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Erasmus von Rotterdam


Porträt von Erasmus von Rotterdam

Porträt von Erasmus von Rotterdam


Desiderius Erasmus von Rotterdam oder kurz Erasmus genannt, war ein niederländischer Universalgelehrter der Renaissancezeit. Er wurde zwischen 1466 und 1469 in Rotterdam geboren und starb 1536 in Basel. Erasmus arbeitete als Philosoph, Theologe, Priester, Autor und Herausgeber von 444 Schriften. Zudem war er ein bedeutender Kirchenkritiker und Vertreter des Humanismus. Er gilt als Wegbereiter der Aufklärung, als kritischer Denker und wird als „Fürst der Humanisten“ bezeichnet.

Steckbrief

Porträt von Desiderius Erasmus Roterodamus, bekannt als Erasmus oder Erasmus von Rotterdam,

Porträt von Desiderius Erasmus Roterodamus, bekannt als Erasmus oder Erasmus von Rotterdam,

Name:Desiderius Erasmus von Rotterdam oder nur Erasmus, latinisiert: Desiderius Erasmus Roterodamus
Geboren:28. Oktober 1466/1467/1469 in Rotterdam, (Burgundische Niederlande, Heiliges Römisches Reich)
Gestorben:11./12. Juli 1536 in Basel (Alte Eidgenossenschaft)
Epoche:Kulturepoche: Renaissance (nördliche Renaissance), Humanismus, Reformationszeit

Geschichtsepoche: Spätmittelalter, Frühe Neuzeit
Beruf:Theologe, Philosoph, Philologe, Priester, Autor
Bedeutendsten
Werke:
“Das Lob der Torheit” (Laus Stultitiae): Es handelt sich um ein satirisches Werk, welches die Torheit (Dummheit, Einfältigkeit) als Personifizierung darstellt. Das Werk untermalt den Aberglauben und die Heuchelei der Menschheit mit satirischen Humor und übt Kritik.

“Familiarum colloquiorum formulae” (Colloquia familiaria): Das Werk ist eine Sammlung lateinischer Phrasen und Zitate und war ursprünglich als Lehrbuch zu Unterrichtszwecken gedacht.

Eltern:Vater: Rotger Gerard (gestorben 1484) war ein katholischer Priester in Gouda (Niederlande)

Mutter: Margaretha Rogerius (gestorben 1483) war Haushälterin beim Vater. Erasmus war unehelicher Sohn der Beiden.
Geschwister:Bruder: Pieter war drei Jahre älter als Erasmus.
Ehepartner:keine Ehefrau
Kinder:keine Kinder
Erasmus von Rotterdam Porträt in Strichzeichnung

Erasmus von Rotterdam Porträt in Strichzeichnung

Was bedeutet Erasmus

Den Namen Erasmus erhielt der junge Erasmus von seinem Vater. Dieser war Verehrer des heiligen Erasmus von Antiochia, einem Schutzheiligen der Seefahrer. Seinen Beinamen Desiderius (der Erwünschte) dachte sich Erasmus selbst aus. Nachweisbar ist der Name Desiderius Erasmus von Rotterdam ab 1496. Damals war Erasmus zwischen 28 und 30 Jahre alt.

Wer war Erasmus?

Erasmus von Rotterdam war ein Humanist der Renaissance. Er kam aus den Niederlanden. Sein Geburtsort Rotterdam war ein Teil der damaligen Grafschaft Holland, die zum Heiligen Römischen Reich gehörte.

Erasmus war ein Universalgelehrter. Das bedeutet, dass er nahezu alles wusste, was es zu seiner Zeit zu wissen gab. Außerdem war Erasmus ein geweihter, katholischer Priester sowie Autor und Herausgeber von fast 450 Büchern und Schriften.

Am bekanntesten ist Erasmus von Rotterdam für sein Wirken als Humanist und Kirchenreformer. Er lebte in einer Zeit des Umbruchs und stellte in Teilen ein Gegenstück zu Martin Luther dar. Heute wird er als Wegbereiter für die europäische Aufklärung gesehen.

Wer waren die Eltern von Erasmus von Rotterdam?

