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Scholastik


Die Scholastik war eine Denkweise und Lehrmethode im Mittelalter. Weiterhin ist die Scholastik ein Sammelbegriff für sämtliche Wissenschaften des Mittelalters. Denn die Scholastik lieferte die Methoden zur wissenschaftlichen Beweisführung und hatte somit die Oberhand bei der Bewertung von neuen Erkenntnissen.

Insbesondere in der Philosophie, in der Medizin, in den Rechtswissenschaften und in der Theologie war die scholastische Methodik vorherrschend.

Die Humanisten der Neuzeit forderten eine Bildungsreform und die Überwindung der Scholastik. Denn die Methodik blockierte den Erkenntnisgewinn. Anhänger der Scholastik werden als Scholastiker bezeichnet. Der Begriff „Schule“ als Bildungseinrichtung ist eine Herleitung des Scholastik-Begriffs. Demnach werden die Scholastiker auch als Schulmänner bezeichnet.

Steckbrief

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Scholastik
Bedeutung:Lehrmethode des Mittelalters
Ziel:Verschmelzung zwischen Glauben und Vernunft, um die kirchlichen Dogmen auf ein vernunftbasiertes Gerüst zu stellen
Merkmale:Synthese von Glauben und Vernunft, Autoritätsprinzip, aristotelische Logik, dialektische Methode, systematische Wissensordnung
Vertreter:Anselm von Canterbury ("Doctor Marianus")
Peter Abelard ("Doctor Scholasticus")
Petrus Lombardus ("Magister sententiarum")
Averroes ("Der Kommentator")
Moses Maimonides ("Rabbi Moses")
Albertus Magnus ("Doctor Universalis")
Thomas von Aquin ("Doctor Angelicus")
Bonaventura ("Doctor Seraphicus")
Johannes Duns Scotus ("Doctor Subtilis")
Wilhelm von Ockham ("Doctor Invincibilis")
Francisco Suárez ("Doctor Eximius")
Werke:Summa Theologica
Cur Deus Homo
Summa Grammatica
Summa logicae
Opus Oxoniense
Libri Quattuor Sententiarum
Schulen:Thomismus (Thomas von Aquin)
Scotismus (Johannes Duns Scotus)
Ockhamismus (Wilhelm von Ockham)

Was ist Scholastik

Scholastik ist die Lehr- und Wissenschaftsmethode des Mittelalters. Man versuchte den Katholizismus mit Wissenschaft zu verknüpfen. Dies gelang, indem versucht wurde, kirchlichen Dogmen (Lehrsätze) mit philosophischen Mitteln zu begründen.

Die Philosophie, Gedankenwelt und auch die Rechtslehre des Mittelalters war eine Herleitung von kirchlichen Texten. Mit Hilfe der wissenschaftlich-scholastischen Methodik sollten diese Texte mit rationalen Argumenten untermauert werden. Demnach sollte die kirchlichen Dogmen durch dialektische Denken erweitert werden.

Zunächst betraf die Scholastik nur die Philosophie, wurde später auf die Medizin ausgeweitet und schließlich für alle Wissenschaftsfelder übernommen.

Was bedeutet scholastisch

Scholastik stammt vom altgriechischen Wort „scholastikós“, was müßig bedeutet. Und müßig ist eine Ableitung von Muße. Die Muße war in der Antike das Gegenstück zur mühevollen Arbeit. Man kann es als Freizeit bezeichnen. Heutige Wörter, wie der Müßiggang (Faulheit), erinnern daran.

Die Römer haben „scholastikós“ latinisiert, wodurch der Begriff „scholasticus“ entstand. Dieser bedeutet übersetzt „schulisch“. In der Antike und im Mittelalter wurde der Begriff „Scholastik“ für alles verwendet, was mit Unterricht und Bildung zu tun hatte. Das deutsche Wort „scholastisch“ ist seit dem 17. Jahrhundert bezeugt. Auch hier bedeutet es: schulisch, bildend oder den Unterricht betreffend.

Welches Problem sollte die Scholastik lösen

Die Aufgabe der Scholastik war es, die Widersprüchlichkeit im Christentum aufzulösen. Und das Christentum ist wirklich voll von Widersprüchen. So glauben Christen an einen barmherzigen, allmächtigen und gütigen Gott, welcher die Welt erschaffen hat. Und da Gott der alleinige Schöpfer ist, hat er auch die Menschheit erschaffen. Aber wenn Gott so gut ist, warum führen seine Geschöpfe dann Kriege? Wieso hat dieser allgütiger Gott den Menschen mit bösen Gedanken, wie Neid oder Habgier, ausgestattet?

