde. Auf ihn folgte Joseph II.., welcher zahlreiche Reformen im Kaiserreich anstieß und umsetzte. Ab 1790 regierte dessen Bruder (Leopold II.) als dritter Kaiser aus dem Haus Habsburg-Lothringen, welcher versuchte das Reich politisch stabil zu halten. Zu dieser Zeit tobte im Nachbarland Frankreich ein Bürgerkrieg, ausgelöst durch die Französische Revolution (1789). Die alte Herrschaftsordnung (absolutistische Monarchie) wurde nicht nur in Frankreich infrage gestellt, sondern auch im Reich und in Österreich. Ab 1792 regierte Franz II. das römisch-deutsche Reich. Bereits 1704 überführte er Österreich in ein Kaiserreich und ließ sich als Franz I. zum ersten österreichischen Kaiser krönen. Die nächsten zwei Jahre führte er das deutsch-römische Reich und das Kaiserreich Österreich in Personalunion. Da aber immer mehr deutschen Staaten, auf Druck Napoleons, aus dem Reich ausstiegen und dem Rheinbund beitraten - legte Franz II. am 6. August 1806 die Reichskrone nieder, wodurch das Reich formell aufgelöst wurde. |
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Kaiser aus Habsburg-Lothringen | Regierungszeit als Kaiser |
Franz I. | 1745 – 1765 |
Joseph II. | 1765 – 1790 |
Leopold II. | 1790 - 1792 |
Franz II. | 1792 – 1806 |