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Frühmensch


Illustration eines männlichen Frühmenschen (Homo-erectus)

Illustration eines männlichen Frühmenschen (Homo-erectus)


Frühmensch ist eine Sammelbezeichnung für alle ausgestorbenen Menschenarten der Gattung Homo außer Homo rudolfensis und Homo habilis, welche als Urmenschen bezeichnet werden. Somit umfasst die Gruppe der Frühmenschen den Neandertaler, Homo erectus, Homo ergaster und weitere Menschenarten. Viele Fossilien von Frühmenschen wurden lange Zeit als eigenständige Menschenarten geführt, dann allerdings als Unterarten bzw. Varianten des Homo erectus eingestuft. Populärwissenschaftlich wird Homo erectus mit dem Frühmenschen oft gleichgesetzt, weil sich aus ihm sämtliche andere Menschenarten (Heidelbergmensch, Jetztmensch, Neandertaler, Peking-Menschen) entwickelten.

Steckbrief

Name:Frühmenschen
Bedeutung:Sammelbezeichnung für alle ausgestorbenen Menschenarten außerhalb der Urmenschen
Vertreter:Homo ergaster, Homo erectus, Homo heidelbergensis, Homo neanderthalensis (Neandertaler), Homo antecessor, Homo floresiensis, Homo luzonensis, Homo naledi, Homo rhodesiensis, Java-Mensch (Homo erectus javanensis), Peking-Mensch (Homo pekinensis bzw. Homo erectus pekinensis)
Stammesgeschichte:Vorfahren: Urmenschen
Nachfahre: Jetztmensch (Homo sapiens bzw. Homo sapiens sapiens)
zeitliches Auftreten:vor etwa 2 Mio. Jahren bis vor 30.000 bzw. vor 12.000 Jahren
örtliches Auftreten:Zunächst Afrika, vermutlich Ost- und Südafrika. Später auch Asien und Europa.
Körpergröße:etwa 100 cm (Homo floresiensis) bis 185 cm (Homo ergaster, Hochrechnung des gefundenen Nariokotome-Jungen)
Gehirnvolumen:380 cm³ (Homo floresiensis) bis Neandertaler (1.750 cm³)
Nahrung:zunächst pflanzlich dann tierisch
Wohnstätte:Lebten als Jäger und Sammler in Zelten, bestehend aus Tierhäuten und Fellen als Überhang und Knochen als Gestänge.

Was ist der Frühmensch

Unter dem Begriff „Frühmensch“ werden allgemein alle früheren Menschenarten zusammengefasst, welche bereits ausgestorben sind. Abzugrenzen sind vom Frühmenschen die beiden ursprünglichsten Menschenarten Homo habilis und Homo rudolfensis. Ebenfalls nicht zu den Frühmenschen gehören die Vormenschen (Australopithecus, Paranthropus und Kenyanthropus), welche vor der Menschheit existierten und zwar zu den Hominini gezählt werden, aber nicht zur Menschheit.

Die Frühmenschen gehören, wie auch die Urmenschen, zur Menschheit und stellen somit die zweite Stufe der Menschheitsgeschichte dar. Als erster Vertreter der Frühmenschen wird Homo ergaster genannt, welcher vor etwa 2 Mio. Jahren lebte und möglicherweise ein Bindeglied zwischen Urmenschen und Homo erectus (Frühmensch) darstellen könnte.

Woher kamen die Frühmenschen

Die Wiege der Menschheit liegt in Afrika. Dort entwickelten sich Homo ergaster und Homo erectus vor etwa 2 Mio. Jahren. Letztere gilt als erste Menschenart, welche Afrika vor etwa 1,8 Mio. Jahren verließ. Die Migrationsroute war Nordafrika über die Halbinsel Sinai bis in den Nahen Osten. Von dort ausgehend, breitete sich Homo erectus auch über Asien und Europa aus.

Welche Arten von Frühmenschen gab es

Insgesamt werden 9 Frühmenschen-Arten ausgemacht, wobei deren Artstatus teilweise umstritten ist:

  • Homo antecessor: ausgestorben vor 0,9 Mio. Jahren (Artstatuts umstritten)
  • Homo erectus: Aussterbezeitpunkt unbekannt
  • Homo ergaster: ausgestorben vor 1,4 Mio. Jahren
  • Homo floresiensis: ausgestorben vor 60.000 Jahren
  • Homo heidelbergensis: ausgestorben vor 200.000 Jahren
  • Homo luzonensis: ausgestorben vor 66.000 Jahren (Artstatus umstritten)
  • Homo naledi; ausgestorben vor 300.000 Jahren (Artstatus umstritten)
  • Homo neanderthalensis: ausgestorben vor etwa 30.000 Jahren
  • Homo rhodesiensis: ausgestorben vor 300.000 Jahren (Artstatus umstritten)

