Sacco di Roma
Der Sacco di Roma, auch bekannt als Plünderung Roms, geschah 1527 im Zuge der Italienkriege. Unter Führung von Kaiser Karl V. fielen die Streitkräfte des Heiligen Römischen Reiches in Italien ein und plünderten Rom.
Die Plünderung Roms geschah, da die Söldnertruppen des römisch-deutschen Kaisers lange keinen Sold erhalten hatten. Jene Armee bestand aus etwa 14.000 Deutschen, 6.000 Spaniern und einigen Italienern. Obwohl ihnen befohlen wurde, nicht die Stadt zu plündern – taten sie es – aufgrund der mangelnden Besoldung.
Die Schweizergarde war bereits nahezu vernichtet, als die kaiserlichen Söldner die Engelsburg in Rom belagerten. Daraufhin floh Papst Clemens VII. aus der Stadt. Es folgte eine wochenlange Besetzung und Plünderung Roms.
Der Sacco di Roma gilt als einer der auffälligsten Gewaltexzesse in der Geschichte, welche auf schlechte Versorgung der Militärtruppen zurückzuführen ist.
Inhalt
Steckbrief
Sacco di Roma | |
Bedeutung: | Plünderung Roms |
Zeitpunkt: | 6. Mai 1527 |
Ort: | Rom (Kirchenstaat) |
Kriegsparteien | |
Kirchenstaat | meuternde Truppen des römisch-deutschen Kaisers |
Kommandeure und Anführer | |
Papst Clemens VII. | Charles III. de Bourbon-Montpensier |
Philibert de Chalon | |
Ferrante I. Gonzaga | |
Truppenstärke | |
5.000 Milizionäre, 189 Schweizergardisten | mehr als 20.000 (meist deutsche Landsknechte) |
Verluste | |
1.000 getötete Milizionäre 147 getötete Schweizergardisten | Unbekannt |
Zivile Opfer | |
45.000 Tote, Verwundete oder Vertriebene |
Was war die Ursache für die Plünderung Roms im Jahr 1527
Der Grund für die Plünderung Roms war ein Söldneraufstand innerhalb der kaiserlichen Truppen. Diese wurden während ihrer Stationierung in Italien nicht ausreichend bezahlt und beschlossen deshalb, Kriegsbeute in Rom zu machen.
Warum waren die kaiserlichen Armeen in Italien
Kaiser Karl V. entstammte dem Hause Habsburg. Er war nicht nur römisch-deutscher Kaiser, sondern auch seit 1516 der König von Spanien. Zu den südspanischen Besitztümern gehörten das Königreich Neapel, das Königreich Sizilien und das Königreich Sardinien. Alle vier Königreiche wurden unter der Krone von Aragon vereint, deren Besitzer der spanische König war. Nur in Norditalien unterstand das Herzogtum Mailand den Franzosen.
1519 erbte Karl V. nun auch den Herrschaftsanspruch für das Heilige Römische Reich. Demnach unterstand ihm auch das deutsche Gebiet und Reichsitalien. Vor ihm hatte kein römisch-deutscher Kaiser ähnliche Macht besessen. Und viele Provinzherrscher, u.a. auch der Papst (Oberhaupt des Kirchenstaates) sahen den Machtzuwachs des römisch-deutschen Kaisers mit Sorge.
Papst Clemens VII. sah in Karl V. eine Bedrohung seiner eigenen Macht und schloss ein Bündnis mit Frankreichs König Franz I.. Jenes Bündnis wird als Cognac-Liga bekannt, da die Allianzverträge auf Schloss Cognac geschlossen wurden.
Dem Bündnis gehörten sämtliche kleinere Staaten in Italien an (Republik Venedig, Republik Florenz, Republik Genua). Die Liga begann die Italienkriege neu anzuheizen, indem man 1526 die Republik Siena angriff. Doch der Angriff auf Siena misslang und zeigte schon, dass die Truppen des Kirchenstaates keine ernstzunehmende Bedrohung darstellten.
Die Bedrohung kam eher von innerhalb der kaiserliche Armee. Denn die Truppen von Karl V. umfassten etwa 34.000 Mann. Diese Truppenstärke war notwendig, um die Stabilität in Italien zu gewähren.
Aber natürlich mussten die Soldaten besoldet bzw. bezahlt werden. Dafür fehlten aber die finanziellen Mittel. Also meuterten die kaiserlichen Truppen und zwangen ihren Kommandanten nach Rom zu ziehen, um die Stadt zu plündern und somit selbst für einen Ausgleich ihren Italieneinsatz zu sorgen.