Erasmus von Rotterdam war ein uneheliches Kind. Er entstand aus einer Liebschaft zwischen dem katholischen Priester Rotger Gerard aus der niederländischen Stadt Gouda und seiner Haushälterin. Diese hieß Margaretha Rogerius. Sie war verwitwet und Tochter eines Arztes aus Zevenberg. Das Paar hatte zwei Söhne. Erasmus‘ drei Jahre älterer Bruder hieß Pieter wurde mit ihm gemeinsam groß.

Seinen Beinamen „von Rotterdam“ erhielt Erasmus, weil er in Rotterdam geboren worden ist. Für den Namen „Erasmus“ entschied sich sein Vater, weil er selbst den heiligen Erasmus von Antiochia verehrte. Erasmus trug ab 1496 den Beinamen „Desiderius“ was sich mit „der Erwünschte“ übersetzen lässt. Diesen Beinamen hat er sich selbst gegeben.

Seine Eltern starben früh. 1483 und 1484 fielen sie einer Pest oder der Englischen Schweiß-Pandemie zum Opfer. Erasmus war zu dem Zeitpunkt 13 bis 17 Jahre alt. Der frühe Verlust beider Elternteile prägten ihn nachhaltig.

Wo lebte und wirkte Erasmus?

Erasmus von Rotterdam lebte an verschiedenen Orten in Europa. Seine Kindheit verbrachte er in den heutigen Niederlanden. Nachdem er in Rotterdam geboren worden war, ging er in Gouda zur Lateinschule und erhielt Musikunterricht in Utrecht.

Etwa im Alter von 10 bis 17 besuchte Erasmus die Lateinschule in Deventer sowie eine weitere Lateinschule in `s-Hertogenbosch. Bei letzterer sind aber keine Daten bekannt.

Priester in Gouda

Nach seiner Schulzeit ging Erasmus in das Kloster Emmaüs te Stein bei Gouda. Im April 1492 empfing er dort seine Priesterweihe. Im Jahr darauf ging er nach Cambrai in Frankreich, um als Sekretär zu arbeiten Sein Arbeitgeber dort und Finanzier seines Studiums war Bischof Heinrich von Glymes und Berghes.

Studium an der Sorbonne

1495 begann seine Studienzeit an der Sorbonne in Paris. Erasmus studierte dort vier Jahre Theologie, wobei er sein Studium aus gesundheitlichen Gründen unterbrechen musste. In dieser Unterbrechung ging er nach Holland und kehrte bald darauf nach Paris zurück.
Hier beginnt sein Wirken, da er begann, als Lehrer zu arbeiten. Das Studium hätte er sich ansonsten nicht leisten können, weil der Bischof die Kosten nicht mehr übernahm. Er unterrichtete daher die Brüder Heinrich und Christian Northoff, die ursprünglich aus Lübeck stammten.

Erzieher bei Lord William Blount in England

1498 wurde Erasmus Erzieher von Lord William Blount, 4. Baron Mountjoy, der zu dem Zeitpunkt um die 20 Jahre alt war. Diese Tätigkeit zwang ihn dazu, im Sommer 1499 Paris zu verlassen und mit seinem Schüler nach England zu gehen. Sein Studium der Theologie hatte er in Paris ohne Promotion verlassen müssen. Zu dieser Zeit war es unehelich Geborenen nämlich nicht möglich an der Sorbonne in Theologie zu promovieren.

In England lernte Erasmus viele bedeutende Humanisten und Kirchenmänner kennen. Außerdem freundete er sich mit dem damals noch Prinzen Heinrich an, der später König Heinrich VIII. von England werden sollte.

Wechsel von Paris, England in die Niederlanden

In den darauffolgenden Jahren (bis 1506) wechselten Erasmus‘ Wohnorte zwischen Paris, England und den Niederlanden. Er konzentrierte sich auf das Studium der Bibel und übersetzte griechische Bibeltexte.

1506 zog er schließlich nach Italien, wo er am 4. September zum Doktor der Theologie promovierte. Hier lernte er auch einen Verleger kennen, bei dem er einige seiner Werke drucken ließ.