Zeittafel der Menschenarten aus der Gattung Homo

Zeittafel zum Auftreten und Aussterben der Urmenschen und Frühmenschen


Homo erectus gilt als erste Menschenart, welche Afrika verließ und sich auch in Eurasien ausbreitete. Da sich in Eurasien aus Homo erectus verschiedene andere Menschenarten entwickelten, konnte der Aussterbezeitpunkt bisher nicht rekonstruiert werden. So werden bspw. der Peking-Mensch (vor 780.000 Jahren), der Java-Mensch (vor 1 Mio. Jahren) oder der Solo-Mensch (vor 110.000 Jahren) als asiatische Varianten des Homo erectus gesehen.

Welche Frühmenschen lebten in Europa

In Europa werden mindestens 4 Menschenarten in der Altsteinzeit angenommen:

  • Homo erectus
  • Homo heidelbergensis, welcher sich wohlmöglich vor 600.000 Jahren aus Homo erectus entwickelte
  • Homo neanderthalensis (Neandertaler), welcher sich vor 230.000 Jahren aus Homo heidelbergensis entwickelte
  • Cro Magnon Mensch (frühe Homo-sapiens-Linie)

Homo erectus

Homo erectus wanderte vor 1,8 Mio. Jahren in Eurasien ein. Die ältesten Fossilien aus Europa stammen aus Dmanissi (Georgien) und sind 1,8 Mio. Jahre alt. In Europa kann Homo erectus auch in Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich und Südosteuropa nachgewiesen werden.

Noch umstritten ist, ob Homo antecessor (Spanien) als eigene Menschenart oder als spanische Variante von Homo erectus gesehen werden soll. Ebenfalls wird diskutiert, ob der Heidelbergmensch (Homo heidelbergensis) aus Deutschland, Frankreich und Westeuropa ebenfalls eine lokale Variante von Homo erectus gewesen ist oder nicht.

Homo heidelbergensis und Neandertaler

Illustration eines Frühmenschen (Neandertaler)

Illustration eines Frühmenschen (Neandertaler)


Aus Homo heidelbergensis entwickelte sich vor etwa 230.000 Jahren ein noch robusterer Menschentyp, welcher besser an die Eiszeit angepasst schien. Der Nachfolger des Heidelbergmenschen ist der Neandertaler, welcher auf jeden Fall als eigenständige Art betrachtet wird.

Archaischer Homo sapiens und Cro-Magnon-Menschen

Noch in Afrika entwickelte sich aus der verbliebenen Homo-erectus-Population eine neue Menschenart, welche als Bindeglied zum Jetztmenschen verstanden wird. Diese, als archaischer Homo sapiens bezeichnete, Art entstand wohlmöglich zuerst in Südafrika vor etwa 300.000 Jahren. In Ostafrika ist der archaische Homo sapiens vor etwa 160.000 Jahren belegbar. Genauso wie sein Vorfahre wanderte auch Homo sapiens vor etwa 100.000 Jahren aus Afrika ab und erreichte den Nahen Osten.

Die ersten Funde von Homo sapiens in Europa wurden in einer Höhle in Frankreich im Jahr 1868 gemacht. Man bezeichnete den frühen Jetztmenschen in Europa als Cro-Magnon-Menschen, benannt nach dem Erstfund. Die Einwanderung des Cro-Magnon-Menschen nach Europa wird etwa vor 45.000 Jahren angenommen. In Europa und im Nahen Osten trafen die Cro-Magnon-Menschen auf Neandertaler, die zweite Menschenart, der Eiszeit. Es kam zum Gentransfer (Fortpflanzung) und zum kulturellen Austausch.

Darstellung einer Szene im Zeitalter der Frühmenschen mit Neandertalern und Cro Magnon Menschen (Homo sapiens, Jetzmensch-Linie)

Darstellung einer Szene im Zeitalter der Frühmenschen mit Neandertalern und Cro Magnon Menschen (Homo sapiens, Jetzmensch-Linie)

Jetztmensch

Vor etwa 30.000 Jahren starben die Neandertaler aus und der Cro-Magnon-Mensch blieb als letzte Menschenart in Europa und vermutlich auf der ganzen Welt bestehen. Durch den Gentransfer mit dem Neandertaler veränderte sich der archaische Homo sapiens bzw. Cro-Magnon-Mensch genetisch nochmals, wodurch der moderne Mensch entstand. Seit dem Wegfallen des Neandertalers macht es keinen Sinn, eine zweite Menschenart zu erwähnen, weshalb man vom Jetztmensch (Homo sapiens oder auch Homo sapiens sapiens) spricht.

