Tilman Riemenschneider
Tilman Riemenschneider, geboren um 1460 in Heiligenstadt (Thüringen) und gestorben am 7. Juli 1531 in Würzburg (Bayern), war ein bedeutender Bildhauer und Holzschnitzer der Spätgotik und Frührenaissance. Er gilt als bedeutender Vertreter beider Kunstepochen und stellt eine Brückenfigur dar, an dessen Werk sich der Übergang ablesen lässt. Weiterhin war Tilman Riemenschneider ein Bürgermeister der Stadt Würzburg und ein Freiheitskämpfer während des Deutschen Bauernkrieges (1524-26).
Inhalt
Steckbrief
Name: | Tilman Riemenschneider |
Geboren: | um 1460 in Heiligenstadt im Eichsfeld (Thüringen) im Heiligen Römischen Reich |
Gestorben: | am 7. Juli 1531 in Würzburg im Heiligen Römischen Reich |
Epoche: | Kunstepoche: Spätgotik, Frührenaissance Geschichtsepoche: Spätmittelalter, Frühe Neuzeit |
Bedeutung: | Bildhauer, Holzschnitzer, Kommunalpolitiker, Freiheitskämpfer, Bürgermeister |
Bedeutendsten Werke: | Heilig-Blut-Altar in St. Jakob, Rothenburg ob der Tauber: Dieser Altar ist ein Meisterwerk der Spätgotik und zeigt Szenen aus dem Leben Christi. Marienaltar in der Würzburger Marienkapelle: Ein beeindruckender Flügelaltar mit Darstellungen der Mariengeschichte. Kreuzigungsgruppe im Münnerstädter Pfarrgarten: Diese Skulpturengruppe zeigt die Kreuzigung Jesu und ist ein Beispiel für Riemenschneiders dramatische Darstellung. Kruzifix in der St. Kilian-Kirche, Würzburg: Ein eindrucksvolles Kruzifix, das die Leiden Christi einfühlsam darstellt. Madonna im Rosenkranz in der St. Jakobskirche, Rothenburg ob der Tauber: Diese Skulptur zeigt Maria mit dem Jesuskind und ist ein Beispiel für Riemenschneiders zarte Darstellung. |
Wer war Tilman Riemenschneider
Künstler
Tilman Riemenschneider gilt, aufgrund der Vielzahl seiner Werke, als einer der produktivsten und vielseitigsten Bildhauer der Übergangszeit zwischen der Spätgotik, der er im Wesentlichen angehörte, und der Kunst der nordischen Renaissance. Er gilt als Meister des Steins- und des Lindenholzes.
Politiker
Außerdem war Tilman Riemenschneider ein Kommunalpolitiker in Würzburg. Er wurde im Jahr 1504 in den Unteren Rat der Stadt einberufen und behielt dieses Amt für die nächsten 20 Jahre. In diesem Amt bekleidete er mehrere Stellen, u.A. als Baumeister oder Fischereimeister. Auch als Vermögensverwalter der Würzburger Marienkapelle war er tätig. Er ließ sich in den Jahren 1520/21 zur Wahl des Bürgermeisters aufstellen und gewann diese. Das Amt des Würzburger Bürgermeisters bekleidete Riemann bis 1524.
Freiheitskämpfer
Als 1524 in Thüringen die Deutschen Bauernkriege ausbrachen, verbündete sich die Würzburger Bevölkerung mit den Thüringer Bauern. Fürstbischof Konrad II. von Thüringen drohte der Stadt mit Vernichtung, was die Proteste und Solidarität allerdings nicht eindämmte. Es kam zur entscheidenden Schlacht am 4. Juni 1525 außerhalb von Würzburg, welche das Herr des Bischofs für sich entscheiden konnte.
In der Folge wurden die Ratsherren von Würzburg verhaftet und in die Festung Marienberg verschleppt. Diese Festung, welche sich oberhalb des Würzberger Stadtkerns befindet, war eine Residenz des Bischofs und wurde nun zum Foltergefängnis.
Auch Tilmann Riemenschneider war für zwei Monate in Folterhaft. Nachdem die Hälfte seines Vermögens gezahlt wurde, durfte Riemenschneider das Foltergefängnis verlassen und lebte fortan zurückgezogen.
Wie ist Tilman Riemenschneider gestorben
Nach seiner Haftentlassung (1524) zog sich Tilman Riemenschneider weitestgehend zurück. Er lebte zusammen mit seiner vierten Ehefrau auf einem Gutshof, namens „Hof zum Wolfmannszichlein“ – welches sich in der Franziskanergasse in Würzburg befand. Dort lebte und arbeitete er weiterhin als Künstler. Er starb am 7. Juli 1531 in Würzburg und wurde auf dem Friedhof zwischen dem Würzburger Dom und dem Kollegiatstift Neumünster beigesetzt.