1510 ging es für Erasmus wieder nach England, genauer, an die Universität Cambridge. Dort lehrte er für fünf Jahre Griechisch. Außerdem war er ein Jahr lang der Rektor der Gemeinde St Martin’s Church in Aldington. Allerdings sprach Erasmus kein Englisch, sodass er seine Gemeinde nicht ausreichend beraten konnte. Daher legte er das Amt nach einem Jahr wieder nieder.

Von England ging es für Erasmus weiter an den Hof von Burgund in Löwen, Belgien. Dort arbeitete er als Erzieher für den Prinzen Karl, der später Kaiser Karl V. des Heiligen Römischen Reiches werden sollte.

Basel

1514 ging Erasmus nach Basel. Dort arbeitete Johann Froben als Buchdrucker, bei dem Erasmus viele seiner Werke drucken ließ. Die beiden Männer verband später eine gute Freundschaft. 1517 war er kurz zurück in Löwen. Dort wurde das Collegium Trilingue gegründet. Das war eine Einrichtung, in der man die drei heiligen Sprachen, Hebräisch, Griechisch und Latein lernen studieren konnte. Das Collegium Trilingue war der letzte Wille des Humanisten Hieronymus Buslidius, der wiederum ein Freund von Erasmus war.

1518 veröffentlichte er sein Werk „Colloquia familiaria“, was sich mit „Vertraute Gespräche“ übersetzen lässt. Die Schrift ist eine scharfe Kritik an Missbräuchen durch die Kirche. 1520/21 reiste er in die Niederlande. 1521 hielt er sich außerdem erneut in Belgien auf.
1522 erhielt er einen Brief von dem gerade gewählten Papst Hadrian VI. Dieser wollte unbedingt, dass Erasmus zu ihm nach Rom kam. Der Grund war die drohende Spaltung der Kirche, die Martin Luther antrieb.

Hadrian sah in Erasmus einen Verbündeten und dieser stimmte ihm auch zu. Allerdings konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Italien reisen. Zumindest gab er Nierensteine als Grund an, weswegen er von einer Reise absehen muss.

Freiburg

In den folgenden Jahren dehnte sich die Reformation aus. Erasmus verließ daher 1529 Basel und ging nach Freiburg im Breisgau. Dort traf er einen alten Freund, den Kaufmann Raffaelo Maruffo. Dieser erzählte ihm von den Geschehnissen in England. Heinrich VIII., mit dem er sich vor vielen Jahren angefreundet hatte, hatte Thomas Morus in den Kerker werfen lassen.

Thomas Morus war ein weiterer Freund von Erasmus, den er ebenfalls in seiner Zeit in England kennengelernt hatte. Der Grund dafür war, dass Heinrich VIII. die Church of England gegründet hatte. Sich selbst hatte er zu ihrem Oberhaupt ernannt und Thomas Morus wollte das nicht anerkennen.

Rückkehr nach Basel

1535 kehrte Erasmus nach Basel zurück. Er wusste wohl, dass sein eigener Tod nahe war und verfasste kurz zuvor die Schrift „Die Vorbereitung auf den Tod“. In Basel lebte er noch ein Jahr, bis er in der Nacht vom 11. auf den 12. Juli 1536 verstarb.

War Erasmus katholisch?

Erasmus von Rotterdam war bis zu seinem Tod katholisch. Er wurde als Priester geweiht und kritisierte Schriften und Ansichten der katholischen Kirche zwar, lehnte die Spaltung aber konsequent ab. Zunächst unterstützte er die Ansichten von Martin Luther, von der protestantischen Reformation, die sich daraus ergab, distanzierte er sich jedoch.

Als kritischer Beobachter der Missstände in der Kirche wurde er argwöhnisch beobachtet, aber blieb ein respektables Mitglied. Anstatt die Kirche zu spalten, setzte er sich für Reformen innerhalb der katholischen Kirche ein.

Beispielsweise vertrat er die Überzeugung, dass Bildung direkt mit der nötigen Erneuerung der Kirche zusammenhängt. Entsprechend setzte er sich dafür ein, dass mehr Menschen direkten Zugang zu biblischen Schriften erhielten und diese auch verstehen konnten. Sein Ziel war, eine Rückkehr zu den ursprünglichen Lehren und Werten des Christentums.

