König von Italien
Der König von Italien (lateinisch: Rex Italiae) war ein Titel, welchen Herrscher in der Spätantike bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs führten. Den Großteil dieser Zeit herrschte der König lediglich über Norditalien, während die Städte in Mittelitalien zu eigenständigen Republiken aufstiegen und sich im Süden souveräne Königreich bildeten.
Inhalt
Steckbrief
Offizielle Bezeichnung: | Rex Italiae (lateinisch) |
Bedeutung: | Monarch im Königreich Italien |
Bestehen: | 476 als Odoakers Reich (Nachfolger ab 493 wird das Ostgotenreich), Neugründung 962 als Teil des Heiligen Römischen Reiches (Reichsitalien) bis 1556, Erneuerung unter Napoleon Bonaparte (1805 - 1814), Erneute Gründung durch das Haus Savoyen 1861 bis 1946 |
Vorgänger: | Kaiser im Weströmischen Reich |
Nachfolger: | Präsident der italienischen Republik |
Warum gab es einen König von Italien
Entstanden ist der Titel nach dem Untergang des Weströmischen Reiches (476 n.Chr.). Denn der germanische Heerführer Odoaker setzte den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab, weshalb das Weströmische Reich formal unterging.
Von Ostrom (später Byzantinische Reich) wurde Odoaker als Verwalter von Norditalien bestätigt und erhielt den Titel: Dux Italiae.
Später bezeichnete sich Odoaker selbst als König von Italien (Rex Italiae), obwohl ihm die Legitimation dazu fehlte. Im Jahr 493 eroberten die Ostgoten schließlich das Reich Odoakers. Der ostgotische Anführer Theoderich der Großen bezeichnete sich fortan selbst als König von Italien.
Das Ostgotenreich hatte aber keinen Herrschaftsanspruch. Stattdessen war man im Byzantinischen Reich bestrebt, beide Teilreiche wieder zu vereinen. Im anschließenden Gotenkrieg gingen die Byzantiner als Sieger hervor, weshalb die ostgotische Dynastie bereits 552 endete.
Schließlich fielen 568 die Langobarden in Italien ein. Auch diese waren ein germanisches Volk, welches im Zuge der Völkerwanderung expandierte. Und die Langobarden eroberten Norditalien und gründeten dort das Langobardenreich.
Dieses Reich hatte etwa 200 Jahre bestand, bevor Karl der Große das Langobardenreich eroberte und es ins Karolingerreich eingliederte. Der Karolinger nahm den Titel „Rex Langobardorum“ („König der Langobarden“) an, was gleichbedeutend mit König von Italien war.
Als dann das Heilige Römische Reich als ein Nachfolgereich des karolingischen Frankenreichs gegründet wurde, erhielt Oberitalien den Status von Reichsitalien. Der erste König von Reichsitalien war Otto der Große (römisch deutsche Kaiser).
Worüber herrschte der König von Italien
In den folgenden Jahrhunderten blieb der Norden des heutigen Italiens ein Teil des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen. Der König von Italien war zeitgleich römisch deutscher Kaiser. Die Hauptstadt des Königreichs war Pavia in der Lombardei. Alle römisch-deutschen Kaiser wurden zuerst in Pavia als Könige von Italien gekrönt.
Diese Tradition behielt man bis zu Kaiser Karl V. (Krönung 1519) bei. Doch der Titel wurde immer bedeutungsloser. Und so war Karl V. der letzte Kaiser, welcher sich zuvor zum „italienischer König“ krönen ließ.
Schon im Hochmittelalter bildeten sich in Süditalien zwei weitere Königreiche: das Königreich Sizilien (ab 1130) und das Königreich Neapel (ab 1302).
Ganz Mittelitalien blieb unterdessen eigenständig. Und so bildeten sich mächtige Republiken: wie die Republik Genua, die Republik Florenz oder die Republik Venedig. Diese mächtigen Exportnationen waren kein Teil des italienischen Königreichs. Und die Stadt Rom gehörte dem Kirchenstaat.