Lebenslauf, Biografie und Werke
Datum | Ereignis |
---|---|
1459 | Zwischen 1459 und 1462 wurde Tilmann Riemenschneider in Heiligenstadt im Eichsfeld (Thüringen) geboren. |
1466 | Als Tilman Riemenschneider etwa 5 Jahre alt war, zog die Familie nach Osterode am Harz um, wo sich sein Vater als Münzmeister niederließ. |
1473 | Etwa 1473 lernte Riemenschneider die Bildhauerei und das Holzschnitzen. Einige Quellen deuten daraufhin, dass die Ausbildung in Ulm und Straßburg geschah. |
1478 | Erster Besuch in Würzburg, Sein Onkel besorgte ihm eine Anstellung im Kollegiatstift Haug, welche Riemenschneider allerdings ausschlug. |
1483 | Anstellung als Malerknecht in Würzburg, Aufnahme in der Malergilde der Stadt am 7. Dezember 1483 |
1485 | Heirat mit Anna Schmidt am 28. Februar 1485, in der Folge wurden ihm die Bürgerrechte der Stadt verliehen und er erlangte die Meisterwürde |
1490 | Weitere Werke um 1490: -Hassenbacher Vesperbild - Heilige Magdalena von Engeln erhoben -Magdalenenretabel (Münnerstedter Altar) -Muttergottes mit Kind |
1491 | Werke: -Apostel-Abschiedsaltar -Adam und Eva aus Sandstein in der Marienkapelle in Würzburg |
1493 | -Steinerne Madonna im Kollegiatstift Neumünster in Würzburg |
1495 | -Mondsichelmadonna, ausgestellt im Museum für Angewandte Kunst in Köln |
1496 | Grabmal des Bischofs Rudolf II. von Scherenberg im Dom St. Kilian in Würzburg |
1497 | Zweite Ehe mit Anna Rappol |
1499 | Kaisergrab im Bamberger Dom |
1500 | Apostelaltar, Kirchenväteraltar und Verkündigungsaltar aus Lindenholz in der evangelische Dorfkirche St. Leo in Bibra (Thüringen) |
1500 | Um 1500 gehörte Tilmann Riemenschneider zu den angesehensten Bürgern der Stadt. Seine Verdienste als Künstler verschafften ihm Wohlstand. Er besaß mehrere Häuser, Grundstücke und Weinberge. |
1501 | Heiligblut-Retabel aus Lindenholz in der Jakobskirche in Rothenburg ob der Tauber |
1503 | Muttergottes auf der Mondsichel, ausgestellt im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg |
1504 | Berufung in den Unteren Rat der Stadt Würzburg |
1505 | Statue des Heiligen Jakobus dem Älteren, ausgestellt im Bayerischen Nationalmuseum |
1505 | Marien-Retabel aus Lindenholz in der Herrgottskirche in Creglingen |
1505 | Kreuzigungs-Retabel in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Detwang |
1505 | Skulptur der Hl. Anna und ihre drei Gatten aus Lindenholz, ausgestellt in der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst in Berlin |
1505 | Lüsterweibchen als Holz für die ehemalige Johanniterkirche Schwäbisch Hall |
1506 | Die zweite Ehefrau (Anna Rappolt) starb im neunten Ehejahr. |
1507 | Dritte Ehe mit Margarete Wurzbach |
1508 | Trauernde Frauen aus Holz |
1509 | Zwölfbotenaltar aus Lindenholz, ausgestellt im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg |
1510 | Ölberggruppe aus Sandstein, ausgestellt in der Pfarrkirche Sankt Laurentius (Ölbergkapelle) in Würzburg-Heidingsfeld |
1510 | Heilige Elisabeth v. Thüringen, ausgestellt im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg |
1510 | Trauernde Maria, ausgestellt im Museum für Franken in Würzburg |
1510 | Heilige Barbara, ausgestellt im Bayerischen Nationalmuseum |
1515 | Beweinungsgruppe Christi aus Holz, zu sehen in der Pfarrkirche St. Peter u. Paul in Großostheim |
1516 | Kruzifix für die Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina in Steinach an der fränkischen Saale |
1520 | Nachdem auch die dritte Ehefrau (Margarete Wurzbach) gestorben war, heiratete Tilman Riemenschneider ein viertes Mal. Die vierte Ehefrau, welche ebenfalls Margarete hieß, war ebenfalls schon Witwe. Sie brachte ein Gutshof in die Ehe ein (Hof zum Wolfmannszichlein). |
1520 | Epitaphaltar des Fürstbischofs Lorenz von Bibra im Dom St. Kilian in Würzburg |
1520/21 | Wahl zum Bürgermeister von Würzburg |
1521 | Madonna im Rosenkranz für die Wallfahrtskirche Maria im Weingarten bei Volkach |
1524 | Ende seiner Kandidatur als Bürgermeister und Ausbruch des Deutschen Bauernkrieges |
1525 | Versammlung der Bauern vor den Stadttoren Würzburgs, die Bürger der Stadt verbünden sich mit den Bauern gegen Fürstbischof Konrad II. von Thüngen, welcher auf der Festung Marienberg (oberhalb der Stadt) residiert |
1525 | Entscheidungsschlacht zwischen den Bauern und den Truppen des Erzbischofs vor den Stadttoren Würzburgs (4. Juni 1525) |
1525 | Zerschlagung des Bauernheeres und Inhaftierung Riemenschneiders, Freilassung nachdem die Hälfte seines Vermögens eingezogen wurde |
1531 | Riemenschneider lebt und arbeitet zurückgezogen auf dem Grundbesitz seiner letzten Ehefrau (Hof zum Wolfmannszichlein), wo er am 7. Juli 1531 starb |