Dieser Mittelweg zwischen Reformation und Tradition brachte ihm Bewunderer und Kritiker auf beiden Seiten ein. Letztendlich war es wohl auch diese Haltung, die ihm ein Begräbnis im zu dem Zeitpunkt bereits protestantischen Basler Münster ermöglichte.

Was hat Erasmus von Rotterdam gemacht?

Erasmus von Rotterdam war ein Universalgelehrter, der sich vor allem in der humanistischen Bewegung der Renaissance engagiert hat. Er verfasste diverse Schriften und Bücher, die sich mit diesen Themen befassten. Entsprechend hat er in verschiedenen Bereichen gewirkt.

Humanist

Erasmus war einer der bedeutendsten Humanisten seiner Zeit. Er stieß diese Bewegung, gemeinsam mit anderen Humanisten, in vielen Gegenden Europas erst an. Um seine Ideen und Lehren zu verbreiten, schrieb er Bücher. Darin sind nicht nur eigene Ansichten zu finden, sondern auch viele Anekdoten und Zitate aus der Antike. Die wichtigsten Werke dieser Art sind die Antibarbari, Adagia und die Apophthegma. Darin finden sich mehr als 10.000 einzelne Aussagen und Anekdoten von Berühmtheiten der Antike.

Eigene Werke sind beispielsweise das Enchiridion militis Christiani. Das Buch lehrt, wie man sich als christlicher Ritter zu verhalten hat. Es entstand 1503 und ist damit ein Frühwerk von Erasmus von Rotterdam.

Später brachte Erasmus ein weiteres Werk heraus. In „Dialogus Ciceronianus“ geht es darum, dass die Menschen ihre Lebensweise selbst gestalten sollen. Ein reines Orientieren an Vorbildern der Antike empfiehlt Erasmus nicht. Man sieht daran, dass Erasmus‘ Denkweise über den Humanismus sich über die Jahre ebenfalls verändert hat.

Weil er wollte, dass mehr Menschen den Weg des Humanisten einschlagen, verfasste er eine Schrift namens „De ratione studii“. Darin finden Studenten eine Anleitung für das richtige Studium. Erasmus betont darin die Wichtigkeit der Allgemeinbildung. Die Studenten sollen sich nicht nur auf Sprachkenntnisse in Griechisch und Latein verlassen. Stattdessen sollen sie sich in Landwirtschaft, Philosophie, Geografie und in militärischen Themen bilden. Er empfiehlt dafür Schriften antiker Gelehrter, hält die Studenten aber gleichzeitig dazu an, sich dabei auf wenige Auserwählte zu beschränken.

Er empfiehlt demnach eine andere Art des Studiums als das, das er als Universalgelehrter selbst genossen hat. Andererseits stellt er die Wichtigkeit der Allgemeinbildung heraus. Studenten sollen seiner Meinung nach also breit gebildet sein. Lediglich beim Studium antiker Gelehrter ist das Konzentrieren auf wenige nach Erasmus sinnvoller.

Kirchen- und Gesellschaftskritiker

Als Humanist war Erasmus gleichzeitig ein Kirchen- und Gesellschaftskritiker. Einige seiner Werke sind daher satirisch und überspitzt formuliert. „Lob der Torheit“ ist seine bekannteste Satire. Das Werk ist seinem Freund Thomas Morus gewidmet, allerdings ohne böse Absicht. Erasmus sprach in höchsten Tönen von Morus. Er machte aber aus seinem Nachnamen und dem lateinischen Titel seines Werkes, „Moriae Encomium“, ein Wortspiel.

In „Lob der Torheit“ spricht die personifizierte Torheit mit dem Leser oder Zuhörer. Sie preist ihre eigenen Fähigkeiten und behauptet, dass ohne sie das Leben langweilig wäre. In ihrem Monolog wird dem Leser klar, dass die Torheit in allen Bereichen steckt. Selbst in der Kirche mit ihren korrupten Geschäften steckt sie.