Wer wurde erster König von Italien in der Neuzeit
Erster italienischer König der Neuzeit war Napoleon Bonaparte. Denn 1796 starteten die Franzosen den Italienfeldzug, welcher mit der Besetzung der Lombardei endete.
In der Folge gründeten die Franzosen die Cispadanische Republik und Transpadanische Republik im Norden Italiens. Beide Republiken sollten das Gedankengut des revoltierenden Frankreichs exportieren.
Schließlich wurden beide Republiken zusammengeschlossen und Bonaparte ließ sich 1805 zum König von Italien krönen.
Im Mailänder Dom übernahm Napoleon die Eiserne Krone der Langobarden, welche zuvor die Herrscher des Heiligen Römischen Reiches (bis 1519) getragen hatten. Somit war Napoleon der Kaiser der Franzosen und zugleich König von Italien (Personalunion).
Das Königreich Italien bestand bis 1814 und wurde im Zuge der Befreiungskriege und dem darauffolgenden Wiener Kongress wieder aufgelöst. Oberitalien wurde den Habsburgern (Österreich) zugesprochen. Die italienische Staatenwelt blieb allerdings weiterhin zerrüttet.
Wer wurde erster König von ganz Italien
Im Zuge des Wiener Kongresses entstand eine Stimmung in der italienischen Bevölkerung, wonach der Ruf nach einen Einheitsstaat bzw. Nationalstaat immer größer wurde. Diese Einigungsbewegung wird in der italienischen Geschichte als Risorgimento bezeichnet.
An der Spitze dieser Bewegung stand Viktor Emanuel II. aus dem Haus Savoyen (ursprünglich Burgunder-Dynastie). Dieser schaffte es 1861 den Großteil Italiens zu vereinigen. Da aber Rom immer noch Teil des Kirchenstaates war, wurde zunächst Turin zur Hauptstadt des italienischen Königreichs. Im Jahr 1870 eroberte König Viktor Emanuel II. schließlich auch Rom und gliederte es ins Königreich ein. Zu diesem Zeitpunkt waren erstmals alle italienischen Stadtstaaten in einem einheitlichen Nationalstaat vereint.
Warum gibt es heute keinen König von Italien mehr
Das Königreich Italien nahm an beiden Weltkriegen teil, brachte den Faschismus (Mussolini) hervor und wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs aufgelöst. An dessen Stelle trat die Italienische Republik, welche heute noch existiert.
Wer war König von Italien
Odoakers Zeit |
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König von Italien | Regierungszeit |
Odoaker | 4. September 476 – 15. März 493 |
Ostgoten-Zeit |
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Im Ostgotenreich war der Monarch der alleinige König über die Ostgoten und zugleich Vizekönig des Byzantinischen Kaisers über die römischen Bürger in Italien. | |
Vizekönig in Italien und König der Ostgoten | Regierungszeit |
Theoderich der Große | 15. März 493 – 30. August 526 |
Athalaric | 526 – 534 |
Amalasuintha | 2. Oktober 534 – 30. April 535 |
Theodahad | 534 – ca. Dezember 536 |
Vitiges | 536 – 540 |
Ildibad | 540 – 541 |
Erarich | 541 |
Totila | 541 – 1. Juli 552 |
Teia | 552 – 552/553 |
Byzantinische Zeit |
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Die byzantinischen Kaiser dehnten ihre Macht über Italien aus, um das antike römische Reich wiederherzustellen. So fiel 553 der letzte ostgotische König. Das Territorium ging an Kaiser Justinian I. (der Große). | |
König von Italien und Kaiser des Byzantinischen Reiches | Regierungszeit |
