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Thesenanschlag Luthers


Der Thesenanschlag von Martin Luther fand am 31. Oktober 1517 in Wittenberg statt. Angeschlagen wurden die 95 Thesen, mit denen Martin Luther den Ablasshandel kritisierte. Der Anschlagsort soll das Tor der Schlosskirche von Wittenberg gewesen sein. Ob der Thesenanschlag tatsächlich so stattfand, gilt als umstritten.

Steckbrief

Thesentür der Schlosskirche von Wittenberg, Bildnachweis: Ralf Gosch/shutterstock.com

Thesentür der Schlosskirche von Wittenberg, Bildnachweis: Ralf Gosch/shutterstock.com


Luthers Thesenanschlag
Wann:31. Oktober 1517 (Reformationstag)
Wo:Tor der Schlosskirche von Wittenberg
Wer:Martin Luther
Was:95 Thesen zur Sinnlosigkeit des Ablasses

Nahaufnahme der Thesentür (Schlosskirche Wittenberg), Bildnachweis: Bill Perry / Shutterstock.com

Nahaufnahme der Thesentür (Schlosskirche Wittenberg), Bildnachweis: Bill Perry / Shutterstock.com

Was war der Thesenanschlag

Der Thesenanschlag ist ein bedeutendes historisches Ereignis, welches 1517 in Wittenberg stattfand. Am 31. Oktober des Jahres nagelte Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg. Daraufhin wurde die Reformation in der Kirche ausgelöst.

In der Folge reformierte sich die Kirche nicht nur, sondern sie teilte sich auch auf. Es entstanden zwei unterschiedliche Strömungen bzw. Konfessionen, welche heute noch bestehen. Die Anhänger Luthers werden als protestantisch bezeichnet. Und die Gegner Luthers innerhalb der Kirchengemeinde werden als römisch-katholisch bezeichnet.

Wo fand der Thesenanschlag statt

Laut Philipp Melanchthon soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg genagelt haben. Die Schlosskirche war zu diesem Zeitpunkt ein Wallfahrtsort, aber auch ein akademischer Ort der Bekanntmachung.

Die Tür der Kirche fungierte ähnlich wie ein schwarzes Brett. Alles was man dort anschlug, sollte eine akademische Diskussion auslösen oder als akademische Bekanntmachung erkennbar sein.

Martin Luther war 1517 ein Professor für Theologie in Wittenberg. Und als er 1517 seine 95 Thesen an die Kirchentür nagelte, war dies als eine Bekanntmachung für seine Studenten gedacht.

Welche Thesen hat Martin Luther angeschlagen

(siehe auch Hauptartikel: Fragen und Antworten zu den 95 Thesen Luthers)

Die 95 Thesen sind eine Liste von 95 Forderungen bzw. Behauptungen (These = Behauptung). Zentrales Thema dieser Behauptungen ist der praktizierte Ablasshandel.

So ein Ablass war eine Urkunde, welche ein Christ kaufen konnte – um sich von seinen Sünden freizukaufen. Dadurch versprachen sich die Gläubigen einen Freikauf für das ewige Leben im Himmelreich (Gottesreich).

Die Methode des Ablassverkaufs war für die Kirche äußerst lukrativ und gewinnversprechend. Es gab richtige Ablassprediger, welche für den Verkauf solche Ablassbriefe öffentlich warben. Ein ziemlich bekannter Ablassprediger war Johann Tetzel, welcher nach der Thesenveröffentlichung ein Gegenspieler Luthers wurde.

Warum hat Luther seine Thesen angeschlagen

Luther war der Meinung, dass der Ablasshandel sinnlos war. Das Seelenheil und das damit versprochene ewige Leben konnte man sich – laut Luther – nicht erkaufen.

Stattdessen glaubte Luther, dass das Seelenheil ein Gnadengeschenk Gottes war. Und nur Gott konnte diese Gnade aussprechen oder verschenken. Ein Prediger hatte demnach kein Mitspracherecht bei der Gottesgnade.

Da in der Bibel der Beweis fehlte, dass der Ablass sinnvoll und kirchenjuristisch einwandfrei war – fühlte sich Luther in seinen Thesen bestätigt. Hinzu kam, dass Luther erkannte, dass die Wittenberger nicht mehr zur Beichte kamen. Stattdessen reisten sie nach Zerbst und Jüterbog, wo sie Ablassbriefe von Tetzel erwerben konnten.

Wie alt war Martin Luther beim Thesenanschlag

Luther wurde am 10. November 1483 geboren. Demnach war Luther beim Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517 genau 33 Jahre alt. Der Thesenanschlag fand 10 Tage vor seinem 34. Geburtstag statt.