Erasmus betont daher am Ende seines Werkes, dass die Menschen sich ihrer eigenen Torheit bewusstwerden müssen. Nur so ist ein tugendhaftes Leben möglich. Sie sollen sich selbst und ihre Überzeugungen kritisch hinterfragen und dürfen sich nicht von Oberflächlichkeiten leiten lassen.

Das Werk hatte das Ziel, dass die Leser selbst die Missstände in der Kirche und der Gesellschaft erkennen. Die Torheit gehört zur menschlichen Natur, darf aber nicht zu viel Macht erhalten.

Friedens- und Toleranzförderer

15 Schriften von Erasmus handeln von Frieden und Toleranz. Er betont immer wieder, wie wichtig es ist, Kriege zu beenden und den Frieden zu wahren. Dabei findet er deutliche Worte und wenn diese nicht reichen, äußert er sich auch satirisch.

So verfasste er eine satirische Schrift über Papst Julius II., der starkes militärisches Interesse zeigte und Kriege führte. In „Julius vor der verschlossenen Himmelstür“ kritisiert Erasmus das Handeln des Papstes. Dieser war kurz vor der Veröffentlichung gestorben. In der Satire steht er nun vor Petrus und dem verschlossenen Himmelstor.

Als Julius erneut fragt, ob er nun endlich eingelassen wird, antwortet Petrus, er als Bauherr mit viel Geld solle sich einfach sein eigenes Paradies errichten. Die Autorschaft hat Erasmus zu seinen Lebzeiten bestritten. Heute wissen wir aber, dass er der Urheber der Satire ist.

Weitere Friedensschriften sind drei Kapitel aus „Die Erziehung des christlichen Fürsten“, die sich mit Friedensbewahrung befassen. In „Die Klage des Friedens“ lehnt Erasmus jeden Grund für Krieg ab. Lediglich wenn sich das gesamte Volk für einen Krieg ausspricht, sei es legitim, den Frieden zu brechen.

In „Erörterung der Frage eines Krieges gegen die Türken“ verschmelzen Erasmus‘ Friedensbestrebungen mit seiner toleranten Lebenseinstellung. Er bezeichnet darin die Christen, die sich unchristlich verhalten als schlimmer als Türken, die gar keine (bzw. „halbe“) Christen sind.

Bildungsreformer

Die Schriften von Erasmus wurden im Schulunterricht genutzt. „Colloquien“ von 1518 und das Benimmbuch „De civilitate“ von 1530 wurden von Schülern gelesen. Er griff damit direkt in die Formung der nächsten Generation ein. Gleichzeitig wollte er erreichen, dass mehr Kinder und vor allem auch Mädchen Zugang zu Bildung bekommen. Sein Handeln reformierte das Bildungssystem in Europa.

Beziehungen und Netzwerk

Erasmus stand mit vielen wichtigen Persönlichkeiten seiner Zeit in Kontakt. Er führte Briefwechsel mit vielen Gelehrten, Politikern und dem Papst. Diese Briefe zeigen die verschiedenen Strömungen, die sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Europa bildeten. Erasmus nutzte dieses Netzwerk, um seine eigenen Ansichten zu verbreiten. Er formulierte brillant, sodass er viele Zuhörer fand. Zum Teil traf er die Personen, mit denen er schrieb, niemals in seinem Leben.

Ein Beispiel dafür ist Martin Luther. Der Reformator und Erasmus verfolgten zu Beginn ähnliche Ziele. Luthers Vorhaben, sich von der katholischen Kirche abzuspalten, stand jedoch diametral gegen das von Erasmus. Dennoch bauten die beiden einen Briefwechsel auf.
Herrscher, mit denen Erasmus immer wieder schrieb, sind Heinrich VIII. und Karl V.

War Erasmus verheiratet und hatte Kinder?

Erasmus war nie verheiratet. Es gibt auch keine historischen Belege dafür, dass er jemals eine romantische Beziehung geführt hat. Obwohl er als Sohn eines katholischen Priesters wusste, dass auch Geistliche Familien haben können, lebte er selbst wohl zölibatär. Zumindest deutet nichts darauf hin, dass Erasmus in seinem Leben Liebesbeziehungen hatte. Auch über die Inanspruchnahme körperlicher Dienste von Prostituierten ist nichts bekannt.

