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Geschichtsbewusstsein


Geschichtsbewusstsein ist die mentale Fähigkeit des Menschen, sich vorstellen zu können, dass die Menschheit einer zeitlichen Entwicklung unterlag bzw. unterliegt.

Was bedeutet Geschichtsbewusstsein

Die Aufgabe der Geschichte ist es, die Vergangenheit zu rekonstruieren. Doch seit den 1975-er Jahren wurden weitere Aufgaben für die Geschichte definiert. So sollte die Geschichtsdarstellung ein Bewusstsein für die Vergangenheit eines Individuums und einer Gesellschaft schaffen. Dadurch sollte jeder Mensch sich der Geschichte seines Volkes oder seiner Nation bewusst werden. Durch die gemeinsame Vergangenheit entsteht ein nationales Geschichtsbewusstsein, welches die Menschen in einem Land mental vereint und ein Zugehörigkeitsgefühl entfacht.

Die Erkenntnis, dass die Menschheit eine Entwicklung nahm, wirkt sinnstiftend auf die Gegenwart. Jedes Ereignis der Gegenwart wird mit Ereignissen aus der Vergangenheit in Bezug gesetzt. Diese Bezugnahme ist Folge vom Vorhandenseins eines Geschichtsbewusstseins, fördert dieses allerdings auch.

Das Bewusstwerden einer gemeinsamen Vergangenheit bewirkt, dass sich eine gemeinsame Identität über alle Menschen ergibt. Jedoch ist in kleineren Bezugsrahmen (z.B. Nationalität, Volk) die Wirkung einer gemeinsamen Vergangenheit viel identitätsstiftender als über Landesgrenzen hinaus.

Neben Sprache, Sitten und Brauchtum ist die Besinnung auf die gemeinsame Vergangenheit ein Identitätsmerkmal, welches eine Nation oder ein Volk zusammenhält, geistige Nähe schafft und ein Zusammengehörigkeitsgefühl bewirkt. Mentale Konzepte, wie Nationalstolz, Patriotismus oder Vaterlandsliebe entstehen durch Einwirkung eines nationalen Geschichtsbewusstseins. Gleichzeitig lässt das historische Bewusstsein auch Erinnerungskultur (Denkmäler) und Schuldkultur (Mahnmäler) entstehen.

Wie wird Geschichtsbewusstsein gefördert

Im Schulfach Geschichte und Gesellschaftskunde werden Inhalte der nationalen Vergangenheit vermittelt, um so ein gemeinsames Geschichtsbewusstsein aller Schüler zu fördern. Dabei werden bestimmte Aspekte aus der Vergangenheit positiv beleuchtet und andere negativ dargestellt. Durch diese selektive Vermittlung bildet der Geschichtsunterricht einen erzieherischen Teil ab, um Schüler von heute zu Staatsbürgern von morgen zu formen.

Durch diese Form der Geschichtserziehung soll ein Bewusstsein für die nationale Vergangenheit geschaffen werden und zugleich soll vorgebeugt werden, dass die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden. In die Geschichtserziehung fließen demnach auch Elemente der Demokratieerziehung und der Diktaturablehnung ein.

Neben der direkten Erziehung eines nationalen Geschichtsbewusstseins bewirken Denkmäler vom Krieg, von nationalen Errungenschaften oder Ausstellungen in Museen ein indirektes Erinnern an die nationale Vergangenheit. Auch die Erinnerungskultur soll staatstragend wirken und negative Elemente der Vergangenheit mahnend und positive Aspekte sinnstiftend darstellen. Neben Denkmäler tragen auch nationale Feiertage zum Geschichtsbewusstsein bei.

Welche Wirkung hat ein nationales Geschichtsbewusstsein

Neben der identitätsstiftenden Komponente bewirkt die Geschichtserziehung auch, dass sich Werte in einer Gesellschaft etablieren können und falsche Werte der Vergangenheit abgelehnt werden, so dass diese nie wieder aufkommen können.

Literatur

  • Bodo von Borries, Geschichtslernen und Geschichtsbewußtsein: Empirische Erkundungen zu Erwerb und Gebrauch von Historie, ISBN: 3129226257*
  • Jürgen Zimmerer, Erinnerungskämpfe: Neues deutsches Geschichtsbewusstsein, ISBN: 3150114543*
  • Petra Kunik (Autor), Rolf Glaser (Autor), Susanna Faust-Kallenberg (Hrsg.) (Autor), Erinnerungskultur und Geschichtsbewusstsein, ISBN: 3955583252*
  • Andreas Heuer, Geschichtsbewusstsein, ISBN: 3899747011*
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