Die plausibelste Antwort wäre, dass Gott gar nicht gut sondern böse ist. Aber dies ist nicht im Sinne der gläubigen Christen. Stattdessen berufen sich Christen darauf, dass der Mensch einen freien Willen hat und deshalb böse sein kann. Und dieser freie Wille soll dem Gläubigen dazu befähigen, die richtige Seite – also das Gute (Gott) – zu wählen. Kopiert hat dies das Christentum vom Dualismus, wo es einen ständigen Kampf zwischen Gut und Böse gibt.

Doch nun kommt aber das Schicksal ins Spiel. Denn der allmächtige Gott ist auch Lenker des Schicksals. Im Polytheismus war es einfach. Es gab viele Götter, einige waren gut und andere waren böse. Aber alle Götter mussten sich dem Schicksal fügen. Das Christentum (Monotheismus) erhebt den Anspruch, dass Gott auch über dem Schicksal steht und dieses lenkt. Wenn es aber ein Schicksal gibt, welches Gott kennt und vorgibt – was ist dann mit dem freien Willen?

Theologie vs. Philosophie

Die frühen Christen traten demnach auf der Stelle und man besann sich auf die Philosophie. Sämtliche Philosophen, welche in der Tradition des Aristoteles standen, behaupteten von sich, dass ihre Antworten eindeutig widerspruchsfrei sein mussten. Es gab demnach nur ein Entweder-Oder bzw. ein Richtig oder Falsch. Und genau dieses Ideal trennte im Mittelalter die Theologie von der Philosophie.

Während fromme Christen mit den Achseln zuckten beim Gedanken an einen Gott, welcher barmherzig und verdammend zugleich sein konnte, wollten die Philosophen diesen Widerspruch mit Logik auflösen. Die Scholastik als philosophische Methode sollte genau das sein: Theologie mit rationalen Argumenten zu etwas Widerspruchsfreien machen.

Was waren Merkmale der Scholastik

Die Scholastik legte ihren Schwerpunkt auf das dialektische Denken. Demnach sollte das bestehende Wissen durch Schlussfolgerungen erweitert werden, um Widersprüche aufzulösen. Man zielte darauf ab, dass Glaube und Vernunft keine gegensätzlichen Konzepte seien, sondern in Einklang stehen.

Verschmelzung von Glaube und Wissenschaft

Glaube und Vernunft (ratio) sollten im Mittelalter kein Gegensatz sein. Denn aus dem Glauben sollte sich die Vernunft herleiten lassen. Dennoch gab es widersprüchliche Argumente, welche die scholastische Methode überwinden sollte.

So implizierte die scholastische Methode eine klare begriffliche Analyse. Es wurden Merkmalsunterschiede herausgearbeitet. Dann wurden Argumente und Gegenargumente abgewogen, um so den Widerspruch zu überwinden. Doch solange der Widerspruch zwischen Glauben und Vernunft weiterhin vorhanden war, galt das entsprechende Thema als nicht abgeschlossen.

Logik

Die Scholastiker versuchten die christliche Theologie, mit der Philosophie der Spätantike in Einklang zu bringen. Insbesondere Aristoteles Lehrsätze sollten mit den christlichen Dogmen verknüpft werden. Diese Ausrichtung kam neuen Fahrwind nach dem Vierten Kreuzzug (1202 – 1204), nachdem man Konstantinopel plünderte.

Die westlichen Theologen erhielten Zugang zu den griechischen Originaltexten von Aristoteles, Archimedes und dem Mathematiker Heron von Alexandria. Jene Texte wurden ins Lateinische übersetzt.

Fortan war man bestrebt, die Logik und Metaphysik eines Aristoteles aufzugreifen, um theologische und philosophische Fragen systematisch zu analysieren.

Autoritätsprinzip

Ein wesentliches Merkmal der Scholastik war das Autoritätsprinzip. Im Zentrum der wissenschaftliche Debatte standen Autoritäten, wie die Bibel, die Kirchenväter oder die Philosophen der Antike. Deren Lehre wurde als unwiderruflich und wahr angenommen.

