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Ulrich von Hutten


Briefmarke von 1988, zum 500. Geburtstag von Ulrich von Hutten,  Bildnachweis: CEPTAP / Shutterstock.com

Briefmarke von 1988, zum 500. Geburtstag von Ulrich von Hutten, Bildnachweis: CEPTAP / Shutterstock.com

Ulrich von Hutten war ein deutscher Humanist der Renaissancezeit, zudem Dichter, Kirchenkritiker und Publizist. Er wurde 1488 geboren und starb 1523. Von Hutten war Anhänger von Martin Luther und wurde zu einem protestantischen Reformator. Und deshalb gilt er als historische Brückenfigur zwischen Renaissance-Humanismus und lutherischen Protestantismus. Außerdem war Ulrich von Hutten ein Ritter im Heiligen Römischen Reich und zusammen mit Franz von Sickingen ein Anführer im Ritterkrieg (1522/23). Seit dem 19. Jahrhundert wird von Hutten als Symbolfigur bei Patrioten und Nationalisten genutzt.

Steckbrief

Name:Ulrich von Hutten
Geboren:21. April 1488 auf Burg Steckelberg bei Schlüchtern in Hessen
Gestorben:29. August 1523 (35 Jahre) auf Ufenau am Zürichsee
Beruf:Mönch, Ritter, Schriftsteller
Studium:Theologie, u.a. an der Universität Greifswald
Epoche:Reformationszeit (Frühe Neuzeit), Renaissance-Humanismus
Bedeutende
Werke:
-Epistolae obscurorum virorum
-De Morbo Gallico
-Ars versificandi
-Nemo

Wer war Ulrich von Hutten

Ulrich von Hutten entstammte dem fränkischen Adelsgeschlecht der Hutten. Sein Vater hieß ebenfalls Ulrich und verfügte über die Grafschaft Hutten-Gronau. Obwohl Ulrich der Erstgeborene war und somit das Vorrecht auf das Erbe hatte, schickte ihn sein Vater in das Benediktiner-Kloster Fulda, wo er Mönch werden sollte.

Ulrich wandte sich allerdings vom Klosterleben ab, nahm ein Studium an, studierte in Mainz, Köln, Frankfurt-Oder, Leipzig und Wittenberg. Während der Studienjahre kam er in Kontakt mit anderen Humanisten. Zwischen ihm und Martin Luther ist ein Briefwechsel belegt und obwohl es kleinere inhaltliche Differenzen zwischen beiden gab, unterstützte von Hutten die Reformbewegung Luthers. Er kritisierte die katholische Kirche, setzte sich für Reformen ein und schrieb satirische Schriften.

Was hat Ulrich von Hutten gemacht

Das Leben des Ulrich von Hutten kann in vier Abschnitte unterteilt werden:

  • Jugend- und Klosterleben (1488 bis 1504)
  • Wanderungen auf dem Suchen nach Wissen (1504 bis 1515)
  • Streit mit Ulrich von Württemberg (1515 – 1519)
  • Reformation zwischen 1510 und 1523

Jugend- und Klosterleben

Wie oben beschrieben, war Ulrich von Hutten ein Sohn des fränkischen Grafen Ulrich von Hutten-Gronau (1458–1522) zu Steckelberg und Ottilie von Eberstein zu Brandenstein. Sein Vater hielt ihn für zu schmächtig, um ein Ritter werden zu können. Und deshalb wurde ihm das Erbe verweigert und stattdessen wurde Ulrich aufs Benediktiner-Kloster Fulda geschickt, um sich dort als Mönch ausbilden zu lassen.

Suche nach Wissen und Sinn

Der Benediktinerstift finanzierte ein Studium, welches Ulrich zunächst aufnahm, sich dann aber vom Klosterleben abwandte. Er schrieb sich 1503 für das Sommersemester an der Universität in Erfurt ein. Damit begann seine Wanderung und Reise nach Wissen und Sinn. In Erfurt studierten einige Humanisten und Dichter, mit denen Ulrich in Kontakt kam (Crotus Rubeanus, Mutianus Rufus, Eobanus Hessus).