Was passierte mit Luther nach dem Thesenanschlag

Luthers Thesenanschlag war als Aufforderung zu einer Diskussion gedacht. Diskutiert werden sollte, ob der Ablasshandel wirklich zu einem Seelenheil führe könne oder ob allein Gottesgnade dafür ausreiche.

Aber die Diskussion fand nicht wirklich statt. Stattdessen wurde der Thesenanschlag zu einem Selbstläufer. Denn auch außerhalb der akademischen Welt bekannten sich sehr viele Menschen zu Luthers Forderungen.

Die Finanzierungspolitik von Papst und Kirchenstaat wurde schon lange angezweifelt. Mit Luthers Thesen erhielten die Fürsten und Könige in Europa einen kirchenjuristischen Grund dafür, sich dem Machtapparat des Klerus zu entziehen. Denn tatsächlich gab es keine religiöse und auch keine kirchenjuristische Grundlage in der Bibel, welche den Ablasshandel vorsah.

Ketzerei-Vorwürfe

In der Folge wurde Luther richtig berühmt, für die Kirche aber höchst gefährlich. So wurden Hoftheologen des Papstes beschäftigt, welche Luthers Thesen prüfen sollten. Diese kamen zu dem Entschluss, dass die Ablasskritik mit Kirchenkritik gleichzusetzen sei. Deshalb wurde Luther 1518 an Ketzer angeklagt.

Die Stadt Wittenberg war damals ein Teil des Kurfürstentums Sachsen. Und der Kurfürst von Sachsen war Friedrich der Weise. Dieser hatte in Wittenberg verschiedene Reliquien zusammentragen lassen, wodurch die Stadt zu einem Wallfahrtsort wurde. Die Pilger kamen von überall her, um in Wittenberg ihre Buße verrichten zu können. Durch den Ablasshandel war die Buße überflüssig, weshalb auch der Kurfürst gegen diesen Handel war.

Da der Kurfürst das Recht hatte, an der Wahl des deutschen Königs teilzunehmen, hatte er politische Macht. Und diese Macht nutzte Friedrich der Weise von Sachsen und bewirkte, dass Luther sich vor dem Reichstag erklären durfte.

Reichsbann und Flucht

Der Reichstag fand 1521 in Worms statt. Luther sollte dort widerrufen, tat es aber nicht. Deshalb verhängte Kaiser Karl V. die Reichsacht (Ächtung) über ihn. Er wurde demnach verfolgt und sollte verhaftet werden. Aber Friedrich der Weise nutzte seine politische Macht, um mit dem Kaiser auszuhandeln – dass der Reichsbann nicht für das Kurfürstentum Sachsen gelte.

Daraufhin konnte Luther nach Eisenach fliehen und kam auf der Wartburg unter. Dort lebte er als Junker Jörg und übersetzte das Neue Testament der Bibel ins Deutsche.

Mit der Bibelübersetzung konnten nun alle selbst nachlesen, was das tatsächliche Gotteswort war und wie es um den Ablasshandel stand. Schon 1522 durfte Luther nach Wittenberg zurückkehren.

In den nächsten Jahren kam es zu einer protestantischen Propaganda, welche durch die Erfindung des Buchdrucks ermöglicht wurde. In der Folge entstanden massenweise Flugblätter und Bilder, wodurch sich der Reformationsgedanke rasant über ganz Europa ausbreiten konnte.

Gab es den Thesenanschlag wirklich

Lange galt der Thesenanschlag als ahistorische Legendenerzählung. In der DDR wurde Luthers Thesenanschlag als revolutionärer Auftakt zur Niederschlagung alter Machtstrukturen gefeiert. Im Dritten Reich wurde ein ähnliches Narrativ verbreitet. Doch tatsächlich wurde unter Historikern lange angezweifelt, dass ein tatsächlicher Thesenanschlag überhaupt stattfand.

Laut Philipp Melanchthon soll sich der Thesenanschlag genauso ereignet haben. Aber auch diese Erzählung sollte wahrscheinlich nur das Narrativ eines Aufstandes weiter untermauern.

Was tatsächlich als historisch gesichert gilt, ist ein Brief – welchen Martin Luther am 31. Oktober 1517 verfasst hatte. Dieser Brief war an Albrecht von Brandenburg adressiert gewesen. Und dieser war der Erzbischof von Mainz. Im devoten Ton eines Bettelmönchs hat Luther den Ablasshandel kritisiert. Dem Brief legte Luther seine 95 Thesen bei.

Weitere Briefe folgten an andere Erzbischöfe, sowie an akademische Gelehrte. Es sollte eine wissenschaftliche Diskussion über die Rechtmäßigkeit des Ablasshandel angestoßen werden. Es folgten aber Kirchenbann und Ketzerei-Vorwürfe.