Auf Grundlage dieser unwiderruflichen Argumente sollte die Verschmelzung zwischen Vernunft und Glauben erfolgen. Zentral dabei war, dass diese Texte immer wieder zitiert, wiederholt und kommentiert wurden.

Bildungsinstitutionen

Die Scholastik war ursprünglich ein Programm mittelalterlicher christlicher Denker. Diese versuchten die Autoritäten (Bibel usw.) in Einklang mit der Philosophie der Antike zu bringen.

In Klosterschulen wurde diese Methodik zuerst angewandt. Dort sollten die Geistlichen lernen, die die kirchlichen Dogmen mit logischen Argumenten (Aristoteles) zu untermauern.

Später wurden diese Programme auch auf Universitäten ausgeweitet, wo die scholastische Methode zur allgemeinen Lehrmethode wurde. Somit wurde die Scholastik zum Fundament bei der Entwicklung der modernen Wissenschaft und Philosophie.

Wie kann man sich die Scholastik am Beispiel vorstellen

Zu den bedeutendsten Beispielen bei der Verwendung der scholastischen Methode gehört der „Fünf-Wege-Beweis“ (quinque viae) von Thomas von Aquin. Ziel war es, mit Hilfe der Vernunft, die Existenz Gottes zu beweisen.

Um den Gottesbeweis zu erbringen, wurde die typische Struktur der Scholastik angewandt. Diese bestand aus These, Argumenten, Gegenargumenten, logischer Analyse und Schlussfolgerung.

These

Thomas von Aquin Gottesbeweis stützt sich auf den Bewegungsbeweis. Als Bewegung verstand er nicht nur die physikalische Ortsänderung im Raum. Stattdessen griff Thomas auch den aristotelischen Sinn auf und beschrieb Bewegung als den Übergang von der Möglichkeit in die Wirklichkeit.

Die Frage war: Gibt es einen ersten unbewegten Beweger, also Gott?

Argumente dafür

  • Alles was sich bewegt, wird von etwas anderem bewegt.
  • Eine unendliche Kette von Bewegungen ist nicht möglich.
  • Demnach muss es einen ersten Beweger geben, welcher die Dinge in Gang setzt (Gott).

Gegenargumente (Objectiones)

  • Wenn alles eine natürliche Ursache hat, braucht es keinen Gott.
  • Die Welt kann als Zufall entstanden sein.

Analyse und Schlussfolgerung

Thomas von Aquin argumentierte, dass Bewegung oder Veränderung nur durch etwas Anderes in Gang gesetzt werden kann. Eine natürliche Ursache hat er ausgeschlossen.

Da eine unendliche Kettenrückführung nicht möglich ist, muss es einen ersten Beweger geben, welcher dazu noch unbeweglich ist.

Damit ist für Thomas von Aquin der Gottesbeweis erbracht.

Wer sind die Scholastiker

Als Vater der Scholastik wird Anselm von Canterbury genannt. Dieser war Theologe im 11. Jahrhundert und kam ursprünglich aus Italien. Doch Anselm verließ im Alter von 23 Jahren seine Heimat und zog nach Canterbury in England. Dort wurde er Erzbischof und suchte nach philosophischen Lösungen, um Vernunft und Glauben in Einklang zu bringen.
Zwei Zitate von Anselm stellen die Grundposition der Scholastik dar:

  • Fides quaerens intellectum: „Glaube, der nach Einsicht sucht“
  • Credo, ut intelligam: „Ich glaube, damit ich verstehe“

Weitere Scholastiker waren:

  • Petrus Abaelardus (1079 – 1142)
  • Alexander von Hales (1185 – 1245)
  • Albertus Magnus (1200 – 1280)
  • Bonaventura (1221 – 1274)
  • Thomas von Aquin (1225 – 1274)
  • Johannes Duns Scotus (1265 – 1308)
  • Wilhelm von Ockham (1288 – 1347)

Thomas von Aquin veröffentlichte das Meisterwerk Summa Theologica (1265–1274). Jenes Werk gilt als Höhepunkt der scholastischen Philosophie. Die inhaltlichen Schwerpunkte in diesem Werk sind: der Gottesbeweis, die Sakramentenlehre, die Christologie, die Ethik und Moraltheologie, sowie die Anthropologie.