Für das Sommersemester 1505 schrieb er sich an der Universität in Mainz ein, bevor er im Wintersemester 1505 an die Universität zu Köln wechselte. Als sein Lehrer Johannes Aesticampianus an die Universität in Frankfurt-Oder wechselte, folgte ihm Ulrich von Hutten und schrieb sich dort für das Sommersemester 1506 ein. Dort legte er einen Teil seiner Prüfungen ab.

Im Jahr 1508 schrieb er sich an der Universität in Leipzig ein, bevor er zum Wintersemester 1509/10 an der Universität Greifswald erschien. Zu dieser Zeit war Ulrich von Hutten mittellos, weshalb ihn sein Lehrer Henning Lotze, Professor der Rechte an der Universität Greifswald, aufnahm, versorgte und finanziell unterstützte.

Der Professor war Anhänger der Scholastik – einer mittelalterlichen Beweisführung, um Erkenntnisse zu finden, zu untermauern und zu rechtfertigen. Ein unumstößliches Kriterium der Scholastiker war, dass die Wahrheitsfindung auf Autoritäten beruht (Kirche, Eliten). Dies steht im klaren Gegensatz zur humanistischen Denkweisen, welche die volle Entfaltung des Einzelnen fordern.

Wohlmöglich kam es zum Bruch mit Lotze, da von Hutten und er unüberwindbare Differenzen hatten. Als mittelloser und bei Lotzen verschuldeter Student zog Ulrich weiter nach Rostock. Lotze macht allerdings von seinem Pfandrecht Gebrauch, ließ ihn durch Amtsdiener verfolgen und sein ganzes Hab und Gut (samt Kleider) in Rostock beschlagnahmen.

Literarisch arbeitete Ulrich von Hutten die Begegnung mit Henning Lotze und dessen Vater Wedego Lotze auf. In seinem Werk: „Querelae in Wedegum Loetz et filium eius Henningum“ stellt er Vater und Sohn als verschlagen, korrupt und als Gegner der Humanisten heraus. Seinen eigenen Privatkonflikt konnte er so als einen Gesellschaftskonflikt herausarbeiten.

Von Rostock ging es weiter nach Wittenberg, wo von Hutten ein lateinisches Lehrbuch über die Verskunst veröffentlichte. Dieses trug den Titel: „De Arte Versificandi“. Durch den Verkauf des Buches flossen ihm kleinere Geldmittel zu. Außerdem wurde er als lateinischer Schriftsteller bekannt.

Auf Wittenberg folgte Wien, dann Aufenthalte in Italien (Venedig, Bologna und Pavia). In Italien nahm er sein Rechtsstudium wieder auf und wurde von seinem Vater finanziell unterstützt. Die Unterstützung blieben dann aufgrund der Italienkriege aus, weshalb Ulrich versuchte, auf deutsche Gebiete zurückzureisen. Um die Überreise bezahlen zu können, verdiente er sich sein Geld als Söldner.

Zwischen 1514 und 1519 erhielt Ulrich von Hutten eine Anstellung bei Albrecht vom Brandenburg, dem neuen Erzbischof von Mainz. In Mainz kam er in Bekanntschaft mit Erasmus von Rotterdam, welchen er seine Dunkelmännerbriefe zeigte. Diese Briefe verspotteten den Klerus und die Scholastik als mittelalterliche Philosophie. Im Dienste des Erzbischofs von Mainz genoss Ulrich genug Freiraum, um sich der Schriftstellerei zu widmen. Es entstanden weitere Satireschiften gegen Jakob Fugger.

