Erfindung der Schrift und deren Entwicklung
Alte Keilschrift aus Babylon mit Schriftzeichen, welche die Sumerer und Assyrer nutzten
Die Geschichte der Schrift umfasst verschiedene Schriftsysteme, welche zu unterschiedlichen Zeiten auf der Welt entstanden. Zu den ältesten anerkannten Schriftsystemen gehören die Hieroglyphenschrift im Alten Ägypten und die Keilschrift der Sumerer in Mesopotamien. Beide Schriften entstanden etwa 4.000 v.Chr.
Inhalt
Steckbrief
| Name der Erfindung: | Schrift |
| erste Schrift: | Keilschrift der Sumerer in Mesopotamien (vor 3300 v.Chr.) und die Hieroglyphenschrift im Alten Ägypten (etwa 3200 v.Chr.) |
| erstes Alphabet: | Die Phönizier hatten im 11. Jahrhundert v. Chr. das erste Schriftsystem, welches auf Buchstaben basiert. Die Entwicklung und der Ursprung der phönizischen Schrift ist nicht eindeutig geklärt. |
| weitere Schriften: | Europäischen Schriften: -protosinaitische Schrift (Vorläufer der phönizischen Konsonantenschrift) entstanden vor dem 17 Jhd. v.Chr. -Linearschrift A der Minoer auf Kreta (etwa 16. Jahrhundert v.Chr.), entstanden aus dem phönizischen Alphabet (protosinaitisch) -Linearschrift B der mykenischen Kultur in Griechenland (etwa 15. Jahrhundert v.Chr.), entstanden aus der Linearschrift A -griechische Schrift (entstanden im 9/10. Jhd. v.Chr.), entstanden aus dem Alphabet der Phönizier -aramäische Schrift (8 Jhd. v.Chr.) entwickelte sich aus dem phönizischen Alphabet -das hebräische Alphabet entwickelte sich aus der aramäischen Schrift im 7/6 Jhd. v.Chr. -die etruskische Schrift entwickelte sich im 7. Jahrhundert v. Chr. aus dem phönizischen Alphabet -die lateinische Schrift entwickelte sich im 1. Jhd. v.Chr. aus dem etruskischen Alphabet -Runenschrift der Germanen im 2. Jahrhundert n.Chr. Asiatische Schriftsysteme: -Orakelknocheninschrift entstanden im 2. Jahrtausend v.Chr. -Chinesische Schrift entstanden aus der Orakelknocheninschrift (2. Jahrtausend v.Chr.) -Brahmi-Schrift (Indien) etwa 250 v.Chr. Afrikanische und amerikanische Schriften: -sämtlichen europäischen, afrikanischen und amerikanischen Schriftsysteme basieren auf dem lateinischen Alphabet |
Was sind die ältesten Schriften der Welt
Neben den Schriftsystemen der Sumerer und Ägypter werden andere Schriften diskutiert, welche wohlmöglich noch älter sein könnten. Zu diesen Schriftsystemen, welche oftmals nur als Markierungen erhalten sind, gehören:
- die Jiahu-Schrift aus China (entstanden etwa 6000 v.Chr.)
- und die Vinca-Schrift aus Rumänien (entstanden etwa 5300 v.Chr.)
Enthalten waren die Schriftsymbole auf prähistorischen Artefakten. Von einigen Forschern werden die chinesischen Schriftzeichen als älteste Schrift überhaupt interpretiert. Doch die Mehrzahl von Archäologen betrachtet die Markierungen nicht als Schrift, sondern als Merkmale einer langen Periode des Zeichengebrauchs.
Älteste Formen des schriftlichen Chinesisch entstanden im späten 2. Jahrtausend v.Chr., indem Zeichen in Orakelknochen eingeritzt wurden. Die Orakelknochenschrift geht auf die Regierungszeit der Shang-Dynastie zurück und ob die Jiahu-Schrift ein Vorläufer dieser Schriftform war, wird noch diskutiert.
Ähnlich verhält es sich mit der Vinca-Schrift aus Rumänien. Die Markierungen wurden auf den Tontafeln von Tărtăria gefunden, welche 1961 entdeckt wurden. Da auch die Vinca-Zeichen auf eine sehr frühe Schriftentwicklung hindeuten, löste der Fund eine Kontroverse aus, deren eindeutige Klärung noch nicht abgeschlossen ist.
