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Phlegräischen Felder


Die Phlegräischen Felder sind ein Supervulkan, welcher sich am Golf von Neapel auf einer Gesamtfläche von 200 km² ausdehnt. Auf dem gesamten Gebiet gibt es mehr als 50 Eruptionsherde.

Die größte bekannte Eruption vollzog sich vor etwa 39.000 Jahren und wird mit dem Aussterben der Neandertaler in Verbindung gebracht. Der letzte große Ausbruch geschah 1538, wodurch der Vulkankegel Monte Nuovo entstand. Dieser befindet sich westlich von Neapel auf dem Gemeindegebiet von Pozzuoli. Auch die Phlegräischen Inseln im Golf von Neapel entstanden durch Eruption der Phlegräischen Felder.

Seit 2020 werden die Phlegräischen Felder noch intensiver erforscht, um einen erneuten Ausbruch vorherzubestimmen.

Steckbrief

Gebiet der Phlegräischen Felder

Gebiet der Phlegräischen Felder


Phlegräische Felder
Lage:Italien, Region Kampanien, Provinz Neapel
Höhe:457 Meter über dem Meeresspiegel
Letzter Ausbruch:29. September bis 6. Oktober 1538

Satellitenbilder der Phlegräischen Felder

Satellitenbilder der Phlegräischen Felder

Was bedeutet Phlegräische Felder

Der Name „Phlegräische Felder“ stammt aus dem Altgriechischen (Phlegraía pedía). Das erste Wort „phlégein“ bedeutet brennen oder entflammen. Und das zweite Wort (pedía) bedeutet bilden. Also kann man es frei als Flammenbildend übersetzen. Schon in der Antike war das Gebiet für seine vulkanischen Aktivitäten bekannt, weshalb man den griechischen Namen vergab.

Die Römer vergaben den lateinischen Namen: Phlegraei campi. Der lateinische Begriff war eine Herleitung vom altgriechischen Wort. Das Wort „campi“ ist eine Ableitung von „campus“, was Fläche bedeutet. Demnach kann man es als Flammenfläche übersetzen.

In Italien wird das Gebiet als Campi Flegrei bezeichnet. Die Italiener übernahmen den lateinischen Begriff der Römer und wandelten ihn ins heutige Italienische um.

Wie entstanden die Phlegräischen Felder

Die Phlegräischen Felder entstanden durch mehrere Vulkanausbrüche, welche sich über mehrere hunderttausend Jahre erstreckten.

Der Ausbruch vor 39.000 Jahren führte zu einer riesigen Vertiefung (Caldera), welche 15 km lang ist. Die ganze Region ist ein Vulkanfeld mit Magmakammern, welche unterirdisch verbunden sind.

Luftaufnahme von Solfatara in Pozzuoli (Phlegräischen Felder), Bildnachweis: Stefano Tammaro/shutterstock.com

Luftaufnahme von Solfatara in Pozzuoli (Phlegräischen Felder), Bildnachweis: Stefano Tammaro/shutterstock.com

Aufgrund chemischer Analysen der Lava und des Lavagesteins können Schlussfolgerungen getroffen werden, ob unterirdische Kammerverbindungen vorliegen. Deshalb spricht man nicht von einem Vulkan sondern von einem Vulkanfeld.

Warum gehört der Vesuv nicht zu den Phlegräischen Feldern

Der Vesuv liegt ungefähr 20 km westlich der Phlegräischen Felder. Zwischen den Feldern und dem Vesuv existieren keine gemeinsamen Magmakammern, wodurch beide als eigenständige Vulkane betrachtet werden.

Warum sind die Phlegräischen Felder ein Supervulkan

Supervulkane ist eine Bezeichnung für die größten Vulkane der Welt. Anders als bei normalen Vulkanen sind deren Magmakammern so groß, dass sich keine Vulkankegel bilden. Stattdessen hinterlassen diese Vulkane beim Ausbruch einen Einbruchskessel, welcher als Caldera bezeichnet wird.

Als Indiz für einen Supervulkan-Ausbruch wird der Vulkanexplosivitätsindex herangezogen. Dieser setzt sich aus einer Reihe von Messwerten zusammen, welcher bspw. die Eruptionssäule oder die Auswurfsmasse heranzieht. Liegt dieser Wert über 7, handelt es sich um einen Supervulkan.

Beim Ausbruch vor 39.000 Jahren stießen die Phlegräischen Felder so viel Magma aus, dass die Magmakammer zusammenbrach. Hinterlassen wurde eine 15 km lange Vertiefung (Caldera).