Streitjahre mit Ulrich von Württemberg

Im Jahr 1515 starb Hans von Hutten, ein Vetter Ulrichs. Dieser wurde aufgrund eines Eifersuchtsdramas von Ulrich von Württemberg ermordet. In diesem Zusammenhang veröffentliche Ulrich von Hutten sein Werk „Phalarismus“. Der Erzählstoff besteht aus einem Dialog zwischen dem antiken Despoten Phalaris und einem deutschen Tyrannen. Der deutsche Tyrann wurde zwar namentlich nicht genannt, sollte aber unverkennbar Ulrich von Württemberg sein.

Pfaffenkriege

Nach 1520 veröffentlichte Ulrich von Hutten zahlreiche Schriften und verfasste Aufrufe, welche sich klar gegen das Papsttum stellten. Waren die Schriften vor 1520 eher eine Kirchenkritik, so glichen die neuerlichen Aufrufe einem Befreiungsschlag, um die weltliche Kirche in Räson zu bringen.

Hutten fand im Reichsritter Franz von Sickingen einen einflussreichen Gleichgesinnten. Dieser förderte die Reformation und plante einen Anschlag auf das Kurfürstentum Trier. Beiden wurde der Kirchenbann angedroht, weshalb sie beim Reichstag in Worms (1521) abschworen. Doch im Folgejahr schlugen sie los und eröffneten den Ritterkrieg von 1522/23. Nachdem Franz von Sickingen am 2. Mai 1523 schwer verwundet wurde und wenige Tage darauf starb, endete der Ritterkrieg.

Um der Hinrichtung zu entkommen, floh Ulrich von Hutten in die Schweiz, wo er von Huldrych Zwingli aufgenommen wurde. Am 29. August 1523 starb Ulrich von Hutten auf der Insel Ufenau im Zürichsee.

Wie ist Ulrich von Hutten gestorben

Ulrich von Hutten litt seit seiner Leipziger-Zeit (1508) an Syphilis. Diese chronische Infektionskrankheit versuchte er, mit Quecksilber zu behandeln. In seiner Schrift „De Guaiaci medicina et morbo Gallico“ beschreibt er sein Leiden und seine Behandlungsmethode mit Quecksilber und Pockholz. Letzteres preist er als Guajakholz-Heilmittel an und schrieb dazu: „Ich gesunde auf wundersame Weise“.

Doch die Krankheit holte ihn in der Schweiz wieder ein, so dass sich sein Gesundheitszustand verschlechterte. Am 29. August 1523 erlag Ulrich von Hutten seiner Krankheit und starb auf der Insel Ufenau im Zürichsee.

Wo ist Ulrich von Hutten begraben

Ulrich von Hutten wurde auf der Insel Ufenau im Zürichsee begraben. Die Grabstelle befand sich unweit der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Bei Restaurationsarbeiten 1958 fand man einen Grabstein mit der Inschrift „HVTTENVS“ und unweit davon Skelettreste – welche man auf Ulrich von Hutten zurückführen wollte.

Eine Knochenuntersuchung ergab allerdings, dass die Knochen keine Veränderungen durch Syphilis aufwiesen, was beim Krankheitsverlauf untypisch wäre. Deshalb suchte der Schweizer Anthropologe Erik Hug den gesamten Friedhof ab und fand 1970 ein weiteres Skelett, welches die typischen Spuren aufwies. Das erste Skelett und die neu gefundenen Skelettreste wurden mit neuer Grabplatte erneut bestattet.

Die Universität von Zürich öffnete die Grabstelle 2016 erneut, um mit modernen Methoden, die Skelettherkunft zu ermitteln. Dabei wurde bekannt, dass das Skelett von 1958 und die Skelettreste von 1970 zu zwei unterschiedlichen Personen gehörten.

Eine Isotopenanalyse ergab, dass das Skelett von 1958 zu einem Mann gehörte, welcher dort geboren und dort gelebt haben muss. Demnach kann es sich beim Skelettfund nicht um Ulrich von Hutten handeln. Die Untersuchung des zweiten Skeletts ergab, dass die Knochen tatsächlich von Syphilis befallen waren, deren einstiger Inhaber aber weiblich gewesen sein muss.