In allen Kapiteln folgt die Summa strikt der scholastischen Methode aus These bzw. Frage (Quaestio), Argumenten, Analysen und Schlussfolgerungen.

Welche Bedeutung hatte die Scholastik im Mittelalter

Im Mittelalter war die Scholastik die dominierende Lehrmethode an Universitäten. Dort strukturierte sie das Studium der Theologie, der Medizin, der Rechtswissenschaft und der Philosophie. Demnach prägte die Scholastik das gesamte höhere Bildungswesen im Mittelalter.

Die scholastische Methode legte dabei besonderen Wert auf logisches Denken und Argumentieren, eine präzise Begriffsdefinitionen und Unterscheidbarkeit zu ähnlichen Begriffen. Weiteres Augenmerk wurde auf das wissenschaftliche Streitgespräch (Disputation) gelegt, welches eine gewisse Struktur haben sollte.

Da viele Scholastiker zugleich auch Geistliche, Beamter, Lehrer, Richter und Berater von Fürsten waren – zog die scholastische Methode auch in sämtliche Bildungsfelder des öffentlichen Lebens ein. Durch die intellektuelle Elite wurde die gesellschaftliche Ordnung geprägt.

Welche Vorteile hatte die scholastische Methode

Die Scholastik bewirkte, dass das Wissen aus der Antike fortlebte und nicht verlorenging. Durch die Systematisierung von Wissen ergaben sich einzelne Wissenschaftsfelder und Kategorien, wodurch eine höhere Durchdringung, Spezialisierung und Vertiefung des Wissens ermöglicht wurde.

Weiterhin wurde eine präzise Methode des Denkens gefördert, indem Argumente kritisch geprüft und gegeneinander abgewogen wurden. Schließlich wurden so Widersprüche aufgedeckt und systematisch analysiert.

Welche Nachteile hatte die Scholastik

Anders als heutigen Wissenschaften fehlte es der Scholastik an Empirie. Demnach gab es keine Experimente und Beobachtungen, um Daten zu sammeln – welche eine Behauptung stützen können.

Heutige Wissenschaften sind alle empirisch und stützen sich auf Datenanalysen. Die Scholastik war eine rein logisch-deduktive Methode, welche zudem stark spekulativ war.

Hinzu kam, dass sich Scholastiker zu stark auf Autoritäten (Aristoteles, Bibel, Kirchenväter) bezogen. Dadurch wurden andere Lehrmeinungen unterdrückt, was dem Erkenntnisgewinn im Wege stand.

Da die Scholastik den Glauben bestätigen sollte, war sie unmittelbar mit der Kirche und ihren Dogmen verknüpft. Andere Ansätze und Ansichten wurden schnell als Ketzerei verschrien, wodurch der intellektuelle Freiraum extrem eingeschränkt wurde. Somit wurde die Scholastik eher zum Wissensbewahrer und zum Beschützer bestehender Dogmen, als zu einem System, welches tatsächlich neue Erkenntnisse erschaffen konnte.

Warum wollte der Humanismus die Scholastik überwinden

Der Humanismus begann als philosophische Strömung in Italien im 14. Jahrhundert, neue Ideen und Konzepte aufzubereiten. Im Mittelpunkt stand der Mensch, welcher sich gegenüber Gott und Kirche emanzipieren sollte.

Transportiert wurden diese Ideen in der Malerei, der Skulptur und anderer Kunst – was sich in der Renaissance niederschlug. Die Renaissancekunst setzte den Menschen in den Mittelpunkt und verdrängte somit die Heiligenbilder des Mittelalters.

Da der Humanismus bereits in der Antike aufkam – nennt man den neuerlichen Humanismus auch Renaissance-Humanismus. Bevor das Christentum die ganze Menschheit als Gottesgeschöpf herabstufte, gab es im antiken Griechenland und im römischen Reich durchaus Tendenzen zum Individualismus.

Der antike Mensch wurde als Individuum betrachtet, welcher Makel hatte – aber durchaus imstande war, diese abzulegen und sein Potential auszuschöpfen. Die Humanisten der Renaissance griffen genau diese Thematik wieder auf.

Die Vernunft war für die Humanisten eine Fähigkeit, welche sich durch das Menschsein ergab. In jedem Menschen wohnt ein Wesen, welches zur Vernunft befähigt ist. Diese menschliche Natur wollten die Humanisten ausschöpfen und einen vielseitig gebildeten Menschen (Homo universalis) formen. Die Scholastiker blockierten diese Denkweise, da die Autoritäten (Kirchenväter, Bibelautoren) solche Denkweisen nicht vorsahen.