Durch die Caldera-Risse werden die Phlegräischen Felder als Supervulkan eingestuft. Allerdings wurde der Vulkanexplosivitätsindex beim Ausbruch vor 39.000 Jahren nur auf 7 festgelegt. Dennoch werden die Ausmaße des Ausbruchs als so gravierend eingestuft, dass einige Autoren von einem Supervulkan sprechen. Andere Autoren ziehen den Index heran und entziehen den Feldern dem Supervulkan-Anspruch.

Was passierte beim Ausbruch der Phlegräischen Felder vor 39.000 Jahren

Der Vulkanausbruch vor 39.000 Jahren wird von Geologen als Kampanische Ignimbrit bezeichnet. Ein genauer Ausbruchsherd in den Phlegräischen Feldern ist nicht belegt, wird aber in der Bucht von Pozzuoli vermutet. Das eruptierte Magma (Lava) erreichte Entfernungen von bis zu 70 km und bedeckte eine Fläche von mindestens 1.500 km². In einiger Literatur werden 30.000 km² angegeben.

Hinzu kam die Asche, welche bei einem Vulkanausbruch als Tephra bezeichnet wird. Und dieses Tephra bedeckte eine Fläche von 2 bis 4 Millionen km². Zum Teil war diese Tephra-Schicht meterdick.

Die Asche reichte im Osten bis ins heutige Russland, bedeckte Georgien und weite Teile Kasachstans. Anatolien (Türkei) und Gebiete im Nahen Osten waren ebenfalls bedeckt. Im Süden breitete sich die Asche bis in den Norden Ägyptens aus.

Was waren die Folgen vom Ausbruch vor 39.000 Jahren

Die Folge des Kampanische Ignimbrit war, dass Mitteleuropa zu einem tödlichen Lebensraum wurde. Erdgeschichtlich war damals das Erdzeitalter des Pleistozän, welches auch als Eiszeitalter bezeichnet wird. Mitteleuropa war zu diesem Zeitpunkt mit Eis bedeckt und bereits vor dem Vulkanausbruch ein lebensfeindliches Gebiet.

Durch den Ascheregen wurde das Trinkwasser vergiftet, wodurch der lebensunfreundliche Lebensraum plötzlich tödlich wurde. Außerdem verdunkelte die Eruption den Himmel, wodurch die Vegetation wegstarb. Ohne Pflanzen keine Tiere und keine Menschen. Weiterhin kühlte sich das eiszeitliche Klima noch mehr ab.

Menschenleeres Mitteleuropa

In Mitteleuropa waren zu diesem Zeitpunkt zwei Menschenarten heimisch: der Neandertaler und der Cro-Magnon-Mensch. Letztere gehört in die Stammeslinie des Homo sapiens, zählt also zu unseren direkten Vorfahren.

Die Cro-Magnon-Kultur dieser Zeit wird als Aurignacien bezeichnet. Die Unterscheidung nach Kulturstufen wird für die genetische Stammeslinie von Homo sapiens eine Bedeutung haben.

Während die Cro-Magnon-Menschen nach Südwesten auf die Iberische Halbinsel flohen, starben die Neandertaler aus.

Der Ausbruch des Supervulkans wird nicht zwingend als Grund für das Aussterben der Neandertaler herangezogen. Denn es wird vermutet, dass die Neandertaler-Populationen bereits rückläufig waren. Aber die Eruption der Phlegräischen Felder beschleunigte wohlmöglich das Aussterben und versetzte dem Neandertaler den endgültigen Todesstoß.

Massenaussterben

Vor 36.000 Jahren begann das Massenaussterben der Tierwelt in ganz Europa. Die ursprünglichen Tiere, welche auch in Afrika lebten, starben in Europa aus. Deshalb gibt es heute keine Höhlenlöwen, Nashörner oder Nilpferde mehr in Europa.

Nachdem sich Europa ökologisch erholt hatte, kamen andere Tierarten – welche mit den ausgestorbenen verwandt waren – nach Europa. Die ökologischen Nischen von Höhlenbären wurden durch Braunbären besetzt. Andere Nischen, welche von Spitzenprädatoren besetzt waren, wurden vom Wolf neu besetzt.

Rückkehr der Menschen

Die Aurignacien-Menschen auf der Iberischen Halbinsel blieben dort bis zum Ende des Letzteiszeitlichen Maximums (18.000 v.Chr.). Diese Megaeiszeit begann etwa 17.000 Jahre nach der Eruption der Phlegräischen Felder und machte Europa nochmals lebensunfreundlich.