Die älteste Schrift, welche auch als Schrift gedeutet wird, ist die Keilschrift der Sumerer. Diese entstand im 4. Jahrtausend v.Chr., also rund 1000 Jahre nach den Vinca-Zeichen. Die Hieroglyphenschrift der Ägypter entstand erst zwei Jahrhunderte später. Sowohl Keil- als auch Hieroglyphenschrift gingen aus einer Bilderschrift hervor.
altägyptische Hieroglyphenschrift
Warum wurde die Schrift erfunden
Schrift wurde entwickelt, um die Verwaltung im Staat zu organisieren. Sowohl Ägypten als auch Sumer waren Staaten mit einem hierarchisch aufgebauten Staatsapparat und ausgeprägten Beamtentum.
Die Schrift war eine Methode der Buchführung. Dabei wurden Tabellen und Warenlisten auf Tontafeln geritzt, vermutlich um als Gedächtnisstütze für die Buchführung zu fungieren. Durch die Markierungen in den Tontafeln leitet die Forschung ab, dass die Sumerer bereits Zahlungsmittel und ein komplexeres Zahlensystem kannten. Auch Eigentumsurkunden können nachgewiesen werden.
Wie entwickelte sich die Schrift
In Mesopotamien entstand etwa 3300 v.Chr. eine Bilderschrift mit 900 Piktogrammen (Bildzeichen, Symbolen). Für die Zeit um etwa 2700 v.Chr. können die ersten Tontafeln mit geritzten Symbolen in Uruk nachgewiesen werden.
Früheste Funde ägyptischer Hieroglyphen sind auf eine Zeit von etwa 3200 v.Chr. datiert. Anders als die Keilschrift der Sumerer blieb die Hieroglyphenschrift bis 390 n.Chr. im Wesentlichen erhalten. Doch die ursprünglich reine Bilderschrift der Ägypter entwickelte sich weiter zu einer Lautschrift, bei welcher jedes Symbol einen einzelnen Laut darstellte. Damit waren die Symbole miteinander kombinierbar und ließen es zu, sämtliche Wörter zu verschriftlichen.
Die europäischen Schriftsysteme, welche aus einem Alphabet mit Buchstaben bestehen, entwickelten sich aus der phönizischen Schrift. Der Ursprung dieser Schrift kann bisher nicht hergeleitet werden. Jedoch ist bekannt, dass die Phönizier ihre Schrift im 11. Jahrhundert v.Chr. bereits einsetzten. Aus wird angenommen, dass sich die phönizische Konsonantenschrift aus der protosinaitische Schrift herleitet. Diese entstand vermutlich während der Bronzezeit im Alten Ägypten, gelangte über die Halbinsel Sinai ins Land Kanaan (Naher Osten) und wurde dort vermutlich weiterentwickelt.
Das phönizische Manuskript mit dem ältesten Alphabet der Welt, ausgestellt in Beirut (Libanon), entstanden etwa 1500–1200 v. Chr., Bildnachweis: MysticaLink / Shutterstock.com
Das Schriftsystem der Phönizier verbreitete sich dann, wohlmöglich über Handelsbeziehungen, im Mittelmeerraum. Die Minoer auf Kreta übernahmen die Schriftzeichen der Phönizier und bildeten so die Grundlage für griechische Schrift, welche dann im 10. Jahrhundert v.Chr. daraus entstand.
Die lateinische Schrift im Römischen Reich wurde aus dem Schriftsystem der Etrusker herausentwickelt, welche wiederum das Alphabet der Griechen nutzten. Zunächst bestand das lateinische Alphabet nur aus 21 Schriftzeichen, später aus 23 Buchstaben. Erst zur Renaissance wurde weitere Buchstaben aufgenommen, so dass das Alphabet nun aus 26 Buchstaben besteht.
Die Res Gestae Divi Augusti (Taten des römischen Kaisers Augustus) in lateinischer Sprache, entstanden im 1. Jh. n. Chr.
Das deutsche Alphabet ist eine Erweiterung des lateinischen Alphabets um die Buchstaben Ä, Ö und Ü sowie dem Eszett (ß). Die erste Literatur in althochdeutscher Sprache entstand im Frühmittelalter aus Kirchentexten, welche Karl der Große übersetzen und schreiben ließ, um bspw. Taufgelöbnisse für Heiden zu erstellen. Das deutsche Alphabet mit den Umlauten (Ä, Ü, Ö) entstand erst im 16. Jahrhundert.