Was geschah beim Überfall auf Rom
Die meuternden Truppen der kaiserlichen Armee bestanden aus etwa 20.000 Soldaten. Auf der Gegenseite hatte Rom eine Truppenstärke von etwa 5.000 Milizen und natürlich die Schweizergarde des Papstes, welche aber nur 189 Mann ausmachte.
Die kaiserlichen Meuterer wurden von Herzog Charles III. de Bourbon-Montpensier angeführt. Um sich auf dem Schlachtfeld für die eigenen Männer erkenntlich zu zeigen, trug dieser einen weißen Mantel. Aber so erkannten auch die Römer den Anführer und töteten ihnen relativ schnell.
Nachdem der Herzog gefallen war, verloren die übrigen Soldaten jegliche Hemmnis. Fortan übernahm zwar Philibert de Chalon das Kommando, aber er war wenig gefürchtet oder beliebt. Demnach hatte er auch nur wenig Autorität.
Schon am 6. Mai 1527 wurden die Mauern zu Rom überwunden und die kaiserlichen Truppen waren in der Stadt. Die Beschützer Roms (Milizarmee) war zahlenmäßig derart unterlegen, dass diese einfach überrannt werden konnten.
Die Schweizergarde bestand aus etwa 189 Mann und wurde während der Kämpfe nahezu vernichtet. Nur 42 Mann überlebten den Angriff. Aber die Schweizergardisten sorgten dafür, dass Papst Clemens VII. entkommen konnte. Am 8. Mai zog Kardinal Pompeo Colonna, ein persönlicher Feind von Clemens VII., in die Stadt ein.
Der Kommandant (Philibert de Chalon) richtete sein Hauptquartier in der Vatikanischen Bibliothek ein. Dadurch wurde diese von Verwüstungen bewahrt.
Clemens VII. verschanzte sich in der Engelsburg, welche seitdem belagert wurde. Am 6. Juni kapitulierte Clemens schließlich, zahlte ein Lösegeld von 400.000 Ducati und musste Gebietsabtretungen hinnehmen. So gingen Parma, Modena, Piacenza und Civitavecchia an das Heilige Römische Reich. Währenddessen nutzte die Republik Venedig die Lage, um Cervia und Ravenna zu erobern.
Welche Folgen hatte der Sacco di Roma
Der Überfall auf Rom wird als Ende der Hochrenaissance betrachtet. Oder besser gesagt, es war der Anfang vom Ende der Hochrenaissance. Denn kulturelles Zentrum der Renaissance war ab 1500 Rom gewesen. Sämtliche Künstler mit Namen suchten Rom auf, um sich dort zu verwirklichen und Aufträge zu bekommen.
Demnach hatte die Eroberung und Plünderung einen erheblichen Einfluss auf die Kulturgeschichte Europas. Nach der Eroberung war Rom entvölkert und wirtschaftlich zusammengebrochen, weshalb sämtliche Künstler anderswo ihren Erfolg suchten.
Beim Angriff starben mehrere tausend Einwohner, Soldaten und Milizkräfte. Die Leichen wurden auf den Straßen liegengelassen. Erst im Februar 1528 endeten die Plünderungen (8 Monate später). Niemand zahlte mehr Lösegeld, die Lebensmittel wurden knapp und die Pest brach aus.
Der Überfall hatte natürlich auch Folgen für den Papst. Zwar wurde er nach dem 6. Juni wieder freigelassen. Aber sein Machtanspruch war verkleinert worden.
Kaiser Karl V., welcher die Plünderung Roms niemals persönlich gewollt hatte, zeigte sich beschämt. Er schloss 1529 den Vertrag von Barcelona zusammen mit dem Papst, wodurch das Bündnis zwischen Reich und katholischer Kirche erneuert wurde.
Fortan baute der Kaiser die Kirchenstruktur innerhalb der katholischen Kirche nach seinen Vorstellungen um. Und Papst Clemens VII. stellte sich nie wieder gegen den Kaiser und segnete sämtliche Forderungen des Kaisers ab. 1530 folgte dann die Krönung Karl V. in Bologna.
Durch den Sacco di Roma wurde das Freidenken in der katholischen Kirche, welches die Medici-Päpste (Leo X., Clemens VII.) noch verkörperten – weitestgehend zurückgedrängt. Fortan entwickelte sich der Katholizismus wieder zurück zu einer Orthodoxie.
Heute werden jedes Jahr am 6. Mai die Rekruten der Schweizergarde in Rom vereidigt. Dieser Akt soll daran erinnern, dass die Schweizergardisten am 6. Mai 1527 dafür gesorgt haben, dass Papst Clemens VII. den Sacco di Roma überlebt hatte.