Justinian der Große | 553 - 565 |
Justin II. | 565 - 568 |
Langobarden-Zeit |
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Ab 568 fielen die Langobarden in Norditalien ein und gründeten das dort das langobardische Königreich. Die Byzantiner wurden zurückgedrängt auf die Grenzen des Exarchat von Ravenna. Dieser byzantinische Verwaltungsbezirk blieb bis 751 bestehen, bevor Teile des Territoriums in der Republik Venedig, dem Kirchenstaat und dem Langobardenreich aufgingen. | |
König von Italien und König der Langobarden | Regierungszeit |
Alboin | 568 – 572 |
Kleph | 572 – 574 |
Authari | 584 – 590 |
Agilulf | 591 - 616 |
Adaloald | 616 - 626 |
Arioald | 626 - 636 |
Rothari | 636 - 652 |
Rodoald | 652 - 653 |
Aripert I. | 653 - 661 |
Perctarit | 661 |
Godepert | 662 |
Grimoald | 662 - 671 |
Garibald | 671 |
Perctarit | 671 - 688 |
Cunincpert | 688 - 700 |
Liutpert | 700 |
Raginpert | 701 |
Aripert II. | 701 - 712 |
Ansprand | 712 - 714 |
Liutprand | 714 - 744 |
Hildeprand | 744 |
Ratchis | 744 - 749 |
Aistulf | 749 - 756 |
Desiderius | 756 - 774 |
Franken-Zeit |
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Desiderius war der letzte Langobardenkönig. Er regierte zwischen 756 und 774. Desiderius Tochter war Prinzessin Desiderata, welche im Jahr 770 den karolingischen König Karl I. heiratete. Zwischen den Karolingern und den Langobarden herrschte dennoch ein angespanntes Verhältnis, welches zu einer Feindschaft eskalierte, nachdem die Langobarden den damaligen Papst Hadrian bedrohten und einige Papststädte überfielen. Zwischen Papst und den Franken bestand eine Allianz und Karl I. (der Große) sah sich als Beschützer des Papsttums und der katholischen Kirche. Im Frühjahr 773 schickte Karl zwei fränkische Armeen nach Norditalien, welche die langobardische Hauptstadt Pavia nach achtmonatiger Belagerung einnahmen. Desiderius und seine Frau wurden gefangen genommen, nach Frankreich geschafft und in Klosterhaft gesetzt. Karl der Große nahm den Titel "König der Langobarden" (Rex Langobardorum) an. Das war das erste Mal in der Geschichte, dass ein germanischer König den Titel seines eroberten Gebietes annahm. |
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König von Italien | Regierungszeit |
Karl I. (Karl der Große) | 774 - 814 |
Pepin (3. Sohn Karls) | 781 - 810 |
Bernard (unehelicher Sohn Pepins) | 810 - 817 |
Lothar I. | 818 - 855 |
Ludwig II. (Mitkönig unter Lothar, nach 855 Alleinherrscher) | 844 - 875 |
Karl II. der Kahle | 875 - 877 |
Carloman | 875 - 877 |
Karl III. der Dicke | 884 - 888 |
Berengar I. | 888 - 889 |
Wido von Spoleto | 889 - 894 |
Lambert von Spoleto | 894 - 896 |
Arnulf von Kärnten | 896 - 899 |
Ludwig III., der Blinde | 899 - 905 |
Berengar I. | 905 - 924 |
Rudolf II. | 924 - 926 |
Hugo I. | 926 - 946 |
Lothar II. | 946 - 950 |
Berengar II. | 950 - 961 |
Adalbert II. (Mitkönig) | 960 - 961 |
Reichsitalien |