In den 15.000 Jahren zwischen Vulkanausbruch und Beginn der Megaeiszeit blieb Mitteleuropa aber nicht menschenleer. Denn es kamen andere Menschen aus dem Osten nach Mitteleuropa, welche zur Kultur des Gravettien gehörten. Doch die Gravettien-Menschen starben ebenfalls aus, als die Megaeiszeit (Letzteiszeitliches Maximum) etwa 24.000 v.Chr. begann.

Nach Ende des Letzteiszeitlichen Maximums kehrten die Aurignacien-Menschen von der Iberischen Halbinsel nach Mitteleuropa zurück und wurden zu genetischen Vorfahren der Europäer.

Was geschah beim letzten Ausbruch der Phlegräischen Felder

Der letzte Vulkanausbruch der Phlegräischen Felder geschah im September 1538 und wird als Monte-Nuovo-Eruption bezeichnet. Dabei entstand innerhalb von 24 Stunden ein 140 m hoher Vulkanberg, welcher als Monte Nuovo (italienisch: „Neuer Berg“) bezeichnet wird.

Die Magma-Ansammlung begann 300 Jahre zuvor und im 15. Jahrhundert nahmen die vulkanischen Aktivitäten deutlich zu. So kam es zwischen 1470 und 1472 zu mehreren Erdbeben-Serien, welche als Schwarmbeben bezeichnet werden.

Zu größeren Erdbeben kam es 1505 und 1508 in der Region Pozzuoli, bei denen auch Gebäude einstürzten. Bei einem schweren Erdbeben 1537 wurde der Dom von Pozzuoli schwer beschädigt. Auslöser dieser Erdbeben war das aufsteigende Magma, welche aus den Kammern gelangte. Beim Aufstieg des Magmas wurde eine Strecke zwischen 4 und 5 km zurückgelegt.

Am 28. September 1538 begann der Vulkanausbruch. Jener Ausbruch dauerte 8 Tage, kostete 24 Menschen das Leben und zerstörte den Ort Tripergole vollständig. Der Averner See, westlich von Neapel, wurde endgültig vom Mittelmeer abgeschnitten.

Luftaufnahme des Averner-Sees (Lago d'Averno), Bildnachweis: Stefano Tammaro/shutterstock.com

Luftaufnahme des Averner-Sees (Lago d’Averno), Bildnachweis: Stefano Tammaro/shutterstock.com

Wie gefährlich sind die Phlegräischen Felder heute noch

Im Jahr 2012 wurden unterirdische Aktivitäten gemessen und die Warnstufe rundum die Phlegräischen Felder erhöht.

Forscher untersuchten das Gestein vom Ausbruch von 1538 und verglichen die Daten mit dem Gestein, welches vor dem letzten Großereignis ausgestoßen wurde. Aufgrund der Ähnlichkeiten gehen die Forscher davon aus, dass ein ähnlich katastrophales Großereignis bevorsteht – welches vor 39.000 Jahren zur Calderabildung führte.

Erdbeben 2022

Seit 2012 kommt es zu einer Reihe von Erdbeben, welche in ihrer Intensität zunehmen. So kam es am 16. März 2022 zu einem Beben der Stärke 3,5 und am 29. März 2022 zu einem Beben der Stärke 3,6.

Erdbeben 2023

Im August 2023 wurden die Bewohner um Neapel vom italienischen Zivilschutz gewarnt und darüber aufgeklärt, wie bei einer Eruption vorgegangen wird.

Im September 2023 kam es zu mehreren Beben der Stärke 3,8 und 4,2. Hinzu kam, dass es im September 2023 zu einer signifikanten Bodenerhebung von 10 mm kam.

Im Oktober kam es zu einem Beben im Großraum Neapel mit Stärke von 4,0, weshalb etwa 500.000 Menschen evakuiert worden.

Erdbeben 2024

Im April 2024 stieg der Boden nochmals um 15 mm an. Am 24. Mai 2024 ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 4,4, welches als schwerstes Beben der letzten 40 Jahre eingestuft wurde.

Im Juni 2024 folgte ein weiteres Beben der Stärke 4,0. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 4 km. Mitte August kam es zu einer Reihe von Schwarmbeben, aber die Geschwindigkeit der Bodenerhebung nahm ab.

Erdbeben 2025

Am 13. März 2025 kam es zu einem Erdbeben der Stärke 4,4. Das Hypozentrum lag im Golf von Pozzuoli in einer Tiefe von 2 km. Es folgten mehrere Nachbeben, eine Frau wurde schwer verletzt und einige Gebäude wurden beschädigt.