In seinen Schriften sprach Erasmus positiv über das Zölibat. Er betont darin, dass ein Leben in Enthaltsamkeit für einen Gelehrten notwendig ist. Liebe und Lust würden ihn seiner Konzentration berauben, die er für seine wissenschaftlichen Arbeiten und Studien benötigt.
Entsprechend ist auch nichts über mögliche Kinder von Erasmus bekannt. Vermutlich hat er keine Nachkommen gezeugt.

Wie ist Erasmus von Rotterdam gestorben?

Erasmus starb in der Nacht vom 11. auf den 12. Juli 1536 in Basel, genauer, im Haus von Hieronymus Froben. Bei seinem Tod war er demnach etwa 67 Jahre alt. Beigesetzt wurde er im Basler Münster unter großer Anteilnahme der Bevölkerung.

Seine genauen Todesumstände sind unbekannt. Wir wissen, dass Erasmus in seinem Leben immer wieder gesundheitliche Probleme hatte. Unter anderem litt er an Nierensteinen, wiederkehrenden Darmproblemen und altersbedingter Gicht. Seine gesundheitlichen Einschränkungen hielten ihn aber nicht von seinem Wirken ab. Er blieb bis kurz vor seinem Tod aktiv, ahnte aber wohl, dass sich sein Leben dem Ende neigte.

Daher verfasste er noch in Freiburg die Schrift „Praeparatio ad mortem“ – „Die Vorbereitung auf den Tod“. Darin hält er fest, dass ein glücklicher Tod ein ehrliches Leben voraussetzt, nichts weiter. Außerdem gehört ein bekanntes Zitat zu dieser Schrift. Darin heißt es, dass die Menschen Reisende in dieser Welt sind, keine Bewohner.

1535 kehrte Erasmus schließlich nach Basel zurück. Im Jahr darauf verstarb er dort im Haus seines Freundes Hieronymus Froben. Dieser sowie sein Partner Nicolaus Episcopius waren gleichzeitig seine Testamentsvollstrecker. Sie achteten darauf, dass das Vermögen von Erasmus so aufgeteilt wurde, wie er es gewollt hatte.

So gingen 5.000 Gulden an die Erasmus-Stiftung, die durch Bonifacius Amerbach verwaltet wurde. Die Stiftung sollte vor allem Arme und Kranke unterstützen. Bis heute ist sie aktiv. Studenten, Arme, Verbannte, Frauen und junge Menschen, die vor der Familiengründung stehen, wurden nach dem Tod von Erasmus dadurch unterstützt. Ihre Konfession und Herkunft spielten bei der Verteilung der Hilfsgelder keine Rolle.

Welches Menschenbild vertrat Erasmus von Rotterdam?

Erasmus vertrat ein humanistisches Menschenbild. Er verband dabei Ideen der Renaissance mit Werten des Christentums. Bemerkenswert ist außerdem sein Einsatz für die Gleichbehandlung von Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft.

Bildung

Für Erasmus war Bildung ein wichtiges Element des menschlichen Seins. Er war überzeugt, dass der Mensch sich durch das Studium klassischer Texte der Antike moralisch verbessern kann. Nur wer gebildet war, konnte sich tugendhaft entwickeln und sein ganzes Potential nutzen. Deswegen setzte er sich auch dafür ein, dass mehr Menschen Zugang zu Bildung erhielten.

Vernunft und kritisches Denken

Erasmus vertrat die Ansicht, dass Menschen vernunftbegabte Wesen sind. Sie alle sind in der Lage, Entscheidungen mit ihren eigenen Moralvorstellungen abzuwägen. Entsprechend können sie auch moralische Entscheidungen treffen und ein tugendhaftes Leben führen.
Gleichzeitig war kritisches Denken für Erasmus sehr wichtig.

Die Menschen sollten Informationen hinterfragen und entscheiden, ob diese richtig waren oder verbessert werden konnten. Damit hängt auch der Glaube an freie Entscheidungen zusammen. Erasmus war überzeugt, dass Menschen einen freien Willen haben und selbstbestimmt Entscheidungen treffen können. Entsprechend ist jeder Mensch fähig, sich moralisch zu verbessern.