Wie groß war der Frühmensch

Die kleinsten Frühmenschen waren Homo heidelbergensis und der Neandertaler, dessen Größenangaben zwischen 1,6 m und 1,77 m variieren. Die Hochrechnung für Homo erectus und Homo ergaster ergaben Körpergrößen zwischen 145 und 185 cm. Vermutlich entwickelte sich die Körpergröße beim Heidelbergmenschen und Neandertaler zurück, da in der Eiszeit robustere Menschenarten deutlich größere Überlebenschancen hatten.

Eine kleinwüchsige Menschenart, welche in vielen Forscherkreisen als Variante von Homo erectus gesehen wird, war Homo floresiensis („Mensch von Flores“), welcher vor etwa 60.000 Jahren ausstarb. Die fossilen Individuen erinnern an die Größe der Vormenschen und sind kaum größer als 1 Meter. Man nimmt an, dass es sich beim Flores-Menschen um eine stammgeschichtliche Inselverzwergung oder eine krankhafte Population gehandelt haben könnte.

Nachbildung eines Frühmenschen:  Homo floresiensis („Mensch von Flores“), ausgestellt im Archäologischen Museum von Sangiran (Indonesien), Bildnachweis: DEVA PRASKA DEWANTARA / Shutterstock.com

Nachbildung eines Frühmenschen: Homo floresiensis („Mensch von Flores“), ausgestellt im Archäologischen Museum von Sangiran (Indonesien), Bildnachweis: DEVA PRASKA DEWANTARA / Shutterstock.com

Wann lebte der Frühmensch

Fossilien belegen, dass die Frühmenschen erstmalig vor etwa 2 Mio. Jahren in Afrika auftraten. Der Aussterbezeitpunkt für Homo erectus, ist aufgrund verschiedener Folgearten, nicht belegt. Der letzte Frühmensch war der Neandertaler, welcher vor etwa 30.000 Jahren ausstarb.

Bis zum Beginn der Mittelsteinzeit (vor etwa 12.000 Jahren) werden die Cro Magnon Menschen (Homo sapiens Linie) in europäischer Forschertradition ebenfalls als Frühmenschen geführt, da die Entwicklung zum anatomisch modernen Menschen erst zum Übergang ins Holozän (Warmzeitalter) abgeschlossen schien.

In US-amerikanische Literatur wird eine Unterscheidung zwischen Homo sapiens (Jetztmensch) und Cro Magnon Mensch zu keiner Zeit getroffen. Demnach starben die Frühmenschen mit dem Wegfall des Neandertalers (vor 30.000 Jahren) aus.

Welche Merkmale hatte der Frühmensch

Körperbau

Gegenüber den Urmenschen hatte Homo erectus einen anderen Körperbau. Der Trend ging hin zu kürzeren Armen und längeren Beinen. Diese anatomische Anpassung ermöglichte erst, dass der aufrechte Gang der Frühmenschen perfektioniert werden konnte. Weiterhin veränderte sich der Mittelfuß, was prähistorische Fußspuren belegen. Das Fußgewölbe wurde eingerückt, wodurch ein energiesparendes Abfedern und Abrollen des Fußes möglich wurde.

Gehirn

Gleichzeitig nahm die Hirnmasse sprunghaft zu. So hatten Homo habilis und Homo rudolfensis ein Gehirnvolumen zwischen 600 und 750 cm³. Beim Homo erectus wird ein Hirnvolumen bis 1.250 cm³ angenommen. Für die asiatischen Varianten (Peking-Mensch) sind Hirnvolumen von 1060 cm³ dokumentiert wurden.

Lebensweise

Neben dem aufrechten Gang, des vergrößerten Schädels und dem Anstieg an Hirnmasse veränderte sich auch das Leben der Menschheit. Denn Homo erectus war wohlmöglich die erste Menschenart, welche jagte. Zuvor waren die Menschen lediglich Sammler und Pflanzenfresser gewesen, welche mit Steinwerkzeuge zwar Tierknochen spalteten, aber selbst keine Tiere erlegten. Mit Homo erectus änderte sich dies. Fortan wurden Tiere per Hetzjagd getrieben und zu Tode gehetzt. Die Ausdauerjagd ohne Waffen stellt die ursprünglichste Jagd-Variante der Steinzeit dar.

Spätere Frühmenschen, wie Heidelbergmensch und Neandertaler, entwickelten Speere, Pfeil und Bogen und andere Waffen.

Homo erectus gilt auch als erste Menschenart, welche das Feuer beherrschte. Die ältesten Feuerstellen der Welt befinden sich in den Wondercave in Südafrika, sind älter als 1 Mio. Jahre und stammen vermutlich vom Homo erectus.