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Als Lothar II. plötzlich und erwartet im Jahr 950 starb, ließen sich Berengar II. und dessen Sohn Adalbert II. zu Königen wählen und in Pavia krönen. Adalbert sollte die noch junge Witwe Lothars heiraten, um seinen Königsanspruch dynastisch zu unterstreichen. Doch die Königswitwe, namens Adelheid, weigerte sich und floh. Bei Otto I. fand Adelheid die nötige Unterstützung. Dieser zog nach Italien, besiegte Berengar und heiratete Adelheid selbst. Dann ließ er sich ohne Krönung zum König der Langobarden ausrufen. Berengar wurde zum Vasallen Ottos und bekam Norditalien als Lehen. In den nächsten Jahren nutzte Berengar diverse Schwächephasen Ottos aus, um Norditalien zurückzuerobern. Beim Italienfeldzug 960/61 wurde Berengar endgültig abgesetzt, nach Bamberg geschickt, wo er 966 starb. Otto I. ließ sich in Rom zum Kaiser krönen und begründete das Heilige Römische Reich. Norditalien blieb Lehen des Kaisers und wurde zu Reichsitalien. |
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König von Reichsitalien | Regierungszeit |
Otto I. (der Große) | 951 - 973 |
Otto II. | 973 - 983 |
Otto III. | 983 - 1002 |
Arduin von Ivrea | 1002 - 1004 |
Heinrich II. | 1004 - 1024 |
Konrad II. | 1027 – 1039 |
Heinrich III. | 1046 – 1056 |
Heinrich IV. | 1056 - 1105 |
Heinrich V. | 1111 – 1125 |
Konrad III. | 1128 – 1135 |
Friedrich I. Barbarossa | 1154 – 1190 |
Heinrich VI. | 1191 – 1197 |
Otto IV. | 1208 – 1212 |
Heinrich VII. | 1311 - 1313 |
Ludwig IV. | 1327 – 1347 |
Karl IV. | 1355 – 1378 |
Wenzel von Luxemburg | 1378 – 1400 |
Sigismund von Luxemburg | 1410 – 1437 |
Albrecht II. von Habsburg | 1437 – 1439 |
Friedrich III. von Habsburg | 1452 – 1493 |
Karl V. | 1519 – 1556 |
Napoleonische Zeit |
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Mit Napoleons Italienfeldzug (1796/97) begann dessen militärische Karriere, welche mit der Besetzung der Lombardei endete. 1804 ließ sich Napoleon zum Kaiser der Franzosen krönen und 1805 errichtete er in Norditalien einen Klientelstaat. Dort ließ er sich zum König von Italien krönen. Dieser Klientelstaat überlebte die Napoleonische Ära nicht und wurde durch den Wiener Kongress (1815) in verschiedene Herzogtümer und Kleinkönigreiche aufgeteilt. | |
König von Italien | Regierungszeit |
Napoleon I. Bonaparte | 1805 - 1814 |
Königreich Italien |
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Nach dem Wiener Kongress begann in Italien ein Streben nach Einheit und Unabhängigkeit. Ein italienischer Nationalstaat sollte entstehen. Im Revolutionsjahr 1848 eskalierten diese Bestrebungen in bewaffnete Konflikte. In Norditalien standen die Kleinstaaten zunächst noch unter dem Einfluss vom Königreich Neapel und dem Königreich Sizilien. Doch ab Mitte des 19. Jahrhunderts konnte das Haus Savoyen große Teile Norditaliens ins Königreich Sardinien integrieren. Fortan versuchte man die Regierungen in Neapel und Sizilien ebenfalls zu stürzen. Per Volksabstimmung 1861 wurde Sardinien zum Königreich Italien vereint. Nur der Kirchenstaat blieb souverän. Alle anderen Kleinstaaten Italiens schlossen sich dem Königreich an. 1870 wurde auch der Kirchenstaat und die Stadt Rom ins Königreich integriert. Das Haus Savoyen herrschte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Königreich, bevor in Italien die Republik ausgerufen wurde. |
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König von Italien | Regierungszeit |
Viktor Emanuel II. | 1861 - 1878 |
Umberto I. | 1878 - 1900 |
Viktor Emanuel III. | 1900 - 1946 |
Umberto II. | 1946 |