Notwendigkeit von Reformen

Erasmus‘ Arbeit ist durch ständige Kritik an der Kirche und der Gesellschaft geprägt. Er war überzeugt, dass eine Reform eine Verbesserung dieser Zustände bringen würde. Gleichzeitig wollte er damit zurück zu den ursprünglichen Werten des Christentums gelangen.

Nächstenliebe und Toleranz

Christliche Nächstenliebe war für Erasmus ein zentraler Bestandteil des Lebens. Als Priester predigte er von Mäßigung, Barmherzigkeit und Frieden. Für die damalige Zeit war er außerdem ein sehr toleranter Mensch und wollte diese Toleranz ebenfalls verbreiten. So hielt er die Menschen dazu an, Personen anderer Glaubensrichtungen ebenfalls zuallererst als Menschen zu sehen. Er empfahl also, auf die Gemeinsamkeiten zu schauen, nicht auf die Unterschiede.

Außerdem hatte er ein sehr fortschrittliches Frauenbild. Dafür brach er sogar mit einigen Ansichten der Antike. Aristoteles sah Frauen beispielsweise als unvollkommen und mängelbehaftet. Damit war Erasmus nicht einverstanden. Er wollte erreichen, dass Mädchen die gleiche Erziehung wie Jungen erhalten und zur Schule gehen dürfen. Er erhoffte sich, dass Frauen dadurch auch zu den humanistischen Werten beitragen könnten, die er vertrat.

Warum ist Erasmus heute noch wichtig?

Erasmus von Rotterdam hat in vielen Bereichen nachhaltig gewirkt. So ist es nicht verwunderlich, dass er bis heute bekannt ist und sein Handeln in einigen Bereichen weiterhin spürbar ist.

Erasmus-Programm und Erasmus+

Das Erasmus-Programm war ein Förderprogramm für Auslandsaufenthalte von Studenten. Es wurde 2014 mit anderen Programmen zu Erasmus+ zusammengetan. Dabei geht es weiterhin um Auslandsaufenthalte.

Erasmus+ soll Studenten in allen Bereichen fördern, die einen Auslandsaufenthalt sinnvoll machen. Dazu gehören Sport, Arbeit und klassische Austausche. Auch Lehrer, Schüler und Lehrlinge können von Erasmus+ profitieren.
Das Programm erinnert mit seinem Namen an die Erasmus-Stiftung, die direkt nach dem Tod von Erasmus von Rotterdam ebenfalls Studenten, aber auch viele andere Personen unterstützen sollte.

Symbol für Toleranz

Erasmus von Rotterdam gilt als Symbol für Toleranz. Er lebte in einer Zeit heftiger religiöser Konflikte und Umbrüche. Dabei positionierte er sich nicht auf einer Seite, sondern suchte den Dialog mit den Extremen. Friedliches Vorgehen war für ihn dabei selbstverständlich. Dieses Handeln wirkt bis heute weiter.

Humanistischer Pionier

Erasmus von Rotterdam war ein einflussreicher Humanist. Zusammen mit anderen Humanisten seiner Zeit veränderte er den Umgang mit wissenschaftlichen Texten in Europa nachhaltig.

Förderung der Bildung

Erasmus war nicht nur der Ansicht, dass Bildung die Grundlage für religiöses Verständnis ist. Er setzte sich auch aktiv dafür ein, dass mehr Menschen Zugang zu Bildung bekamen. Beispielsweise war er der Ansicht, dass auch Mädchen eine Grundbildung erhalten sollten. Dieses Wirken beeinflusste das gerade entstehende Bildungssystem in Europa.

Ethik

Erasmus von Rotterdam schreibt in seinen Werken von vielen zeitlosen Prinzipien und ethischen Werten, die er verfolgt. Er betont darin die Wichtigkeit dieser Werte für ein moralisches Leben.

Unter anderem thematisiert er Toleranz und Frieden. Beide Themen sind bis heute zentraler Bestandteil der Ethikvorstellung vieler Menschen. Seine Ansichten sind demnach auch nach 500 Jahren noch aktuell.


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