Steinwerkzeuge

Nutzten die Urmenschen noch den Chopper und andere Geröllwerkzeuge, fand durch Homo erectus auch ein Produktionswechsel statt. Die Frühmenschen entwickelten den Faustkeil, welcher bis zum Ende der Altsteinzeit als Universalwerkzeug eingesetzt werden sollte. Ältere Steinwerkzeuge, wie der Chopper, verschwanden nicht vollständig und konnten in der Umgebung von Homo erectus Fundstellen in Asien sichergestellt werden.

Wie ernährte sich der Frühmensch

Zahnschmelzanalyse von Urmenschen deuten daraufhin, dass diese sich überwiegend pflanzlich ernährten. Dieser Nahrungsstil ist weit verbreitete unter Menschenaffen, zu denen der moderne Mensch auch zählt. Allerdings veränderte sich das Gebiss der Frühmenschen kaum. Im Grunde waren die Backenzähne gegenüber den Vormenschen sogar kleiner, was eine geringere Kauleistung bedeuten würde. Man geht aber davon aus, dass die Kauleistung nicht mehr nötig war, da die Frühmenschen gelernt hatten – mittels Steinwerkzeugen – ihre Nahrung zu zerkleinern.

Ob die allerersten Frühmenschen bereits Aasfresser waren, bleibt umstritten. In der Homo erectus Linie mit Heidelbergmensch, Neandertaler und Jetztmenschen entstanden die ersten Jagdwaffen, wie die Schöniger Speere (Heidelbergmensch). Als Homo erectus die Jagd erfand, ging die Menschheit vom Sammler zum Jäger über. Fleischnahrung nahm nun deutlich zu.

Was sind Unterschiede zwischen Frühmenschen und Vormenschen

Allgemein werden die Vormenschen zu den Affen und die Frühmenschen zur Menschheit gezählt. Denn Vormenschen, wie Australopithecus, waren Geschöpfe, welche heutigen Schimpansen glichen. Sie lebten überwiegend auf Bäumen, bauten dort Nester und verließen wohlmöglich die schützenden Baumkronen nur zum Trinken. Der aufrechte Gang war anatomisch möglich, konnte sogar archäologisch nachgewiesen werden, jedoch bleibt die bipedale Lebensweise der Vormenschen eine Hypothese, welche stark angezweifelt wird.

Die Frühmenschen – insbesondere Homo erectus – entwickelten den aufrechten Gang weiter, so dass auch längere Fußmärsche möglich waren. Dies führte dazu, dass die Menschheit zum Jäger werden und auch dazu, dass die Frühmenschen aus Afrika auswandern konnten. Durch den aufrechten Gang, konnte der Schädel auf dem Rumpf getragen und musste nicht mehr vor dem Körper getragen werden. Dadurch war es möglich, dass der Schädel größer und schwerer werden konnte. Das bedeutet, dass das Gehirn wachsen konnte, weshalb die Vormenschen noch eine Hirnvolumen von etwa 400 cm³ hatten, die Frühmenschen schon die 1000 cm³ überschritten.

Was sind Unterschiede zwischen Frühmensch und Urmensch

Die Urmenschen entwickelten vor etwa 2,5 Mio. Jahren die ersten Steinwerkzeuge. Ob die Urmenschen bereits vollumgänglich aufrecht stehen und gingen, ist umstritten. Vor etwa 2 Mio. Jahren tauchten mit Homo ergaster und Homo erectus die zwei frühesten Frühmenschenarten auf. Für letzteren ist der aufrechte Gang nachgewiesen. Es veränderte sich die Anatomie gegenüber den Urmenschen (kürzere Arme, längere Beine). Auch das Hirnvolumen nahm erneut zu (von etwa 650 cm³ auf 1000 cm³).

Literatur

  • Dieter Hornemann, Gottes dritter Versuch: Das Rätsel der Menschwerdung, ISBN: 3825152545*
  • Josef H. Reichholf (Autor), Fritz Wendler (Illustrator), Das Rätsel der Menschwerdung: Die Entstehung des Menschen im Wechselspiel mit der Natur, ISBN: 3423330066*
  • Dierk Suhr, Das Mosaik der Menschwerdung: Vom aufrechten Gang zur Eroberung der Erde: Humanevolution im Überblick, ISBN: 3662568292*
  • Friedemann Schrenk (Autor), Die Frühzeit des Menschen: Der Weg zum Homo sapiens (Beck’sche Reihe), ISBN: 3406736009*
  • Dierk Suhr (Autor), Das Mosaik der Menschwerdung: Vom aufrechten Gang zur Eroberung der Erde: Humanevolution im Überblick, ISBN: 3662568292*
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