Das Motto der Scholastik war: „Philosophia ancilla theologiae“. Und das bedeutet: „Die Philosophie ist die Magd der Theologie“. Die Philosophie als Vernunftlehre soll demnach dem Glauben dienen. Sie soll den Glauben erklären, verteidigen und systematisieren. Aber die Vernunft soll niemals den Glauben ersetzen.

Die Humanisten glaubten daran, dass einzig die Vernunft den Menschen befähigen kann- sein ganzes Potential abzurufen. Demnach müsse die Vernunft befreit werden. Da die Scholastik diese Vernunft eingesperrt und durch kirchliche Glaubensdogmen gefangen hielt, musste diese überwunden werden. Demnach setzten sich die Humanisten für eine Bildungsreform ein, welche die Scholastik weiterentwickeln oder überwinden sollte.

Wie unterteilt man die Scholastik

Die Scholastik wird klassisch in Früh-, Hoch- und Spätscholastik unterteilt. Jede Phase erstreckt sich über einen bestimmten Zeitraum und hat eigene Merkmale.

Frühscholastik

Unter Karl dem Großen fand im Frühmittelalter ein erster Versuch statt, sich auf die Antike zurückzubesinnen. Diese Proto-Renaissance äußerte sich in der Kunstwelt, aber auch in einer Bestrebung – die lateinische Sprache wiederzubeleben.

Die karolingische Renaissance lockte einige Gelehrte, wie Alkuin von York, nach Zentraleuropa. Diese brachten das Wissen von antiken Werken in griechischer Sprache nach Europa.

Im Jahr 787 verabschiedete Karl der Große ein Dekret, wonach in allen Abteien des Karolingerreichs diverse Schulen errichtet werden sollten. Von jenen Schulen leitet sich der Name „Scholastik“ ab.

Ein bedeutender Gelehrter am Hofe Karls des Großen war Johannes Scotus Eriugena, ein gebürtiger Ire. Jener war eine Ausnahmeerscheinung, da er Griechisch-Kenntnisse besaß. Dadurch wurden die griechischen Texte für die lateinsprechenden Gelehrten Westeuropas zugänglich.

Neben Anhelm von Canterburry in England und Peter Abelard in Frankreich gilt Eriugena als dritter Begründer der Scholastik.

Das Gelehrtentum der Klosterzeit in Mitteleuropa wurde begleitet durch die Rückeroberungen in Spanien (Reconquista), welche um 722 begannen. Die Spanier öffneten sich aber erst im 12. Jahrhundert für christliche Gelehrte, welche auf der iberischen Halbinsel auf jüdisch-arabische Philosophien stießen. Die Werke wurden übersetzt, wodurch dieses Wissen für die lateinisch-sprechenden Wissenschaftler Mitteleuropas ebenfalls zugänglich wurde.

Die Frühscholastik begann im 8. und 9. Jahrhundert und dauerte bis ins 12. Jahrhundert an. Zu den wesentlichen Merkmalen gehörten die Gebundenheit an Autoritäten und Texte, sowie die Abhängigkeit von der Theologie. Ein weiteres Wesensmerkmal der Frühscholastik war, dass diese an Dom- und Klosterschulen gebunden war. Dies änderte sich während der Hochscholastik.

Hochscholastik

Die Hochscholastik begann im 12. Jahrhundert und endete im 14. Jahrhundert. Zu dieser Zeit zog die scholastische Methode aus den Klosterschulen in die Universitäten ein.

Das Wissen der jüdisch-arabischen Kulturwelt wurde übersetzt und verbreitet. Und man fand die Schriften des Aristoteles wieder. Dadurch wurden das logischen Denken und Abwägen in die Scholastik eingeführt, für welche sie heute noch bekannt ist.

Die ersten scholastischen Universitäten entstanden in Paris und Bologna, dann in anderen Städten Spaniens, Italiens, Englands und Deutschlands. Der ganze Lehrbetrieb wurde aus seiner klösterlichen Bindung befreit und ein weltlicher Einfluss wurde bemerkbar.