Wofür ist Ulrich von Hutten heute bekannt

Reformator und Humanist

Hutten war zu Lebzeiten bekannt als lateinischer Dichter und Humanist. Für die Humanisten war beklagenswert, dass sich Ulrich von Hutten mit Gewalt gegen die Kirche wandte. Diese Hingabe steht im Widerspruch zur humanistischen Idee. Die Kluft zwischen Humanisten und Hutten wird deutlich, in seiner letzten Schrift (Expostulatio), in welcher sich Hutten darüber beklagt, dass die Humanisten – allen voran Erasmus von Rotterdam – so zurückhaltend agieren.

Reichsritter

Als Sohn eines Ritters sah Hutten im bewaffneten Kampf ein geeignetes Mittel, um Forderungen und Reformen durchzusetzen. In seinen Aufrufen wird deutlich, dass er von einem starken Kaisertum träumte, welches sich auf Ritter stützt.

Nationaldichter

Seine Schrift „Arminius“ erschien erst nach seinem Tod. In dieser feiert er Arminius, den Sieger der Varusschlacht, als Befreier Germaniens.

Im 19. Jahrhundert, nachdem die Napoleonischen Kriege gewonnen waren, die deutschen Länder aber immer noch nicht vereint waren, erlebte diese Schrift eine Wiederentdeckung. Der aufkeimende Nationalismus zeigte sich beim Wartburgfest (1817) und Hambacher Fest (1832). Und dieser neu entdeckte Patriotismus erfasste auch den Maler Caspar David Friedrich, welcher 1823 ein Ölgemälde mit dem Titel: „Huttens Grab“ malte.

Nationalheld

Der aufsteigende Nationalismus des 19. Jahrhunderts und die Wiederentdeckung der Arminius-Schrift führte dazu, dass man von Hutten zum Nationalhelden und zum Vordenker der deutschen Reichseinheit (1871) verklärte. Und deshalb wurde 1889 ein Denkmal für ihn und Franz von Sickingen auf der Ebernburg (Rheinland-Pfalz) errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde eine Infanterie-Division nach ihm benannt. Und Adolf Hitler schlug sogar vor, zwei Schlachtschiffe nach von Hutten zu benennen. Seit den 1980-er Jahren nutzen Rechtsextreme den Namen von Hutten, um Vereinigungen zu gründen und Zeitschriften herauszugeben. Dies macht es mitunter schwierig, die literarische Leistung des Ulrich von Hutten entsprechend zu würdigen.

Lebenslauf und Daten

DatumEreignis
1488Geburt auf Burg Steckelberg bei Schlüchtern in Hessen
1499Benediktiner-Kloster Fulda
1503Universität Erfurt
1505 Universität in Mainz (Sommersemester) und Universität zu Köln (Wintersemester)
1506 Brandenburgischen Universität Frankfurt (Oder)
1506Abschluss (Bakkalaureat) in Frankfurt-Oder am 15. September 1506
1506Veröffentlichung "In laudem carmen Marchiae" zu Ehren der Universität Frankfurt
1508Besuch an der Universität in Leipzig und Syphilis-Erkrankung
1509Wintersemester 1509/1510 als mittelloser Student in Greifswald
1510Umzug nach Rostock
1510Veröffentlichung von "In Wedegum Loetz et filium eius Henningum querelarum libri duo"
1511Wittenberg und Wien
1512Söldnerdienst in Italien
1514-19Hofdienst bei Erzbischof Albrecht von Brandenburg in Mainz
1514-16Mitwirkung bei "Epistolae obscurorum virorum", übersetzt Dunkelmännerbriefe
1515erneute Italienreise
1517Auszeichnung mit der Dichterkrone
1519Familienfehde gegen Herzog Ulrich von Württemberg
1520Zusammenschluss mit Franz von Sickingen
1521Reichstag in Worms
1522/23Ritterkrieg
1523Tod am 29. August 1523 auf der Insel Ufenau im Zürichsee

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