Die Franziskaner und Dominikaner hatten Ordensideale, welche sich nicht auf Klöster beschränkten und die Ordensbrüder verbreiteten die scholastische Schule europaweit.

Was ist scholastische Medizin

Scholastische Medizin entwickelte sich im Umfeld der Medizinschule von Palermo. Die Mediziner orientierten sich an medizinischen Texten der Antike.

Alte Gelehrte wurden ebenfalls als Autoritäten anerkannt, deren Wissen systematisch in den Lehrbetrieb einfloss. Zu diesen Gelehrten gehörten Hippokrates, Galen und später auch der arabische Gelehrte Avicenna.

Sämtliche Krankheiten der scholastischen Medizinschule wurden mit der Vier-Säfte-Lehre (Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle) erklärt. Hinzu kam eine Moral- und Ethiklehre, welche sich auf den christlichen Glauben stützte. So wurden Krankheiten und Seuchen als Plagen oder Resultat einer menschlichen Verfehlung interpretiert.

Auch die Entfremdung von Gott und der christlichen Lehre wurden mit Krankheiten verknüpft, genauso wie kosmologische Vorstellungen – wie sie heute noch in der Esoterik zu finden sind.

Körperliche Gesundheit war als Spiegel der seelischen Ordnung gedacht worden. Sämtliche Krankheiten wurden als Prüfungen von Gott gesehen, um die Standheftigkeit und den Glauben zu prüfen.

Auch in der scholastische Medizin wurden sämtliche Beobachtungen, mittels der scholastischen Methodik analysiert. Es wurden Thesen aufgestellt, Argumente dafür und dagegen gesucht, um dann eine Schlussfolgerung zu ziehen.

Ab dem 13. Jahrhundert wurde Medizin an den Universitäten von Padua, Bologna und Paris gelehrt. Die Ausbildung war stark auf klassische Texte ausgerichtet.

Gibt es moderne Formen der Scholastik

Der Bedeutungsrückgang von Religion wird als Säkularisierung bezeichnet. Man kann es frei als Verweltlichung bezeichnen. Und jene Verweltlichung setzte am Ende des Mittelalters ein und dauerte bis heute an. Aber an die Stelle von den üblichen Religionen traten neue Glaubenssysteme, wie die Esoterik.

Schickten die Menschen früher noch Gebete zu Gott, so schreiben Esoteriker heute Briefe ans Universum. Viele Menschen glauben an Horoskope, an Sternzeichen und Tierkreiszeichen, orientieren sich daran und denken, dass die Stellung der Sternbilder irgendeinen Einfluss auf ihr Leben hat.

Beziehungen werden anhand von Sternbildern abgeglichen und selbst der individuelle Charakter jedes Einzelnen wird als Resultat des Sternzeichens gedeutet. Neben diesen Phänomenen gibt es noch Heilsteine, welche irgendeine mystische Kraft entfalten sollen.

Auf diesen Feldern bedient man sich nicht zwingend einer wissenschaftlicher Methodik, da viele Menschen diese Horoskope zunächst nur lesen und als spannend empfinden. Trifft dann irgendwann, irgendein Ereignis ein, beginnt der Glaube ans Horoskop zu wachsen. Das muss nicht wissenschaftlich untermalt werden, sondern geschieht schrittweise. Dass in den meisten Fällen die Vorhersagen nicht stimmen, wird individuell vernachlässigt.

Andere Felder, wie die Quantenheilung, müssen da schon tiefer in die Trickkiste greifen. Autoren auf diesem Gebiet erklären esoterische Zusammenhänge mit einem wissenschaftlichen Vokabular. Somit bekommt die ganze Sache einen wissenschaftlichen Anstrich, klingt hochtrabend und muss nicht bewiesen werden.

Natürlich fehlen sämtliche empirischen Beweise für Quantenheilung, Energiemedizin oder Matrix Energetics. Und echte Physiker bezeichnen dies als Quantenquatsch. Aber durch die wissenschaftlichen Wörter, welche zusammenhanglos in diese Theorien eingeworfen werden, bekommen die Konzepte eine höhere Glaubwürdigkeit.

Und so wie man den christlichen Glauben im Mittelalter rational und wissenschaftlich erklären wollte, erklären einige Autoren heute esoterische Ideen auf die gleiche Weise. Denn mit Büchern, Videoreihen und Vorträgen lässt sich sehr viel Geld verdienen.


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